Links zur Rezension Keine Leseprobe vorhanden.
Inhalt (Achtung: Spoiler!):Am Ende des dritten Bandes hat Bouncer von Blabbermouth den Hinweis erhalten, das Garrack und seine Männer im Auftrag von Clark Cooper die Ranch der Malones überfallen wollen. Der Bouncer macht sich auf den Weg und erreicht spät abends das Anwesen, um die Malones noch zu warnen . Leider zu spät – Garrack und seine Männer haben die Ranch schon umzingelt und nur mit Mühe gelingt es dem Bouncer zum Gehöft zu gelangen und die Malones zu warnen. Zu seinem Entsetzen handelt es sich bei den Malones um ein altes Ehepaar und eine junge Frau nebst ihrem halbwüchsigen Sohn – keine gute Ausgangsbasis um einen Angriff von Garrack und seinen Leuten abzuwehren. Nach einigen Worten und Hinweisen des Bouncers ist dennoch rasch ein Hinterhalt für die Angreifer gelegt.
Garrack und seine Männer haben nicht mit Gegenwehr gerechnet und so sind sie ziemlich erstaunt, als man das Feuer auf sie eröffnet. Von Cooper haben sie ohnehin den Auftrag die widerspenstigen Malones zu erledigen und keine Spuren zu hinterlassen, also wird versucht das Gehöft in Brand zu stecken und die Verteidiger nach draußen zu zwingen. In dem zähen Feuergefecht verliert Garrack zahlreiche seiner Männer und als er es schließlich geschafft hat, die Verteidiger aus dem zwischenzeitlich in Brand gesteckten Haus zu treiben, ist er erstaunt den Bouncer zu sehen. Das ältere Ehepaar stirbt durch die Hand von Garracks Männern und auch für den Bouncer sieht es letztlich nicht gut aus, doch schaffen sie es, auch die letzten Schergen von Garrack zu töten, wobei der Bouncer allerdings selbst an der linken Schulter schwer verletzt wird.
Garrack wird in letzter Sekunde von dem Jungen niedergeschossen, als er gerade auf den Bouncer feuern will. Während er stirbt, erzählt Garrack dem Bouncer die Wahrheit über die Geschichte von Noemie und Tom: Es war nicht Tom der Jonas erschossen hat, sondern es war Ismael (der im zweiten Band noch Joseph hieß und von Jodorowsky kurzerhand in diesem Band umbenannt wurde). Die beiden Cooper-Brüder gerieten in Streit, was man mit dem bewusstlosen Tom anstellen soll, bis Clark Cooper schließlich das ewige Gezänk seiner beiden Söhne überdrüssig wurde. Beide sollten sich wie echte Männer duellieren – dann wäre endlich Ruhe und Frieden in der Familie. Erstaunlicherweise gewann Isamel das Duell gegen seinen wesentlich brutaleren Bruder und so konnte der alte Cooper getrost den Tod von Jonas Tom unterschieben.
Der Bouncer bindet die Leichen von Garrack und seinen toten Komplizen auf deren Pferde und bringt sie bis zur Stadtgrenze von Barro City, von wo sie die Hauptstraße entlang trotten und schließlich von dem verdutzten Sheriff aufgehalten werden. Yin Li – die aufopferungsvolle Chinesin aus der Opiumhöhle – kümmert sich derweil um die Verletzung des Bouncers, die sich allerdings entzündet und mit Fieber einhergeht. Erst nach einigen Wochen ist Bouncer wieder einigermaßen bei Sinnen und kann mit Blabbermouth reden, der ihm neue Informationen anbietet.
Nach Kenntnis von Blabbermouth hat Tom auf seinem Land eine Goldader entdeckt und einen Sack voller Gold bei der Clayton-Bank deponiert. Da Clark Cooper allerdings Hauptaktionär der Bank ist, hat Clayton dieses Wissen auch Cooper mitgeteilt. Mit diesem wichtigen Hinweis kann sich der Bouncer nunmehr ein komplettes Bild machen und macht sich auf den Weg zur Bank, um mit Clayton zu reden.
Allerdings kommt der Bouncer zu spät – Clayton ist tot. Der Biss einer Korallenschlange hat ihn getötet und ein mysteriöser Indianer, der sich noch in den Räumen von Claytons Wohnung aufhält, scheint für diesen unerwarteten Tod verantwortlich zu sein. Doch dieser Indianer hat noch eine gänzlich andere Überraschung für den Bouncer, die sich auf dessen Herkunft beziehen. An dieser Stelle möchte ich dem Leser aber nicht zu viel verraten, da die Geschichte des Indianers sicherlich ein weiteres kleines Highlight dieses Bandes sein dürfte.
Clark Cooper gerät inzwischen in Bedrängnis durch die aufgebrachten Rancher, die sich, nach dem Vorfall auf der Malone-Ranch, offen für den Kampf gegen den brutalen und schmierigen Großgrundbesitzer aussprechen und das Anwesen von Cooper stürmen wollen. Doch Cooper ist vorbereitet, da er eine neue Miliz von fast 30 Männern hat und auf die Ankunft der drei Villalobos-Brüder wartet, die ihn unterstützen sollen.
Schreibstil & Artwork:Alexandro Jodorowsky wurde 1929 als Sohn russischer Emigranten in Iquique (Chile) geboren. Auf eine unruhige Jugend folgte ein unstetes Leben, in der er sowohl die Literatur als auch das Medium Film für sich entdeckte und sich einen Namen als Filmschaffender von internationalem Rang mit Werken wie „El Topo", „La Montagne Sacrée" oder „Tusk" machte. Dabei zeigte Jodorowsky durchaus Talent eigene Comics zu zeichnen, wie beispielsweise die Serie „Fabula Panicas“, die wöchentlich im mexikanischen Magazin „Heraldo Cultural“ erschien. Sein eigentliches Debüt im Bereich Comics machte Jodorowsky 1966 in Mexiko mit dem Szenario der futuristischen Saga „Anibal 5", die von Manuel Moro illustriert wurde. 1978 traf er Jean Giraud, besser bekannt als Moebius, mit dem er an einer Filmadaption des Romans „Dune" arbeitete. Für Moebius, schuf er mit „John Difool" auf Anhieb ein Meisterwerk der Science-Fiction- und Fantasy-Comic-Literatur. 1982 entwarf Jodorowsky für den Zeichner Arno das Szenario zu „Alef-Thau". Über die Jahre hinweg folgten zahllose weitere Szenarien für bekannte Zeichner, darunter beispielsweise „Das weiße Lama" (mit Bess), „Die Meta-Barone" (mit Juan Gimenez), „Lust und Glaube" (mit Moebius), „Mondgesicht" (mit François Boucq), „Die Saga von Alandor“ (mit Cadelo) sowie 1997 „Die Techno-Väter“ (mit Janjetov und Frédéric Beltran).
Mit „Wo ein Vogel am schönsten singt“ betätigte er sich zudem als Buchautor. 1996 gewann Jodorowsky auf dem Comic-Salon in Angoulème den begehrten „Alph’art“ für das beste Szenario für seine neue Comic-Serie „Juan Solo“. 1999 widmete man ihm dort eine Retrospektive über sein jahrelanges Schaffen als Filmemacher und Szenarist, als Romancier und Poet mystischer Dichtung. Seit 2001 arbeitet er gemeinsam mit dem Zeichner François Boucq an der Western-Reihe „Bouncer“, wobei er sich auch hier zwischendurch Zeit nimmt, um beispielsweise 2002 gemeinsam mit Jean-Claude Gal an der Reihe „Diosamante“ zu arbeiten.
Der Bouncer sinnt auf Rache für den Tod von Noemie und Tom – ein geradezu klassisches Motiv für einen Helden, der sich nun anschickt die Wahrheit hinter diesen Geschehnissen herauszufinden und mit den Schuldigen abzurechnen. Doch statt den Leser mit akribischen Nachforschungen zu langweilen, entfesselt Jodorowsky in seiner Geschichte zunächst ein wahres Inferno auf dem abgelegenen Gehöft der Malones, als es hier vor dem Hintergrund des brennenden Anwesens zum Kampf zwischen dem Bouncer und Garrack, den angeheuerten Revolverhelden und seinen Komplizen kommt. Wer jetzt allerdings meint, der Bouncer würde sich mit seinen Erkenntnissen von Garrack auf die Fährte des schmierigen und brutalen Großgrundbesitzers Clark Cooper machen, der täuscht sich gewaltig. Scheinbar hatte Jodorowsky urplötzlich einen noch genialeren Einfall und es gibt ein Wiedersehen mit dem mysteriösen Indianer aus Band 3, der eine ganz besondere Beziehung zum Bouncer hat.
Trotz dieses „Ausfluges“ schafft Jodorowsky dennoch souverän gegen Schluss des Bandes den Kreis zu schließen und lässt Clark Cooper wieder auftauchen, der sich auf das Erscheinen der aufsässigen Rancher vorbereitet, als auch mit einem neuen Charakter, der am Bahnhof von Barro City eintrifft und zukünftig das Amt des Henkers übernehmen soll. Es bleibt also auf jeden Fall spannend, auch wenn man sich beim nächsten Band sicherlich wieder auf einige neue Überraschungen von Jodorowsky einstellen muss, der manchmal etwas willkürlich seiner Erzählung eine neue Richtung gibt.
Der französische Comiczeichner François Boucq wurde am 28.11.1955 in Lille geboren. Seine ersten Zeichnungen, bei denen es sich um politische Karikaturen handelte, veröffentlichte er 1974 in dem politischen Wochenmagazin „Le Point“. Nach einigen Serien begann er 1983 regelmäßig für das zwischen 1978 – 1997 erschienene Comic-Magazin „À Suivre“ zu zeichnen. Aus diesen Werken entstanden später „Les Pionniers de l'Aventure Humaine“ („Die Pioniere des menschlichen Abenteuers“), „Point de Fuite pour les Braves” und „La Pédagogie du Trottoir“. Für „Die Pioniere des menschlichen Abenteuers“, auf Deutsch erschienen im Alpha Comic Verlag, gewann Boucq 1992 den Max-und-Moritz-Preis.
Zusammen mit Jérôme Charyn arbeitete er an „La Femme du magicien“ (dt.: „Die Frau des Magiers“) und „Bouche du Diable“ (dt.: „Teufelsmaul“), mit Alexandro Jodorowsky an „Face de Lune“ (dt.: „Mondgesicht“), welche sich inzwischen auch in Deutschland auf drei Bände erstreckt. 1998 gewann er den „Grand Prix de la Ville d'Angoulême“ des „Festival International de la Bande Dessinée d'Angoulême“. Seit 2001 arbeitet er abermals mit Jodorowsky als Szenarist an der Westernreihe „Bouncer“ zusammen. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind die ersten beiden Bände der Serie „Janitor“, die er gemeinsam mit dem Szenaristen Yves Sente schuf.
Boucq hat in diesem Band reichlich Gelegenheit sein zeichnerisches Können unter Beweis zu stellen, was ihm alleine schon in dem eindrucksvollen nächtlichen Kampf um die Ranch der Malones gelingt, die sich durch den Angriff von Garracks Männern recht bald in ein Flammeninferno verwandelt. Unterstützung erhält Boucq in diesem Band vom Koloristen Sébastien Gérard, der die Panels in stimmungsvolle Farben taucht. Dabei geht Boucq bei der Anordnung seiner Panels keine neumodischen Experimente ein und bleibt bei einer fast ausnahmslos klassischen Anordnung, die allerdings immer wieder durch breit- oder großformatige Bilder besticht, wie man sie aus den Kameraeinstellungen der klassischen Italo-Western kennt.
Bereits im dritten Band erschienen mir die Figuren von Boucq nicht mehr ganz so kratzig und detailverliebt. Und wirklich scheinen seine Akteure allesamt etwas weichere Konturen erhalten zu haben, was sich vom Stil her fast schon ein wenig wohltuend auch in Band 4 fortsetzt, wobei die Charaktere bei Boucq allerdings auch weiterhin dreckig, verkommen und sehr authentisch in ihrem Aussehen sind und man als Leser vermeint eine Mischung aus Schweiß und billigem Whiskey riechen zu können, der einem aus den Bildern um die Nase weht. Zeichnerisch präsentiert uns Boucq weiterhin den neuen Begleiter von Bouncer, einen dreibeinigen Hund namens Mocho, der dem Protagonisten zugelaufen ist und sich entschlossen hat ihn weiterhin zu begleiten. Ich hielt das Auftauchen des Hundes im dritten Band zunächst für einen Scherz, aber scheinbar soll sich dieser Hund dauerhaft etablieren.
Über die gelungenen und zum Teil wunderbar in Szene gesetzten Landschaftsbilder möchte ich an dieser Stelle nicht viel anmerken, da ich mich bereits in den bisherigen Rezensionen hierzu ausgiebig geäußert habe. So viel sei an dieser Stelle aber gesagt: Boucq hat einen unverwechselbaren Stil für die Reihe „Bouncer“ gefunden und setzt diesen auch weiterhin vortrefflich in Szene.
Ansonsten gilt aber weiterhin meine gut gemeinte Warnung vor dieser Reihe, die nicht in Kinderhände gehört und auch keinen zartbesaiteten Menschen als Bettlektüre empfohlen sei!
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDie Qualität und Verarbeitung des Bandes kann auf jeden Fall überzeugen, da der Hardcoverband nebst Bindung einen überaus soliden Eindruck macht und die Druckqualität auch in Ordnung ist. Die Übersetzung besorgte Horst Berner, der sich auch schon für die anderen Bände verantwortlich zeigte. Zur Ausstattung gibt es an dieser Stelle leider die fast schon obligatorische Anmerkung, das es auch diesmal wiederum keine Extras gibt. Hierfür entschädigt insgesamt allerdings das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis.
Fazit:Man mag Alexandro Jodorowsky sicherlich oftmals vorwerfen, er sei in Erzählungen sprunghaft und verwirkliche einfach nur die Ideen, die ihm gerade durch den Kopf schwirren. Doch in der Zusammenarbeit mit François Boucq hat er den idealen Zeichner gefunden, der ihn hierbei unterstützt und gemeinsam gelingt es ihnen, dem vermeintlich abgedroschenen Genre des „Western-Comics“ gänzlich neue Facetten zu entlocken, die ich bereits an anderer Stelle schlicht und ergreifend „Kunst-Western“ genannt habe.
Nach einem grandiosen Auftakt auf der Malone-Ranch würde man als Leser vielleicht die Konfrontation des Bouncers mit Großgrundbesitzers Clark Cooper erwarten. Doch dies war Jodorowsky wahrscheinlich zu langweilig oder er hatte noch keine rechte Idee, wie er diese in Szene setzen soll. Zumindest nimmt er den Leser überraschend mit in die Kindheit und Jugend des Bouncers und zeigt, begleitet von eindrucksvollen Bildern von Boucq, was sich eigentlich hinter der ansonsten so verschlossenen Fassade des Bouncers an Erlebnissen und Erinnerungen verbirgt. Und so gewinnt der einarmige Henker und Rausschmeißer wiederum ein neues Gesicht und an Tiefe.
Nach wie vor sind die Grenzen zwischen Gut und Böse aufgehoben und die vermeintlich edlen Handlungen des Bouncers sind bei weitem nicht so selbstlos und edel, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Gerade durch diese manchmal recht extreme Darstellung des „Wilden Westens“ gewinnt diese Reihe an ungewöhnlich neuer Tiefe und der Bouncer (wie auch manch anderer Charakter) bringt den Leser mit mancher Äußerung oder Verhalten ziemlich ins Grübeln. Für mich ist diese Reihe auf jeden Fall weiterhin eine absolute Empfehlung, wenn auch manchmal die Handlung durch einen sehr impulsiven Jodorowsky etwas konstruiert erscheint, aber es passt!
|
||||||||||||||||||||||