Links zur Rezension Einleitung und ProduktaufmachungDer „Almanach des Multiversums“ ist einer der neuesten Bände in der Reihe „Pathfinder Chroniken“, in denen dem Pathfinder-Spielleiter Einzelaspekte der Kampagnenwelt „Golarion“ näher gebracht werden. Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen Quellenband zur Kosmologie, sprich, den Ebenen, die die Welt Golarion umgeben. Der Titel ist eine freie Übersetzung des Originals („The Great Beyond“), der sehr schön an den gleichnamigen Begriff aus den alten deutschen „Basic D&D“-Boxen aus den 1980ern anknüpft (genauer, die damalige Übersetzung der sog. „Immortals“-Box) – geht doch D&D davon aus, dass wir es nicht mit einem Universum, sondern einer Vielzahl derselben zu tun haben. Das Buch selber stammt aus der Feder von Todd Stewart, der erstmals für Pathfinder arbeitet und sich in den letzten Jahren als (einer der) Hauptbetreiber der Planescape-Fanseite „planewalker.com“ einen Namen gemacht hat. Die Vorlieben des Autors sind dem Buch äußerst positiv anzumerken – das Resultat verdient es inhaltlich als eine „Planescape Reunion“ bezeichnet zu werden, viel deutlicher noch als das 2005 von Monte Cook zusammengetrommelte „Beyond Countless Doorways“. Wie alle Bücher in der „Chroniken“-Serie haben wir es mit einem 62-seitigen Softcover zu tun. Die Aufmachung ist absolut hochwertig, was Papierauswahl und Druckqualität betrifft. Anders als bei den englischen „Chroniken“-Büchern sind die sog. „interior covers“ nicht auf glänzendem, sondern mattem Karton gedruckt, was diese noch hochwertiger als die Originale erscheinen lässt. Einzig die Buchbindung war bei meinem Rezensionsexemplar nicht hochwertig verarbeitet (Seiten sind unsauber geklebt und drohen herauszufallen), hier ist noch Verbesserung möglich. Wie bei Pathfinder üblich sind die Illustrationen erste Sahne und laden den Leser sofort zum Schmökern und „Eintauchen“ ein. Einziger Wermutstropfen des deutschen Layouts ist der meiner Meinung nach viel zu geringe Zeilenabstand. Hier wäre der Verlag u.U. beraten, sich weniger stringent an die Seitenzahl des Originals zu halten, und den gedruckten Text über mehrere Seiten zu verteilen und somit lesbarer zu machen. Damit zum Inhalt. InhaltDas Buch gliedert sich in vier Kapitel. Im ersten Kapitel, genannt „Das Multiversum“, finden wir eine mehrere Rubriken umfassende Einleitung. Zunächst wird die Struktur der Golarion’schen Kosmologie erklärt, die auch die Illustration derselben im Buchinneren erklärt. Prinzipiell ist diese Struktur sehr stark vom Modell der Dante’schen Kosmologie in der göttlichen Komödie geprägt – um die materielle Welt kreisen weitere Ebenen als deren äußere „Sphären“, mit (u.a.) dem Himmel und der Hölle als zwei Punkte auf der äußeren Sphäre. Der geneigte Leser möge sich mal dieses Bild als Vergleichswert ansehen. Die Erklärung dieser Struktur, Golarion betreffend, ist äußerst knapp und (wie ich im Fazit erwähne) auch bescheiden übersetzt; wer den Golarionkampagnenband nicht sein Eigen nennt, wird hier hoffnungslos im Regen stehen gelassen. Viel besser wird es schon, wenn die Einleitung knapp die Bestandteile der Struktur selber erklärt, nämlich die „Inneren“ und „Äußeren“ Ebenen, die gesondert in Kapitel 2 und 3 behandelt werden. Weiters gibt es einen kurzen Abriss zur Geschichte der Ebenen, der auch erstmals auf ein Hauptthema des Buches hinweist: nämlich, wie die Götter zu ihren heutigen „Stützpunkten“ in den äußeren Ebenen kommen – die späteren Kapitel werden darauf noch deutlicher eingehen. Danach folgt eine Rubrik zu einem weiteren (und noch deutlich ausgeprägteren) Kernthema des Buches, nämlich der Ökonomie der Seelen zwischen den Ebenen – wer eine Seele hat, wo diese hinreisen und herkommen, und wer wann wo auf welche Seelen scharf ist. Dazu kommt auch noch ein nützlicher „Sidebar“, der sich dem D&D-typischen Thema annimmt, welche Untoten überhaupt Seelen haben. Als letzte Rubrik gibt es einen kurzen Abriss zu den Transportmöglichkeiten für das Reisen zu und auf den Ebenen. Hier gibt es ausgefallene Portale und magische Gegenstände – eine stimmungsvolle Rubrik, der nur vorzuwerfen ist, dass sie etwas kurz und ohne Spielwerte ausgestattet daherkommt (mehr dazu im Fazit). Kapitel 2 widmet sich dann den „Inneren Sphären“, die die Energieebenen (positive und negative Energie) und die Elementarebenen (Erde, Wasser, Feuer, Luft) sowie die Übergangsebenen (Äther und Schatten) beinhalten. Wie auch später in Kapitel 3 wird jede Einzelebene in drei Unterrubriken behandelt: zunächst mal Allgemeines zur Ebene, dann etwas zu den auf der Ebene heimischen Kreaturen, und zuletzt noch etwas zu den besonderen Orten und Schauplätzen auf der Ebene. Hübsch übersichtlich, das Format – schade nur, dass die betreffenden Einträge nicht namentlich in einem Index noch mal gruppiert werden. Inhaltlich ist das Dargebotene Geschmacksfrage. Es ist ohne Zweifel hervorragend geschrieben, aber von den Einträgen zur Schattenebene und zur Ebene des Feuers abgesehen konnte ich diesen Rubriken keine inspirierenden Abenteuervorschläge abgewinnen. Der knappe Eintrag zur Bronzestadt der Ifriti und der zum dunklen Zwilling Absaloms auf der Schattenebene („Schatten-Absalom“) laden hingegen deutlich ein, am Spieltisch erkundet zu werden. Das dritte Kapitel behandelt dann die Ebenen in der „Äußeren Sphäre“, und hier kommt der Band in die Vollen. Wo das Vorgängerkapitel lediglich Stimmungsbilder dargeboten hat, werden wir hier Länge mal Breite mit hervorragendem Kartenmaterial zu den Äußeren Ebenen bedient (etwas, das ich bei den Ebenenbändern der 4. Edition von D&D immer vermisst habe). Als Vergleichswert mögen die Karten in den zwei „Codex Daimonis“-Bänden der 3. Edition von D&D herhalten – sprich, hier schlägt das Spielleiterherz gleich höher. Auch die Einträge haben es in sich. Namentlich finden wir hier die Wohnorte der Götter, wie Elysium, den Beinacker (Ebene des Todes und der Geburt – Wohnort Pharasmas) und den Himmel. Ebenso werden die Heimatorte der drei Dämonenvölker ausführlich geschildert – die Hölle der Teufel, der Abyss der Dämonen und das infernalische Reich „Abaddon“, aus dem die neutralen „Daimonen“ stammen. Genauer sind „Daimonen“ jene neutrale Art von Dämonen, die in „Pathfinder“-Ausgabe 8 („Seven Days to the Grave“) erstmals vorgestellt wurden und als „irdische Inkarnation des Todes“ bezeichnet wurden. Der Eintrag zu Abaddon, der auch der deutlich längste im Buch ist, ist äußerst gelungen; zudem wird hier erstmals dieses (für D&D insgesamt: neue) Dämonenvolk näher beleuchtet, und ich war im Nachhinein überrascht, dass diese im Monsterhandbuch für Pathfinder ausgelassen werden. In Kürze, die „Daimonen“ (engl. „daemons“) versammeln sich hinter den vier Höllenreitern der Apokalypse – Krieg, Verwesung, Pestilenz, und Hunger – und machen so die äußeren Ebenen unsicher. Jedem apokalyptischen Aspekt ist eine Subebene gewidmet, die einzeln beschrieben wird; abermals finden wir Anklänge an Dantes „Göttliche Komödie“, ist doch eine Ebene nach dem Fährmann Charon benannt. Ebenso ausführlich werden die neun Niederhöllen behandelt – eine wertvolle Ergänzung zum vor Kurzem (auf englisch) erschienenen „Pathfinder Chronicles“-Band „Book of the Damned: Princes of Hell“ (dem ich bei dieser Gelegenheit eine absolute Kaufempfehlung aussprechen möchte). Weiters werden in Kapitel 3 die klassischen D&D-Ebenen des (vormals) „Great Wheel“ erläutert, die aus Urheberrechtsgründen oftmals nur namentlich geändert werden mussten (wenn überhaupt) – „Mechanus“ heißt jetzt „Axis“, andere Ebenen wie Nirvana und Elysium dürfen ihre Originalnamen beibehalten. Gerade beim Lesen dieser Einträge wird der ältere Leser Nostalgie empfinden (sehr deutliche Anklänge etwa an das hervorragende Ebenenhandbuch zur 3. Edition von D&D), aber auch ein gewisses Bedauern, dass das aktuelle D&D nicht an diesem Material festgehalten hat. Es sind letztlich auch diese Einträge, die mich dazu erwägen, das Buch Spielleitern zu empfehlen, die weder Pathfinder noch auf Golarion spielen, aber die Kosmologie der 3. Edition benutzen und diese inhaltsgerecht bereichern wollen. Die Kapitel 4 und 5 sind jeweils sehr kurz geraten. In Kapitel 4 treffen wir auf „Andere Dimensionen“, wie die Dimension der Träume, in Kapitel 5 (dem „Bestiarium“) auf besonders ausgefallene Einwohner der äußeren Ebenen. In beiden Kapiteln macht sich die Eigenstellung Golarions und dessen Kosmologie besonders positiv bemerkbar, denn mit den „Anderen Ebenen“ wie der „Ersten Welt“ wie auch der Lovecraft’schen Ebene „Leng“ (vgl. Pathfinder-Ausgabe 6, „Spires of Xin-Shalast“) wurden Inhalte für D&D geschaffen, die es bisher nicht gab und die sich besonders gut für den Spieltisch eignen. Schade nur, dass diese Rubriken äußerst knapp gehalten sind. Das „Bestiarium“ wiederum hält sich an die Standardeinträge dieser Rubrik in Pathfinder- und Chronikenbänden: Auf jeweils einer Doppelseite wird eine neue Kreatur vorgestellt, einschließlich Spielwerten und Hintergrundtexten zur „Ökologie“ und Sozialverhalten der Kreatur. Namentlich winken der Astradaimon (vgl. Kapitel 3 zu den neutralen „Daimonen“) und der Proteaner als besonders hochstufige Kontrahenten; weiters die Axiomiten, die für die Ebene „Axis“ typisch sind; sowie die etwas ausgefallenen Wesen des „Lauerers im Licht“ (ein Earthdawn-artiger Windling – sprich, ein kleines, fliegendes Feenwesen) aus der vorhin genannten „Ersten Welt“, und dem „Vulpinal“, ein Fuchswesen, das sich von den klassischen Raavasta abhebt, da Vulpinale ausgeprägt bardische Vorlieben und eine gute Gesinnung ihr Eigen nennen. Gerade die letzten zwei Kreatureneinträge möchte ich als exemplarisch hervorheben, wo es Autor Todd Steward stilistisch und inhaltlich gelungen ist, an die grandiosen Inhalte in den alten „Planescape“-Ebenenboxen der 2. Edition anzuknüpfen (halte etwa die Kreatureneinträge darin für unübertroffen). Man spürt dem ganzen Band sehr deutlich an, dass es ihm nicht um „Dungeon-Crawling“ in hohen Stufen und an exotischen Schauplätzen geht, sondern um den für Sigil und Co. typischen Fraktionenkampf. Wesen wie der Lauerer und der Vulpinal sind letztlich auch nicht Kontrahenten auf der Battlemap, sondern gewitzte Gegenspieler (oder potenzielle Verbündete) in einem Netz aus Intrigen auf den äußeren Ebenen, in denen die Spieler kräftig mitmischen dürfen. Damit zum Fazit bzw. Bewertungsteil. Bewertung des Produktes: Inhalt:Meine Produktbewertung ergibt sich zum einem aus dem Inhalt, der dem Original geschuldet ist, und der Übersetzungsqualität, die der hier rezensierten deutschen Version zugrunde liegt. Die inhaltliche Bewertung ergibt sich aus dem bereits genannten. Wir haben es mit einem knappen, aber größtenteils hervorragend gestalteten Erweiterungsband zu tun. Viele der Texte sind äußerst stimmungsvoll, die Bebilderung weiß zu überzeugen, und mehrmals gelingt es dem Band, äußerst originell zu sein und tatsächlich neue Inhalte zu bieten. Wie immer ist die Bewertung gerade der neuen Inhalte auch Geschmacksache, aber das handwerkliche Geschick des Autors lässt sich nicht absprechen. Jedoch findet man im Buch keine „planar traits“, keine „planar hazards“ oder sonst irgendwelche spielmechanische Aufschlüsselung des Geschilderten (wie der Fortbewegungsmittel in Kapitel 1, S.7). Dadurch wird einem Spielleiter, der etwa ein Abenteuer auf der Schattenebene leiten möchte, überhaupt nicht geholfen – welche Auswirkungen, gerade auch spielmechanisch, hat das Betreten der Ebene für die Spielercharaktere? Wie viel kostet eines der magischen Amulette, mit denen man auf die Schattenebene reist, und wie funktioniert es spielmechanisch gesehen? Weiters, wie tödlich ist die Ebene der Teufel und die der Daimonen wirklich? Und so weiter und so fort. So entsteht schnell der Eindruck, dass wir es weniger mit einem kampagnenunterstützenden Band zu tun haben als mit einem Lese- und Bilderbuch für den Spielleiter, der mehr über den Hintergrund Golarions erfahren möchte, gerade was den Heimatort der Götter und ausgefallenerer Kreaturen betrifft. Wer sich mit dieser Art der thematischen Fokussierung anfreunden kann und seine Erwartungen an einen Ebenenband entsprechend anpasst, wird nicht enttäuscht werden. Es wäre lediglich wünschenswerter gewesen, wenn diese Intention des Bandes von vornherein deutlicher gemacht worden wäre, anstatt immer wieder Gegensätzliches zu suggerieren (wie etwa Seite 2: „Auf den Ebenen sind die Gefahren größer, die Feinde schrecklicher, und die Einsätze höher, was man nie vergessen sollte, wenn man hier eine Kampagne leiten möchte“.). Aber das ist alles Meckern auf hohem Niveau, und ich spreche dem Band ohne gröbere Bedenken die hohe Note von 4.0 aus. In Zukunft würde ich mir von „Chroniken“-Bänden eine deutlichere spielmechanische Unterstützung wünschen, sprich, eine inhaltliche Erweiterung der Bände, die das hervorragende Quellenmaterial, das sich derzeit dort schon findet, komplementiert (keineswegs ersetzt). Damit zur Bewertung der Übersetzung. Bewertung des Produktes: ÜbersetzungEben noch wertete ich das Produkt auf 4.0, also wie komme ich dann in der Endwertung auf eine 2.0? Ganz einfach, wegen der Übersetzung. Ich dokumentiere das gleich, aber schicke vorweg: Bevor ich in Zukunft ein deutsches Pathfinder-Produkt käuflich erwerben werde, werde ich ab sofort sichergehen, dass Übersetzerin und Lektorat dieses Bandes dort unbeteiligt waren. Für einen stolzen Preis von 18 Euro – noch dazu für schlanke (und ungebundene) 62 Seiten – erwarte ich auch professionelle Übersetzungsarbeit. Denn Textinhalt und Bebilderung sind dem Original geschuldet, Ulisses bezahlt also lediglich Lizenz- und Druckgebühren, kann sich aber im Gegenzug die Kosten für Illustratoren und Autoren sparen. Kosten fallen also für 1 Person, die das Layout des Originals kopiert, und für den Übersetzer an. Was bekommt man für diese Kosten also geliefert? Ich dokumentiere das mal. Eines vorweg: Der Text liest sich flüssig, solange man nicht auf Details achtet. Tut man das aber, überkommt einen schnell das Grauen, und schon ist es vorbei mit dem Lesevergnügen. Ich habe das Buch mehrmals aus der Hand gelegt, weil ich mich über das Dargebotene so geärgert habe – ich denke, diese Verärgerung dürfte heftiger ausfallen, wenn man davor 18 Euro auf den Ladentisch gelegt hat. Am häufigsten fällt die holprige Satzkonstruktion auf, die sich auf Biegen und Brechen an der englischen Syntax orientiert und sich dabei um alle stilistischen Feinheiten des Deutschen bei Relativ- und Nominalkonstruktionen einen feuchten Kehrricht schert („Zauber, die einen auf die Ebenen bringen können“ S.7), oder bei komplexen Subjektkonstruktionen Verben wiederholt an der falschen Stelle einfügt und den Text damit unverständlicher macht, als dieser es sein muss. Dass gerade das Deutsche hier sehr flexibel ist und sich das Original um einige Relativsätze straffen lässt, wird hier permanent ignoriert. Im Gegenzug wird der Text gelegentlich falsch oder verkürzt wiedergegeben – und das von der ersten bis zur letzten Seite. Auf S. 2 lesen wir “Die Ebenen der Äußeren Sphäre ruhen auf der Oberfläche einer großen, hohlen Kugel. Sie werden durch die Leere des Astralraums von der Inneren Sphäre getrennt, welche im Zentrum jener Kugel liegt.“ Und das als Wiedergabe für „the planes of the Inner Sphere [are] nestled at the sphere’s core” – also „planes of“ wird ausgelassen und “nestled at” mit “liegt im” wiedergegeben. Neben Verkürzungen und Ähnlichem dieser Art ist sich die Übersetzerin auch nicht für wohlmeinende Ergänzungen zu schade, egal ob diese den Sinn des Originals verändern oder nicht. Aus „boggle the mind“ wird „davor schreckt ein Geist eines Sterblichen zurück“ (S.8), wo mir unklar war, wie sattelfest die Übersetzerin im Englischen ist. Aus „the souls of the Astral plane brook no interference with their natural transit” wird schnell “die Seelen müssen [?] keine Einmischung bei ihrer natürlichen Reise dulden.“ (S.22) Dass „transit“ da eigentlich nicht „Reise“ heisst, ist da schon egal (machen die Seelen gerade Urlaub, oder was?), ebenso dass „natürlich“ hier seltsam scheint. Aber da fängt es erst an. Wenn gerade kein einfaches Wort im Deutschen zur Hand ist, um einen etwas sperrigen Begriff im Original abzudecken, vereinfacht die Übersetzerin einfach (wie hier bei „transit“ oder vorhin bei „nestled“ ) oder sie übersetzt erst gar nicht, sondern begnügt sich mit ach so willkommenen Latinismen. Aus den „transitive Planes“ werden etwa nicht die „Übergangsebenen“, sondern die „Transitiven Ebenen“ – ungeachtet dessen, dass „transitiv“ im Deutschen ein kleineres Bedeutungsfeld als im Englischen hat. Für regeltechnische Begriffe wie „stack[en]“ darf man sich ohnehin einfallen lassen, was man will, ohne dabei konsistent vorzugehen – innerhalb von drei Zeilen (S.7) wird hier „akkumulieren“ und „ineinander legen“ verwendet, das erste Wort ein Börsenbegriff, der im Umgangsdeutsch nicht vorhanden ist. Hauptsache es geht schnell. Aus „study the past“ im Klappentext wird nicht etwa „die eigene Vergangenheit erforschen“, sondern „die eigene Vergangenheit studieren“ – interessant, wo kann man das Seminar belegen? (Im Ernst: Dieser Gebrauch von „studieren“ ist eigentlich nur in den ländlichen Bereichen von Bayern gebräuchlich.) Und die Seelen der „Externare“ werden nicht etwa „umgewandelt“, sondern „transformiert“ (S. 6), Sterbliche sind an Konflikten nicht „beteiligt“, sondern „involviert“ (S.37). Solche „Übersetzungen“ sind schlicht und einfach das Ergebnis von Faulheit. Überhaupt, englische Redewendungen werden eins zu eins übernommen, egal ob es eine Entsprechung dafür im Deutschen gibt oder nicht – „is anything a better place“ wird einfach zu „ist so gut wie jede andere Ebene ein besserer Ort“ (S. 7; „ein willkommenerer Ort“ wäre sinngemäßer gewesen). Unwichtig ist sicher auch, dass man es mit stehenden Monsterbezeichnungen nicht so genau nimmt. Aus den „Inevitables“ werden die „Unvermeidlichen“, was ich zwar für humoristisch gelungen werte, aber der (wortgetreuen) Regelbezeichnung der Kreaturen - die Unvermeidbaren - widerspricht. Und dass die „courts of the First World“ keine Hinterhöfe darstellen, hätte man mit „Fürstenhöfe der Ersten Welt“ schneller als mit den „Höfen der ersten Welt“ vermitteln können (S.58). Oder diese Perle (ebd.): “Geht das Wesen ins Licht, verschwindet es. Man kann seine unsichtbare Anwesenheit nur noch in einem greifbaren Gefühl des beobachtet Werdens spüren.” (für „It vanishes, but its invisible presence is tangible as a feeling of being watched.”) Leute, das kann Google-Translator besser: „Es verschwindet, aber seine unsichtbare Gegenwart ist spürbar, wie ein Gefühl, beobachtet zu werden“. Man beachte die „zu“- statt der Genitivkonstruktion, sowie dass das Adjektiv „tangible“ nicht mit „feeling“ zusammengehört. Solche Dinge zeigen uns, was Pathfinder-Übersetzungen dem Kunden derzeit bieten – einen Standard, der von Online-Übersetzungsdiensten punktuell noch überboten wird. Ich hatte zwischendurch schon über zwei Dutzend Postings in mein Rezensionsexemplar eingepflegt, um diese Perlen der Übersetzungskunst zu belegen, aber irgendwann wurde es mir zu dumm und ich habe damit aufgehört. Wie oben schon empfohlen, einfach den Text in einem schnellen Tempo lesen, nur die Hälfte der Inhalte aufnehmen und schon schmerzen diese Stolpersteine nicht mehr. Ob einem das Ergebnis dann 18 Euro wert ist, muss jeder für sich beurteilen. Mein eigenes Fazit habe ich ja schon erwähnt. Im Tanelorn-Forum gab es unlängst die Umfrage „Was wäre euch denn eine gute Übersetzung eines Rollenspielprodukts so wert?“. Die beste Antwort kam prompt: „Mir stellt sich die Frage eher andersrum: Was ist mir eine schlechte Übersetzung wert? Keinen Cent.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. |
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