Links zur Rezension Anmerkung des Redakteurs: Ich bin kein Leser der regelmäßigen Marvel-Superhelden-Serien, sondern lese nur abgeschlossene One-Shots und Miniserien, wie die vorliegende. Deswegen stelle ich diesen Band respektive Review auch nicht in Kontext zu diesen und gehe darauf ein, inwiefern die Story zu einem der laufenden Marvel-Universen passt. Ich sage das explizit, da diese Diskussion im Diskussionsthread zu dieser Review aufgekommen ist. [gg]
Wolverine ist wohl einer der gefragtesten Helden des Marvel-Universums und hat ein Millionengefolge an Fans auf dem gesamten Globus. Natürlich ist sich auch die Comicschmiede Marvel dessen bewusst und so wurden und werden zahlreiche Stories um den untypischen Helden veröffentlicht. Dabei sind viele der Wolverine-Stories wirklich gut und nur ganz wenige eher mau. Wenn sich allerdings ein Mark Millar (Civil War, Wanted) und ein Steven McNiven (ebenfalls Civil War) erneut zusammentun, um etwas gänzlich anderes um Wolverine zu schaffen, dann verspricht das allein schon einen Comichammer, vor allem dann wenn das Ganze in einer apokalyptischen Zukunft spielt...
Inhalt:50 Jahre ist es her, das die Superhelden fielen und von den Superschurken in nur einer Nacht nahezu ausgerottet wurden. Die Schurken teilten Amerika unter sich auf und begannen ihre Schreckensherrschaft. Seither hat sich das Land verändert und ist zu einer Einöde geworden. Die großen Städte und die Regierung, die noch halbwegs für Recht und Ordnung gesorgt hatte, existieren nicht mehr. Logan aka Wolverine hat jene Nacht vor 50 Jahren zwar überlebt, aber seither ist er ein gebrochener Mann. Zurückgezogen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern auf einer Farm in der Nähe des ehemaligen Sacramento in Kalifornien. Doch die Geschäfte laufen schlecht und so ist die Familie mit ihren Raten im Rückstand, die sie an den Hulk-Clan zahlen müssen, der die Region mit knallhartem Griff regiert. Als seine friedvolle Welt durch den brutalen Hulk-Clan bedroht wird, kommt ihm ein Angebot des alten und blinden Hawkeye gerade recht, welches sehr viel Geld verspricht. Er braucht Logan als Begleitung für eine Kurierfahrt, die die Beiden quer durch Amerika nach New Babylon an die Ostküste führen soll. Noch weiß Logan nicht, das er sich damit auf die Reise seines Lebens begibt und diese hohe Wellen nach sich ziehen wird...
Zu Story, Schreibstil & Artwork:Mark Millar gehört wohl zu den renommiertesten Stammautoren bei Marvel und hat bereits große Serien, wie Ultimate X-Men, The Ultimates, aber auch Spiderman und Wolverine, geschrieben. Auch Independent-Arbeiten unter seinem eigenen Label - beispieslweise Wanted und Kick-Ass - gehören zu seinen erfolgreichen Publikationen. Gerade seine Arbeiten an den diversen Marvelreihen prädestinieren ihn für eine ganz spezielle Wolverine-Story und "Old Man Logan" ist ganz ohne Zweifel genau so eine Geschichte. Millar katapultiert das Marvel-Universum mit seiner Erzählung 50 Jahre in die Zukunft und diese ist alles andere als rosig. Die Superschurken haben fast alle Helden fünf Dekaden zuvor getötet und nur wenige haben überlebt, leben nun versteckt und verfolgt in einer apokalyptischen Endzeitwelt, die stark an Mad Max erinnert. Logan ist, wie bereits erwähnt, ein gebrochener Mann und hat seinen Kampfeswillen in der Nacht verloren, in der fast alle seine Freunde starben. Nun ist er ein gealterter, einfacher Farmer, der nur das Wohl seiner Familie im Sinn hat. Das dies nicht mehr lange so bleibt, ist abzusehen und schon auf den ersten Seiten wird klar, das seine Familie bedroht wird. Deswegen zieht er mit Hawkeye los um Geld zu verdienen und seine Familie zu schützen. Ihre Reise durch die ehemalige USA ist dabei düster, gefährlich und deprimierend, aber auch eine Selbstfindungsreise für Logan, denn der einstige Überkrieger hat mit dem Kämpfen abgeschlossen und weigert sich selbst dann seine Klingen und Reflexe zu benutzen, wenn sein Gefährte Hawkeye in Schwierigkeiten ist. Während das Setting an Mad Max erinnert, erinnert Logan selbst dabei ein wenig an Clint Eastwoods tragische aber auch coole Westernhelden aus den 70ern. Die Story an sich ist dabei spannend und episch inszeniert, besticht durch brutale und brachiale Actionsequenzen, aber zeigt auch enorm viel Tiefgang. Der Leser muss sich stark mit der Gefühlswelt Logans auseinandersetzen und vor allem bekommt er einen Logan vorgesetzt, wie man ihn bisher noch nicht kannte. Mark Millar hat es einfach drauf seine Geschichten zu erzählen und seine Protagonisten ins rechte Licht zu rücken. Dabei scheut er auch nicht vor heftigen Überraschungen und Aktionen zurück und macht seine Story damit aber glaubwürdig (sofern Superhelden-Stories glaubwürdig sein können natürlich). Allein die Idee, die hinter dem "Old Man Logan" Setting steckt, ist schon atemberaubend genug, aber Millar hat diese Idee mit viel Geschick mit Leben und Inhalt gefüllt.
Doch die beste Comicgeschichte ist nichts ohne passende und ansprechende Artworks, sprich die grafische Inszenierung ist mindestens genauso wichtig, wie das geschriebene Wort. Auch hier kann "Old Man Logan" ganz ohne Zweifel auf ganzer Linie überzeugen und wird in einem ultraschicken Gewand präsentiert. Die Illustrationen von Steve McNiven sind einfach umwerfend, was vor allem an seinem modernen und äußerst detaillierten Stil liegt, der mit dem aktuellen Look von Marvel-Superhelden-Comics konform geht. Hier passt einfach alles: Mimik und Gestik der Charaktere wirken ebenso realistisch und passend, wie das Drumherum. McNiven zeigt feinste Details ohne seine Artworks zu überladen, glänzt dabei mit klar definierten Strichen und Konturen, die eine gnadenlos brutal das zeigen, was Autor Millar auszudrücken will. McNiven rückt die einzelnen Panels perfekt ins richtige Licht. Die Zeichnungen wirken dabei sehr dynamisch und actionreich und sind wie gesagt sehr brutal und damit auch blutig. Das passt allerdings sehr gut zum harten Setting und macht die Sache einfach nur noch realistischer. Die Kolorierung rundet die Optik gekonnt ab und zeigt zumeist düstere Töne. Dabei wird der Mad Max Look im Freien vor allem durch Brauntöne realisiert. Die Panels gibt es in allen Größen und Formen, was ganz typisch für moderne Superhelden-Comics ist, denn dadurch wird die Dynamik und die Geschwindigkeit der Erzählung noch mehr unterstützt.
Qualität & Ausstattung:Der begutachtete Band kommt als Panini-typisches Softcover und hat wie eigentlich immer eine hervorragende Produktionsqualität. Das 212 Seiten starke Buch umfasst die amerikanischen Originalausgaben Wolverine 66-72, sowie Wolverine Old Man Logan Giant Size 1, die zwischen August 2008 und November 2009 erschienen sind. Extras gibt es keine. Für Sammler und Hardcore-Wolverine Fans bietet Panini auch eine Hardcover-Edition des Comics an.
Fazit:Wow, wow, wow! "Old Man Logan" ist ein echter Hammer, der ganz klar in jedes Wolverine-Fan-Regal gehört. Ähnlich wie "All Star Batman" ist die vorliegende Wolverine-Story ein absolutes State-of-the-Art-Werk, das vom ersten bis zum letzten Panel vollkommen überzeugen kann. Das liegt allein schon an der Idee, die hinter "Old Man Logan" steckt und dem daraus resultierenden Mad Max-ähnlichen Endzeitsetting, in der es keine Superhelden mehr gibt und die Superschurken die Welt (oder zumindest Amerika) brutal und gnadenlos regieren. Und natürlich auch an Logan selbst, der ein gebrochener Mann ist, der seinen Kampfgeist vollkommen aufgegeben hat. Grandios, brutal und düster von Meister Mark Millar erzählt und atemberaubend von Steve McNiven in Szene gesetzt, der das Comic mit extrem anspruchsvollen Artworks präsentiert. "Old Man Logan" ist schlichtweg umwerfend, packend und atemberaubend. Ein absolutes Must-have für alle Wolverine- und Marvel-Fans, denn so haben wir das Marvel-Universum und Wolvie noch nie gesehen! Die Behauptung das "Old Man Logan" zumindest eine der wichtigsten modernen Wolverine-Stories ist, kann man auf jeden Fall so stehen lassen.
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