Links zur Rezension Inhalt:Vought America ist endgültig sauer auf die Boys und wollen diesen zeigen, wo der Hase lang läuft. Dazu schicken sie zunächst ein Nachwuchsteam, das allerdings kläglich versagt. Erst als sie ihr zweitmächtigstes Team – Payback – angeführt von dem Nazi Stormfront auf die Boys hetzen, wird das Weibchen schwer verletzt und das gefällt dem Rest der Crew ganz und gar nicht und sie schlagen brutal zurück. Derweil zweifelt Hughie immer mehr an dem, wie die Boys ihre Dinge erledigen und das macht dem Rest des Teams ebenfalls Sorgen. So kommt es, das Frenchie und der Milchmann Hughie ihre Lebensgeschichten zum Besten geben, um diesen vom Bleiben zu überzeugen…
Schreibstil & Artwork:Nach den eher schwächeren Episoden 4 und 5, scheint Meister Garth Ennis doch noch die Kurve bekommen zu haben und präsentiert wieder einen „The Boys“ Zyklus, der skurril, blutig aber auch unglaublich feinfühlig ist – also ganz so, wie man es ursprünglich von den „Jungs“ gewohnt war. Vor allem greift Ennis dabei wieder tief in die „Schwarze Humor“-Kiste und schießt bitter böse auf alles, das Strumpfhosen oder auch nur den Hauch eines Supie-Kostüms trägt. Das Ennis selbst Superhelden jeglicher Form verabscheut, sollten Fans des Autors mittlerweile wissen und in „The Boys“ trägt er das Ganze extrem und ungeniert zur Schau. Nehmen wir beispielsweise das Team Payback gegen das die Boys in diesem Band antreten müssen: schon ein schneller Blick verrät dem Kenner, das es sich hierbei um eine Parodie der ruhmreichen Rächer aus dem Marvel Universum handelt. Wir haben einen Captain America Verschnitt, der stets nur amerikanische Bundesstaaten herausruft und zum Rückzug bläst, eine unfähige Vision-Kopie namens Minddroid und eine psychopathisch anmutende Variante der Scharlachroten Hexe. Aber der Hammer ist ihr Anführer Stormfront, der nicht nur ein waschechter Nazi, sondern auch ein unverkennbarer Schlag unter die Gürtellinie gegen den mächtigen Thor ist, denn der Arier ist nichts anderes als Ennis Version des Donnergottes, der im zweiten Weltkrieg hängen geblieben ist. Dementsprechend gehen die Boys dann auch mit einem speziellen Allierten-Move gegen ihn vor, aber zu viel will ich hier nicht verraten. Neben bei wird eine heikle Thematik angerissen, nämlich die immer mehr zunehmende „Tittenschau“ der Superheldenszene. Dies erzählt Ennis in Form eines Imagewechsels bei den „Seven“ in folgedessen Hughies Freundin ein neues, äußerst knapp bemessenes Kostüm tragen soll – und sich weigert. Doch die profitgierigen Kollegen sehen das vollkommen anders. Die zweite Hälfte des Bandes wird dann von den Lebensgeschichten von Mothers Milk, Frenchie und dem Weibchen dominiert und so erhält der beständige „Boys“-Leser endlich einen tieferen Einblick in die Hintergründe seiner Lieblinge. Die Stories, die sich dahinter verbergen, wirken dabei sehr gut durchdacht und nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt. Hier macht Ennis seine Sache erneut hervorragend. Gerade durch die verschiedenen humorvollen Anspielungen wird die Sache umwerfend, trotz der heiklen Thematik, die der Werdegang des Weibchens darstellt. Aber woran erinnert ein Mädchen das in einem Krug voller Zaubertrank fällt, der von einem Forscher namens Dr. Uderzo entwickelt wurde… na? Alles in Allem ist der Band aber auch wieder deutlich blutiger und brutaler, sexistischer (wobei das nach „Herogasm“ kaum mehr möglich scheint) und schwarzhumoriger, aber dadurch nimmt die Reihe keinen Schaden, sondern profitiert viel mehr davon.
Optisch sehen die Boys aus, wie eh und je und damit ziemlich gut. Darick Robertson ist auch wieder mit an Bord und gibt den Artworks wieder den richtigen Schwung. Viel Wörter braucht man da wohl nicht mehr zu verlieren. Die Artworks sind sauber gezeichnet und klar definiert, zeigen viele Details und geben die Brutalität der Erzählung optisch authentisch wieder. Die Kolorierung und die sinnvolle Panelanordnung runden die Sache ab.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungWie gehabt, kommt auch der sechste Band im Softcover. Die Produktionsqualität ist wie immer super. Extras gibt es keine. Der Band umfasst die US Ausgaben 31-38 der Serie.
Fazit:Meine Befürchtungen sind zerschlagen worden, denn ich hatte schon fast erwartet, das „The Boys“ sich auf einem absteigenden Ast befindet und immer mehr an Klasse verliert. Zumindest erzeugten die letzten beiden Episoden genau dieses Gefühl bei mir. Doch mit „Gesucht - tot oder lebendig“ dreht Meister Ennis wieder richtig auf und weist meine Vermutungen in die Schranken, liefert einen neuen Zyklus ab, der sich gewaschen hat. Brutal, blutig und sexistisch, wie zu Beginn der Serie, aber auch ebenso humorvoll und sensibel. Dabei gibt es böse Seitenhiebe auf die verschiedensten Superhelden, aber auch neue Hintergrundinfos zu den Hauptcharakteren. Gerade Letzteres wird den Fans der Reihe enorm gefallen. Der sechste deutsche The Boys Band lässt wieder auf viel mehr hoffen, vor allem, da mit Hughies Zweifeln an seinem Job, die in ihm aufkeimen, auch die Grundlage für die nächste Storyline gelegt ist. So müssen die Boys sein. Weltklasse!
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