Links zur Rezension Review des Basisspiels Tannhäuser
Die Schlachtfelder der Welt werden erneut erzittern, denn das russische Matriarchat ist aus seinem Winterschlaf erwacht, und schickt sich an, die Welt zu läutern. Zor´ka, die technologische Verkörperung einer uralten slawischen Göttin, wird jeden hinwegfegen, der es wagt, der heiligen Zarin die Stirn zu bieten. Seid bereit! Die russische Bärin erhebt sich und Magistrats-Primas Nicolai Tesla sowie der Schwarze Engel Grigori Lefimovitch werden gut über sie wachen...
Mit der Erweiterungsbox „Tannhäuser - Operation Novgorod“ bietet der Heidelberger Spieleverlag nunmehr die lange erwartete erste deutsche Erweiterung für das grandiose Grundspiel „Tannhäuser“ an, die zumindest schon mal in Gewicht und Größe dem Grundspiel in nichts nachsteht und eine Fülle neuer Herausforderungen und spannende Gefechte auf einem neuen Spielplan gegen das Tesla-Priorat ermöglichen soll.
InhaltZunächst gibt es einen beidseitig bedruckter Spielplan, der auf der einen Seite den Spielplan von „Schloss Ksiaz“ enthält, der schon aus dem Tannhäuser-Grundspiel bekannt ist. Es ist nun auch möglich, Szenarien zu erstellen und zu spielen, die beide Ebenen von „Schloss Ksiaz“ benötigen. Auf der anderen Seite gibt es den neuen Spielplan, der eine Art von Ruine mit einigen Nebengebäuden in einer – wie sollte es auch anders sein – winterlich verschneiten und kalten russischen Landschaft zeigt. Weiterhin gibt es insgesamt 7 qualitativ hochwertige, vollständig bemalte, Spielfiguren (3 neue menschliche Charaktere und 4 Maschinen, die im Spiel als Voivoden bezeichnet werden), nebst den 5 dazu passenden Charaktertafeln. Keine Angst - bei den Charaktertafeln habe ich mich nicht verzählt, da immer zwei Voivoden auf einer Tafel gemeinsam Platz finden.
Natürlich dürfen auch Spielmarker nicht fehlen, von denen es in der Box insgesamt 128 Stück gibt. Dabei hat sich der Heidelberger Verlag freundlicherweise die Mühe gemacht, direkt einen kompletten Satz kleiner, wiederverschließbarer Plastiktütchen mitzuliefern, um das Sortieren und Aufbewahren zu vereinfachen, wobei an dieser Stelle der etwas praktischere Plastikeinsatz nicht vergessen werden sollte. Fehlen darf auch nicht das neue Regelheft mit einem Umfang von 32 Seiten, bei dem man allerdings nicht nur Wert auf die Regelergänzungen bzw. –anpassungen gelegt hat, sondern auch eine ganze Fülle von Hintergrundinfos und drei neue Szenarios gepackt hat. Erstaunlicherweise gab es keinen neuen Satz Würfel mit dazu, doch das dürfte bei passionierten Brettspielern sicherlich zu verschmerzen sein.
Neue RegelnGrundlegende Änderungen der bereits aus der Tannhäuser-Grundbox bekannten und größtenteils bewährten Regeln gibt es nicht. Neu auf den Novgorod-Spielplan hinzugekommen ist ein grün markierter „Verstandes-Ring“. Der Verstandeswert eines Charakters, der sich auf diesem Ring befindet wird dadurch um 1 erhöht. Weiterhin werden die regeltechnischen Möglichkeiten vorgestellt, wie Söldnercharaktere sinnvoll und ausgeglichen in das Spiel integriert werden können. Dabei handelt es sich um einen Mechanismus, bei dem die Mitspieler durch den Einsatzsatz von Punkten die entsprechende Figur vor Spielbeginn „ersteigern“ können. Mit „Operation Novgorod“ wird allerdings ein neuer Charaktertyp einführt, so dass sich zu den Helden und den Soldaten nun auch der erste „Legenden“-Charakter mit der Person von Zor´ka hinzugesellt. Doch dazu später mehr.
Neue SpielmodiPräsentiert wird leider nur ein gänzlich neuer Spielmodus namens „King of the hill“. In diesem Modus liegt der Schwerpunkt auf dem Schutz und dem Überleben des jeweiligen „Anführers“ der Gruppe. Ansonsten gibt es einige neue Varianten für bereits bekannte Spielmodi der Grundbox. Die Möglichkeit, nunmehr Kämpfe durchzuführen, an denen alle drei Fraktionen gleichzeitig beteiligt sind, da es ja einen neuen Spielplan mit vier Zugangspunkten gibt, wird zwar erwähnt, doch nie erfolgt der Hinweis, sich die hierzu nötigen Regeländerungen und Spielmodi auf der Website des Herstellers anzusehen. Sehr schade, da gerade hier ein ziemlich großer Spielreiz durch die neu hinzugekommene dritte Partei liegt.
Marker des MonatsAuf der Homepage des französischen Herstellers „Take on you“ gibt es regelmäßig einen sogenannten „Marker des Monats“, der als Spielerweiterung kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt wird. Dabei können diese Marker recht unterschiedlich sein, umfassen sie doch zumeist neue oder überaus interessante Ausrüstungsgegenstände für die Charaktere. In der Box wurden nunmehr alle Marker, die bis zum Erscheinen der französischen Box veröffentlicht worden sind, gesammelt und stehen somit auch in einwandfreier „Kartonform“ dem deutschen Publikum zur Verfügung. Enthalten sind sowohl Marker für die Alliierten als auch die Truppen des Reichesund beinhalten Boxkampf, Präsidiale Belobigung, Trench Gun (eine Art Schrottflinte), Sektion KAOS und Armbinde des Obscura Korps.
Neue CharaktereInsgesamt gibt es in der Box sieben neue Miniaturen, die aus der Technologiegöttin Zor'ka nebst ihrer Tesla-Kampfäusrüstung, der vier Tesla-Drohnen (welche Voivoden genannt werden), der Glaubenskommisarin Irina Kravchenko sowie der Ersten Strelizin Irishka Voronin bestehen. Die Miniaturen sind – wie schon in der Grundbox – gut gestaltet, detailliert und auch überraschend gut bemalt.
Zentrales Element bei den neuen Charakteren ist sicherlich Zor´ka, die als Legendcharakter einige interessante Eigenschaften – insbesondere im Kampf - aufweisen kann: Zor´ka ist die technologische Verkörperung einer alten slawischen Gottheit und besitzt Kräfte, welche die ihrer Gegner bei weitem übersteigen. Durch den Magnifikator ist es ihr möglich, einen direkten Angriff zu starten und dabei eine gigantische Energieladung gegen alle Charaktere (egal ob Freund oder Feind) zu schleudern, die sich auf dem gleichen Pfad befinden. Zur Hilfe stehen ihr dabei die Voivoden, die, wenn auch sehr empfindlich, als Relais für Schüsse des Magnifaktors zur Verfügung stehen.
Da die Voivoden nicht unbedingt sehr widerstandsfähig sind, bedarf es eines Charakters wie Irishka Voronins, die mittels eines mechanisierten dritten Arms names R.U.R. diese reparieren kann. Weiterhin ausgestattet mit einer elektromagnetischen Kanone („Kaali“), die Meteope verschießt (etwas ähnliches wie Haftminen, die als Marker auf den betroffenen Charakter gelegt werden) und später gesprengt werden können, was zusätzlich zu anderen Verletzungen zwei automatische Verletzung hervorruft, macht auch diese Figur einen überaus netten Eindruck.
Ein weiterer neuer Waffentyp wird bei Irina Kravchenko vorgestellt, die so genannten „Liturgien“. Die verschiedenen Liturgien des Charakters können jederzeit eingesetzt werden, wobei sich die Reichweite des Gesanges auf den aktuellen Verstandeswert des Charakters plus 1 bezieht. Sie wirken einmal pro Spielrunde auf den Charakter selbst oder einen Alliierten.
Hinweise zur Erweiterung und neue SzenarienAuf einer Seite gibt es eine sehr lesenswerte, wenn auch knappe, Übersicht über die Möglichkeiten, die sich aus den Charakteren des Matriachats auf dem Spielbrett ergeben. Weiterhin werden die Besonderheiten des Novgorod-Spielplans mit seinen insgesamt 4 Zugangspunkten und den sich daraus ergebenden taktischen Möglichkeiten erläutert.
Trotz des Umfangs von 32 Seiten bietet das Regelheft leider nur insgesamt drei neue Szenarien für den neuen Spielplan des Tesla-Priorats mit dem Schwierigkeitsgrad „Hoch“. Hier hätte ich mir von den Machern des Spiels eigentlich mehr erwartet, da nicht jeder unbedingt Lust und Laune hat sich Szenarios aus dem Internet zu laden (zumal die optische Aufmachung der vorhandenen Szenarios einfach gut ist).
Auf der Rückseite des Regelheftes befindet sich eine bedauerlicherweise recht klein gehaltene Gesamtübersicht über die einzelnen Marker, die beim Spiel zum Einsatz kommen und auf der man die einzelnen Fähigkeiten, Boni und sonstige statistische Angaben ablesen kann. Hier hat der Heidelberger Spieleverlag allerdings schnell Abhilfe geschaffen und so kann man sich eine größere Übersicht nebst einer Liste der Errata und FAQ auf der Homepage des Verlages (siehe Linkliste) herunterladen – netter Service.
FazitInsgesamt präsentiert sich die Erweiterungsbox „Tannhäuser - Operation Novgorod“ als sowohl optische als spielerisch optimale Ergänzung zum Grundspiel. Allerdings hätte ich etwas mehr Inhalt erwartet, sei es nun an Szenarien (von denen es nur drei neue im Regelheft gibt) als auch in Sachen Spielplan. Hier mag es sicherlich sehr reizvoll sein, das Schloss Ksiaz vermittels Falltüren und Zugängen auf zwei unterschiedlichen Ebenen zu spielen, doch wäre mir persönlich etwas mehr neues „russisches“ auf dem Spielplan lieber gewesen – Schade! Ansonsten gibt es eine Fülle von interessanten Infos im Regelheft über das Matriarchat und das Tesla-Priorat, die unter Umständen auch gestandenen Rollenspielern Geschmack auf mehr machen dürften (wobei es mich ohnehin wundert, das noch niemand „Tannhäuser“ für den Bereich Rollenspiel verwendet hat...). Einzig die Lesbarkeit des sehr schön gestalteten Regelheftes gestaltet sich durch unterschiedliche Schriften und Schriftgrößen etwas schwierig – ansonsten wirklich sehr schön gemacht.
Die Erweiterung mit den neuen Charakteren des Matriachats und deren Möglichkeiten im Kampfeinsatz machen ein riesiges Vergnügen, zumal sich ganz neue Strategien ergeben. Bei den Ausrüstungsgegenständen fehlen allerdings jegliche Medaillen und Dienstgrade, was die Wahl des Zugangspunktes erschwert und weniger Siegpunkte zur freien Nutzung bereitstellt. Ansonsten dürfte die enorme Schussleistung (und auch die Werte) von Zor´ka, die man in dieser Form bislang noch nicht kannte, dem versierten Spieler einen ziemlich kniffligen, aber auch hohen neuen Spassfaktor bringen.
Wer bislang schon seine Freude am Tannhäuser-Grundspiel hatte, dürfte mit dieser Erweiterungsbox – bei einigen Abstrichen – zur Gänze auf seine Kosten kommen. Für mich eine sinnvolle und gelungene Ergänzung.
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