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Inhalt (Achtung: Spoiler!):Am Ende des vierten Bandes konnte der Leser den Bouncer und Sheriff Will Laren zum Bahnhof von Barro City begleiten, wo man die Ankunft des neuen Henkers erwartete. Doch zu aller Erstaunen handelt es sich bei dem Henker um eine Frau, die diese schwere Bürde auf sich nehmen will und die in Barro City keinen leichten Stand haben dürfte. Es soll auch nicht lange dauern, bis sie zum ersten Mal ihr Können unter Beweis stellen kann:
Die Brüder Fritz und Gunter van Bohlen sind außer sich, da man ihren scheinbar schwachsinnigen Bruder Fatty wegen Mordes zum Tode verurteilt hat. Direkt nach Ende der Verhandlung stürmen sie wutentbrannt in den Infierno Saloon und stacheln die Anwesenden nicht nur wegen des, ihrer Meinung nach, falschen Urteils auf – auch ist es eine Zumutung von einer Frau gehängt zu werden! Gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter machen sie sich auf den Weg zum Hinrichtungsort, wo es nicht lange dauert, bis die aufgewühlte Menge das Podest mit dem Galgen stürmt. Lediglich dem Bouncer ist es zu verdanken, das Antoine Grant, die ihrem Handwerk nachkam, unbeschadet dem Pöbel entkommen kann. Der Bouncer – der ohnehin von dieser Frau fasziniert ist, die ihn an seine Mutter erinnert - begleitet sie bis zu ihrer Unterkunft, wo sie sich für seine Hilfe erkenntlich zeigen möchte. Der Bouncer nimmt das eindeutige Angebot an und begleitet Antoine auf ihr Zimmer. Allerdings hat er sich in den sexuellen Präferenzen dieser Frau getäuscht, die eher Wert darauf legt den Bouncer zu „dominieren“. Eine Zeit lang lässt sich der Bouncer diese Spiele auch gefallen, bis es ihm schließlich zu bunt wird und er das Heft des Handelns in die Hand nimmt.
Während der Bouncer seinem Vergnügen nachgeht, ist zwischenzeitlich die Nacht angebrochen und der mysteriöse Indianer White Elk ist unterwegs zu Richter Gary Larson, um diesen zu töten. Doch Larson hat vorgesorgt und ist auf den Angriff gewappnet. Es kommt zu einem Kampf zwischen den beiden, in dem es White Elk gelingt den Richter zu töten. Allerdings wird er selbst angeschossen und flüchtet. Rasch ist die halbe Stadt auf den Beinen, um nach dem Indianer zu suchen, der sich noch irgendwo in Barro City versteckt halten muss.
Der Bouncer erfährt unterdessen, dass Antoine Grant die Tochter des verstorbenen Henkers Chester Grant ist und sie nach Barro City gekommen ist, um den Mörder ihres Vaters zu finden und um Rache zu nehmen. Der Bouncer weiß, wer hinter den Morden steckt und gibt ihr unmissverständlich zu verstehen, dass er dies zu verhindern weiß.
Auf der Farm der Malones treffen im Schutze der Dunkelheit unterdessen einige Farmer ein, die sich auf den bevorstehenden Kampf mit Coopers Männern vorbereiten wollen. Da man befürchtet, diese könnten in der Nacht angreifen, stellt man vorsorglich Wachen auf. Doch niemand dieser Männer soll diese Nacht überleben – alle, bis auf die Witwe Malone und ihren Sohn, werden getötet und von den Villa-Lobos zum Anwesen von Cooper gebracht, der endlich wissen möchte, wer den Malones bei der Verteidigung ihres Gehöfts geholfen und Garrack und seine Männer umgebracht hat.
Lord Diablo bittet Sheriff Laren zu sich, da er vorgibt das Versteck des flüchtigen Indianers zu kennen und ihn ausliefern will. Doch dies scheint nur ein Vorwand zu sein, da er dem Sheriff einen Sack mit einer Korallenschlange überreicht, die Laren mit ihrem Biss tötet. Der tote Körper wird den Schweinen im Hinterhof zum Fraß vorgeworfen.
Der machthungrige Cooper setzt alles daran, um wieder die Kontrolle über Barro City zurück zu gewinnen und ein Exempel zu statuieren, doch zunächst sollen die Villa-Lobos den Bouncer töten. Dank dem Hinweis von Blabbermouth erfährt der Bouncer von den Plänen und bereitet sich sowohl auf den Kampf gegen die Villa-Lobos, als auch gegen die anderen angeheuerten Pistoleros von Cooper vor. Mit Hilfe der anderen Bewohner kann er allerdings nicht rechnen – vielmehr ähnelt Barro City am Tag des Angriffs einer „Geisterstadt“ und niemand ist auf den Straßen zu sehen.
In einem erbarmungslosen Kampf schaffen es die drei Villa-Lobos den Bouncer zu stellen, aber Dank der Unterstützung von Antoine, Job und sogar dem Hund Mocho können diese in letzter Sekunde getötet werden und der Bouncer entgeht nur knapp dem Tod. Der Triumph über diesen Sieg ist aber nur von kurzer Dauer, da Cooper seine restlichen Männer angreifen lässt. Eine wilde Schießerei in den Straßen und Gassen entbrennt und nur dank der Hilfe von Yin Li, die ihre chinesischen Freunde für den Kampf mobilisiert hat, gelingt es, Coopers Männer in einen Hinterhalt zu locken. Mara Mars, die hysterische und sadistische Frau von Cooper dreht in dieser Situation vollkommen durch und beginnt, von ihrer Kutsche aus, mit einem Gatling-Maschinengewehr auf die kämpfende Menschenmenge zu schießen und tötet dabei sogar den Sohn von Cooper, dem dies allerdings vollkommen egal zu sein scheint. Als die Situation in Barro City brenzlig wird, treffen zum Glück noch einige Farmer, unter der Führung von Witwe Malone, in der Stadt ein und schaffen es, die Männer von Cooper zu besiegen. Cooper selbst wird auf der Flucht vom Bouncer geschnappt, der diesen nur knapp vor einem Lynchmord durch den wütenden Mob retten kann.
Der Bouncer will Cooper dem Sheriff überstellen, damit dieser seiner gerechten Strafe zugeführt werden kann. Doch der Sheriff ist nicht, wie vom Bouncer vermutet, bei Lord Diablo aufzufinden. Dafür erzählt Lord Diablo den Anwesenden die tragische Geschichte der Nacaches, einem Indianerstamm, der ursprünglich im Gebiet von Barro City gelebt hat und der unter der Führung von Cooper und einigen anderen Männern bis auf einen einzigen Überlebenden getötet wurde, damit über deren Stammesgebiet die Eisenbahntrasse geführt werden konnte. Dieser einzige überlebende Indianer wurde von einer durchreisenden Hure gerettet und konnte sich später mit dem versteckten Gold des Stammes den Infierno Saloon kaufen und auf seine Rache warten.
Wie es nicht anders zu erwarten ist, stirbt auch Cooper am Biss einer Schlange und das Geheimnis um Lord Diablo, hinter dessen Maske sich White Elk verbarg, ist gelüftet. Doch Antoine Grant sinnt weiterhin auf ihre Rache und den Bouncer – als letzten Nachkommen der Nacaches – erwartet zudem noch eine ganz besondere Prüfung.
Schreibstil & Artwork:Alexandro Jodorowsky wurde 1929 als Sohn russischer Emigranten in Iquique (Chile) geboren. Auf eine unruhige Jugend folgte ein unstetes Leben, in der er sowohl die Literatur als auch das Medium Film für sich entdeckte und sich einen Namen als Filmschaffender von internationalem Rang mit Werken wie „El Topo", „La Montagne Sacrée" oder „Tusk" machte. Dabei zeigte Jodorowsky durchaus Talent eigene Comics zu zeichnen, wie beispielsweise die Serie „Fabula Panicas“, die wöchentlich im mexikanischen Magazin „Heraldo Cultural“ erschien. Sein eigentliches Debüt, im Bereich Comics, machte Jodorowsky 1966 in Mexiko mit dem Szenario der futuristischen Saga „Anibal 5", die von Manuel Moro illustriert wurde. 1978 traf er Jean Giraud, besser bekannt als Moebius, mit dem er an einer Filmadaption des Romans „Dune" arbeitete. Für Moebius schuf er mit „John Difool" auf Anhieb ein Meisterwerk der Science-Fiction- und Fantasy-Comic-Literatur. 1982 entwarf Jodorowsky für den Zeichner Arno das Szenario zu „Alef-Thau". Über die Jahre hinweg folgten zahllose weitere Szenarien für bekannte Zeichner, darunter beispielsweise „Das weiße Lama" (mit Bess), „Die Meta-Barone" (mit Juan Gimenez), „Lust und Glaube" (mit Moebius), „Mondgesicht" (mit François Boucq), „Die Saga von Alandor“ (mit Cadelo) sowie 1997 „Die Techno-Väter“ (mit Janjetov und Frédéric Beltran).
Mit „Wo ein Vogel am schönsten singt“ betätigte er sich zudem als Buchautor. 1996 gewann Jodorowsky auf dem Comic-Salon in Angoulème den begehrten „Alph’art“ für das beste Szenario für seine neue Comic-Serie „Juan Solo“. 1999 widmete man ihm dort eine Retrospektive über sein jahrelanges Schaffen als Filmemacher und Szenarist, als Romancier und Poet mystischer Dichtung. Seit 2001 arbeitet er gemeinsam mit dem Zeichner François Boucq an der Western-Reihe „Bouncer“, wobei er sich auch hier zwischendurch Zeit nimmt, um beispielsweise 2002 gemeinsam mit Jean-Claude Gal an der Reihe „Diosamante“ zu arbeiten.
Der Titel des fünften Bandes kommt nicht von ungefähr, da der Bouncer immer wieder zwischen sämtlichen Frauen zu stehen scheint: Auf der einen Seite ist es Antoine Grant, die ihn, mit ihrer herrischen Art und ihrer Vorliebe Zigarren zu rauchen, nur allzu sehr an seine Mutter erinnert und andererseits gibt es Yin Li, die zarte und zerbrechliche Chinesin, die den Bouncer von ganzem Herzen liebt. Doch rücken diese Geschichten zum Teil in den Hintergrund, da Jodorowsky sich bemüht, einige Handlungsfäden aus den vorherigen Bänden aufzunehmen und zum Abschluss zu bringen – insbesondere den furiosen letzten Kampf gegen den schmierigen und brutalen Großgrundbesitzer Cooper, der sich in seinem Wahn schon für den angehenden Gouverneur hält.
Ansonsten bleibt der Grundton hart, brutal und ziemlich schonungslos – egal ob es sich um die ziemlich ekelerregende Folterung der Witwe Malone durch Mara Mars auf dem Anwesen von Cooper handelt oder aber um die zahlreichen Feuergefechte, in die der Bouncer verwickelt wird. Zum Schluss scheint es als würde Jodorowsky wieder ein wenig in seinem liebsten Gebiet ausschweifen – indianischer Mystik und der Weite und Unberührtheit der Landschaft und gönnt seinem Protagonisten ein ganz besonderes Erlebnis, welches rein gar nichts mit Schießereien oder anderen Handgreiflichkeiten zu tun hat.
Fast sollte man meinen, als könnte mit diesem Band die Reihe ihren Abschluss finden, doch es scheint auch weiterhin spannend zu bleiben, da auch der nächste Band sicherlich wieder einige Überraschungen von Jodorowsky enthält, der zwar seine Erzählung um den Bouncer manchmal etwas willkürlich in eine neue Richtung schubst und die auch etwas konstruiert wirkt, doch nie langweilig ist.
Der französische Comiczeichner François Boucq wurde am 28.11.1955 in Lille geboren. Seine ersten Zeichnungen, bei denen es sich um politische Karikaturen handelte, veröffentlichte er 1974 in dem politischen Wochenmagazin „Le Point“. Nach einigen Serien begann er 1983 regelmäßig für das zwischen 1978 – 1997 erschienene Comic-Magazin „À Suivre“ zu zeichnen. Aus diesen Werken entstanden später „Les Pionniers de l'Aventure Humaine“ („Die Pioniere des menschlichen Abenteuers“), „Point de Fuite pour les Braves” und „La Pédagogie du Trottoir“. Für „Die Pioniere des menschlichen Abenteuers“, auf Deutsch erschienen im Alpha Comic Verlag, gewann Boucq 1992 den Max-und-Moritz-Preis.
Zusammen mit Jérôme Charyn arbeitete er an „La Femme du magicien“ (dt.: „Die Frau des Magiers“) und „Bouche du Diable“ (dt.: „Teufelsmaul“), mit Alexandro Jodorowsky an „Face de Lune“ (dt.: „Mondgesicht“), welche sich inzwischen auch in Deutschland auf drei Bände erstreckt. 1998 gewann er den „Grand Prix de la Ville d'Angoulême“ des „Festival International de la Bande Dessinée d'Angoulême“. Seit 2001 arbeitet er abermals mit Jodorowsky, als Szenarist, an der Westernreihe „Bouncer“. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind die ersten beiden Bände der Serie „Janitor“, die er gemeinsam mit dem Szenaristen Yves Sente schuf.
François Boucq bleibt seinem Stil für die Reihe „Bouncer“ treu und schafft es, mit zunehmend weniger Strichen, die Rauheit von Barro City und seiner Charaktere zu illustrieren. Die in den ersten Bänden noch zum Teil vorhandene Unsauberkeit in den Szenen wandelt sich zu einem glatten, aber auch gefälligen Bild. Gelegenheit, sein zeichnerisches Können unter Beweis zu stellen, gibt es bei den zahlreichen Wechseln der Handlungsorte in dieser Geschichte ohnehin, egal ob es sich (erneut) um eine nächtliche Szene auf der Farm der Malones handelt oder aber um die grandiosen Bilder im Stile der Italo-Western, in denen der Bouncer in der Mittagssonne auf menschenleeren Straßen von Barro City den Villa-Lobos entgegen tritt und die für eine packende Atmosphäre sorgen.
Dabei geht Boucq weiterhin bei der Anordnung seiner Panels keine neumodischen Experimente ein und bleibt bei einer fast ausnahmslos klassischen Anordnung, die allerdings immer wieder durch breit- oder großformatige Bilder besticht, wie man sie aus den Kameraeinstellungen der klassischen Italo-Western kennt. Unterstützung erhält Boucq in diesem Band erneut vom Koloristen Sébastien Gérard, der die Panels in stimmungsvolle Farben taucht, allerdings dreckige und braune Farbtöne eindeutig den Vorrang haben.
Über die gelungenen und zum Teil wunderbar in Szene gesetzten Landschaftsbilder möchte ich an dieser Stelle nicht viel anmerken, da ich mich bereits in den vorherigen Rezensionen dieser Reihe hierzu geäußert habe, doch diesmal möchte ich den Schluss dieses Bandes ganz besonders hervorheben, als der Bouncer sein ganz eigenes spirituelles Erlebnis in der „Wildnis“ hat. Boucq hat einen unverwechselbaren Stil für die Reihe „Bouncer“ gefunden und setzt diesen auch weiterhin konsequent um.
Ansonsten gilt aber weiterhin meine gut gemeinte Warnung für diese Reihe, die nicht in Kinderhände gehört und auch keinen zartbesaiteten Menschen als Bettlektüre empfohlen sei!
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungDer Hardcoverband kann in Qualität und Verarbeitung auf jeden Fall überzeugen, insbesondere wenn man auch das Preis-Leistungs-Verhältnis in Betracht zieht. Die Übersetzung erfolgte wiederum auch in diesem Band durch Horst Berner, der, mit sicherem Gespür, der Reihe ihre eigene Sprache verliehen hat. In Sachen Ausstattung gibt es allerdings auch weiterhin keine Extras, wie beispielsweise Skizzen oder Wissenswertes über die Autoren.
Fazit:Alexandro Jodorowsky führt in diesem Band einige Handlungsfäden der zurückliegenden Bände zusammen und bringt sie zu einem durchaus gelungenen Abschluss. Dabei scheut er nicht davor zurück, immer wieder auch etwas sprunghaft in seinem Handlungsverlauf zu sein und einige Szenen wirken vielleicht deshalb auch seltsam „gekürzt“, um die Geschichte voranzutreiben. Allerdings strotzt Jodorowsky auch im fünften Band der Reihe wieder vor skurrilen Ideen, egal ob es sich um die sadistischen und dominanten Praktiken von Antoine Grant oder aber um den philosophisch verträumten Charakter von Yin Li handelt, die sicherlich ihresgleichen in dem Genre suchen.
In der Zusammenarbeit mit François Boucq hat Jodorowsky den idealen Zeichner gefunden, der ihn bei seinen Ideen und manchmal abstrusen Handlungsverläufen unterstützt. Dabei gelingt es ihnen gemeinsam, dem vermeintlich abgedroschenen Genre des „Western-Comics“ gänzlich neue Facetten zu entlocken, die ich bereits an anderer Stelle schlicht und ergreifend „Kunst-Western“ genannt habe. Das Ganze strotzt zwar stellenweise vor Brutalität, die auch zum Teil manchmal unangebracht ist, aber insgesamt bleibt es eine beeindruckende Geschichte, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse aufgehoben sind. Die Figur des Bouncer agiert oder reagiert dabei selten wie ein selbstloser Held und macht ihn vielleicht gerade durch diesen Umstand als Protagonisten sympathisch. Für mich ist diese Reihe auf jeden Fall weiterhin eine absolute Empfehlung, auch wenn die Handlung manchmal unter den abwegigen Ideen von Jodorowsky etwas leidet.
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