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The Pro - Die Superschlampe
Bewertung:
(4.6)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 11.12.2010
Autor:Autor: Garth Ennis, Zeichner: Amanda Conner, Jimmy Palmiotti
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:The Pro
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:4191982009955
Inhalt:76 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: The Pro TPB
Preis:9,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Die Protagonistin und spätere Heldin verdingt sich eigentlich als Hure und bestreitet so ihren Lebensunterhalt und den ihres kleinen Babies. Das ist allerdings nicht so leicht und so schafft sie das Ganze nur mit viel Nikotin und Alkohol. Doch zu ihrem Glück – oder auch Unglück – wird sie vom Galaktischen Spanner beobachtet und dieser beschließt eines Tages der Prostituierten Superkräfte zu geben, denn er ist davon überzeugt, dass jeder ein Superheld sein kann. Prompt steht auch die Liga der Ehre vor ihrer Tür und bietet ihr einen gut bezahlten Platz in ihrem Kreise an, den die Superschlampe natürlich gerne annimmt – schließlich muss sie ja ein Kind ernähren. Allerdings geht sie die Dinge anders an, als die Liga es gewohnt ist und außerdem hat sie ihre Kräfte noch nicht so ganz unter Kontrolle, was ihr keine Bonuspunkte bei ihren neuen Freunden einbringt. Doch die Ereignisse überwerfen sich und dann steht die Schlampe plötzlich mitten im Rampenlicht und muss zeigen was sie wirklich drauf hat…

 

Schreibstil & Artwork:

Garth Ennis ist für zwei Dinge berühmt und berüchtigt: zum Einen ist da sein enormen Abscheu gegenüber konventionellen Superhelden-Stories, zum Anderen – und das resultiert aus Ersterem – ist er ein Ideenpfuhl für äußerst abgefahrene unkonventionelle (Anti-)Superhelden Geschichten. Das hat er unter Anderem mit The Boys, aber auch mit Preacher mehrfach bewiesen. Vor allem aber „The Boys“ parodiert dabei das Superhelden-Genre beträchtlich und genau in die gleiche Bresche schlägt auch das vorliegende Meisterwerk „The Pro – Die Superschlampe“, die im Prinzip ein direkter Ableger der Boys sein könnte – auch wenn es hier nicht um die Jagd auf Superhelden geht.

Allein schon die Idee um „The Pro“ gibt sich abgefahren und völlig durch geknallt und ganz genau so, erzählt der Ausnahmeautor auch. Die Heldin ist ein Hure (was erst mal ja nichts Schlimmes ist), aber sie ist nicht nur das, sie ist auch eine waschechte Schlampe, komplett ohne Manieren und Tabus, und das zeigt sie wo sie kann.

Dabei sind viele verwendete Elemente extrem grenzwertig und oft auch ganz klar jenseits des guten Geschmacks, aber das ist was „The Pro“ ausmacht.

Allerdings wäre die Schlampe auch nichts ohne die Liga, die unverkennbar eine Parodie auf die Justice League von DC Comics ist. Da gibt es den Super-Heiligen (Superman), den kühlen Ritter (Batman), die Grüne Limette (na wer wohl), die Amazone von Lesbos und den Flitzer (rot-gelbes Kostüm… na, klingelt da was?) – und dazu auch noch ein paar ausgewählte Sidekicks, wie den leicht homoerotisch wirkenden Robin (ganz treffend als „der warme Knappe“ bezeichnet), der dem kühlen Ritter beständig an den Beinen hängt und das durchaus im sprichwörtlichen Sinne.

Die gesamte Truppe ist dabei eine Eigenart für sich und schon allein das, bringt einige der besten Szenen im Comic mit sich – beispielsweise wenn Superman – tschuldigung – der Super-Heilige einen ganz besonderen Dienst von der Superschlampe gesponsort bekommt. Umwerfend grandios.

 

Die Story ist dabei eigentlich Nebensache, funktioniert aber dennoch gut und sorgt für schnelle und kurzweilige Action. Der sexistische und übertriebene Humor macht aber das Groß des Comics aus und sorgt dafür das es zahlreiche hammerharte Knaller im Verlauf der Erzählung gibt. Mitunter gibt es dabei ausschweifende Dialoge, die aber gut platziert wirken und nicht langweilig werden. Interessanterweise ist auch das ein Seitenhieb auf die echte JLA, ebenso wie der Fight gegen die Grammatik-Gang.

Ennis fesselt seine Leser von der ersten Seite an und das liegt in der Liebe zum Detail, die auch von der Zeichnerin Armanda Conner nahezu perfekt umgesetzt wird. Ihr Stil passt hervorragend zum Setting und rückt das Ganze ins absolut richtige Licht. Die Illustrationen sind mit sicheren Strichen umgesetzt und Gestik und Mimik stimmen ebenso, wie die Körperproportionen und deren Haltungen. Die Kolorierung ist kräftig und passt ganz gut, könnte aber ein wenig spektakulärer sein – aber das ist eine Sache, die man hier durchaus verschmerzen kann.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

„The Pro“ kommt im Softcover und im US-Format. Produktion und Übersetzung sind hervorragend und nehmen kein Blatt vor den Mund. Extras gibt es keine, aber dafür ist der Band mit knapp 10 Euro auch preislich okay.

 

Fazit:

Grandios, humorvoll, bitterböse und obszön, das trifft “The Pro” wohl am Besten. Ennis macht das was er kann, er bringt eine durch geknallte Idee zu Papier und formt daraus ein umwerfendes Comic, das dem richtigen Superhelden-Genre richtig einen vor den Latz haut. Dazu kommen noch die tollen Artworks, die die Sache rund machen. Wer skurrile, enorm sexistische und richtig böse aber auch außergewöhnliche Comics mag, der muss hier zu greifen und kommt an der Superschlampe nicht vorbei. Weltklasse!