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Secrets of Tatooine
Bewertung:
(3.9)
Von: Stephan Schobloch
Am: 03.01.2004
Autor:J.D. Wiker
Typ:
System:Star Wars d20
Setting:Star Wars (Rise of the Empire Era, Rebellion Era, New Jedi Order Era)
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:0-88038-730-0
Inhalt:96 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Secrets of Tatooine

Mit "Secrets of Tatooine" (ab jetzt SoT) präsentieren Wizards of the Coast ein 96 Seiten starkes Quellenbuch für das Star Wars d20-Rollenspiel. Für den Inhalt zeichnet J. D. Wiker verantwortlich, einer der Designer des Grundregelwerkes. Das Buch ist ein Paperback, das sowohl äußerlich als auch preislich mit den Klassenbüchern von D&D vergleichbar ist. Das Cover ziert eine akzeptable Grafik aus der Feder des eher unbekannten Künstlers Rick Achberger. Im schwarzweißen Inneren des Buchs findet man eine Mischung aus guten bis mäßigen Zeichnungen und (überwiegend) Fotos aus den Kinofilmen. Das Layout ist durchwegs anständig.

 

Abgesehen von diesen "technischen Details" soll nun natürlich auch der Inhalt dieses Buchs beleuchtet werden - schließlich erwartet der geneigte Rollenspieler für fast 22 Euro etwas mehr als ein paar nette Bildchen und ein schickes Layout. SoT besteht im Großen und Ganzen aus zwei Abschnitten: Die "Tatooine Source Section" (70 Seiten) versorgt den Leser mit den obligatorischen Hintergrundinformationen über die Heimat Luke und Anakin Skywalkers. Mit "Between Sand and Sky" schließt sich ein kleines Abenteuer auf Tatooine an (20 Seiten).

 

Die "Tatooine Source Section" beginnt mit einer Einleitung, die den Leser auf den Wüstenplaneten einstimmt. Sehr treffend wird hier der Charakter Tatooines und seine grundlegende Rolle im Star Wars Universum zusammengefasst.

Der nächste Abschnitt mit der Überschrift "Life on Tatooine" geht dann weiter ins Detail. Der Leser erhält Informationen über das Tatoo System, über das Klima und die Geographie. Insgesamt findet man hier kaum Informationen, die nicht auch aus den Filmen hervorgehen, die Zusammenfassung verschafft dennoch einen guten Überblick und nimmt nur knapp 4 Seiten ein.

Das Kapitel "Surviving Tatooine" befasst sich mit den teilweise tödlichen Lebensbedingungen - es finden sich Regeln für große Hitze, Verdursten, Sandstürme und dergleichen. Die Regeln sind kurz und prägnant erklärt und leicht zu verstehen.

Weiter geht es mit dem Kapitel "Natives of Tatooine", in dem sowohl die wilden Sandleute (auch "Tusken Raiders" genannt) als auch die kleinen, gerissenen Jawas beschrieben werden. Für beide Rassen gibt es vollständige Spielwerte, inklusive aller Informationen, die man benötigt, um Jawa- oder Tusken-Charaktere zu erschaffen. Als besonderes Schmankerl erhält man auch vollständige Informationen und Statistiken über die gigantischen Sand Crawler der Jawas.

Das nächste Kapitel trägt die aussagekräftige Überschrift "Creatures of Tatooine" und beschreibt in aller Fülle die weniger intelligenten Spezies, die den Wüstenplaneten im Outer Rim ihre Heimat nennen. Der Leser trifft hier auf einige alte bekannte wie den Bantha oder den Krayt-Drachen. Für alle acht Kreaturen gibt es eine kurze Beschreibung und einen Statblock im bekannten Format.

"Settling Tatooine" nennt sich das nächste Kapitel und gibt auf sieben Seiten die Geschichte der Besiedelung Tatooines wieder - angefangen bei den ersten Kolonisten bis hin zur Machtergreifung durch die Hutts, allen voran Jabba. Anders als die vorangegangenen Kapitel enthält diese kurze Chronik Tatooines eine ganze Menge Informationen, die nicht schon aus den Filmen bekannt sind.

Den größten Teil der "Tatooine Source Section" nimmt mit 39 Seiten das Kapitel "Cities of Tatooine" ein. Den Einstieg in das Kapitel bildet eine Einführung, die sich mit allgemeinen Themen beschäftigt: Anreise, Zoll- und Polizeiprozeduren, Recht und Gesetz und dergleichen mehr. Den größten Teil des Kapitels nimmt die Beschreibung der drei großen Städte Tatooines ein. J. D. Wiker geht hierbei auf Mos Espa zur Zeit des Aufstiegs des Imperiums, Mos Eisley zur Zeit der Rebellion und Mos Entha zur Zeit der Neuen Republik ein. Diese Gliederung ist durchaus sinnvoll, da die genannten Städte für die jeweilige Epoche die größte Bedeutung haben. Allgemeine Informationen sind jeweils auf alle Epochen anwendbar.

Für jede der Städte bietet das Kapitel eine Karte, die sich von den restlichen Illustrationen durch die ausgesprochen lieblose und detailarme Umsetzung abheben. Der Nutzwert der Karten ist jedoch akzeptabel. Weitere Karten illustrieren Örtlichkeiten wie eine typische Cantina, eine Ladebucht oder eine so genannte "Moisture Farm". Gerade diese kleineren Karten sind ausgesprochen nützlich.

Die wichtigsten Örtlichkeiten, die auf den Karten markiert sind, werden im Text beschrieben, ebenso wie die wichtigsten Persönlichkeiten - unter ihnen Jabba, Gardulla, Bib Fortuna und Lady Valarian. Auch in die politischen und gesellschaftlichen Strukturen erhält der Leser Einblick. Das in den Filmen gezeichnete Bild des von Korruption und Verbrechen geprägten Planeten wird hier hervorragend wiedergegeben und weiter detailliert. Besonders für Spieler und Spielleiter, die mit dem "Expanded Universe" nicht vertraut sind, sind diese Informationen hervorragend geeignet.

Die "Tatooine Source Section" wird abgerundet durch das 12 Seiten umfassende Kapitel mit dem Titel "Podracing". Aus "Episode I: Die Dunkle Bedrohung" kennen wir alle die halsbrecherischen Rennen in den fliegenden Podracern. Auf Tatooine ist das Podracing zur Zeit des Aufstiegs des Imperiums die Attraktion schlechthin. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass diese Rennen auch in SoT Erwähnung finden. Der Leser erhält einen Satz von Erweiterungsregeln, mit denen eben solche Rennen im Rollenspiel nachgestellt werden können. Das Kapitel enthält darüber hinaus Informationen über die Piloten und Boliden des aus Episode I bekannten "Boontha Eve Classic", also jenes Rennen, in dem Anakin Skywalker seine Freiheit gewinnt.

 

Den zweiten Teil von SoT nimmt wie bereits erwähnt das Abenteuer "Between Sand and Sky" ein. Beim Lesen wird schnell klar, dass es sich um ein sehr einfach gestricktes Modul handelt, das durch eine in Linearität nicht mehr zu übertreffende Handlung und einige nette Szenen glänzt. Die Handlung des Abenteuers ist schnell erklärt: Die Helden ziehen den Zorn eines der Verbrecherfürsten von Tatooine auf sich und müssen nun seinen Schergen entkommen. Nach einigen Szenen voller Schießereien, Sandstürmen und einem besonders unangenehmen Monster kommt es schließlich zur finalen Konfrontation mit dem Verbrecherfürsten selbst. "Between Sand and Sky" eignet sich unter Umständen, um den Wüstenplaneten in eine Kampagne einzuführen und die Spieler mit ihrer neuen Umwelt vertraut zu machen. Als ernsthaftes Abenteuer qualifiziert es sich jedenfalls nicht.

 

 

 

Fazit:

Secrets of Tatooine ist insgesamt betrachtet ein vollständiges und ansprechendes Quellenbuch, das sowohl Spielleitern als auch Spielern alle Informationen über die verbrannte Heimatwelt der Skywalkers bietet, die man sich wünschen kann. Spieler sollten nach der Lektüre des Buches in der Lage sein, einen Charakter von Tatooine zu erschaffen und ihn mit einem entsprechenden Hintergrund zu versehen. Spielleiter dürften ihrerseits keine großen Probleme haben, die Helden in Abenteuer zwischen Hutts, Sandleuten und Windhosen zu führen und den Charme der Wüstenwelt für ihr Spiel einzufangen.

Ein paar Kritikpunkte gibt es dennoch. So werden fanatische Anhänger des Star Wars Mythos in SoT wohl nicht viel finden, was nicht schon aus den Kinofilmen, Romanen oder Comics bekannt ist. Dass Wizards of the Coast nichts zum vorhandenen Material hinzuerfinden kann, sollte jedoch klar und für jeden wahren Fan auch eher ein Grund zur Erleichterung als zur Enttäuschung sein.

Viel fragwürdiger ist meiner Meinung nach der Nutzwert des Kapitels "Podracing". Selbst wenn ein Spielleiter diese Rennen in seine Kampagne einbinden will, halte ich 12 Seiten für eindeutig zu viel. Die Statistiken der Piloten aus dem Film erscheinen mir als reine Lückenfüllerei, die nur dazu dient, die obligatorischen 96 Seiten zu füllen. Stattdessen hätte WotC gut daran getan, ein besser ausgearbeitetes Abenteuer einzubringen. Auch die Qualität der Karten lässt sehr zu wünschen übrig.

Alles in allem ist SoT jedoch wie gesagt ein gutes Quellenbuch, das für alle Freunde des Wüstenplaneten ein Pflichtkauf sein sollte.