Im Verlagsprogramm der Wizards of the Coast erscheinen nicht nur Romane zu den diversen Dungeons-&-Dragons-Kampagnenwelten. Auch für die Zyklen des Sammelkartenspiels „Magic: The Gathering“ werden Romane und Kurzgeschichtensammlungen veröffentlicht.
Philip Athans und Susan J. Morris haben 2008 einen Band für den “Shadowmoor”-Zyklus des Sammelkartenspiels zusammengestellt.
Dieser umfasst neun Kurzgeschichten mit äußerst unterschiedlichem Umfang. Den Geschichten wird noch eine kurze Autorenvorstellung nachgeschickt, die zwei weitere Seiten einnimmt.
Der Shadomoor-Zyklus zeichnet sich durch eine gruselige, dunkle Stimmung ewiger Nacht aus. Diese Stimmung der endlosen Nacht von Shadowmoor steht auch auf die eine oder andere Art jeweils im Zentrum der einzelnen Geschichten.
Da lange niemand Interesse an der Bearbeitung des dem Gate zur Verfügung gestellten Rezensionsexemplars gezeigt hatte, habe ich mir das Buch mit in den Urlaub genommen, um es dort als Urlaubslektüre zwischen Tür und Angel lesen zu können.
Die Geschichten:Ode to Mistmeadow Jack (von Scott McGough & Cory J. Herndon, ca. 88 Seiten) Mit fast 90 Seiten Länge ist die erste Geschichte des Bandes und auch gleich die längste des gesamten Buches. Sie beschreibt den Werdegang von Jack Chierdagh zum Helden.
Diese Geschichte hat mir persönlich nichts gegeben und ich fand sie nicht sonderlich interessant. Aber es war ja erst die erste Geschichte, acht weitere sollten ja noch folgen.
Five Brothers (von Ken Troop, ca. 18 Seiten) Diese Kurzgeschichte besteht aus fünf kleineren Erzählungen über fünf Brüder. Die Brüder heißen Wander, Might, Kind, Clever und Hero. Alle Brüder sterben nacheinander in dieser kleinen, wenig erbaulichen Geschichte, die am Ende als Gute-Nacht-Geschichte mit pädagogischem Lerneffekt für Kithkin-Kinder aufgelöst wird ...
Paths (von Denise R. Graham, ca. 30 Seiten) Hauptfigur der Erzählung ist Cinder Ascaeus. Auch er, wie könnte es anders sein, begeht einige Fehler in der kurzen Geschichte, an deren Ende sein Tod steht.
Mark of the Raven (von Jess Lebow, ca. 34 Seiten) Mark of the Raven ist eine bedrückende Geschichte um einen jungen Elfen, Joram, der, ohne es zu wollen, großes Unglück über sich und sein Dorf bringt. Joram überlebt, aber hat am Ende alles verloren, was ihm wichtig, lieb und teuer war ...
Meme’s Tale (von Will McDermott, ca. 26 Seiten) In einer weiteren Geschichte voller Tod, Flucht und Hoffnungslosigkeit steht die junge Meme im Mittelpunkt. Auch hier ist wenig Erquickendes zu vermelden.
Pawn of the Banshee (von Doug Beyer, ca. 27 Seiten) In dieser Geschichte geht es um die seltsame Verbindung zwischen einer Banshee und einer Elfin. Und natürlich dem unguten Ende, die diese Verbindung nehmen muss.
Expedition (von Matt Cavotta, ca. 24 Seiten) In der Geschichte “Expedition” lernt der junge Gwyb, dass zwischen Mut und Umwissenheit nur eine dünne Linie verläuft und dass das Leben sehr gefährlich, ja tödlich sein kann. Auch diese Geschichte hinterlässt einen unschönen Nachgeschmack, ist aber vom Schreibstil her noch die anspruchsvollste und lesbarste. Zumindest hatte ich bei der schnellen Lektüre (ich habe dieses Buch am Ende arg schnell gelesen, um es hinter mich zu bringen) der einzelnen Geschichten hier noch die positivsten Eindrücke ... Was aber bei der Konkurrenz nicht viel heißen muss ...
Sootstoke (von John Delaney, 28 Seiten) Eine weitere überflüssige Geschichte rund um die Themen Tod, Sterben und Verrat.
The Cloudbreaker (von Jenna Helland, ca. 32 Seiten) Eine düstere Geschichte, deren Rahmenhandlung passenderweise das Sterben einer Figur ist. Zu Beginn und am Ende der Geschichte erkennt jeweils eine Figur, dass der Eintritt des Todes, das Sterben, friedlichvoller ist, als sie erwartet hatte ...
Fazit:Ich hatte mir das Buch kurzentschlossen als Urlaubslektüre eingepackt und habe es am Urlaubsort immer mal wieder hervorgeholt, aber jedes Mal genauso schnell wieder beiseitegelegt. Selten habe ich so ein schlechtes Buch mit im Urlaub gehabt! Anders ausgedrückt: Mir hat diese Kurzgeschichtensammlung nicht gefallen. Im Gegenteil. Die einzelnen Geschichten haben mich entweder nicht interessiert, nicht überzeugt und hin und wieder einfach nur angeekelt.
Die Geschichten spielen auf einer trostlosen, brutalen Welt, mit der ich einfach nicht warm werde. Erzählerisch sind die Geschichten größtenteils auch sehr schwach. An diesem Buch ist nichts, was überzeugt. Schon weil die Atmosphäre penetrant düster ist und die meisten Protagonisten in den Geschichten nur Pech haben (mindestens), vom Schicksal verfolgt werden oder sonst irgendwie nicht gut wegkommen und dabei zumeist sterben, ist das Buch als Urlaubslektüre irgendwie ein totaler Reinfall gewesen.
In mir reifte derweil die Erkenntnis, dass man meinen Magic-Konsum auf einen einfachen Nenner bringen kann: Ich brauche keinen Hintergrund, da ich Magic: The Gathering als unterhaltsames Kartenspiel für zwischendurch sehe und auch genauso spielen will. Fertig!
Aber auch unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass es sich bei den Geschichten wenigstens um gut geschriebene Erzählungen dunkler Fantasy handelt, hat das Buch enttäuscht. Mich konnten die Geschichten auch auf diesem Gebiet nicht wirklich „beeindrucken“ oder „überzeugen“.
Was bleibt, ist der Eindruck, dass ich meine kostbare Urlaubszeit mit diesem Sammelband verschwendet habe. Für einen engagierten MtG-Spieler ist dieser Band vielleicht geeignet, um ihm ein paar „stimmungsvolle“ Stunden zu bescheren. Selbst das mag ich bezweifeln. Selten habe ich bei der Einschätzung eines Buches im Vorfeld weiter danebengelegen als in diesem Falle und noch seltener habe ich bei der Lektüre eines Buches das Gefühl gehabt, mehr Zeit vergeudet zu haben.
Weil es möglicherweise doch Magic-Fans gibt, die mit diesen bedruckten Seiten von Papier etwas anfangen können, vergebe ich gerade so noch 2.0 Punkte. |
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