Links zur Rezension Sinn und Inhalt:„Schatten des Krieges“ ist die erste auf deutsch erhältliche Erweiterung zu „World of Warcraft – Das Brettspiel“. Sie ist, als Erweiterung, natürlich nicht ohne das Basisspiel spielbar. Wie bereits in der WoW-Brettspiel -Rezension angesprochen, ist eine Erwartung an die Erweiterung, dass sie das hohe Frustpotential der blauen, „questfreien“ Monster etwas entschärfen soll. Gespannt habe ich die Box mit zu meiner Brettspiel-Truppe genommen und sie dort präsentiert.
Die Erweiterung kommt in einer kleinen, stabilen Pappbox daher. Anders als jedoch beim Basisspiel oder anderen Spielen von Fantasy Flight Games / Heidelberger Spieleverlag wiegt sie nicht sehr viel. Was sich nach dem Öffnen auch als nicht verwunderlich herausstellt, bekommt man hier nämlich kein neues Material in gewohnter Hülle und Fülle. Die Erweiterung besteht lediglich aus neuen Spielkarten und einem Anleitungsheft! Zwar sind es insgesamt fast 500 neue Karten, dennoch haben wir beim ersten Öffnen einen etwas ungläubigen Blick in die Schachtel geworfen.
Die Ausstattung:Die Spielkarten passen, was die Formate und die Verarbeitung, angeht 1:1 zum Basis-Spiel. Die Verarbeitung ist gut, die Übersetzung okay. Doch für einen empfohlenen Verkaufspreis von 24,90 Euro wünscht man sich als Spieler doch mehr als gut gestaltete, sauber verarbeitete Spielkarten und ein mehrseitiges Regelheft. Möglicherweise sind ja aber die Neuerungen, die die neuen Karten und Regeln bringen, wenigstens ihr Geld wert.
Die Neuerungen:Die neuen Karten der Erweiterung bringen einiges an Variation ins Spiel, verändern das Basisspiel aber nicht grundlegend. Das ist prinzipiell schon einmal sehr angenehm.
Ein Teil der Karten bringt neue Versionen bekannter Kartentypen ins Spiel. So bekommen alle neun im Basisspiel enthaltenen Charakterklassen jeweils zehn neue Kraft- und Talentkarten zur Verfügung gestellt. Neue Ereigniskarten (26 Stück) und neue Gegenstandskarten (24 Stück) runden dieses Segment ab.
Der andere Teil der Karten bringt dann tatsächlich aktiv Neuerungen ins Spielgeschehen. Neben den Quests aus dem Basisspiel, die ja fraktionsabhängig sind, werden nunmehr 25 blaue Quests eingeführt. Diese Neuerung nimmt sich des Problems, dass durch die Vielzahl an blauen, unabhängigen Monster auf dem Spielfeld entstand, an. Die Vielzahl und die Stärke der Monster hat bei unseren Spielen zu viel Unmut geführt. Die Bekämpfung der durchaus sehr starken Monster hat das ohnehin schon nicht gerade kurze Spiel arg verlängert. Dazu kam, dass die teilweise sehr schwer zu bestehenden Kämpfe mehrere Anläufe erforderten und am Ende der ganze Zeitverlust und der Aufwand überhaupt keine positive Auswirkung hatte, außer, dass der Weg frei wurde. Durch die Einführung der blauen Quests werden diese zuvor „nutzlosen“ Herausforderungen deutlich aufgewertet. Es werden vom neuen blauen Queststapel jeweils drei Questkarten aufgedeckt. Diese Quests können dann von beiden Fraktionen gelöst werden. Werden diese Quests bestanden, kommen die neuen Bonus-Gegenstandskarten (103 Stück) ins Spiel. Dieser neue Kartentyp ist im Prinzip eine eigene Gegenstandsklasse, die sich von ihrer Macht und ihrer Anwendbarkeit her von den anderen Gegenstandskarten unterscheidet. Zumeist sind die Bonus-Karten schwächer in ihrer Wirkung und oftmals auch nur ein einziges Mal einsetzbar. Auch wenn die Belohnungen für das Bestehen einer blauen Quest nicht so üppig sind wie bei Fraktions-Quests, so wertet diese neue Funktion das Basisspiel und seine Spielbarkeit doch deutlich spürbar auf, weil die blauen Quests jetzt nicht mehr als total nutzlos empfunden werden. Hier punktete die Erweiterung in unserer Gruppe.
Eine weitere Neuerung sind die Schicksalskarten (39 Stück), die im Prinzip eine Abwandlung der Ereigniskarten des Basisspiels darstellen. Während eines Spiels ist immer nur eine einzige der Schicksalskarten aktiv. Die beschriebenen Auswirkungen betreffen dann beide Fraktionen gleichermaßen. Eine Schicksalskarte bleibt entweder eine gewisse Rundenanzahl aktiv oder wird durch die Erfüllung einer bestimmten Aktion (z.B. die Vernichtung eines bestimmten Gegners) beendet.
Jeweils sechs der neuen Schicksalskarten sind fest einem der drei Avatare zugeordnet und kommen somit nur ins Spiel, wenn der jeweilige Endgegner gewählt wurde, zu dem der Pack gehört.
Mehr (spielmechanische) Neuerungen hat die Erweiterung (leider) nicht zu bieten.
Das Fazit:„Schatten des Krieges“ ist eine durchaus lohnende Erweiterung des WoW-Brettspiels, wenngleich auch gesagt werden muss, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung dieses Sets nicht wirklich optimal ist. Man bekommt „nur“ neue Spielkarten, nicht jedoch neues Spielmaterial in Form von Miniaturen, Helden o.ä. an die Hand. Für ein reines Kartenset ist der empfohlene Verkaufspreis doch ziemlich hoch.
Dennoch überzeugt die Erweiterung inhaltlich, durch eine vorsichtige Anpassung bzw. Erweiterung von bekannten Spielmechaniken des Basisspiels. Dabei kommen die Autoren ohne einschneidende (Regel-)Änderungen aus, was zu einer schnellen Umsetzbarkeit der Neuerung führt.
Die Aufwertung der Kämpfe gegen blaue Monster durch die hier neu eingeführten blauen Quests und die durch erfolgreich bestrittene blaue Quests zu erwerbenden Bonusgegenstände ist sehr willkommen, auch wenn die Stärke der neuen Bonusgegenstände eher geringer ist als die der Ausrüstung aus dem Basisspiel. Wenigstens variiert die Wertigkeit der Belohnung, je nachdem welche blaue Quest bestanden wurde. Schwerere Herausforderungen geben ein Mehr an Belohnung. Hiermit hat die Erweiterung eine der wirklichen Schwachstellen des Basisspiels angegangen und deren Auswirkung spürbar gemildert.
Bei den neuen Kraftkarten fällt auf, dass es nunmehr Karten gibt, die sich deutlich auf den PvP-Kampf beziehen. Diese PvP-Kampf-Möglichkeit gab es zwar auch schon im Basisspiel, sie wurde dort aber eher zurückhaltend angesprochen und nicht wirklich empfohlen. Es wurde vielmehr ein Teamspiel innerhalb der Fraktionen angedacht mit einem möglichen PvP-Kampf am Spielende. Die neuen Formulierungen richten sich nunmehr an die Spieler, die einen konkurrierenden Spielstil bevorzugen.
Besser gefällt da die Idee, dass sich manche der neuen Karten direkt „aus dem Rucksack“ spielen lassen und nicht erst ausgerüstet gewesen sein müssen Diese Karten machen das Spiel flexibler, wenngleich auch etwas anspruchsvoller in der Handhabung.
Die letzte Veränderung, die Schicksalskarten, sind dann letztlich eine Neuerung, die dazu beiträgt, etwas mehr Fantasy-Abenteuer-Atmosphäre an den Spieltisch zu bringen. Dies gelingt gerade auch dadurch, dass ein Teil der Schicksalskarten fest bestimmten Avataren zugeordnet ist. Somit werden die unterschiedlichen Avatare weiterhin voneinander abgegrenzt, was Spiele gegen verschiedene Gegner abwechslungsreicher und unterschiedlicher gestaltet.
Alles in allem ist die „Schatten des Krieges“-Erweiterung gelungen und es macht Spaß, die Elemente ins Basisspiel einzubinden. Insbesondere die Aufwertung der unabhängigen Monster durch eigene Quests und Belohnungen für erfolgreich bestandene Herausforderungen macht eine Anschaffung des Sets quasi zu einem Muss. Einzig der empfohlene Verkaufspreis in Höhe von 24,90 Euro könnte bei einer nur aus Spielkarten bestehenden Brettspiel-Erweiterung etwas abschreckend wirken.
Ich bewerte die Erweiterung „Schatten des Krieges“ zum „World of Warcraft“-Brettspiel mit soliden 3,5 Punkten.
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