Links zur Rezension Inhalt:Der mysteriöse schwarze Mann mit den roten Augen hat am Ende des zweiten Bandes dafür gesorgt, die Grube des Bergwerkes zum Einsturz zu bringen und Scrubby einem ungewissen Schicksal zu überlassen. Doch dieser hat überlebt. Seltsame Wurzeln weisen ihm den Weg durch die verschütteten Gänge und unversehens sieht er sich dem alten Mann gegenüber, der ihm im Heiligen Wald gegenübertritt. Er überzeugt Scrubby davon das Feuer und die Erde bezwungen zu haben, aber andere Prüfungen würden noch auf ihn warten.
Als Scrubby aus der Idylle des Heiligen Waldes wieder in die Grube zurückkehrt, muss auch er das ganze Elend der Explosion erkennen, die viele seiner Freunde das Leben gekostet hat. Die Minengeister – nichts anderes als Zwerge – zeigen Scrubby und den anderen Überlebenden einen verborgenen Stollen, der sie wieder an die Erdoberfläche führt Doch der Wahn des schwarzen Mannes hat auch in der Stadt ihren Tribut gefordert. Das gewaltige Feuer hat sich durch die Straßen gefressen, Häuser zerstört und zahllosen Menschen getötet.
Mit der Zeit beruhigt sich die Situation in der Stadt wieder und fast scheint es, als würde alles wieder seinen normalen Lauf nehmen. Scrubby schlägt sich mittlerweile als Schlammwühler in den Docklands im Osten von London durch, wo er täglich er im Morast der Themse nach verwertbaren Gegenständen fahndet. Aber seine alten Freunde haben ihn nicht vergessen und finden ihn auch hier. Man verabredet sich zu einem abendlichen Treffen in einem der Pubs, wo es für Scrubby auch ein Wiedersehen mit Laura, der er in der Grube mit seinem Atem das Leben gerettet hat gibt und für die er große Zuneigung hegt.
Doch die Ruhe und das kleine Glück scheinen nicht von langer Dauer zu sein, als sich Scrubby unversehens mitten in einem Mordfall befindet, der ihm sehr nahe geht, scheint es doch, als habe das Schicksal es auf alle Menschen abgesehen, die ihm am Herzen liegen – doch sei an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Scrubby will diesen Mord rächen und gemeinsam mit seinen Freunden hilft er Inspector Michael auf der Suche nach dem seltsamen Mörder. Allerdings stößt er bei seiner Suche nach dem Mörder auch auf andere Geheimnisse.
Schreibstil & Artwork::Autor Pierre Dubois wurde 1945 in den Ardennen geboren und bringt seit vielen Jahrzehnten seinen Hang zum Fantastischen in diversen Medien zum Ausdruck, sei es als Chronist im Fernsehen, als Autor von Romanen oder als Szenarist von Comics. Im letztgenannten arbeitete er in der Vergangenheit u.a. mit dem Zeichner René Hausmann an „Laiyna“, mit Joann Sfar an „Petrus Grumbart“, mit Stéphane Duval an „Die Kobolde“ und „Rotkappen - In ferner Zeit“, mit Jérôme Lereculey an „Cairn“ sowie mit Luc Rollin an „Der Gezeichnete“ und „Die schwarze Saskia“ zusammen.
Als Autor von Büchern wie „Die große Enzyklopädie der Kobolde“, „Die große Enzyklopädie der Feen“ und „Die große Enzyklopädie der Elfen“ hat er sich im laufe der Zeit zum Spezialisten für die „kleinen Völker" entwickelt und gilt darüber hinaus als Kenner unzähliger Legenden, regionaler Überlieferungen und traditioneller Lieder.
Zusammen mit dem Zeichner Xavier Fourquemin hat Dubois „Die Legende vom Changeling“ kreiert, die auf den englischen Legenden um Feenwesen und Kobolden basiert, aber während der Industrialisierungszeit am Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Ausgehend von einem menschlichen Säugling, der gegen eine Feenkind ausgetauscht wurde, vermischt Dubois in seiner Geschichte elegant Fiktion und Realität miteinander und sorgt nicht zuletzt durch sein fundiertes Hintergrundwissen für eine phantastische Geschichte voller Träume und Magie, die er der ländlichen Idylle des industriell geprägte und schmutzigen London des 19. Jahrhunderts gegenüberstellt.
Mit Peter bzw. „Scrubby“ präsentiert uns Dubois einen Protagonisten, der als Wanderer zwischen den Welten die realen Gassen und Plätze in London erlebt, als auch die phantastischen Welten der Feen, in der sich allerlei sagenhafte Gestalten tummeln. Neben „Jack the Ripper“ und Peter Pan, die beide bereits Erwähnung in der Reihe fanden, präsentiert uns Dubois in diesem Band den Mythos des „Spring Heeled Jack“, einer Figur aus der englischen Folklore, die im viktorianischen England auftrat und mehrere Menschen angegriffen haben soll und deren erste eindeutige Bericht über ihr Auftreten aus dem Jahr 1837 stammen. In späteren Jahren wurde er überall in England von London bis nach Sheffield und Liverpool gesehen, aber die meisten Berichte und Vorfälle stammen aus den Vororten von London und später aus den Midlands. Nach den entsetzlichen Geschehnissen die Scrubby mittlerweile allesamt innerhalb kürzester Zeit widerfahren sind, scheint es, als würde Dubois seinen Protagonisten etwas reifer und abgeklärter gegen die Unbill des Lebens werden. Doch trotz aller Härten entdeckt Scrubby auch eine für ihn neue und andere Welt. Es ist dieser Zwiespalt, in den der Protagonist mittlerweile hineingerutscht ist und die Spannung mit voran treibt – wohin wird er sich entwickeln und was wird weiterhin mit geschehen. Es bleibt auch weiterhin eine Geschichte, die zwischen der realen und zugleich phantastischen Welt aus dem Blickwinkel eines sympathischen „Wechselbalgs“ wechselt und noch einige Überraschungen mit sich bringen dürfte.
Xavier Fourquemin wurde 1970 in Frankreich geboren, zog 1991 nach Belgien, wo er sich an der Akademie der Schönen Künste in Tournai einschrieb. Dort besuchte er die Kurse von Antonio Cossu und machte vier Jahre später seinen Diplom-Abschluss. Im Februar 1996 wurde seine erste Comic-Geschichte „L'immonde Bête" im Magazin „Gotham" veröffentlicht. In der Folgezeit arbeitete er mit dem Szenaristen Dieter zusammen und es entstanden die Serien „Alban“ (1997) und „Outlaw“ (2001). Im Jahre 2007 kreierte er mit Autor Jean-Christophe Derrien „Miss Endicott“, bevor er dann 2008 gemeinsam mit Pierre Dubois „Die Legende vom Changeling“ begann.
Auch im dritten Band der Reihe besticht Xavier Fourquemin durch seine lebendige Eleganz, mit der er die Handlungsorte zeichnet und den handelnden Charakteren Persönlichkeit verleiht. Sicherlich ist sein Stil typisch franko-belgisch und seine Akteure mögen manchmal etwas zu stark in Richtung „Funny“ tendieren, aber insgesamt ist es klarer und eindringlicher Stil, der dieser Geschichte etwas unverwechselbares verleiht. Der Seitenaufbau, wie die Panels insgesamt, bleibt weiterhin unspektakulär und klassisch, was dieser Geschichte sehr gut zu Gesicht steht.
Nicht zu vergessen ist natürlich auch die weiterhin sehr dynamische Kolorierung von Scarlett Mulkowsk, die ebenfalls erheblich zur Stimmung beiträgt. Bereits bei den letzten Bänden habe ich den Wechsel von fantastischen und realistischen Elementen in der Kolorierung als sehr wohltuend empfunden, da diese mit dezenten Akzenten agiert und nicht durch übertriebene Kontraste daherkommt.
Qualität & ÜbersetzungDer dritte Band der Reihe präsentiert sich In Sachen Qualität und Verarbeitung auch weiterhin tadellos: Ein robuster Hardcoverband mit Fadenheftung, der auf 56 Seiten in Sachen Druckqualität keine Wünsche offen lässt. Die Übersetzung besorgte Martin Surmann, dessen Texte sich angenehm lesen lassen und die recht gut gelungen ist. Bedauerlicherweise wird allerdings die Bezeichnung „Spring Heeled Jack“ in der ansonsten gelungenen Übersetzung zum „Sprungfedermörder“. Hier hätte man sicherlich auch die englische Bezeichnung beibehalten können. In Sachen Ausstattung gibt es leider keine Extras, allerdings hat man das Kurzporträt des Autors und Zeichners auf der Rückseite des Bandes beibehalten, welche auch dem eiligen Leser einen schnellen Überblick verschafft.
Fazit:Nach einem eher schwachen zweiten Band trumpfen Dubois und Fourquemin mit einer Geschichte auf, die an Spannung und düsterer Atmosphäre alles wieder wettmacht. Zu Beginn des Bandes gibt es zwar einige Antworten für Scrubby, aber wohin sein Weg ihn letztlich führen soll und wie seine Bestimmung aussieht werden nicht verraten. Ob es sich bei „Spring Heeled Jack“, dem Sprungfedermörder, um die Rückkehr des schwarzen Mannes handelt bleibt allerdings offen. Der Verdacht ist zwar naheliegend, aber wer oder was sich hinter der Maske dieses Wesens verbirgt – zumindest genügend Stoff für eine Fortsetzung.
Wie bereits erwähnt, besticht die gelungene Kombination aus Szenario, Zeichnungen und Farbe, die optimal aufeinander abgestimmt sind. So wird das viktorianische London mit seinen schmutzigen Gassen und Hinterhöfen ebenso greifbar, wie der Wald oder das Wasserwesen, welches sich nachts aus der Themse erhebt. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur noch einmal dieses wunderbar in Szene gesetzte Märchen empfehlen, das dem Dubois und Fourquemin in jedem der bisherigen Bände immer wieder gelingt mit neuen Ideen und gelungenen Ideen vor einem überzeugenden Hintergrund zu begeistern. Sicherlich mögen die Figuren nicht unbedingt jedermanns Geschmack sein, aber eine andere Darstellung für diese Geschichte könnte ich mir mittlerweile nur noch schwerlich vorstellen.
Mit Spannung erwarte ich den vierten Band der auf fünf Bände konzipierten Reihe, der den Titel „Am Rande des Schattens“ trägt – schließlich stehen irgendwie ja noch zwei Elemente aus, wenn man bislang Feuer und Erde berücksichtigt und der schwarze Mann dürfte sich sicherlich auch nicht ohne weiteres nach dem Brand verabschiedet haben.
|
||||||||||||||||||||||