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Menschen haben immer eine Wahl. Darum versuchen die Helfer des Lichts auch, euch zu verwirren. Du hast eine Wahl, aber du kannst nicht wirklich wählen, weil die Helfer des Lichts bestimmt haben, welche deiner Entscheidung verkehrt ist. - Kabraxis – Dieb der Hoffnung
VorabDieses edle Hardcover-Buch ist eine auf 3000 Exemplare ausgelegte Sammlerausgabe (Original: Diablo Archive), in der sich die ersten 3 Bände der Diablo-Romanreihe wiederfinden. Dies sind im Einzelnen Das Vermächtnis des Blutes (Richard Knaak, Diablo 1 – Day of the Dra-gon), Der Dunkle Pfad (Mel Odom, Diablo 2 – Lord of the Clans) und Das Königreich der Schatten (Richard Knaak, Diablo 3 – Last Guardian). Dieser Serie haben sich mittlerweile Der Mond der Spinne und Der Sündenkrieg 1 – Geburtsrecht, beide aus Knaaks Feder, an-geschlossen. Wie im Einband erwähnt, dürfte es schwer fallen, einen PC-Spieler zu finden, der nicht schon einmal etwas von Diablo gehört hat. Aus derselben Spieleschmiede wie Warcraft stammend, war Diablo (1 & 2) lange Zeit auf dem Fantasyspielemarkt eine feste Größe. Diablo 1 wird nicht selten als Mutter aller actionbasierten Rollenspiele gehandelt. Selbst die d20-Industrie nahm sich dem Thema an und produzierte für Diablo 2 ein P&P–Spiel. Als Autoren holte sich Blizzards altgediente Kader aus den Reihen der Dragonlance, Warcraft, Forgotten Realms und NAVY CIS Roman- und Drehbuchautoren, namentlich Richard A. Knaak und Mel Odom.
AufmachungDie 825 satt-bedruckten Seiten des Hardcovers sind in einen Farbumschlag gehüllt, der uns den „brennenden“ Schriftzug Diablo und das knochige Gesicht des Erzbösen, eine Felsburg und einen der Protagonisten zeigt. Auch der Bucheinband selbst trägt den schwarzen, in goldene Flammen gehüllten Namen Diablos. Die Schrift ist relativ klein, so dass man bei der hohen Seitenzahl einige Stunden zur Seite legen muss, um die drei Romane zu bewältigen. Karten gibt es leider nicht.
InhaltRichard Knaak – Das Vermächtnis des Blutes (4.0) Die Ansprüche, die ein Diablo-Fan an einen Roman vor dem Hintergrund des Spiels stellt, sind sicher-lich hoch, und man braucht ein wenig Geduld, um sich in Knaaks Stil hineinzulesen. Eine Gruppe Abenteurer sucht in einem alten Tempelgrab nach Schätzen, wird von Wächtern überrascht und setzt sich mit Hilfe einer aufgefundenen Rüstung zur Wehr. Dass diese alsbald ein blutiges Eigenleben entwickelt und nur einen der Schatzsucher am Leben lässt, liegt an ihrem Vorbesitzer, dem „Kriegs-herrn des Blutes“ namens Bartuc. Die Rüstung – zweifelsohne ein Fluch für ihren neuen Besitzer, den Krieger Norrec Vizharan – übernimmt zeitweilig die Kontrolle über die Handlungen des Trägers, ver-sorgt und schützt ihn aber auch vor allerlei Gefahren. Sie spürt ihren Helm und führt Norrec auf dessen Spur, doch ist sie nicht allein. Denn die Jagd nach der vollständigen Rüstung (wir erinnern uns an die Set-Items aus Diablo oder Sacred) ist auch das Ziel eines mächtigen Söldneranführers, der zu jenem Zeitpunkt nur im Besitz des Helmes ist. Geführt von der Hexe Galeona, die ihrerseits mit dem Dämon Xazax (einem Diener Belials) zusammenarbeitet, sucht General Augustus Malevolyn nach den anderen Teilen und geht dabei nicht zimperlich vor. Unterdessen trifft die Nekromantin Kara Nightshadow im Grabmal Bartucs ein, stellt den Einbruch und das Verschwinden der Rüstung fest und hat eine unheimliche Begegnung mit Norrecs ehemaligen Kameraden, die – wie es scheint - ihrerseits auf der Suche nach ihrem Mörder sind. Alle drei Handlungstränge (Norrec, Kara, der General) laufen parallel zueinander ab und treffen sich dann vor Lut Gholein, der Stadt der Vizjerei–Magier zum großen, unerwarteten Finale.
Fazit:Das Abenteuer kommt langsam in Schwung und man hat das Gefühl, einiges schon andernorts gele-sen zu haben. Dennoch gelingt es Knaak, ein stimmungsvolles Bild der Welt von Diablo zu zeichnen, ohne dass dieser Erzböse selbst in Erscheinung tritt. Vom Hintergrund oder gar den Spielen bleibt der Leser auch größtenteils verschont, doch schadet dies dem Roman keineswegs.
Mel Odom – Der Dunkle Pfad (3.6) ... oder „Die Lebensgeschichte eines Dämonenkults“. Der Roman zeichnet sich durch eine ab-wechslungsreiche Handlung aus, wenn man den Plot an sich auf die Hauptteile komprimiert. Die Cha-raktere werden während einer Befreiungsaktion vorgestellt, die sich um einen von Piraten entführten Adelssohn dreht. Die zur Befreiung angeheuerten Freibeuter finden den Unterschlupf der Entführer in den Ruinen der längst untergegangenen und – mit Absicht – vergessenen Hafenstadt Tauruk’s Port, in der ein mit den Piraten zusammenarbeitender Priester nach einem Portal in eine andere Welt sucht. Wie der Zufall es will, überschneiden sich die Ereignisse, und während die Befreiung gelingt, erfahren die Männer um den Maat Darrick von den wahren Absichten des Priesters. Sie eilen ihm nach, können aber das Öffnen des Portals nicht verhindern. Hals über Kopf müssen sie vor Untoten und Dämonen fliehen, wobei Darricks langjähriger Freund Mat den Tod findet. Während in den folgenden Monaten der Priester einen Kult ins Leben ruft, der angeblich einem Propheten des Lichts gilt, in Wahrheit je-doch dem Dämon Kabraxis dient, verfällt Darrick der Trinksucht und der Verzweiflung, hält er sich doch für den Tod seines Freundes verantwortlich. Die Macht des Kultes wächst zusehends und bald stehen dessen Jünger auch vor den Toren jener Stadt, in der Darrick lebt. Erst das Auftauchen des Dämonenjägers Taramis reißt Darrick aus seinem Dahindämmern, nicht zuletzt deshalb, weil er derje-nige zu sein scheint, der als einziger Hauklins Schwert führen kann – jene Klinge, die es bereits zuvor vermocht hat, Kabraxis von dieser Welt zu verbannen. Mit nur wenigen Streitern und einem unverhoff-ten Verbündeten treten Darrick und Taramis nun gegen den Dämon, seinen mächtigen Priester und Tausende Jünger an.
Fazit:Der Dunkle Pfad hat zwei nebeneinander laufende Handlungsstränge, in denen es zum einen um den Dämonen Kabraxis und dessen Kult geht, zum anderen um jene, die ihm entgegentreten wol-len. Doch gerade bei Letzteren ist der Lebens- und Leidensweg des Maats Darrick eindeutig zu lang-atmig geworden, zieht er sich doch durch nahezu den gesamten Roman. Das nimmt dem Lesespaß doch gehörig Wind aus den Segeln, obgleich die Handlung an sich recht unterhaltsam ist und für Rol-lenspieler viele interessante Anreize bietet. Wenn man von der Nennung einiger Städtenamen und Dämonen absieht – zu deren Hintergrund und Vorgehensweise auch einige interessante Details erläu-tert werden –, könnte Der Dunkle Pfad aber auch gänzlich jenseits der Diablo-Welt handeln, ohne dass man diese vermissen würde.
Richard Knaak – Das Königreich der Schatten (4.1) Knaaks zweites Abenteuer führt uns nach einer kurzen Einleitung im Dschungel von Kehjistan in ein untergegangenes Reich namens Ureh, von dem dieser Tage nur noch Ruinen am Fuße des Berges Nymyr zu sehen sind. Dessen Herrscher wollte auf dem Höhepunkt seiner Macht mit Hilfe eines mächtigen magischen Rituals seine ganze Hauptstadt in die Himmlischen Reiche befördern. Nun macht sich ein eigenwilliger alter Vizjerei-Hexenmeister mit einer Söldnergruppe auf den Weg, um die Ruinen aufzusuchen und dort nach den Hinterlassenschaften von Ureh zu graben. Denn, so meint Quov Tsin, die Reise hätten die Einwohner Urehs ohne ihr Hab und Gut angetreten, welches an be-stimmten Tagen noch immer für Sterbliche zu erreichen sei. Gerade solch einen Tag hat sich der He-xenmeister ausgesucht und dank einiger Zauber erscheint die Stadt wirklich im Schatten des Berges, ganz so, wie sie einst in voller Pracht gewesen sein muß - wenn man davon absieht, dass alle Ein-wohner mittlerweile Geister und Schatten zu sein scheinen. Von einem Nekromanten, der den Berg sein Leben lang kennt und seine eigene Interessen verfolgt, gewarnt, wollen die Männer die Stadt im Schatten betreten. Doch als der Anführer der Söldner, Kentril Dumon, nach dem Verlust einiger seiner Männer, die einer Art Schattenkatze zum Opfer fielen, den Rückzug befehlen will, bemerken sie den Palast der Stadt, der zuvor in den Ruinen nicht mehr zu finden war. Von den Geistern bedrängt treten sie ein und finden den alten Herrscher Urehs nebst seiner wunderschönen Tochter, die einzigen, die nicht in Geister verwandelt wurden. Von ihnen erfahren sie, dass die Reise in die Himmlischen Reiche nicht stattfand, da einer der Magier den Herrscher hinterging und das Ritual unvollendet blieb. So existiert Ureh nun seit Jahrtausenden in einer Art Zwischenwelt, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Doch sowohl der Hauptmann der Söldner, dem es die Herrschertochter Atanna angetan hat, wie auch die beiden Magier haben ein großes Interesse, Juris Khan zu helfen – verspricht er doch allen eine reiche Belohnung und Zugang zu den größten Schätzen und Magien des untergegangenen Reiches. Schnell ist eines der beiden Rituale, die nötig sind, um Ureh zu befreien, vollbracht. Die Ein-wohner kehren als lebendige Wesen in den Schatten des Berges zurück und erweisen sich den Rettern mehr als dankbar. Nun steht das zweite Ritual bevor, doch inzwischen ist dem Nekromanten auf-gefallen, dass nicht alles, was ihnen beschrieben und von dem verräterischen Magier berichtet wurde, den Tatsachen entsprechen kann. Dann verschwinden die ersten Söldner ...
Fazit:Von den drei Romanen ist Das Königreich der Schatten der mit Abstand unterhaltsamste. Knaak hat eine interessante Auswahl an Protagonisten ins Rennen gebracht, die mal mehr, mal weni-ger den üblichen Stereotypen entsprechen. Neben den gewöhnlichen Kriegern in Form der Söldner haben wir wiederum einen (machthungrigen) Vizjerei-Hexenmeister und einen Nekromanten, der im Diablo-Gegensatz zu den sonst üblichen Vorstellungen von „Den-in-der-Totenmagie–Bewanderten“ nach dem Gleichgewicht zwischen Gut und Böse strebt. Während man recht schnell zum Ort der Handlung vordringt, spielt sich das eigentliche Geschehen im Königreich der Schatten selbst ab, ohne allzu sehr abzuschweifen. Sieht man von der Nennung des einen oder anderen Erzbösen und den jeweiligen Kulten der Magier ab, könnte der Roman durchaus auch für sich selbst stehen, ohne an die Diablo-Welt gebunden zu sein.
ÜbersetzungDie Übersetzer und Lektoren haben hier richtig gute Arbeit geliefert. Selten liest man fast 1000 Seiten, ohne über einen Fehler zu stolpern. Einzig die Neologismen (der Leibhaftige) und nicht übertragenen Eigennamen (Kara Nightshadow, ein Outlander aus Hillsfar, Schiffsnamen etc.), die hier und da ein-gestreut sind, stören den Lesespaß.
SchlußbemerkungenDieser Sammelband ist in Aufmachung und Komplexität sicher ein Muss für jeden Freund von Diablo. Man erfährt ein wenig zum Hintergrund der beschriebenen Reiche und Kulte, zu den Erzbösen, deren Vorgehen und deren Handlangern. Da diese Informationen gerade zu den Ländern und Reichen nicht sonderlich in die Tiefe gehen, fragt man sich alsbald, ob es neben Vizjerei und Nekromanten auch noch andere Leute geben mag, da gerade diesen beiden Gruppierungen (die ja Klassen in den Spielen sind) doch eine große Bühne bereitet wird. Zudem scheint der Einfluß der Dämonen bzw. des Erz-bösen in der einen oder anderen Form auf die Handlungen doch übermäßig hoch zu sein, was wohl auf das Genre und den Bezug zum Spiel zurückzuführen ist. Wenn man von den Längen in Der Dunkle Pfad absieht, wird man jedoch mit durchaus respektabler Fantasy-Literatur bedient, die zudem in schönem Gewand und in sehr kompakter Form daherkommt. Ein Fehlgriff ist dieser Diablo-Sammelband also keineswegs, Spielleiter werden vor allem im zweiten und dritten Teil interessante Anreize für ihre eigenen Runden bekommen.
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