Links zur Rezension AufmachungNicht sonderlich überraschend, sieht man auf dem Cover im Kreis angeordnete Totenschädel, aus deren Augenhöhlen eine mysteriöse grüne Substanz wabert und eine rötliche Substanz (Blut?) tropft. Immerhin erfährt man, dass es sich um neun titelgebende Schädel handelt und tatsächlich wird diese Zahl im Laufe des Romans eine Rolle spielen. Im Zentrum des Kreises erkennt man eine Art Teufelsgestalt (oder sollte es gar ein düsterer Engel sein?) mit Flügeln und einem gewaltigen Schwert. Ansonsten lässt sich kaum mehr über das Design sagen, denn es ist genau so, wie man es von den WotC-D&D-Romanen der letzten Jahre gewöhnt ist – es gibt also also keine Enttäuschungen und auch keine faszinierenden Verbesserungen zu vermelden. Sehr gut finde ich, dass im Anschluss an den Epilog noch zwei Kapitels von „Elminster must die“ von Ed Greenwood abgedruckt sind, dem ersten D&D 4-Roman des Schöpfers der Forgotten Realms.
Inhalt(Vorsicht - wenige - Spoiler!!!)Ed tut es schon wieder! In seinem Vorwort schreibt Ed Greenwood schon wieder, dass er den vorliegenden Roman schon „half a dozen times“ gelesen hat und sich gerade darauf vorbereitet, es zum siebten Mal zu schmökern. Herrgott, Ed! Wer soll dir das denn glauben!
Ich werde versuchen möglichst wenige konkrete Angaben zum Inhalt zu machen, da dieser Roman davon lebt, mit einer gut entworfenen Handlung immer wieder zu überraschen und immer wieder den Leser im Unklaren zu lassen, wer jetzt aus welchem Grund was macht und welche Ziele er damit verfolgt.
Gefahrlos kann man allerdings verraten, dass es in einem Viertel von Waterdeep mysteriöse Morde gibt, die auf das Konto der Schädel gehen, welche zu diesem Zweck die Körper von Anwesenden übernehmen. Diese Morde sind aber nur ein kleines Element viel größerer Pläne, in deren Zentrum der Magier Tallus, ein böser Engel des Asmodeus namens Sathariel und die eine oder andere alte Familie zu stehen scheinen. Aber auch die „Helden“ wie der Deva Jinnaoth, seine beiden Gefährtinnen Quessahn und Maranyuss und der Verbündete Briar stehen nie ganz außer Verdacht, nicht doch ihre eigenen Pläne zu verfolgen.
Es ist interessant, zu verfolgen, wie immer wieder neue Elemente eingeführt werden, wie Handlungsstränge plötzlich zueinander finden und am Ende tatsächlich alles geklärt ist, egal, wie verwirrend es im Laufe des Romans, scheinbar völlig unmotiviert, nebenbei in einem Kapitel erwähnt wurde. Ein großes Lob gebührt hier der sorgfältigen Planung des Romans. Die verschiedenen Ränke werden wirklich gut eingeführt und miteinander verwoben. Schwächer sind die Figuren, die immer flach, fast zweidimensional bleiben, obwohl mit Liebesgeschichten und mysteriösen Schwertern alles versucht wird. Auch die potentiell innere Zerrissenheit des Devas Jinn bleibt immer an der Oberfläche und schafft es nie, den Leser wirklich mitfiebern zu lassen. Schade, wenn diese Komponente noch geglückt wäre, hätte der Roman ein wirkliches Prachtstück werden können.
In einer früheren Rezension zu einem der Romane der Waterdeep-Reihe habe ich mal sinngemäß geschrieben, dass es sich mehr wie Planescape als wie Waterdeep in den Forgotten Realms anfühlt – auch dieses Gefühl nistet sich hier schnell im Hinterkopf ein. Ich komme der Sache immer mehr auf die Schliche und möchte um einen weiteren Vergleich erweitern: Wir haben es hier mehr mit einer Simpsonsfolge der jüngeren Staffeln zu tun, als mit einer Folge aus den ersten 5 Staffeln. Die ersten Simpsonsfolgen befassten sich mit den Problemen der amerikanischen Mittelstandfamilie und schlachteten diese lustvoll aus – etwa ab der 6. Staffel oder in noch extremeren Maße ab der 11./12. Staffel waren nun wirklich alle halbwegs nahe liegenden Themen verwurstet und man musste auf gänzlich neue Problembereiche umsteigen, ja teilweise sogar völlig abstruse Folgen schreiben, wie die, in der Homer eine Website einrichtet, die alle möglichen Geheimnisse ausplaudert und die völlig merkwürdig endet. Das heißt nicht, dass ich die alten Folgen besser oder schlechter als die neueren finden würde, sie sind einfach anders.
Ähnliches gilt für die 3 FR-Romane, die ich aus dieser Reihe bisher gelesen habe. Abgesehen von der Avatar-Trilogie und den Elminster-Romanen, hatte man es meistens mit Problemen von Menschen (Elfen fasse ich hier mal unauffällig drunter) in halbwegs auf Menschen zentrierten Settings zu tun, also traf man auf Personen, in die man sich halbwegs hineindenken konnte und an deren Ängsten und Problemen man gerne Anteil hatte. Sehe ich mir die Helden dieses Romans an, habe ich einen Deva, der die merkwürdigsten Verbündeten hat, wie eine „Nachtvettel“ (Night Hag), die von Rache getrieben wird, einer Eladrin-Magierin, die von Liebe getrieben wird und einen Untoten, dessen Rasse ich schon vergessen habe und über dessen Motivationen man eigentlich gar nichts erfährt. Sie agieren in einem Waterdeep, in dem wo ein böser Engel, die Schädel böser Magier, ein lebender böser Magier und jede Menge Untote ihr Unwesen treiben. Da freut man sich richtig, wenn eine Element wie die Stadtwache noch halbwegs zuverlässig ist und Wiedererkennungswert hat. Um bei der Simpsons-Analogie zu bleiben. Ich will nicht sagen, dass das interessanter oder langweiliger ist – es ist einfach anders. Mir persönlich macht es die Sache einfach schwerer, mich mit Personen und der Handlung zu identifizieren. Fazit:Ein unterhaltsamer, wenn auch nicht literarisch aufregender Roman, der seine Stärken eher in der Komposition des komplexen Inhalts, denn in der Zeichnung interessanter Figuren hat. Wenn ich richtig mitgehalten habe, ist es der dritte Roman der „Ed Greenwood presents Waterdeep“-Reihe, den ich zu Rezensionszwecken gelesen habe und qualitätsmäßig sortiert er sich auch zwischen den beiden anderen ein – es ist auf jeden Fall der am sorgsamsten konstruierte mit der geheimnisvollsten Handlung, aber man wird von dem Roman nie gefangen und in die Handlung hinein gesogen, da die Personen einem nie nahe gehen oder einen interessiert, was nun genau mit ihnen geschieht.
Drücken wir es positiv aus – wer auf gut konstruierte Romane mit vielen Geheimnissen und überraschenden Wendungen steht, der ist hier bestens aufgehoben.
Auch auf der Haben-Seite steht ganz sicher, dass alle Romane der Reihe sich stark unterscheiden und immer wieder ein anderes Waterdeep vor dem inneren Auge entstehen lassen. Insofern hat Greenwood in seinem Vorwort Recht, dass das Waterdeep, das er erschaffen hat, immer um weitere Nuancen ergänzt wird. |
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