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Die Meisterkartographen 1 - Der Stadtplanet & Die Glyphe des Hofnarren
Bewertung:
(3.7)
Von: Martin Möller
Alias: Goemoe
Am: 20.11.2010
Autor:Christophe Arleston, Paul Glaudel
Übersetzer:Delia Wüllner-Schulz
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Dandalos
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-177-1
Inhalt:92 Seiten, übergroßes Hardcover, 230 x 320 mm
Preis:19,80 €
Sprache:Deutsch

Inhalt von Teil 1 - Der Stadtplanet

Der Planet Dandalos ist komplett bedeckt mit Häusern und Gassen. So komplett, dass selbst die Meere mit gewaltigen Pfählen und Pfeilern durchsetzt und überbaut worden sind. Verschiedene Reiche und Gebiete gliedern die planetare Stadt in zahllose Staaten und Bezirke und da verwundert es nicht, dass im Laufe der Jahre die Übersicht, was sich wo in dem Gewirr von Straßen, Gässchen und Häuserblocks befindet, verloren ging. Hier kommt die Gilde der Kartographen ins Spiel, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die den Planeten umspannende Stadt und ihre Veränderungen aufzuschreiben, aufzuzeichnen und zu bewahren.

 

Einer dieser Kartographen ist Achim Decamp. Er ist noch jung, kräftig und geht ganz sicher keiner Frau aus dem Weg. Im Gegenteil, sein Chef und Ausbilder, der Meisterkartograph der Enklave, ertappt ihn beim Knutschen mit einer verheirateten Frau, aber der Meister ist gnädig, obwohl es sich um seine eigene Frau handelt. Ein Planet wie Dandalos hat eine ganze Fülle von Problemen und eines davon ist ein spurlos verschwundener Kartograph. Kartographen werden von den meisten Bewohnern des Planeten Dandalos geehrt, allgemein toleriert und von Fürsten geschätzt, verschaffen sie ihnen doch so etwas wie eine Übersicht über ihr Reich. Wenn einer unvermittelt und spurlos verschwindet, dann muss das einen triftigen Grund haben. Deshalb schickt besagter Meister unseren Helden Achim auf die Reise.

 

Achim Decamp wird zu Beginn der Geschichte von einem Dieb heimgesucht und zeigt diesem, dass er Achim nicht gewachsen ist. Im Gegenteil, fortan muss der Dieb dem guten Kartographen Achim auf seiner Reise zur Hand gehen. Es wird recht schnell klar, dass der Grund für das Verschwinden des ersten Kartographen auch Achim zusetzt und ein munteres Spielchen von Intrigen und Hetzjagden durch die Ober- und Unterwelt des Planeten beginnt mit einem leicht überraschenden Ende.

 

Inhalt von Teil 2 - Die Glyphe des Hofnarren

Das zweite Abenteuer beginnt, wie man Achim Decamp kennt, er ist gerade dabei eine verheiratete Frau körperlich zu beehren, da kommt der Ehemann zu früh nach Hause. Der Kartograph kann ungesehen entkommen, doch der Betrogene hat eine recht genaue Vorstellung, wer seine Frau gerade eben entehrt hat. Dummerweise ist der betrogene Gatte auch noch der Hauptmann der örtlichen Stadtgarde und der Meisterkartograph und Chef von Achim Decamp schickt diesen sogleich auf eine weitere ferne Reise, um eine Zeit aus den Augen der Stadtwache zu verschwinden. Die Reise entpuppt sich als Stich ins Wespennest. Der örtliche König, ein Freund der Kartographen, sieht sich einem Putsch gegenüber und benötigt alle Hilfe, die ihm Achim und sein Begleiter Oliver, der Dieb aus der ersten Geschichte, geben können. Nachdem der Untergrund den Hofstaat übernommen hat, übernimmt der Hofstaat den Untergrund und ein nettes Spielchen um die Macht beginnt. Eine seltsame Gruppe von religiösen Ratgebern, die in der ersten Geschichte schon am Rande vorkam, zeigt nun in Die Glyphe des Hofnarren, dass sie mehr sind als nur zufällige Randfiguren. Offenbar manipulieren sie in großem Stil auf dem ganzen Planeten Dandalos die herrschende Klasse und haben scheinbar auch ihre Finger im Putsch gegen den örtlichen König, der ihre Hilfe rigoros ablehnt hatte. Achim nimmt sich der Sache an.

 

Qualität, Stil & Übersetzung

Die Meisterkartographen zeigen die Handschrift des Christophe Arleston recht deutlich. Wie schon bei den Schiffbrüchigen von Ythaq lesen sich seine Texte flüssig, hauchen glaubhaften Charakteren ihr Leben ein und sind locker und unkompliziert, ohne jemals platt zu wirken. Die Übersetzerin Delia Wüllner-Schulz hat ebenfalls einen guten Job gemacht, denn an keiner Stelle wirkt der Text übersetzt, alles liest sich wie auf deutsch erdacht. Ähnlich wie bei den Schiffbrüchigen von Ythaq fügt sich auch hier gleich zu Beginn mit kleinen Beispielen eine Hintergrundgeschichte in die aktuellen Geschehnisse ein und bringen den Leser so gekonnt dazu mehr von der Geschichte lesen zu wollen. Die Geschichten selbst sind solide, wenngleich auch ein wenig vorhersehbar, dennoch wirken sie nicht aufgesetzt, weil Christophe Arleston es versteht den Charakteren ein Eigenleben einzuhauchen.

 

Einzuhauchen ist dabei sicher das richtige Wort, denn der Zeichner Paul Glaudel hat einen ganz eigenen Stil, die Figuren zu zeichnen. Mit groben Proportionen und sehr kleinen Augen dazu kantigen Gesichtszügen wirken die Charaktere leicht wie aus Stein gemeißelt, was vielleicht nicht jedem Leser gefällt. Dennoch passt es gut zu der Welt Dandalos, die zu jeder Zeit nur aus Stein zu bestehen scheint, sieht man doch nur Straßen, Häuser und Innenräume, denn alles auf dem Planeten ist ja überbaut. Hat man sich an den Stil gewöhnt, so zeigt der Zeichner sein ganzes Können, denn selbst den kantigen Gesichtern mit den kleinen Augen ringt er geschickt alle Gemütsverfassungen ab. Das ist ohne Zweifel eine große Kunst. Der Einband und die Seiten kommen in der für den Splitter Verlag hervorragenden Qualität. Ein Paar Bonusseiten mit möglichen Coverbildern und den Motiven der originalen Bände eins und zwei der französischen Urfassung runden das Buch ab.

 

Fazit:

Die Meisterkartographen sind ein lebhafter Fantasyzyklus mit einem ganz originellen Hintergrund. Die Geschichten sind solide, wenngleich nichts Besonderes, was aber durch die gute Arbeit von Texter und Zeichner gekonnt überspielt wird. Viele Kleinigkeiten im Verlauf des Comics zeigen nette Ideen für den täglichen Ablauf einer derart ungewöhnlichen Welt mit ihren ganz eigenen Problemen, die den Hintergrund Dandalos für die Geschichten recht glaubwürdig erscheinen lässt. Die Meisterkartographen sind eher seichte Fantasy, in der Magie und Monstren bislang auf sich warten lassen, aber für Comic Fans in diesem Genre ist die Serie sicher einen Blick wert. Aufgrund der zum Teil konstruiert wirkenden Geschichten kann ich jedoch keine 4 Punkte oder mehr geben.