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The Wilds - Wrath of the Blue Lady
Bewertung:
(3.6)
Von: Daniela Wiedmer
Alias: Robbe
Am: 07.02.2010
Autor:Mel Odom
Typ:Roman
System:D&D
Setting:Vergessene Reiche/Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-5192-5
Inhalt:310 Seiten, Taschenbuch
Sprache:Englisch

 

Drowned graves and ruins litter the Sea of Fallen Stars. And there‘s room for a few more...

 

Und frei nach diesem Ausspruch gesellt sich „Wrath of the Blue Lady“ zu den drei bereits erschienenen Bänden der vierteiligen Reihe The Wilds und bildet gleichzeitig ihren Abschluss. Alle vier Bände können unabhängig voneinander gelesen werden und beschäftigen sich mit den unzivilisierteren und gefährlicheren Gegenden Faerûns nach der Spellplaque. Im Januar 2009 erschien „The Fanged Crown“ von Jenna Helland, es folgten „The Restless Shore“ von James P. Davis und „The Edge of Chaos“ von Jak Koke.

Inhalt

(evtl. Vorsicht Spoiler!!!)

No one knows where she came from. No one knows what she wants. But the blue depths of the Sea of Fallen Stars are her prison - one she‘s ready to escape.

 

See des Sternenregens, 1399 TZ. Seit Tagen wird der Schreiber Bayel Droust, der Nachforschungen auf dem See des Sternenregens anstellen soll, von furchtbaren Träumen geplagt. Immer wieder erscheint ihm darin eine schöne, aber in aller Schönheit auch grausame Frau, die seine Hilfe benötigt und ihn nur aus diesem Grunde am Leben lässt. Die Schiffsmannschaft der Grayling, dem Schiff, auf dem Bayel mitreist, sieht das anders. Sie hatten nur Pech, seit sich der Schreiber bei ihnen befindet, und es gibt nur eines, was Matrosen stets an ihrer Seite wissen wollen: Glück. Kapitän Porgad entschließt sich dazu, Bayels Leben in die Hände Umberlees zu legen. Doch Bayel hat Glück im Unglück. Kurz bevor er den Kiel aus nächster Nähe kennen lernen darf, scheint es, als käme die Göttin selbst, um ihn zu holen. Die Grayling geht unter, doch der Schreiber überlebt und wird der Gefangene Caelynnas oder der Blue Lady, wie alle sie nennen. Sie hofft, dass er in der Lage dazu ist, zwei Bücher zu entschlüsseln, die sie benötigt, um ihrem Gefängnis am Grund des Sees des Sternenregens endlich zu entkommen.

 

Pirateninseln, 1479 TZ. Achtzig Jahre später interessieren sich auch Shang-Li und sein Vater Kwan Yung für die Bücher. Um jedoch heraus zu finden, wo sie sich befinden, brauchen sie zunächst die Aufzeichnung des einzigen Überlebenden der Grayling. Von dem Buch erhoffen sie sich zumindest einen Hinweis, wo das Schiff einst untergegangen ist. Allerdings stehen ihnen dabei ein paar Krieger der Neun Goldenen Schwerter, der Magier Kouldar und eine Golemspinne im Weg. Und auch nach dem Erwerb des Buches ist die gefährliche Reise noch nicht vorbei. Wie gut, dass Shang-Li in Westtor noch ein paar Freunde hat, deren Unterstützung er dringend gebrauchen kann.

 

Mel Odom hat mit Wrath of the Blue Lady eine kurzweilige Geschichte konstruiert, deren große Stärken sicherlich in den Beschreibungen des Autors liegen. Die Schilderungen des Unterwasserreiches Caelynnas dürften beim Leser doch zumindest ein Frösteln entlang der schwachen Nervenbahnen auslösen. Gleichzeitig bekommt man einen guten Eindruck von den Auswirkungen der Spellplaque auf den See und die in ihm lebenden Kreaturen, die Anreize für einen interessierten Spielleiter geben könnten. Auch Westtor, das sich in den letzten neunzig Jahren stark gewandelt hat, kommt nicht zu kurz und strahlt wie das Unterwasserreich eine stetige Bedrohung aus.

 

Von einem langweiligen, friedlichen Leben kann in diesen Gefilden nicht die Rede sein und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Shang-Li seine Freunde wieder trifft, als die gerade dabei sind, eine Kneipe auseinander zu nehmen. Natürlich nur um der Gerechtigkeit willen, denn der Dragonborn-Paladina Thava käme es nie in den Sinn, Streitigkeiten aus lauter Kampfeslust anzufangen. Damit bildet sie das genaue Gegenteil ihres Begleiters Iados, ein Tiefling, der es mit der Ehrenhaftigkeit nicht so genau nimmt. Ebenso wie Shang-Li und sein Vater sind die beiden nie einer Meinung. Ihre stetigen Dispute lösen die angespannte Ausgangssituation auf und geben der Geschichte die nötige Leichtigkeit. Dabei sind alle Charaktere und die Beziehungen zwischen ihnen recht klassisch angelegt. Shang-Li ist ein Halb-Elf, der immer zwischen seiner menschlichen und elfischen Erziehung schwankt, aber das Beste aus beiden Ausbildungen - als Mönch und als Waldläufer - macht und versucht, sein eigener Herr zu werden. Sein Vater Kwan Yung steht dem eher skeptisch gegenüber, ermahnt ihn fortlaufend und kümmert sich allen Dingen voran um seine Mission. Eine ähnliche Situation zeigt sich zwischen Thava und Iados, was vor allem darin mündet, dass die Paladina mit ihren Ansichten oftmals Angriffsziel des sarkastisch veranlagten Iados wird. An dieser Stelle merkt man auch, dass Mel Odom die Sache nicht immer ganz ernst nimmt. Die Diskussionen zwischen Vater und Sohn sind nicht neu und die Rechtschaffenheit des Paladins hat sicher auch schon in diversen Rollenspielrunden für Augenrollen gesorgt, trotzdem machen die Dialoge Spaß und das ist es letztlich, worauf es ankommt. Auch sind die Charaktere mit ihren (inneren) Konflikten gut in Szene gesetzt.

 

Es bleibt aber das Gefühl, dass die Geschichte vom Aufbau und von den verschiedenen Charakteren her etwas konstruiert wirkt. So kommt natürlich auch noch eine Frau als Schiffsmagierin ins Spiel, die bei Shang-Li bleibenden Eindruck hinterlässt, selbst wenn eine herzzerreißende Liebesgeschichte Gott sei Dank ausbleibt. Und wie sollte es anders sein, so spielen auch die Eladrin noch eine Rolle, so dass man die meisten Basis-Spielervölker wieder beieinander hätte. Wer die neuen Völker besser kennen lernen will, wird daran jedoch mit Sicherheit Gefallen finden. Für diejenigen, die in die veränderten Reiche hinein schnuppern möchten, um zu sehen, ob ihnen die Entwicklungen gefallen, dürfte der Roman ohnehin etwas sein - zumindest ging es mir so. Er bietet nämlich auch in Ansätzen eine kurze Rekonstruktion der Geschehnisse, die Faerûn schließlich verändert haben.

 

Die 310 Seiten des Romans füllen sich aber nicht nur mit interessanten Charakteren und stimmungsvollen Beschreibungen, sondern auch mit so einigen Kämpfen, die Shang-Li und seine Begleiter auf sich nehmen müssen. Ob gegen die Shou-Kämpfer der Neun Goldenen Schwerter, gegen Kuo-Toa oder die sea shambles, vormals Humanoide, die durch die Spellplaque verändert wurden - Kämpfe gibt es in Wrath of the Blue Lady genügend. Diese sind aber so gestaltet, dass sie nie langweilig werden oder zuviel des Guten wollen. Schade ist nur, dass der Endkampf dann eher in einer wilden Messerstecherei zwischen Shang-Li und Caelynna bestritten wird.

 

Anzumerken ist sicherlich auch noch, dass es von der zeitlichen Bestimmung her Ungereimtheiten gibt. So wird ständig davon gesprochen, dass sich Bayel 1479 TZ erst siebzig Jahre bei Caelynna befindet, obwohl es rein rechnerisch achtzig Jahre sein müssten. Aber man muss an dieser Stelle auch nicht pingelig sein, sondern vielleicht einfach selber nachrechnen. Von der Aufmachung des Buches her hätte ich mir - selbst wenn es sich um ein Taschenbuch handelt - doch ein wenig mehr Stabilität erwartet. Zu sehr knicken oder beanspruchen sollte man es nicht, sonst sieht der Buchrücken nachher sehr unschön aus und die Bindung ist auch nicht besonders vertrauenserweckend. Kleinere Zeichensetzungsfehler gibt es auch. Alles in allem ist das für den Preis von knapp 8$ bzw. nicht mal 6€ aber durchaus in Ordnung.

Fazit:

Mel Odom erzählt mit Wrath of the Blue Lady eine spannende und humorvolle Geschichte in den Vergessenen Reichen nach der Spellplaque, die durch anschauliche Beschreibungen und abwechslungsreiche Kämpfe, aber vor allem durch genügend Humor und Sarkasmus punkten kann. Die Geschichte wirkt zum Teil sehr zusammen gebastelt, macht jedoch trotzdem eine Menge Spaß und ist solide Unterhaltung, bei der man durchaus zugreifen kann.