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Inhalt:1944, die Alliierten bereiten die Invasion des europäischen Festlands an der Küste der Normandie vor, die Rote Armee rückt auf Berlin zu und das Japanische Kaiserreich verliert im Pazifikkrieg Insel um Insel. Der 2. Weltkrieg scheint für die Alliierten so gut wie entschieden. Doch dann kommt der so genannte D-Day, der ganz anders abläuft als erwartet. Die Nazis haben die nordischen Götter wiedererweckt und gewinnen den Krieg. Nun sind die Amerikaner in der Defensive und kämpfen ums nackte Überleben, einen Kampf um die Freiheit und das schon seit Jahrzehnten. Anfang der 60er Jahre bietet sich Chris Turing eine Chance, denn der Gott Loki will überlaufen und sich gegen seine Leute stellen. Es ist auch allerhöchste Zeit, denn die Alliierten stehen vor dem Ende. Zusammen machen sie sich auf nach Gotland, um sich gegen Odin und Thor zu stellen. Der Beginn einer Legende… doch das ist nur der Anfang.
Schreibstil & Artwork:“Life Eaters“ ist ein ganz besonderes Werk mit einer ganz besonderen Idee, die ihre Anfänge am Ende des 2. Weltkrieges nimmt, dann aber einen ganz anderen Weg geht, als den, den wir tatsächlich kennen. Soweit ist das sicherlich nichts Neues, auch andere Autoren hatten die „Was wäre wenn die Nazis irgendwie den Krieg gewonnen hätten“-Idee bereits, aber David Brin geht einen eigenen Weg und verknüpft seine Parallelwelt mit der nordischen Sage und ihren Göttern. Die Asen sind ein wichtiger Bestandteil, durch den die Nazis den 2. Weltkrieg gewinnen und eine grausame Welt schaffen, die sich beständig im Krieg befindet. Die Technologie schreitet voran, aber die Götter sind Allgegenwärtig und nichts scheint gegen sie wirklich zu helfen. Um dieses extravagante Setting strickt der Autor seine vielschichtige Story, bei der es um Freiheit und Überleben, aber auch um Loyalitäten geht. Der Plot weiß schnell zu fesseln, auch wenn die ersten Seiten etwas zäh wirken, was aber daran liegt, dass man sich erst in dieser seltsamen Welt zu Recht finden muss. Geschickt vermischt der Autor die verschiedenen Elemente und garniert sie mit fortgeschrittener, ja geradezu moderner Technologie. Sein Hauptcharakter - und das ist nicht der im Inhalt erwähnte Chris Turing - erhält viel Charakter und Tiefgang, aber nicht nur er, sondern eigentlich alle Personen, die länger als ein paar Panels zugegen sind. Auffällig sind dabei die langen und zahlreichen beschreibenden Texte, die aus der Sicht des Protagonisten geschrieben sind und für die richtige Stimmung sorgen. Natürlich gibt es auch normale Sprechblasen und normale Comictexte, aber diese erzählerischen Elemente prägen diesen Comic schon sehr. Ein interssanter Aspekt an der Geschichte ist dazu auch noch, das Teile des ersten Kapitels bereits in 1986 in einem Novel mit dem Titel „Thor meets Captain America“ erschienen ist. Darauf aufbauend kreierte Brin dann diese Story.
Die Artworks von Scott Hampton runden den sehr guten Eindruck ebenfalls stimmig ab. Detailliert wo Details gefragt sind, grob und minimalistisch, wo es passend wirkt. Der Künstler zeigt hier einen tollen Mix aus beiden Elementen. Dabei haben seine Illustrationen generell etwas Grobes an sich, wirken dabei oder gerade deswegen aber auch sehr gemäldeartig. Das passt sehr gut zum Setting und wird durch die im Gesamtbild düster wirkenden Panels zusätzlich unterstützt. Die Panels an sich wirken sehr frisch und clever durchdacht, was daran liegt, das sie sich sehr facettenreich präsentieren. Die hauptsächlich rechteckigen Panels zeigen sich in allen Größen, teilweise ordentlich aneinandergereiht, teilweise überlappend und ineinander verschachtelt. Das sorgt für viel Dynamik, die der sehr präsenten Action auf jeden Fall zu Gute kommt. Die Kolorierung unterstützt den Eindruck, dass es sich bei jedem Panel um ein kleines Gemälde handelt, denn sie zeigt sich wie mit dem Pinsel aufgetragen.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDas Hardcover hat ein Sonderformat, nämlich 16x24cm, ist vollfarbig und sieht sehr schick aus. Die Übersetzung ist ordentlich und weißt keine groben Patzer auf. Das Ganze - auch die längeren Texte - lässt sich flüssig lesen und erscheint vom Satzbau her gut strukturiert. Extras gibt es, bis auf ein Nachwort, einer kurzen Biografie der beiden Autoren und ein paar Skizzen, nicht.
Fazit:“Life Eaters“ ist ein extravaganter Comic, mit einer sehr abgefahrenen Idee, die auf einer alternativen Erde spielt, bei denen die Nazis den 2. Weltkrieg mit Hilfe der nordischen Götter gewonnen haben. Die Story weiß zu fesseln, auch wenn sie anfangs ein wenig Anlauf brauch, was aber am anspruchsvollen Setting liegt. Der Plot ist vielschichtig und voller Intrigen, aber auch actionreich und gleichzeitig düster bedrückend. Das Artwork passt sehr gut zum Setting und erzeugt ein stimmungsvolles Ambiente. Die Zeichnungen wirken mehr wie kleine Aquarell-Gemälde, denn wie wirkliche Comiczeichnungen. Auch die Illustrationen wirken dabei schön düster und passen zur Erzählung. Wer also ausgefallene Comicgeschichten mag, die Fantasy und Science-Fiction miteinander vermischen und unsere eigene Weltgeschichte in eine „was-wäre-wenn“-Parallelwelt portieren, der wird hier auf jeden Fall ein Juwel finden, das es in sich hat.
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