Inhalt

(evtl. Vorsicht Spoiler!!!)

Zur Stadt Arkham, der fiktiven Keimzelle so mancher klassischer Geschichte von H. P. Lovecraft ist in einer anderen Rezension bereits genügend gesagt worden. Nun stellt sich die Frage, ob der hervorragende Quellenband mit dem vorliegenden Werk um einen ebenso exzellenten Abenteuer- und Szenarienband ergänzt wird. Laut Angabe ist zum Spielen der Abenteuer das Quellenbuch nicht erforderlich, nach der Lektüre beider Bände darf ich meinem Fazit jedenfalls soweit vorweg greifen, dass sich die Bände sehr gut ergänzen.

Layout und Gestaltung

Gewohnte Pegasus-Qualität, also sehr hochwertige Gestaltung und wertiges Material findet der Leser vor. Das bewährte Umschlagdesign des Hardcovers von Manfred Escher weiß ein weiteres Mal zu gefallen, auch die mit den bekannten Namen besetzte Karten- und Bildredaktion hat wieder sehr gute ARbekt geleistet und den schwarz-weiß gehaltenen Band sehr ansprechend, zeitgenössisch und vor allem stimmig bebildert. Besondere Erwähnung haben die liebevoll und detailliert gestalteten Handouts verdient, die Ihren besonderen Anteil an der Stimmung mancher Szenarien haben. Lediglich das aus alten Publikationen lieb gewonnene Lesebändchen trübt den exzellenten Gesamteindruck.

Inhalt

Nach einem Vorwort stürzen sich die Investigatoren, beziehungsweise der in der Vorbereitung befindliche Spielleiter auf insgesamt sieben Szenarien, die alle in und um Arkham spielen und zeitlich in den 1920ern angesiedelt sind.

 

Das erste Szenario namens Unsterblich von Wichard Watts mit Lynn Willis und Sam Johnson führt die Spieler an die inoffizielle Fortsetzung eines Lovecraft-Klasikers heran, nämlich den Geschehnissen einige Jahre nach der Handlung von „Herbert West“ – mehr sei hier im Sinne der Spannung nicht verraten.

 

Ebenfalls von Richard Watts mit Keith Herber ist das folgende Szenario, die Puppenmacherin, in dem der Arkhamer Hexenmythos und beseelte Puppen die Hauptrolle spielen.

 

Keith Herber steuert sodann das Szenario Der Hunger der toten Kinder bei, worin der Abriss eines alten Hauses hinter einer geheimen Kellertür ein verborgenes Gefängnis offenbart, dessen Insassen jedoch kurz zuvor das Weite gesucht haben müssen… oder?

 

Das „Regiment der Toten“ stammt aus der Feder von Geoff Gillan und befasst sich mit dem Bürgerkriegsdenkmal der Stadt Arkham. Die Charaktere sind hier auf der historischen Fährte einer vergessenen Schlacht des amerikanischen Bürgerkriegs und müssen aufpassen, dass sie die Geschichte nicht einholt…

 

Im Anschluss daran steuert abermals Keith Herber ein Szenario bei. In Tag der Rache ist es ein Blitzschlag, der zufällig einen alten Brückenpfeiler zerstört. Doch offenbar hat dieser Pfeiler einst als Gefängnis für einen Magier gedient, der nun an den Nachfahren derer, die ihn hatten einmauern lassen, schreckliche Rache nimmt. Werden die Charaktere ihn stoppen können?

 

J. Todd Kingren bringt sich zu diesem Band Dunkle Rivalen ein, das die Investigatoren in einen im Verborgenen geführten Krieg führt. Dieses Szenario bietet ungewöhnliche Verbündete und könnte einen guten Startpunkt für eine ganze Arkham-Abenteuer-Kampagne darstellen.

 

Die Schöne neue Welt von Todd A. Woods bildet einen guten Abschluss für den Band, und stellt zugleich ein Bindeglied zu weiteren lovecraft’schen Thematiken in der Umgebung Arkhams dar. Die Tiefen Wesen und ein Fischerdorf reichen dem Lovecraft-Kenner als Stichwort, um anzudeuten, wohin die Reise geht.

 

Obwohl im Vorwort und auf dem Buchrücken genannt, ist der Titel Das Grauen von den Sternen nicht im Band selbst enthalten. Freundlicherweise enthält der Abenteuerband einen Beipackzettel, auf dem der Grund genannt wird: Es handelte sich um ein Versehen in der Produktion, jedoch sah die ursprüngliche Preiskalkulation ohnehin eine um diesen Titel gekürzte Veröffentlichung vor, um den Band wie gewohnt für (angesichts des Inhalts ziemlich günstige) 24,95 € vertreiben zu können. Das Szenario kann jedoch auf der Homepage von Pegasus kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Damit können sich auch Kaufinteressierte von der Güte der in diesem Band enthaltenen Szenarien einen Eindruck verschaffen oder gar ein erstes Testspiel für Neueinsteiger wagen.

Fazit:

Eine gute Mischung mit teils sehr starken, teils sehr anspruchsvollen Szenarien. Aber auch der Einsteiger findet etwas, um seine Cthulhu-Kampagne im klassischen Lovecraft Country spielen zu lassen. Zahlreiche Verweise, Zitate und Andeutungen erfreuen den Spielleiter, der auch mit dem literarischen Werk Lovecrafts vertraut ist. Zusammen mit dem Quellenband kann man hier sicherlich eine etliche Spielabende umfassende Kampagne entwerfen, in der man die im Band veröffentlichten Szenarien miteinander verknüpft. Man merkt der stellenweise Geradlinigkeit der Abenteuer an, dass sie für amerikanische Spielgewohnheiten entworfen worden sind. Da ist man von Pegasus deutschsprachigen „Eigengewächsen“ etwas mehr Vielschichtigkeit und mythologische Recherche gewohnt. Dennoch ist der Band wärmstens zu empfehlen; insbesondere, wenn man die „klassische“ Lovecraft-Ära, die Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts, in und um Arkham nacherzählen will. Mit ganz leichten Abstrichen immer noch eine sehr herausragende Pubikation.