Den ersten Band der "Verlorene Paradies"-Saga, die in vier Bänden abgeschlossen ist, habe ich schon vor einer ganzen Zeit rezensiert. Die Review findet ihr hier. Um die Saga zu komplettieren gibt es hier eine Sammel-Review für die drei weiteren Bände, da diese schon seit guten 3 Jahren erhältlich sind.

 

Inhalt:

(aller drei Bände)

Der Junge Julien hat sich als der Messiahs entpuppt. Allerdings ist der Junge bereits tot, weswegen er auch die Hölle betreten konnte und dort nun gestrandet ist. Die Höllenwesen wollen nun seine Seele töten, während die Engel in retten wollen und Gabriel wird dazu noch aus dem Himmel verstoßen und seiner Flügel entledigt. Doch bei den Zwist zwischen Himmel und Hölle, der um den Jungen entfacht steht nichts Geringeres als die Schöpfung auf dem Spiel. Und Gabriel weiß das und tut alles daran, Julien wieder zu finden. Dann ist da noch die Dämonin Anya - ein gefallener Engel - in die Gabriel unsterblich verliebt ist und die etwas ganz besonderes verbindet, auch wenn Anya das nicht einsehen will. Aber das Spiel zwischen den Beiden hat eine sehr entscheidende Facette für den Krieg zwischen Himmel und Hölle und später wird diese Beziehung enorm wichtig. Allerdings läuft diese Sache ganz anders, als man zunächst annehmen würde.

Derweilen spitzt sich die Situation zu, denn die sagenumwobene Bestie der Hölle wurde losgelassen und reißt die Grundpfeiler der Türme des Himmels ein. Mit jedem zerstörten Turm wird auch eine Stadt auf der Erde dem Erdboden gleich gemacht. Unendliches Leid wird gesät und der Himmel wirft alles was er hat, der Bestie entgegen. Aber wichtiger ist die Suche nach Julien, denn nur er hat die Macht alles ins Lot zu bringen. Gabriel hingegen weiß nach den Vorfällen nicht mehr genau wo er eigentlich hingehört und befindet sich plötzlich vor den Toren des Paradieses und plötzlich geht es um alles oder nichts...

 

Zu Story, Schreibstil & Artwork:

"Das verlorene Paradies" bleibt auch in seiner Gesamtheit ebenso atemberaubend, wie schon der erste Band. Die Reihe überzeugt einfach mit allem was sie hat, wenn auch kleinere Mankos ganz klar vorhanden sind. Das größte Problem was die Serie hat ist, das die Geschichte sehr kompliziert und vertrackt ist und der Leser selbst nach mehrmaligen Lesen nicht unbedingt allem folgen kann. Dabei ist die Grundidee hinter der Story recht einfach: es geht um die Apokalypse, um die entscheidende Konfrontation zwischen Himmel und Hölle und eine Macht - der Messiahs - der alles ändern kann.

Die Story wurde dabei vom Autorenpaar Ange (Anne und Gerald) erdacht, die eine bekannte Größe im franko-belgischen Comicbereich sind und schon die eine oder andere anspruchsvolle Serie geschrieben haben. Ihre Vorliebe für komplexe und vielschichtige Plots merkt man auch hier, denn das verlorene Paradies ist keineswegs leichte Kost, wenn auch eine hervorragende. Dabei ist Band 2 eher ein Lückenfüller und bereitet den Weg für die finalen Bände 3 und 4 vor. Überhaupt macht es viel Sinn, die gesamte Serie in einem Rutsch zu lesen, denn dadurch offenbaren sich einige Elemente besser und man verliert nicht so schnell den roten Faden. Alles in Allem betrachtet ist "Das verlorene Paradies" definitiv eine umwerfende und atemberaubende Geschichte und auch wenn die Thematik an sich schon oft behandelt wurde, gehört diese Variante zu den besten Versionen bisher.

 

Auch die Artworks in allen drei Bänden überzeugen auf ganzer Linie und sind einfach atemberaubend. Und das obwohl der Zeichner des ersten Bandes - Alberto Varanda - den Kelch an den damals noch unbekannten Xavier weiter gereicht hat. Gerade bei so einer Serie wie dieser hier ist das schon sehr ungewöhnlich, denn die gerade die Artworks machen viel dieser Serie aus und mit ihnen steht und fällt die gesamte Erzählung. Doch diese Gratwanderung ist gut gelungen, denn Xavier steht Varanda in nichts nach und präsentiert absolut perfekte und schlichtweg atemberaubende Illustrationen, die nicht nur präzise gezeichnet sind, sondern auch eine enorme Detailfülle zeigen. Der Zeichner hat dabei ein sichtbares Gefühl für Proportionen, sowohl bei unbelebten Objekten, wie auch bei lebendigen Wesen und glänzt mit akribisch ausgearbeiteten Panels. Einfach absolut hervorragend. Mehr kann man dazu nicht sagen. Das Ganze wird von einer anspruchsvollen und absolut passenden Kolorierung abgerundet.

 

Qualität & Ausstattung:

Die Reihe erscheint verlagsüblich im europäischen Albumformat und jede Episode kommt im hochwertigen und schmucken Hardcover. Hier sind schon alleine die Cover-Artworks einfach umwerfend. Produktionstechnisch bewegt sich das Ganze auf allerhöchstem Niveau. Extras gibt es keine.

 

Fazit:

Die drei weiteren Bänder der Serie stehen dem Debutwerk in absolut nichts nach, auch wenn die Story zuweilen arg kompliziert und komplex wirkt und sich nicht unbedingt beim ersten Lesen vollständig erschließt. Dennoch ist "das verlorene Paradies" eine schlichtweg umwerfende Reihe, die auch drei Jahre nach ihrem Erscheinen noch Ihresgleichen sucht. Der erste Eindruck (Wow), den ich beim ersten Band damals hatte, bestätigt sich auch in den Folgebänden, was zu einem Großteil auch an den umwerfend schicken und atemberaubenden Artworks liegt, auch wenn diese von einem anderen Zeichner stammen, als die im ersten Band. Comic-Fans, die eine Mixtur zwischen apokalyptischer Geschichte und Fantasy nicht scheuen, sollten hier unbedingt zugreifen. Da die Story aber fortlaufend ist, muss zwingend mit Band 1 begonnen werden. Absolute Empfehlung!

 

Wertung der Einzelbände:

Das verlorene Paradies 1 - Hölle - 4.8 Punkte

Das verlorene Paradies 2 - Fegefeuer - 4.5 Punkte

Das verlorene Paradies 3 - Paradies - 4.7 Punkte

Das verlorene Paradies 4 - Erde - 4.8 Punkte