Comics als Beiwerk zu Computer- und Videospielen sind mittlerweile fast genauso gefragt, wie die Spiele selbst. Fast zu jedem mehr oder weniger erfolgreichen Spiel erscheint in nur kurzer Zeit einer oder gar mehrere passende Comics. Nach Comics zu "World of Warcraft", "Resistance" und "Gears of War" findet mit "Mirror's Edge" die Vorgeschichte zum gleichnamigen Videospiel seinen Weg in die grafischen Novels.

 

Inhalt:

Die totale Überwachung ist Wirklichkeit geworden und die wohlhabenden Menschen leben im exklusiven New City. Doch nach wie vor gibt es Leute, die Geheimnisse für sich behalten wollen und genau da kommen die so genannten Runner ins Spiel, waghalsige Kuriere, die sich Parkour-Wettrennen mit den Sicherheitsbehörden über den Dächern der Wolkenkratzer liefern, um ihre Kunden zu befriedigen. Auch Faith ist so eine Runnerin (und die Hauptfigur im Videospiel), allerdings in diesem Fall noch in der Ausbildung. Als sie in einer Kuriertasche durch Zufall Überwachungsfotos von ihrem Vater findet, kann sie diese nicht ignorieren, obwohl sie das eigentlich sollte. Auf eigene Faust stellt sie Nachforschungen an und gerät schon bald in die Schusslinie von ein paar sehr mächtigen Gegnern...

 

Zu Story, Schreibstil & Artwork:

Die Story des vorliegenden Comics erzählt die Vorgeschichte zum gleichnamigen Video/PC-Spiel aus dem Jahre 2008. Hier geht es um die Anfänge der Protagonistin Faith und wie sie ihre ersten Versuche als Runnerin in der Gesellschaft von Morgen macht. Geschrieben wurde die Story von Rhianna Pratchett (Tochter von des Scheibenwelt-Erfinders Terry Pratchett), die sich vor allem mit dem Designen von Videospielen beschäftigt. Der Plot von "Mirror's Edge" ist auch durchaus solide ausgefallen, setzt aber auch sicherlich keine Zeichen, denn zu viele Elemente sind offensichtlich und wissen nicht zu überraschen. Dennoch wird die Story rasant und dynamisch erzählt und macht durchaus Spaß, wenn man das Setting mag. Im Falle des Settings hat die Pratchett natürlich auch nicht allzu viel Spielraum, denn hier musste sich die Autorin logischerweise stark an die Vorgaben aus dem Spiel halten. Das Setting erinnert generell ein wenig an eine Mischung zwischen Shadowrun (ohne den Fantasy-Faktor) und dem Film "Ghetto Gangz" (ein Film der sich mit dem Thema Parkouring beschäftigt), ist dabei aber eben in die Zukunft transportiert und zeigt eine Gesellschaft, die sich nicht schlimmer hätte entwickeln können. Die totale Überwachung und die strikt Trennung von Reich und Arm wird hier zelebriert und zur Schau gestellt und die Runner sind mitten drin.

Wie gesagt, die Story ist solide aber nicht umwerfend und ist damit vor allem was für Fans des Spiels.

 

Für die Artworks ist Matthew Dow Smith verantwortlich, der einen sehr minimalistischen Stil aufzeigt, der mich persönlich nicht vollends überzeugen konnte. Vor allem die Figuren wirken mir hier zu kantig und zu grob, wohingegen der Künstler die skurrile und grelle Welt von Morgen, die das Setting wiederspiegelt, sehr gut rüberbringt. Die Inszenierung der Story hingegen ist gut gelungen und wirkt sowohl actionreich wie auch ausreichend dynamisch und bringt damit die Geschwindigkeit gut herüber mit der die Runner über die Hausdächer und durch die Häuserschluchten jagen. Das funktioniert gut. Die kräftige Kolorierung unterstützt die Skurrilität des Settings und glänzt mit satten Farben.

 

Qualität & Ausstattung:

Der Comic kommt im Softcover mit Faltklappen und hat wie immer eine sehr gute Produktionsqualität. Der Band kommt im US-Format und beinhaltet die ersten sechs Ausgaben der US-Heftserie. An Extras gibt es nur eine Covergalerie.

 

Fazit:

"Mirror's Edge" ist ein weiterer Vertreter in Sachen Videospiel-Comicadaption. Allerdings kann dieser Comic, im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen, nicht vollkommen zu überzeugen, was sowohl an der Story als auch an den Artworks liegt. Der Plot ist zwar interessant und auch rasant, erzählt dabei die Vorgeschichte zum Spiel, hat aber keine wirklichen Spitzen und überraschenden Wendungen und ist damit zu vorhersehbar. Die Artworks wirken oft zu kantig und zu grob und könnten durchaus feiner sein.

Letztendlich ist "Mirror's Edge" kein schlechter Comic, hebt sich aber auch nicht sonderlich von vielen anderen ab. Fans des Spiels kommen hier sicherlich auf ihre Kosten und erfahren dabei ein wenig mehr über die Protagonistin.