Jim Balents freizügige Serie, um die Hexe Tarot, erfreut sich seit einigen Jahren auch in deutschen Landen sehr großer Beliebtheit. Leider sind aber die ersten Ausgaben schon längst vergriffen und werden von ihren Besitzern mit Adleraugen behütet. Deswegen hat Panini kürzlich die vorliegende Luxusedition im edlen Hardcover als Reprint auf den Markt gebracht, der die ersten beiden deutschen Sammelbände "Hexenkrieg" und "Rückkehr der dunklen Hexe" umfasst.
Inhalt:Hexenkrieg-Zyklus: Tarot hat es mit ihrer ebenfalls wunderschönen, aber bösen Schwester Raven Hex nicht leicht, denn diese ist darüber erbost, das die Menschen Hexen wie sie und Tarot es sind, einfach schlecht behandeln. Raven Hex will das ändern und Tarot ahnt. das dabei nichts Gutes rumkommen kann. Im schlimmsten Falle wäre das Alles kontraproduktiv, denn die Menschen würden sich mit Sicherheit auf die wenigen Hexen stürzen und sie wie im Mittelalter jagen. Um ihren Plan umzusetzen will Raven zunächst den toten Vater wieder erwecken und dabei kommt Skeleton Man ins Spiel, der selbsternannte Friedhofswächter ins Spiel...
Die Rückkehr der dunklen Hexe: Tarot hat die Ambitionen ihrer Schwester erfolgreich gestoppt und Salem gerettet. Doch während Tarot und Jon entspannen, wird es Raven in ihrem Turm in den sie sich zurückgezogen hat langweilig und justamente ersinnt sie einen neuen Plan, denn die Menschheit darf sie ja nicht vernichten. Raven will eine Zuflucht für alle magischen Geschöpfe, Hexen und Zauberer schaffen, einen Ort wo sie vor der Verfolgung sicher sind. Obwohl sie bei ihrer Schwester und ihrer Mutter nicht auf Gegenliebe bezüglich ihres Plans stößt, führt sie ein magisches Ritual durch. Doch die Sache läuft schief, als ein paar Hexen auftauchen, die nicht vergessen haben, was Raven in Salem angerichtet hat. Wieder muss Tarot eingreifen.. und diesmal zahlt sie einen hohen Preis.
Zu Story, Schreibstil & Artwork:Ich selbst bin mittendrin in die Serie eingestiegen und selbst dort gefielen mir die Comics (siehe Reviews zu Ausgabe 6 und 7) recht gut, denn Tarot ist anders, als der Comic-Mainstream. Tarot ist aufreizend, ja fast schon pornografisch (aber nur fast) und weiß definitiv an jeder Ecke zu provozieren. Autor und Zeichner Jim Balent macht dies mit Sicherheit ganz bewusst, denn seine Artworks zeigen viel, machen aber im allerletzten Moment einen Rückzieher und verschleiern die allerletzten Details mit sehr geschickten Elementen. Das Jim Balent (Frauen) zeichnen kann, hat er seinerzeit bei der Serie "Catwoman" bewiesen, allerdings überzieht er bei "Tarot" die weibliche Optik doch teilweise enorm - wahrscheinlich auch absolut bewusst - und präsentiert nicht selten luftballongroße Brüste und Frauen in sehr "offenen" Posen. Die Artworks sind dabei sehr bunt und oftmals wirken sie auch sehr überladen, aber das sind Elemente, die "Tarot" eben ausmachen und das von Anfang an, was man sehr gut an diesem Sammelband hier erkennen kann. Die beiden Stories die hier erzählt werden sind interessant, aber auch nicht allzu tiefgehend und zielen eher auf frivol spaßige Entspannung ab, denn wirklich anspruchsvoll sein zu wollen. Mitunter wirken Dialoge und auch ganze Szenen dabei sogar recht kitschig. Auf der anderen Seite erfährt man als Leser zumindest ein gewisses Maß an geschichtlichem Hintergrund bezüglich der amerikanischen Hexen. Ganz klar ist aber nicht von der Hand zu weisen, das "Tarot" von dem stark vertretenden erotischen Aspekt lebt und dennoch ist dieses Element eben nicht das einzige auf das "Tarot" herunter zu brechen ist. Geschickt verwebt der Autor Erotik, Optik, Hintergrund-Story und sogar Wissenswertes miteinander und erzählt damit lockere und kurzweilige Geschichten.
Optisch ist "Tarot" wie gesagt sehr erotisch und bunt. Panels sind so gut wie nicht vorhanden und viele Seiten wirken zunächst recht verworren, regen den Leser aber an, sie auseinander zu pflücken. Auch bei der Optik ist der Kitschfaktor oft nicht von der Hand zu weisen, aber irgendwie ist das eben "Tarot". Der Zeichenstil von Balent besticht mit scharfen und klar definierten Konturen und Linien und zeigt sehr viele liebevolle Details. Viele Elemente in den Artworks haben definitiv ihren Ursprung im Gothik-Bereich, gerade was die Kleidung der Protagonisten (wenn man von Kleidung sprechen kann) angeht. Die Kolorierung ist dabei knall bunt und sehr kräftig, passt aber zur locker frischen Optik des Comics.
Qualität & Ausstattung:Das die ersten Bände von Tarot lange vergriffen sind, spricht für die Reihe und für Panini lag es nahe, einen exklusiven Reprint auf den Markt zu werfen. Mit diesem fetten Hardcover ist ihnen das auf jeden Fall gelungen, denn die "Hextrem Edition" überzeugt mit einem produktionstechnisch hochwertigem Hardcover und einem großen Umfang. Der 240 Seiten starke Wälzer beinhaltet die US-Originalhefte #1-10 und kommt im US-Format. Als Extras gibt es eine kleine aber feine Cover-Galerie.
Fazit:Für alle Fans der Reihe, die die ersten beiden Bände nie in die Hände bekommen haben, weil sie vergriffen waren, liefern Panini mit diesem Hardcover-Sammlerstück nun eine echte Alternative, die absolut überzeugen kann und das nicht zuletzt weil sie gleich zwei der deutschen Originalausgaben umfasst. Die Stories sind frisch und spritzig, aber auch kitschig und erotisch überzogen und das nicht nur in erzählerischer, sondern auch in optischer Hinsicht. Aber genau das ist, was Tarot ausmacht und womit der Erfinder provozieren und unterhalten will. Tarot zeigt viel weibliche Haut ohne letztendlich alles zu zeigen und auch daraus macht sich Autor Jim Balent einen Spaß. Wer Tarot kennt und die ersten Bände einfach verpasst hat, sollte hier zu greifen, denn schicker wird es diese Ausgaben wohl nicht mehr geben. Aber auch für Neueinsteiger ist dieser fette Sammelband interessant und durchaus einen Blick wert, vor allem da der zweite Band der Hextrem-Edition schon in den Startlöchern steht und bald veröffentlicht wird.
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