Links zur Rezension VorwortDas Buch “A Practical Guide to Vampires” ist das neueste Buch aus der Serie „A Practical Guide to…“. Aus dieser Serie sind bisher erschienen „A Practical Guide to Faeries“, „A Practical Guide to Monsters“, „A Practical Guide to Wizardry“, “A Practical Guide to Dragon Riding” und wohl das berühmteste der Werke „A Practical Guide to Dragons“. Wie schon die meisten seiner Vorgänger kommt „A Practical Guide to Vampires“ im recht handlichen Hardcover im DIN-A4 Format daher und ist mit einem Cover versehen, welches beim Bewegen des Buches glänzt. Das Titelbild zeigt im Vordergrund einen im Renaissance-Stil gekleideten Vampir, der die Handfläche in Richtung einer im Hintergrund fliegende Fledermaus ausstreckt. Der Hintergrund ist im einfachen grau einer Vollmondnacht gehalten. Ansonsten entspricht die Optik wieder einer Art Tagebuch, welches braune, holzartige Verzierungen besitzt. Die Bindung macht einen recht stabilen Eindruck und die Seiten sind, im Gegensatz zu den englischen 4E-Grundregelwerken, von der Papierqualität zwar ähnlich hochwertig, jedoch matt gehalten und auch das Papier scheint eine höhere Stärke zu besitzen. Für ein Kinderbuch also auch hier genau die richtige Qualität.
InhaltAuch bei „A Practical Guide to Vampires“ muss man sich ganz klar vor Augen führen, dass dieses Buch an Kinder und Jugendliche gerichtet ist. Der Hersteller gibt als Altersempfehlung auch 6-10 Jahre an. Es enthält große Bilder, wenig, überwiegend groß geschriebenen Text, verhältnismäßig wenig Seiten und so gut, wie keine Regelinhalte. Bei der „A Practical Guide“ Serie liest man die „Fakten“ immer aus der Sicht eines kleinen Helfers. Hier ist es „Treval Vorqard“, ein Vampirjäger. Dieser fügt dem Text immer wieder kleine handschriftliche Anmerkungen hinzu. Wie schon bei den Vorläufern echt süß und wirkt zusätzlich auflockernd. Der Versuch, ein 4E Buch zu sein, wird eigentlich nur bei der Überschrift „Vampire Powers“ klar. Alle anderen Fakten scheinen sich seit der 3E zum Glück entweder gar nicht oder nur marginal verändert zu haben. Kurz: Es könnte auch ein 3E-Buch sein. Für mich der größte Pluspunkt dieses Buches überhaupt.
Natürlich wird in diesem Buch so ziemlich jedes Vampir-Klischee bedient, welches es so gibt: Vampire sind Untote, die durch Bisse anderer Vampire entstehen, sie haben keine Spiegelbilder, hassen Knoblauch, verwandeln sich in Fledermäuse, Nebel oder Wölfe, bezaubern alles, was ihnen in den Weg kommt, schlafen in Särgen, sind nachtaktiv, können kein fließendes Wasser überqueren, reagieren allergisch auf Silber… äh, Moment, war da nicht was? Nun ja, O.K., es bedient die meisten Klischees. Schön ist ein Querschnitt über Vampiranatomie, welcher z.B. die Größe des Magens und die Lage jener Zähne beschreibt. Ansonsten scheint das Buch ein wenig von der „World of Darkness“ inspiriert worden zu sein. So wird von der „Hibernation“ gesprochen, einer Art Schlaf, dessen Länge ein Vampir nicht beeinflussen kann und der auch mal ein Jahrhundert andauert. Bei WoD würde man sagen „freiwilliger Topor“. Des Weiteren ist von einem Kampf „Werwölfe gegen Vampire“ die Rede, auch etwas, was auf die WoD (oder, wer es kitschiger mag, auf „Twilight“) zurückgeht. Anders, als bei den anderen Quellen wird hier aber nicht von „eingeschworenen Feinden“ gesprochen (na, irgendwie muss es sich ja unterscheiden).
Ein schöner, verhältnismäßig unbekannter Aspekt ist das Kapitel über das Leben als Vampir. Hier wird z.B. das Aussehen und die Einrichtung einer typischen Vampirbehausung beschrieben, auch wenn das Bild dazu aus „The Munsters“ stammen könnte. Ansonsten erfährt man etwas über Vampir-Gesellschaften, die Sprache der Vampire (inklusive einiger Vokabeln und Silben), Vampirspiele, Gegenstände von, für und gegen Vampire(n), wie man sich als Vampir unter Menschen benimmt, Vampirberufe und –hobbies, Vampirparties, wie man als Vampir reist uvm.
Ein umfangreicher weiterer Teil widmet sich der Vampirjagd. Was tue ich, um mich zu schützen, welche Gegenstände oder Tränke helfen mir, welche nutzt der Vampir? Wie verhalten sich Vampire im Kampf? Was sind ihre Verbündeten? Zudem werden die teilweise schon oben erwähnten Kriege „Vampir gegen Vampir“ und „Vampir gegen Werwolf“ erwähnt.
Zum Schluss gibt es noch eine Übersicht über diverse Monster. Zum einen Informationen über Verbündete, wie den Gargoyle, zum anderen auch über vampirartige Monster, wie den Blood Fiend oder den Vampirdrachen. Bei den Monstern finde ich äußerst erfrischend, dass den Autoren klitzekleine „Fehler“ unterlaufen sind. Ein Gargoyle wird als „monstrous humanoid“ beschrieben. Nichts, was einem 3E Fan aufstoßen würde. Der 4E Freund hingegen würde sich aufregen, warum in einem 4E (und sei es ein Kinder-) Buch etwas anderes, als ein „Medium elemental humanoid (earth)“ steht. Zum Schluss darf natürlich ein legendärer Vampir, wie Dracula nicht fehlen. Sowohl er, als auch Count Strahd von Zarovich finden ganz am Schluss auch noch ihre Erwähnung.
Grafik/ ArtworkIn einem Fall zumindest Hut ab, denn die meisten Bilder sind neu (keine Selbstverständlichkeit bei WotC). Lediglich die Bilder einiger Monster sowie (wieder mal) die Bilder diverser magischer Gegenstände haben wir schon mal woanders gesehen. Qualitätsmäßig sind die Bilder überwiegend dem Stil der 4E angepasst, ob man das nun gut oder schlecht findet, mag jeder selbst entscheiden. Zwischendrin sind zusätzlich ein paar eher kindgerechte Bilder eingeflochten. Da dies ein Kinderbuch sein soll (man beachte die Herstellerempfehlung 6-10 Jahre), könnte der Anteil an kindgerechten Bildern sogar noch höher sein. Wirklich schlecht finde ich allerdings keines der Bilder. Hin und wieder besitzen einige Bilder allerdings einen gewissen „Gruselfaktor“, denn sie wirken düster und teilweise tatsächlich Furcht einflößend. Ob Totenköpfe als „Totem“ in Kinderbüchern nun unbedingt vorkommen müssen, oder ob da nicht irgendwas anderes genauso passen würde, mag auch jedem selbst überlassen sein.
Fazit:“A Practical Guide to Vampires” ist ein an Kinder und Jugendliche gerichtetes Buch, welches auf kindgerechte Art das verwertet, was Untotenfans gerne über Vampire wissen würden. Leider bietet dieses Buch nur wenig Neues, da das Thema „Vampire“ mittlerweile nun mal auf fast allen Märkten ziemlich ausgereizt ist. Egal, wo man in diesem Buch schaut, so gut wie alles ist irgendwo schon mal da gewesen. Nicht unbedingt bei WotC, aber vieles ist an WoD oder andere alte Vampirlegenden á la Dracula angelehnt bzw. abgekupfert. Wer mit der 4E neu eingestiegen ist, für den bietet ist dieses Buch sicher einiges an erfrischenden Fakten und „Fluff“ rund um das Thema Vampire. Für 12.95$ (US-Preis) ist es zumindest gut bezahlbar und wer seine „A Practical Guide“ Serie gerne vollständig haben möchte, sollte es sich auf alle Fälle in den Schrank stellen. Den 3E Freund wird zumindest freuen, dass er hier nicht mit 4E Regelinhalten totgeschlagen wird, sondern er ein reines Geschichten- und Hintergrund-Buch vorliegen hat. Dank kleiner Fehler fühlt er sich in seiner Edition sogar wieder richtig heimisch. Sicher kann dieses Buch auch von Spielleitern an Spieler gegeben werden, die gerade in einer Bibliothek etwas über Vampire gefunden haben. Bei der Zielgruppe 6-10 Jahre würde ich sagen, dass hier aufgrund mancher Artworks 8-12 Jahre eher angebracht ist. Wer Vampire mag, lernt hier zwar nicht allzu viel Neues, hat aber eine kurzweilige Zusammenfassung über seine Lieblingsuntoten.
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