Links zur Rezension Vorbemerkung:„Star Trek“ ist das Buch zum aktuellen Star Trek Film, in dem der Erfolgsregisseur J.J. Abrahms das seit Jahrzehnten etablierte Star Trek Universum gehörig auf den Kopf stellt. Da der Film zum Veröffentlichungszeitpunkt dieser Rezension entweder grade noch im Kino zu sehen oder aber grade erst aus den Theatern verschwunden ist, werde ich nicht großartig auf den Inhalt des Films eingehen. Wer sich die eine oder andere Überraschung erhalten möchte, sollte aber vielleicht den Absatz „Der Inhalt, der Stil und der ganze Rest“ überspringen und lieber direkt zum Fazit springen.
Das Buch:Das Taschenbuch aus dem Cross Cult Verlag kommt wieder mit einem hochwertig produzierten und gestalteten Cover daher, welches dem Titelbild der US-Originalausgabe nachempfunden ist. Das Druckbild im Inneren des Buches ist klar und frei von Druckschmieren, die Bindung und das verwendete Papier sind ordentlich. Im Vergleich zu den ersten Bänden der „Star Trek – Titan“ und Star Trek „Vanduard“ Reihen fehlt in diesem Band ein (vollfarbig gedruckter) besonderer Einschub. Das Buch kostet dennoch, wie vergleichbare Bände aus dem Cross Cult Star Trek Programm, 12,80 €. Eine Besonderheit möchte ich hervorheben: Auch das deutsche Buch zum Film ist am Tag der offiziellen Weltpremiere erschienen, also zeitgleich mit seinem US-amerikanischen Pendant. Eine beachtliche Leistung für den Cross Cult Verlag, vor der ich den Hut ziehe!
Die Übersetzung:Bei diesem Buch ist es schwer, etwas zur Qualität der Übersetzung zu sagen, da ich ausnahmsweise weder das englischsprachige Original-Buch gelesen, noch die deutsche Synchronversion des Filmes gesehen habe. Während der Lektüre des Buches sind mir keine unverhältnismäßig groben Schnitzer in Erinnerung geblieben, auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle eine andere Wortwahl vorgezogen hätte. Das ist aber sicherlich Geschmackssache. Alles in allem ist die Übersetzung gut lesbar und damit auch gelungen.
Der Inhalt, der Stil und der ganze RestDie Geschichte, die im Buch erzählt wird, entspricht in großen Teilen der des Films. Allerdings basiert die (man möge mir den im Folgenden häufig benutzten Neologismus bitte nachsehen) „Novelisierung“ auf einer sehr frühen Drehbuchfassung, die Alan Dean Foster vorgelegt wurde, so dass der Plot des Buch und der des Filmes in einigen Momenten (deutlich) auseinander gehen.
Das Buch ist, wie es häufig bei Novelisierungen der Fall ist, an manchen Stellen der Geschichte ausführlicher als der Film, oder zumindest der Schnittfassung die in den Kinos läuft, und bietet einen besseren Einblick auf den Hintergrund der einen oder anderen Situation. Dadurch werden einige Szenen im Film deutlicher und verständlicher. So wird etwa geklärt, wie es dazu kommt, dass der junge Jim Kirk mit dem Auto durch Iowa düst und wer der Junge am Rande der Strasse ist, den Kirk zu Beginn des Filmes überholt und im Staube zurück lässt. Auch wird geklärt, warum Scotty auf die eisige Station versetzt worden ist, wo Kirk und Spock Prime in antreffen. Er hatte den Beagle eines gewissen Admiral Archer bei einem Beamexperiment „verloren“. Dies sind nur einige Belege für eine Vielzahl an Details und Abweichungen, die im Buch zu finden sind. Das schöne an Fosters Version von J.J. Abrahms „Star Trek“ ist, dass sie einige der Fehler oder zumindest einige der visuellen Ungereimtheiten des Filmes ausbügelt oder eben einfach der Fantasie des Lesers überlässt.
Foster selber ist ein Veteran der Star Trek Literatur (und hat auch schon einige Novelisierungen verfasst, wie etwa zu „Aliens“). Foster beschreibt die Figuren zu großen Teilen so, wie man sie aus dem ursprünglichen Star Trek Universum kennt und wie man ihre Handlungen und Reaktionen erwarten würde. Er weicht an manchen Stellen (dann aber stimmig) von dieser Darstellung ab, wo es der Story-Entwicklung geschuldet ist. Alles in allem gelingt Foster der Spagat zwischen „Alt“ und „Neu“ deutlich besser, als es in meinen Augen dem Film und seinem Regisseur gelungen ist. Allerdings hat auch Fosters Version einige Macken, die nicht von der Hand zu weisen sind, und bei der man nicht genau sagen kann, ob sie ihm oder den Drehbuchautoren geschuldet sind. So werden wir auch in der Buchversion mit einem in Lt. Uhura „verliebten“ vulkanischen Wissenschaftsoffizier Spock konfrontiert, der aber im Hinblick auf das Zulassen seiner Emotionen im Buch noch deutlich weiter geht, als im Film: um auf dem romulanischen Kreuzer von einem Gefangenen den Standort des verschleppten Captain Pike ausfindig zu machen, prügelt Spock auf einen wehrlosen Gefangenen ein, dass kein Wort außer Folter für diesen Vorgang passt. Das ein „guter“ Spock, in welcher alternativen Realität auch immer, einem besiegten Gefangenen brutal ins Gesicht schlagen und ihn bei dieser „Befragung“ fast töten würde, ist einfach nicht stimmig und einfach nicht Star Trek. Da ein solches Verhalten nicht zu dem passt, was man von Foster kennt, würde ich sagen, dass diese Szene so in der frühen Drehbuchfassung zu finden war und aber selbst dem Film-Team um Regisseur Abrahms als zu wenig stimmig erschien und (dankbarerweise!) geändert bzw. geschnitten wurde.
Die positiven Aspekte des Buches gegenüber dem Film überwiegen jedoch im Großen und Ganzen. So beweist Foster wie gewohnt Liebe zum Detail (er lässt z.B. in der Schlussszene des Buches jenen bereits angesprochenen Beagle wieder auftauchen!) und er beschreibt einfach die Raumschiffe, technischen Spielereien und Raumkampfsequenzen mit einer Sprache und mit Bildern, die man ohne weiteres als „Star Trek“ wiedererkennt. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt die Kino-Umsetzung des Drehbuches. Diese unterscheidet sich massiv von dem bisher in Star Trek Filmen und Serien gezeigten Standards. Vieles, von den Kameraführung an, über Action- und Spezialeffektsequenzen, sowie Teile der Kulissen sind (in meinen Augen absolut unnötig) auf „moderne“ filmische Umsetzung getrimmten, so dass sich das mit dem neuen Film etablierte alternative Star Trek Universums deutlich von dem unterscheidet, was über Jahrezehnte hinweg eindeutig als Star Trek zu erkennen war. Regisseur J.J. Abrahms hat es für nötig befunden, klassische Star Trek Effekte, in Bild und Ton, wie beispielsweise den Eintritt der Raumschiffe in die Warpgeschwindigkeit oder die über Jahre hin in Filmen und Serien etablierte Darstellung von Waffensystemen (Phaser und Photonen-Torpedoes) abzuändern und damit eine Nähe zu anderen Größen des Sci-Fi Action Genres wie „Star Wars“, „Aliens“ Insbesondere in der neuen Optik, die sich in großen Teilen der Ausrüstung und der Uniformen der Sternenflottenangehörigen widerspiegelt, erkenne ich unverkennbar insbesondere die Einflüsse der neuen Umsetzung von „Battlestar Galactica“, die eigentlich in dieser Art nichts mit dem von Gene Roddenberry entwickelten Star Trek zu tun haben.
Für einen Star Trek Fan, dem diese Neubebilderung von Liebgewonnenem im Kino arg gegen den Strich gegangen ist, ist das hier besprochene Buch Balsam für die Seele und der Kauf samt anschließender Lektüre durchaus zu empfehlen. Für den geneigten Cineasten, dem im Film einfach ein paar Hintergründe gefehlt haben, ist das Buch auch zur Lektüre zu empfehlen. Solchen Zuschauern jedoch, die von all dem worüber ich in den letzten Zeilen geschrieben habe, beim Besuch des Films gar nichts aufgefallen ist, können getrost die Finger von diesem Buch lassen. Sie hätten es wahrscheinlich eh nicht freiwillig gelesen, aber diese „Fans“ verpassen auch nichts, wenn sie das Buch im Regal der Buchhandlung stehen lassen. Sie sollten sich den Eindruck des „neuen, endlich „modernen“ Star Trek nicht durch ein profanes Buch gefährden lassen.
Das Fazit:Das Buch zum aktuellen Star Trek Film ist ein Stück solider schriftstellerischer Handwerkskunst. Es bietet eine stimmigere, weil vollständigere Erzählung der Geschichte des elften Star Trek Kinofilms, wenngleich diese Novelisierung auch an einigen Stellen von der im Kino zu bestaunenden Version abweicht, da das Buch auf einer frühen Drehbuchversion des Filmes basiert. Foster gelingt es besser als dem Regisseur und den Leuten aus den Abteilungen Spezialeffekte und Dekoration, ein gewisses Maß an wiedererkennbaren Star Trek Flair einzufangen und auf das Papier zu bannen. Dies und eine große Fülle an Details, die es streckenweise nicht mal in die Filmversion oder die gelöschten/gekürzten Szenen geschafft haben, machen das Buch für einen echten Star Trek Fan zu einer lohnenden Anschaffung. Gelegenheitsbesucher des Films brauchen sich dieses Buch aber sicherlich nicht anzuschaffen, weil das Buch an manchen Stellen zu viel davon bietet, was das Film-Team dem fertigen Streifen erfolgreich wegoperiert (um Star Trek massentauglicher zu machen). Damit meine ich hauptsächlich stimmigen Hintergrund, gelungenes Charakterspiel und sinnvolle Dialoge und Storyelemente.
Ich bewerte, nicht zuletzt auch wegen der beeindruckenden Leistung, das deutsche Buch pünktlich zum Kinostart in die Läden zu bringen, mit ordentlichen 3,2 Punkten.
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