Links zur Rezension Irgendwo hoch im Himalaja entdecken Forscher der Miscatonic Universität ein gigantisches, 8.000 Jahre altes Artefeakt mit bizarren, grauenhaften Verzierungen. Nur einer der Forscher, Jack Stanton, kommt lebend in die Zivilisation zurück und schreibt ein Buch über den sensationellen Fund. Aber die Entdeckung hat verheerende Folgen – für Jack und die ganze Welt, denn die Apokalypse scheint angebrochen zu sein.
Inhalt:Die Suche in seiner alten New Yorker Wohnung nach dem Videoband von Isaiah Ingelmann war zwar erfolgreich, doch Stanton fühlt sich weiterhin unwohl in seiner Rolle als Messias, zumal er nicht weiß, wie er die ersehnte Rettung bringen könnte. Er weiß nur, das er es war, der dem Chaos den Weg geebnet und die Apokalypse ausgelöst hat. Verfolgt von der Vision einer seltsamen Frau, die ihm versichert, er sei der Prophet, hängt er seinen Gedanken nach. Von seinen ehemals drei Begleitern sind zudem nur noch die stumme Athenais und Jahir an seiner Seite – Kid ist gestorben, um die Gruppe zu retten.
Da es in New York keine weiteren Anhaltspunkte für Jack gibt, beschließen sie die Stadt rasch wieder zu verlassen, zumal die „Ghosts“ die Straßen unsicher machen und diese wohl einst menschlichen Wesen eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Doch die beginnende Mutation von Athenais, die sich in einen Feuerball verwandelt, erregt die Aufmerksamkeit der „Ghosts“. Jahir warnt Stanton eindringlich davor, Athenais in diesem Zustand nicht zu berühren, da dies sein sicherer Tod sei, doch Stanton hört nicht auf diese Warnung und trägt Athenais auf ihrer weiteren Flucht in seinen Armen. Doch New York zu verlassen stellt sich als unmöglich heraus, da die Stadt zwischenzeitlich von einer sonderbaren grauen Wand, einer Art Grenze, umgeben zu sein scheint und nur mit knapper Not schaffen es die drei sich von den „Ghosts“ und einem sich nahenden Heuler in Sicherheit zu bringen.
Von ihrem Versteck aus können sie das riesige Frachtschiff, die „San Gabriel“, welche in Band 1 mit ungeminderter Geschwindigkeit in den Hafen von New York einfuhr und nunmehr als gigantisches Wrack aus der seltsam halb zerstörten Silhouette der Stadt herausragt, sehen und dies bringt Stanton wieder etwas ins Bewusstsein – die Stele muss sich an Bord des Schiffes befinden und somit hätten sie auch den Kalayeni Kana gefunden. Doch um das Schiffswrack zu erreichen, müssen sie erneut durch die halbe Stadt und die „Ghosts“ dürften ihnen sicherlich schnell wieder an den Fersen heften.
Stanton schlägt seinen Begleitern vor, wieder zurück in die Stadt zu gehen und dort die unterirdischen U-Bahngleise bis zum Schiffswrack zu nutzen. Alles scheint zu funktionieren, bis sich in einer übereilten Aktion, die zum erreichen eines U-Bahnschachtes führen sollte, einiges misslingt und Stanton und seine Begleiter sich von „Ghosts“ umringt sehen. Doch die Gefahr wird noch größer, da zudem wieder ein Heuler auftaucht, ein riesenhaftes dämonisches Wesen, welches sie ebenfalls verfolgt. In letzter Sekunde können die drei in den U-Bahnschacht entkommen und ihre Reise im Untergrund fortsetzen, bis sie sich einem neuen Hindernis gegenüber sehen – ein gigantischer versteinerter Titan, der als „Brücke“ über einen Abgrund dient. Die Zeit drängt, da auch der feurigrote Dämon auf der Spur von Stanton ist und damit begonnen hat, die Straße über ihnen aufzureißen um ihn und seine Gefährten zu erwischen. Dieser Dämon hat bereits einmal nach dem Leben von Stanton getrachtet und so kommt es zu einem entscheidendem Kampf zwischen den beiden, bei dem Athenais eine wichtige Rolle spielen soll.
Schreibstil & Artwork:Mathieu Lauffray wurde am 17.02.1970 in Paris geboren und studierte fünf Jahre an der „École nationale supérieure des arts décoratifs“ (ENSAD) in Paris. In dieser Zeit lernte er auch Denis Bajram und Contremarche kennen, wobei er mit Contremarche 1995 den Comic „Le Serment de l'Ambre“ (Delcourt) schuf. Seine professionelle Karriere als Zeichner begann er als Illustrator für die Verlage „2 Coqs d'Or“ und „Hachette“. Er arbeitete aber auch im Filmbereich und veröffentlichte eine ganze Reihe von Coverillustrationen für die „Star Wars“-Reihe des amerikanischen Verlages „Dark Horse“. Zudem arbeitete er als Kolorist bei der Serie „Das dritte Testament“ von Alex Alice und Xavier Dorison mit. Veröffentlichungen in Magazinen wie „Casus Belli“ und „Player One“ folgten, wobei Lauffray sich nebenbei auch im Bereich der PC-Games ziemlich umtriebig zeigte und an Spielen wie „Khaos“ oder „Alone in the Dark IV“ mitarbeitete. Gänzlich zurück in den Bereich der Comics kam er wieder im Jahr 2000, als er mit dem Szenaristen Xavier Dorison die Reihe „Prophet“ für den Verlag „Les Humanoïdes Associés“ schuf. Die Filmrechte an dem Comic hat sich zwischenzeitlich bereits die renommierte Produktionsfirma „Atlantic Streamline“ des deutschen Unternehmers Marco Weber gesichert, der 1993 in Kalifornien seine Karriere als Filmproduzent in den USA begann.
Zwar prangt immer noch der dezente Hinweis im Vorsatzblatt „Nach einer Idee von Xavier Dorison und Mathieu Lauffray“, doch oblag es nach dem ersten Band alleine Mathieu Lauffray den Handlungsfaden aufzunehmen und weiter zu entwickeln. Waren es im ersten Band noch die dezenten Hinweise auf den Cthulhu-Mythos und diverse Anleihen bei Autoren wie H.P. Lovecraft oder auch Robert E. Howard, so wechselte der zweite Band über in eine postapokalyptische Welt, die von gigantischen Dämonen, mutierten Wesenheiten und einer geradezu messianischen Heilsbotschaft geprägt war, deren Träger unfreiwillig Protagonist Jack Stanton wurde. Zwar gelang es mit dem zweiten Band den Abgang von Szenarist Dorison inhaltlich ein Stück weit zu kompensieren, aber im vorliegenden dritten Band stellen sich doch einige Schwächen in der Autorenschaft von Lauffray ein, da die apokalyptische Geschichte um den „Messias“ Stanton sich zwar entwickelt, aber irgendwie der richtige Schwung fehlt. Die immer wiederkehrenden Visionen die Stanton von einer Frau hat, mögen zwar ein verbindendes Element sein, doch die Lösung lässt hier auf sich warten und versetzt den Leser weiterhin ins Grübeln.
Weiterhin überzeugend ist sicherlich das Artwork von Lauffray und vermittelt, nicht zuletzt durch die gelungene Kolorierung, eine düstere und beklemmende Atmosphäre, während der Leser die Protagonisten durch diese bizarre und apokalyptische Welt begleitet. Dabei sind die Zeichnungen – insbesondere der Figuren – fast schon klassisch franko-belgischer Comic-Stil, der nicht unbedingt mit gewagten Experimenten, aber mit einigen sehr gut gelungenen großformatigen Panels aufwarten kann, bei denen der Betrachter sich immer wieder in riesigen skurril wirkenden Landschaften verlieren kann. Den besonderen Reiz macht hierbei geradezu surrealistische Gestaltung der Bilder aus, die in ihrem Aussehen oftmals Unwirklich und fast schon einem Alptraum entsprungen ähneln. Angesichts dieser apokalyptischen Phantastik wird die aufgeklärte und rationale Logik von Stanton immer wieder auf harte Proben gestellt, bis er mehr oder weniger akzeptiert als „Prophet“ ein wesentlicher Bestandteil dieses „Alptraums“ zu sein.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDer niederländische Arboris-Verlag hatte bereits in den Jahren 2004 bzw. 2006 die beiden ersten Bände der Serie „Prophet“ veröffentlicht, die Reihe dann aber unvollendet gelassen, da finanzielle Erwägungen den Arboris Verlag dazu zwangen, sein deutschsprachiges Verlagsprogramm stark zu reduzieren der bedauerlicherweise auch die Reihe „Prophet“ zum Opfer fiel. Der Splitter-Verlag hat sich nunmehr der Reihe angenommen und bringt alle vier Teile in der gewohnt soliden Hardcover-Qualität heraus, an der es nichts auszusetzen gibt, obwohl es auch in diesem Band wiederum bedauerlicherweise außer einem Exlibris für fNAC kein weiteres Bonusmaterial gibt. Der Übersetzung des dritten Bandes stammt wiederum von Delia Wüllner-Schulz, das Lettering besorgte Dirk Schulz.
Fazit:Mit diesem dritten Band spürt man, wie Lauffray die Handlung zu verdichten beginnt und sich die Geschichte einem fulminanten Höhepunkt zu nähern scheint, auch wenn man weiterhin als Leser nicht so genau weiß, wohin sich diese Geschichte eigentlich entwickeln soll. Zumindest scheint sich Jack Stanton nunmehr seiner Berufung als Prophet und damit als Retter der Welt wesentlich eher gewappnet, als der noch zweifelnde und von diesem Gedanken eher amüsierte Stanton, wie man ihn noch aus beiden ersten Bänden kennt. Düstere Endzeitszenarien sind sicherlich nichts neues und so bedeutet der lateinische Titel „Pater Tenebrarum“ so viel wie „Vater der Dunkelheit“ – ein Titel, dem Lauffray mit seiner Geschichte durchaus gerecht wird, lässt er doch vieles im Dunkeln.
Von seiner optischen Qualität ist „Pater Tenebrarum“ sicherlich sehr gut gelungen, doch bleibt die Geschichte manchmal hinter ihren Möglichkeiten zurück bzw. gibt es doch zu wenig Erklärungen für den Leser zu Hintergründen und Motiven – Fragen, die Stanton einfach nicht stellt, obwohl sie naheliegend wären. Dies macht das Szenario von Lauffray manchmal schwer verdaulich und so begleitet man den Protagonisten weiter auf seiner seltsamen Reise mit einem Gefühl dunkler Ungewissheit angesichts einer rätselhaften unkonkreten Bedrohung und eines Ausgeliefertseins gegenüber schemenhaften dunklen Mächten.
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