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Gears Of War: Aspho Fields
Bewertung:
(3.0)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 16.09.2009
Autor:Karen Traviss
Übersetzer:Jan Dinter
Typ:Roman - Sci-Fi
Setting:Gears of War
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-8332-1932-0
Inhalt:448 Seiten, Softcover
Preis:12,00 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Die Handlung des Romans „Gears Of War: Aspho Fields“ ist 14 Jahre nach dem Tag der Ankunft (14 N.A.), also dem ersten Erscheinen der Locust irgendwo in der Zukunft angesiedelt. Bei den Locust handelt es sich um eine unbekannte aggressive Rasse, die es während der Pendelkriege geschafft hat, sich im Erdinneren anzusiedeln, um in einem günstigen Moment auf der Erdoberfläche zu erscheinen und nicht viel anderes im Sinn hat, als die gesamte Menschheit zu vernichten.

 

Grund für den Ausbruch der „Pendelkriege", die jahrzehntelang zwischen den Menschen wüten sollten, war die Entdeckung einer neuen Treibstoffquelle, der „Imulsion“. Durch einen Prozess konnte diese zufällig entdeckte, fluoreszierende und dünnflüssige Flüssigkeit direkt in Energie umgewandelt werden. Eigentlich sollte die Menschheit mit dieser Entdeckung glücklich sein, gehörten doch nunmehr Ängste um andere begrenzte Energieträger der Vergangenheit an. Doch gab es Nationen, die nur über geringe Vorräte von Imulsion verfügten und den anderen ihren neuen Reichtum nicht gönnten. Ein gnadenloser Krieg, der fast 80 Jahre dauern sollte, entbrannte um die Vorherrschaft über den neuen Rohstoff und wurde nur durch das Erscheinen der Locust jäh unterbrochen, die innerhalb weniger Tage große Teile der gesamten Weltbevölkerung ausradiert haben.

 

Auf dem Jacinto Plateau, einer Region, die durch ihre geologische Lage auf einer Anhöhe, die vollständig aus Granit besteht, liegt, haben sich Reste der Zivilisation unter dem Banner der COG zusammengerottet. Der Granit bietet hierbei zumindest einen gewissen Schutz gegen die Angriffe der Locust, die bevorzugt aus ihren selbst gegrabenen Tunnelsystemen und Stollen heraus angreifen.

 

Soweit ein sehr kurz gehaltener Überblick über die Welt, in der sich das Geschehen der Handlung abspielt, wobei man nicht unbedingt die Konsolenumsetzungen kennen oder gespielt haben muss, um dem geschichtlichen Inhalt des Buches folgen zu können. Es gibt mehr als genug Einblicke in die Geschehnisse der „Pendelkriege" und natürlich auch in die entscheidende Kommandoaktion um die „Aspho Fields". Ein großer Teil an Begriffen und Geschehnissen wird im Kontext der Handlung erklärt.

 

Die eigentliche Geschichte des Buches ist rund eine Woche, nachdem es Sergeant Marcus Fenix, Dominic „Dom“ Santiago und den übrigen Mitgliedern des Delta Squad der „Gears“ gelungen war, eine Leichtmassebombe in den Tunneln der Locust zu zünden und so diesen einen herben Rückschlag zu versetzen, angesiedelt. Diese Aktion dürfte vielleicht manchem Spieler von „Gears of War 1“ noch bekannt sein, da sie mehr oder weniger den Abschluss des ersten Teils darstellte. Die Auswirkungen dieser Bombe können allerdings zurzeit noch nicht eingeschätzt werden - zumindest scheinen aber die Aktivitäten und Angriffe der Locust deutlich nachgelassen zu haben.

 

Auf einer Routinepatrouille in den Außenbezirken von Jacinto trifft das Delta Squad während eines Feuergefechtes auf Bernadette Mataki, die mit Marcus Fenix eine lange, schmerzvolle Vergangenheit teilt. Bei Bernadette Mataki handelt es sich um die frühere Ausbilderin von Marcus, Dom und Carlos, die bei den Kämpfen um die „Aspho Fields“ eine entscheidende Rolle spielte.

 

Gemeinsam mit Carlos Santiago (dem Bruder von Dominic Santiago) und Marcus wurde sie als Rückendeckung im Rahmen der Operation Leveler bei den Aspho Fields eingesetzt. Dass Carlos von den Kämpfen nicht mehr lebend zurückkehrte, hat Marcus zu einem anderen Menschen gemacht; obwohl die beiden Santiago Brüder und er seit ihrer Schulzeit die engsten Freunde sind, konnte er nie mit Dom über die Vorfälle dort sprechen.

 

Seit diesem Tag auf den Aspho Fields teilen Bernadette Mataki und Marcus das dunkle Geheimnis um Doms Bruder Carlos und beide haben sich geschworen, dieses auf ewig für sich zu behalten und Dom nie etwas davon zu erzählen. Doch mit dem unerwarteten Erscheinen der längst tot geglaubten Mataki werden die schmerzhafte Erinnerungen wieder wachgerüttelt und Dom drängt nunmehr darauf, endlich alles über die damaligen Ereignisse zu erfahren, so dass im Laufe der Handlung Marcus keine andere Wahl mehr bleibt und die Wahrheit über die Geschehnisse ans Licht kommt.

 

Neben den aktuellen Geschehnissen und natürlich dem beständigen Kampf der Protagonisten gegen die Locust-Horden, wechselt die Geschichte zwischen verschiedenen Zeit- und Erzählperspektiven, in denen die Geschehnisse rund um die „Aspho Fields" (und auch der Zeit davor) beispielsweise aus der Perspektive von Dom, Carlos oder aber auch Colonel Victor Hoffmann erzählt werden.

 

So wechseln sich im Buch immer wieder Rückblicke mit den spannungsgeladenen Ereignissen der Gegenwart ab und die Geschichte von „Gears Of War: Aspho Fields“ schließt dabei insgesamt mehr oder weniger die Lücke zwischen den Ereignissen der ersten beiden Teile des PC-Spiels. Dabei erhält nicht nur der interessierte Leser einen Blick zurück in die bislang unerwähnten Geschehnisse der Vergangenheit der Charaktere, sondern auch einen actiongeladenen Roman.

 

Über die Autorin:

Die Schriftstellerin Karen Traviss wurde in der vom Marinestützpunkt der Royal Navy geprägten englischen Hafenstadt Portsmouth in der Grafschaft Hampshire geboren. Ihre Familie selbst kann auf eine lange Militärtradition zurückblicken, so starb beispielsweise der Onkel von Karen Traviss, Albert Edward Traviss, im Zweiten Weltkrieg 1941 an Bord der HMS Dunedin. So war es wahrscheinlich für Karen Traviss ein Stück weit unausweichlich, ebenfalls beim britischen Militär zu dienen, sowohl in der Territorial Army als auch dem Royal Naval Auxiliary Service. Außerdem machte sie eine journalistische Ausbildung und arbeitete sowohl für das Fernsehen als auch für eine Zeitung, wobei sie zeitweise als Verbindungsoffizier für die Polizei, PR Managerin und als Militärberichterstatterin tätig war. Zudem hielt sie auch Vorlesungen zum Thema Journalismus, bevor sie sich letztlich nur noch dem Schreiben widmete.

 

Ihr erster veröffentlichter Roman war „City of Pearl” (2004), der eine Reihe futuristischer Geschichten enthält, die sich mit dem Zusammentreffen von Menschen und Aliens auseinandersetzen. Hierzu folgten noch mehrer Fortsetzungen: „Crossing the Line“ (2004), „The World Before“ (2005), „Matriarch“ (2006), „Ally“ (2007) und „Judge“ (2008). Bedauerlicherweise sind diese Romane allerdings bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt worden.

 

Nicht zuletzt wegen ihres militärischen Hintergrundwissens wurde sie 2004 von George Lucas angesprochen, der fragte, ob sie sich vorstellen könnte im Bereich der „Star Wars“ Romane für den Del Rey-Verlag zu schreiben.

So wurde sie letztlich die Autorin der überaus erfolgreichen „Republic-Commando“-Bücher, die sich mit den Geschichten einer Klon-Kommandoeinheit der Republik auseinandersetzt, und schreibt auch heute noch als eine von drei Autoren an der Wächter-der-Macht-Serie mit. Daneben schreibt sie Artikel und Kurzgeschichten im Star Wars Insider, die sich vor allem mit Mandalorianern und Klonkriegern beschäftigen. Im Auftrag von Lucasfilm entwickelt sie heute die erste vollständige Sprache des Star-Wars-Universums: Mando'a, die Sprache der Mandalorianer.

 

Fazit

Natürlich wendet sich der Roman in erster Linie an Fans des Spiels und weniger an SF-Interessierte Leser, wobei wahrscheinlich die große Fangemeinde des Spiels eher auf ihre Kosten kommen dürfte, da diese nicht zuletzt ein Wiedersehen mit einigen bekannten Charakteren bekommt und einiges mehr über die Hintergrundgeschichten ihrer Helden in Erfahrung bringen kann.

 

Wobei das Verfassen von Romanen, die sich an Filmen oder Videospielen orientieren, nichts Neues ist - ganz im Gegenteil. Bereits um 1920 begannen Filmstudios schon damit, umsatzträchtige Produktionen noch einmal umsatzträchtig als Buch zu verlegen. So wurde beispielsweise 1928 der damalige Kassenschlager „The Fleet´s In!“ mit Clara Bow überaus erfolgreich von Russell Holman als Roman adaptiert. Wobei die Romane natürlich manchmal auch den Vorteil besitzen, dem Hintergrund der Charaktere wesentlich breiteren Raum zu geben und so vielleicht noch das eine oder andere über deren Beweggründe darzulegen.

 

Zentrales Thema ist natürlich Krieg. Dieser ist und bleibt eine ziemlich hässliche und brutale Angelegenheit – schließlich geht es um Leben und Tod. Gerade dieser Punkt ist für manchen Schriftsteller die ideale Ausgangslage für spannende Geschichten – den Protagonisten mit Situationen zu konfrontieren, in denen er Entscheidungen über Leben und Tod treffen muss und sogar darüber hinaus vielleicht sogar um sein eigenes Überleben kämpft. Die Autorin Karen Traviss, der solche Hintergründe aufgrund ihrer Biographie nicht gänzlich unbekannt sein dürften, hat diesen schriftstellerischen Reiz für sich aufgenommen und das Thema Krieg als permanente lebensbedrohliche Extremsituation für den Leser umgesetzt.

 

Man merkt der Autorin ihre Sachkenntnis für den militärischen Bereich deutlich an, da die Feuergefechte, Nahkämpfe aber auch Befehle realistisch und detailliert beschrieben werden. Sicherlich schlägt hier und da ein wenig der eher „britische“ Unterton durch, doch das stört nicht weiter. Zumindest beweist Traviss viel Abwechslungsreichtum und so wirken die einzelnen „Action-Szenen“ auf Dauer für den Leser nicht ermüdend, auch wenn das Buch manchmal zwischendurch auch einige Längen hat. Der Dank im Vorwort an Jim Gilmer für seine kenntnisreiche Hilfestellung bei Verletzungen mit Kettensägen kommt schließlich nicht von ungefähr, findet doch auch das Kettensägenbajonett öfters Einsatz.

 

Karen Traviss dürfte als Autorin den richtigen Ton für die Umsetzung des Spiels in diesem Roman gefunden haben und man merkt ihr auch ein Stück weit den Spaß beim Schreiben an. Zwar gibt es einige stereotype Charaktere und etliche Klischees, aber sprachlich schafft es Traviss einen recht ansprechenden Stil zu präsentieren, der durchaus zu unterhalten weiß. Trotz der zahlreichen Wechsel der Erzählperspektiven behält der Leser recht gut den Überblick über das Geschehen und gelegentlich auftretende Längen in einzelnen Passagen werden hierdurch gemildert.

 

Ein ganz großer Kritikpunkt für mich waren allerdings die meinem Erachten nach immer wieder zum Teil recht sinnlos kursiv gesetzten einzelnen Wörter oder Passagen im Text. Was wahrscheinlich zum hervorheben von wichtigen Stellen dienen sollte, erreicht in diesem Buch inflationären Charakter – weniger wäre hier mehr gewesen.

 

Fans sollten nicht lange zögern und sich den ersten Teil der geplanten Trilogie schnell kaufen, wobei auch Freunde der eher militärischen SF könnten unter Umständen auch auf ihre Kosten kommen (zugegebenermaßen – es ist nicht Heinlein). Einfach nur interessierte Leser könnten unter Umständen von der Geschichte etwas enttäuscht sein, gibt es doch trotz aller gut verpackter Erklärungen über die Hintergründe und die Geschichte der Welt eine große Fülle von Anspielungen, die sich direkt auf das Spiel beziehen und bei Nichtkenntnis nerven können.