Links zur Rezension Wir schreiben das Jahr 1926. Schauplatz des unheimlichen Geschehens ist Arkham, Massachusetts. In der friedlichen amerikanischen Kleinstadt gehen in letzter Zeit seltsame Dinge vor. In den dunkelsten Ecken der Stadt öffnen sich unnatürliche, fremdartige Portale zu furchtbaren Welten fern jeder Vorstellung. Widernatürliche und scheußliche Kreaturen kriechen aus diesen Toren, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Als wäre das noch nicht genug, so ist in einer dunklen Prophezeiung zu lesen, dass, sollten sich zu viele dieser Portale öffnen, eine düstere Wesenheit von unfassbarer Macht in unsere Welt vordringen und das Ende der Zeit einläuten wird.
Eine kleine Gruppe verzweifelter Individualisten stellt sich den grauenvollen Mächten des Chaos entgegen. Nur wenn sie die Geheimnisse des alten Mythos entschlüsseln und all ihre Fähigkeiten, Waffen und Zaubersprüche vereinen, haben sie den Hauch einer Chance, diese Prüfung lebend zu bestehen und dem Wahnsinn noch einmal die Stirn zu bieten.
Auch wenn das Brettspiel „Arkham Horror“ von Richard Launius und Kevin Wilson bereits vor rund 20 Jahren zum ersten Mal auf dem Markt erschien, so handelt es sich doch letztlich um einen zeitlosen Klassiker des Genres. Basierend auf dem Cthulhu-Mythos aus den Geschichten und Romanen von H. P. Lovecraft wurde das Original des Spiels vom amerikanischen Verlag Fantasy Flight Games entwickelt und erscheint nun in Lizenz vom Heidelberger Spieleverlag in deutscher Sprache.
„Arkham Horror" ist für 1 - 8 Spieler ausgelegt, wobei die Spieldauer leicht zwischen 3 - 4 Stunden (und mehr) betragen kann. Die Altersangabe „ab 12 Jahre“ finde ich allerdings etwas zu niedrig angesetzt, da man in diesem Alter nicht unbedingt den Einblick in Cthulhu-Mythos und dessen Hintergründe hat, um das Spiel zur vollen Gänze mit seinem Hintergrund genießen zu können.
Inhalt:Bei „Arkham Horror“ handelt es sich nicht gerade um ein Leichtgewicht bei den Brettspielen, das man mit Freunden mal eben so nebenher spielt. Und das sieht man alleine schon an der überaus üppigen Ausstattung der großen Box: Ein schweres und überformatiges Spielbrett mit einem stilisierten Stadtplan von Arkham, auf dem aus der Vogelperspektive die einzelnen, mit Straßen verbundenen Gebäude zu sehen sind, 16 Charakterbögen für die Ermittler, 16 Ermittlermarker mit entsprechenden Standfüßen, 5 Würfel, 196 Ermittlerstatusmarker, 189 Ermittlerkarten, 8 Großer-Alter-Bögen, 20 Verderbenmarker, 180 Großer-Alter-Karten, 60 Monstermarker, 16 Tormarker, 14 sonstige Marker und natürlich ein 24 Seiten umfassendes Heft mit den Spielregeln.
Das Material ist von guter bis sehr guter Qualität und auch die optische Gestaltung lässt keine Wünsche offen. Die Karten sind auf festem Karton gedruckt und mit einer Schutzschicht überzogen – diese sollten auch längere Spielabende problemlos überstehen. Die Farbgebung des gesamten Spiels wirkt dabei insgesamt sehr dezent cthuloid, wobei einzig die Bilder der Ermittler auf den Charakterbögen nicht unbedingt jedermanns Geschmack sein dürften.
Das Heft mit den Spielregeln sieht auf den ersten Blick recht umfangreich und kompliziert aus, doch wenn man sich dieses Heft vor dem Spiel mit Ruhe mehrere Male durchliest (was nicht unbedingt viel Zeit in Anspruch nimmt), sind die grundlegenden Mechanismen recht schnell zu verstehen. Zudem gibt es eine große Anzahl an Beispielen für unterschiedliche Züge und Spielsituationen, die mit entsprechenden Illustrationen aufwarten können, was die Sache noch erheblich vereinfacht. An die grundlegenden Erklärungen des Spielmechanismus im Heft schließen sich noch Ausführungen für spezielle Situationen des Spieles, die man bei Bedarf gut auffinden und schnell nachlesen kann.
Der Spielablauf:Spielziel Ziel des Spieles ist es, den „Großen Alte“ davon abzuhalten, in unsere Welt zu wechseln. Hierfür müssen die einzelnen Charaktere gemeinsam versuchen zu verhindern, dass Portale geöffnet werden oder aber das Mythos-Niveau der Stadt über einen bestimmten Schwellenwert steigt. Doch selbst wenn der „Große Alte“ es schaffen sollte, beschworen zu werden und leibhaftig sein Antlitz in Arkham zu zeigen, besteht noch eine geringe Chance, diese Kreatur in einer direkten Konfrontation im Kampf zu töten, um die Stadt zu retten
Vorbereitung Für die Spieler stehen insgesamt 16 recht unterschiedliche Ermittler zur Verfügung, die es nebst ihrer Ausrüstung (Gegenstände, Begleiter, Zaubersprüche oder Ereignisse) zu verteilen gibt. Diese können durch Zufallsprinzip an die Spieler ausgeteilt oder aber auch gezielt ausgesucht werden. Die Bandbreite der spielbaren Charaktere umfasst dabei vom Archäologen über den Gangster bis hin zum Professor eigentlich die komplette Bandbreite der typischen Cthulhu-Charaktere, wie man sie aus den Romanen oder unter Umständen aus dem Rollenspielbereich kennt, und die alle über bestimmte Vor- oder Nachteile verfügen.
Auf den Charakterbögen der Ermittler selbst befinden sich sowohl Angaben über Ausdauer und Geistige Gesundheit als auch insgesamt sechs Fertigkeiten zu je zwei Paaren (Geschwindigkeit und Schleichen, Kampf und Wille sowie Wissen und Glück), die von Runde zu Runde mit Fokuspunkten neu bestimmt werden können. Während Ausdauer und Geistige Gesundheit darüber Auskunft geben, ob und wie der Charakter Begegnungen mit fremdartigen Wesen oder Kämpfe überstanden hat (wobei die Werte bei fortdauernder Belastung auf Null sinken können und der Charakter spätestens dann ein großes Problem hat, weil die Spielfigur dann entweder schwer verletzt oder wahnsinnig ist), können die Fertigkeiten vor Beginn einer Runde vom Spieler selbst den erwarteten Notwendigkeiten angepasst werden. Allerdings hat die Sache einen Haken: Wird eine Fertigkeit erhöht, sinkt dafür die andere in diesem Paar. Möchte man also seine Fertigkeit im Kampf erhöhen, sinkt leider auch der Wille und so weiter – geschicktes Taktieren und Absprache mit den anderen Spielern ist hier also gefragt!
Da es letztlich bei diesem Spiel darum geht, einen der ausgewählten acht „Großen Alten“ davon abzuhalten, über ein Portal in Arkham zu erscheinen und somit das wahrscheinliche Ende der Zeit einzuläuten, wird diese Figur entweder zufällig bestimmt oder aber von den Spielern ausgesucht. Dabei sollte man allerdings den unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad der einzelnen Großen Alten beachten, da nicht alle diese Gegner gleich einfach aufzuhalten, geschweige denn zu bekämpfen sind und dies auch Auswirkungen auf die Dauer des Spiels hat.
Das Spielkonzept Die Spieler müssen gemeinsam verhindern, dass sich in der Stadt zu viele Portale zu fremden Welten öffnen bzw. sind gehalten, diese nach Möglichkeit wieder zu schließen. Zu Beginn des Spieles öffnet sich an einem zufällig bestimmten Ort ein solches Portal und durch dieses gelangen erst einmal in den einzelnen Runden diverse Monster oder Kreaturen nach Arkham. Nach und nach öffnen sich weitere Portale und die Charaktere sind gehalten, diese zu erforschen, denn nur dann lassen sich diese auch verschließen bzw. versiegeln (wozu allerdings auch die entsprechenden Marker notwendig sind). Die Spieler gelangen allerdings bei ihren Nachforschungen in den Portalen selbst in fremde Welten, um hier unter Umständen neuen außergewöhnlichen Gefahren oder Aufgaben zu begegnen. Wichtig sind deshalb im Spielverlauf die Mythos-Phasen, mit denen der Beginn bzw. das Ende einer Runde eingeläutet wird. Hier entscheidet sich, ob sich ein neues Portal öffnet oder welche neuen Kreaturen erscheinen oder wo sich bereits vorhandene Monster bewegen.
Zu Beginn dürfte sicherlich die große Zahl der vorhandenen Spielkarten etwas verwirrend sein, doch auf ihrer mühsamen Reise durch die einzelnen Stadtteile sind es gerade diese Karten, die einen hohen Reiz des Spieles ausmachen. So gibt es zu allen Orten, zu denen sich ein Charakter hinbewegen kann, Karten mit Ereignissen und Begegnungen. Und so wird auf dem Feld, an dem sich ein Charakter am Ende seines Zuges befindet, eine Karte vom entsprechenden Stapel des Ortes gezogen. Jetzt kann es zu Proben kommen oder aber die Charaktere erhalten auf diesem Weg nützliche Gegenstände oder sogar Verbündete in ihrem Kampf gegen den „Großen Alten“. Die Proben werden mit mehreren sechsseitigen Würfeln durchgeführt, wobei eine 5 oder 6 als ein Erfolg zählt. Allerdings sind einige Aufgaben oder Ereignisse etwas kniffliger und erfordern etwas mehr als nur einen Erfolg. Doch auch hier bietet das Spiel Möglichkeiten, entsprechende Marker einzusetzen. Misslingen allerdings Proben, so kann ein Charakter beispielsweise verwundet werden oder muss einen bereits vorhandenen Gegenstand aus seinem Vorrat abgeben.
Spielende Gelingt es den Spielern, insgesamt sechs Portale zu versiegeln (also ein „Älteres Zeichen“ zu platzieren), so gilt die Partie als gewonnen und die Gefahr durch den „Großen Alten“ ist gebannt. Sollten es die Charaktere allerdings nicht schaffen, genügend Portale zu versiegeln, so erscheint der „Große Alte“ leibhaftig in Arkham und es liegt nun an den Charakteren, den verzweifelten letzten Kampf gegen diese Kreatur aufzunehmen, was kein leichtes Unterfangen ist!
FazitDas Brettspiel „Arkham Horror“ kann seinen Ursprung im Bereich des Cthulhu-Rollenspiels nur unschwer verleugnen – ganz im Gegenteil. Wie bereits oben erwähnt, ist die Auswahl der spielbaren Charaktere geradezu „klassisch“ für Cthulhu und auch die gemeinsame Vorgehensweise aller Spieler gegen die Bedrohung durch den „Großen Alten“ hat sehr starke rollenspielerische Züge. Doch dürfte dieses Spiel nicht nur für Freunde des Cthulhu-Rollenspiels interessant sein, sondern auch Anhänger von Brettspielen mit höherem Niveau durchaus befriedigen. Passionierte Lovecraft-Fans seien aber an dieser Stelle allerdings ausdrücklich gewarnt: Das Spiel nimmt es nicht immer ganz so genau und wirft die gesammelten Werke des großen Meisters mit zahlreichen Monstern und Kreaturen zusammen – unter Umständen ein Graus für Literaturexperten.
Durch die immer wieder neue Zusammensetzung des Ermittlerteams und die Auswahl von verschiedenen Schwierigkeitsstufen bei den „Großen Alten“ verläuft jeder Spielabend mit „Arkham Horror“ anders und ist nur schwer vorhersehbar, was einen großen Spaßfaktor ausmacht – zumal auch noch ein bisschen Würfelglück dazugehört. Die Spieldauer von 3 - 4 Stunden dürfte sich aber wohl eher an Fortgeschrittene oder Profis richten, die das Regelwerk recht gut kennen. Bei Einsteigern ist mit etwas mehr Zeit zu rechnen! Ansonsten empfehle ich das Spiel mit mindestens vier oder fünf Personen, da sich „Arkham Horror“ als „Spiel zu Zweit“ für mich persönlich als absolute Quälerei herausgestellt hat. Meine kurze Rezension kann leider nur einen kleinen Einblick in das spannende, aber auch komplexe Spiel geben und so mögen mir die Fans von „Arkham Horror“ die vielleicht stark vereinfachte Kurzfassung des Spielkonzeptes nachsehen. Insgesamt also ein anspruchsvolles Brettspiel mit durchaus hohem Spaßniveau für versierte Brettspieler und Fans des Cthulhu-Mythos – allerdings wohl eher nichts für Gelegenheitsspieler in großer Runde, da die Regeln zwar gut verständlich, aber doch recht komplex sind.
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