InhaltIch habe ja immer Spaß an Systemen, die sich durch eine gewisse „Corporate Identity“ auszeichnen. So erfreut es mich spontan, dass der Drachen-Band dem Klassische-Monster-Band von der Covergestaltung wie auch dem Layout und dem Aufbau wie ein Ei dem anderen gleicht. Auch zu den Illustrationen will ich hier nichts Schlechtes sagen, denn Drachen sind da so ein Ding für sich. Ich bin ja mit Elmore-Drachen aufgewachsen, das ist ja schon die zweite Welle der Drachen-Illustrationen im Fantasy-Rollenspielbereich. An Elmore geht natürlich nicht viel vorbei, aber die Drachen im Almanach sind absolut im Rahmen, man kann sie nicht einmal in eine Schublade „modern“ oder „old-school“ stecken. Sehr gut.
Wie bei allen Pathfinder-Produkten ist die Übersetzung absolut gelungen (Ich habe da aber auch keinen Vergleich, da ich die englischen Bücher nicht kenne, aber die mir vorliegenden deutschen lesen sich immer sehr flüssig und aus einem Guss.), aber es gibt weiterhin Abstriche beim Lektorat. Kleinere Druckfehler schleichen sich immer noch ein und der Text zum Drachen Lydek auf Seite 63 endet mitten im Satz – sehr merkwürdig und umso bedauerlicher, da ich einige der Lektorencrew kenne und sehr schätze. Ein kleines Sonderlob geht an die Tatsache, dass die Drachen alphabetisch sortiert sind – und zwar nach deutschen Maßstäben, nicht nach der Reihenfolge, in der sie ursprünglich nach den englischen Namen sortiert waren!
Kommen wir zum Essentiellen: dem Inhalt. McArtor beschreibt 10 verschiedene Drachenrassen und gibt jeweils neben allgemeinen Informationen genauere Infos zu „Lebensraum und Sozialverhalten“, „Hort und Heim“, „Rolle im Spiel“ und „Namen“. Weiterhin gibt es zu jedem Drachen ein komplett entwickeltes Beispielexemplar. Durch das Buch verteilte Boxen schildern Drachenversammlungen, Bronze-Brymeriten, Drakonische Verteidiger, den Gelben Drachen, Drakonische Disziplin, den Verderblichen Biss und Roten Schnee, bevor ein halbseitiges Glossar den Band abschließt.
Ganz grob sei hier beschrieben, dass die metallischen Drachen (Messing, Kupfer, Bronze, Silber, Gold) von der Tendenz her eher gut, die chromatischen (Weiß, Schwarz, Grün, Blau, Rot) eher böse sind. Die Aufzählung dieser Drachen ist in der ungefähren Reihenfolge ihrer Mächtigkeit erfolgt. Das ganz große Plus sind die Beschreibungen der einzelnen Drachen. Es wird auf sehr unterhaltsame und gleichzeitig informative Art und Weise geschildert, wie die Drachen leben und wie sie ihr Leben führen, was es dem Spielleiter ermöglicht, interessante Hintergrundgeschichten für seine Drachen zu erschaffen. Großes Lob an diese Funktion des Buches, die wohl auch die Hauptfunktion sein soll. Ich möchte hier auch gar nicht auf die unterschiedlichen Lebensweisen eingehen, das Lesevergnügen sollte doch jeder selber haben.
Fazit:Hmmm… Schwierig, schwierig! Irgendwie bleibt für 64 Seiten doch recht wenig „hängen“, da der Band wenig Handfestes bietet und eher im Bereich der schönen Gestaltung einer auf Drachen basierenden Golarion-Kampagne punktet. Für mich ist dies irgendwie das richtige Produkt zur falschen Zeit, da sich der Almanach der Drachen schon an ein sehr spezielles Publikum wendet. Er wird sicher aus Sammelleidenschaft, Mitleid oder anderen Gründen seine Abnehmer finden, aber ich wette, dass er der am schwächsten verkaufte deutsche Pathfinder-Artikel des ersten halben Jahres sein und bleiben wird. Irgendwie erscheint er zur falschen Zeit, denn ein junges System braucht erst einmal ein paar amtliche Abenteuer (ich rede hier wahrscheinlich der „Wir-wollen-Adventure-Path-Fraktion“ genau das Wort) und grundsätzliche Quellenbände - kein Handbuch, in dem man wenig Spielenswertes, aber viel Stimmungsvolles über Drachen erfährt, die ohnehin erst im hochstufigen Spiel interessant werden. Zumindest ein paar konkrete Werte für weniger mächtige Drachen in jüngeren Altersregionen wären hier zu überlegen gewesen.
Versteht mich nicht falsch! Ich mag das Buch. Ich finde es klasse, wie die einzelnen Drachenarten in Verbindung gebracht und genauer beschrieben werden. Das Buch liest sich wirklich super. Ich finde es ohne Witz absolut interessant zu lesen, wie die blauen Drachen Ränke schmieden und ein „gefallener“ Golddrache den Mythos des gelben Drachen nährt, aber sollte ich im Moment eine Pathfinder-Kampagne beginnen wollen, würde ich mir doch andere Dinge von Ulisses wünschen.
|
||||||||||||||||||||||||