Links zur Rezension VorwortA Practical Guide to Dragon Magic setzt die Practical Guide-Reihe von Kinder- und Jugendbüchern fort und befasst sich, wie der Titel schon sagt, mit der Magie der Drachen in D&D, nachdem der Practical Guide to Dragons jungen Lesern allgemein Wissenswertes über diese archetypischen Kreaturen beigebracht und der Practical Guide to Dragon Riding das Reiten auf ihnen beleuchtet hat. Auf dem hübschen, zum Teil glänzenden Hardcovereinband prangt ein roter Drache, der auf einem Hort aus goldenen Schätzen thront und eine Flammenkugel beschwört – meiner Meinung nach ein gelungenes Artwork, das Lust auf mehr weckt. Welche Geheimnisse der Drachenmagie werden nun auf den pergamentfarbenen, stabilen Seiten des Bandes enthüllt?
InhaltGeschrieben ist A Practical Guide to Dragon Magic, welcher sich wie erwähnt an Kinder und Jungendliche richtet (8-12 Jahre laut Herstellerangabe), aus der Sicht eines jungen Kender-Magiers namens Sindri Suncatcher, der seine gesammelten Aufzeichnungen seiner Tante widmet. Kender – das schreit doch nach Drachenlanze! Ja, aber die enthaltenen Informationen sind recht generisch, so dass sie auch in anderen D&D-Settings größtenteils anwendbar sind. Wenn der junge Leser also sein erstes Rollenspiel beispielsweise in den Vergessenen Reichen erlebt, dürfte sein angeeignetes Wissen über Drachen auch dort gültig sein. Das Buch gliedert sich in drei Teile – im ersten handelt es sich um die den Drachen innewohnende Magie, die sowohl die Drachen selbst als auch Menschen nutzen können; im zweiten geht es darum, wie man ein Drachenlehrling wird, als Nicht-Drache also von einem Drachen ausgebildet werden kann, und der dritte Teil beschäftigt sich schließlich mit einem ganz besonderen Band zwischen einem jungen Drachen und einem Menschen, die gemeinsam aufwachsen. Die Kapitel enthalten allesamt nicht viel Text, dafür jede Menge farbenfrohe Bilder, von denen die meisten meiner Ansicht nach hochwertig und schön sind. Der erste Part beschreibt die Arten von Magie, die verschiedene Drachen zu wirken imstande sind, angefangen vom klassischen Drachenodem, den jeder Drache beherrscht, bis zu den Favoriten bestimmter Arten, wie zerstörerische Sturmbeschwörung der chromatischen oder schützende und verhüllende Zauber der metallischen Drachen. Auch lernt man im ersten Kapitel, dass man Teile eines Drachenkörpers für verschiedene Zauber und Tränke verwenden kann – aber auch, dass Drachen meist nicht gewillt sind, selbst abgefallene Schuppen an Menschen zu verschenken. Das Drachenalphabet darf an dieser Stelle ebenfalls nicht fehlen. All diese Informationen lassen sich ohne weiteres als Handouts im Rollenspiel verwenden, egal ob D&D 3E oder 4E oder wie alt die Spieler sind. Das zweite Kapitel ist schon etwas spezifischer. Selbst langjährigen D&D-Spielern mag es neu sein, dass junge Drachen mitunter von einem weisen Meister in Gruppen, stormshells genannt, ausgebildet werden. Mit großzügigen Gaben kann ein Drachen-Lehrmeister überzeugt werden, einen menschlichen Lehrling aufzunehmen, der fortan gemeinsam mit der stormshell seine magischen Fähigkeiten schult. Klingt sehr abenteuerlich und spannend, gerade für Kinder. Und kindgerecht ist der Lehrgang in Drachemagie auch beschrieben – dafür können erwachsene Rollenspieler diesem stark verniedlichten Abschnitt wenig abgewinnen, was aber angesichts der Zielgruppe kaum ein Kritikpunkt sein kann. Ebenso „entschärft“ und explizit für junge Leser gedacht ist der dritte Part. Hier handelt es sich um den Pfad eines Drachenmeisters – eines Magierlehrlings, dem ein Drachenei anvertraut wird, damit er zusammen mit dem schlüpfenden Drachen aufwächst, lernt und so ein mystisches Band zwischen sich und seinem außergewöhnlichen Freund aufbaut. Auch das ist sehr fantasievoll und aufregend, genauso wie es niedlich und naiv ist – was aber wiederum kein Schwachpunkt ist. Lediglich die Schleichwerbung ist in meinen Augen ein solcher: das Bild eines aufgeschlagenen Draconomicons aus der 3.5er Edition und dessen Erwähnung als „Sindris Lieblingsbuch in der Bibliothek der Akademie“ wirken für mich etwas suggestiv. Am Ende des Guides findet sich ein kurzer, simpler Test, mit dem der Leser herausfinden kann, welche Drachenart für ihn die richtige ist. Der Auswertungsschlüssel ist leider so knapp gehalten, dass manche Antwortkombinationen zu keinem Ergebnis führen – schade, aber eher ein kleines Manko. Insgesamt gibt es also nur wenig zu bemängeln, sauer aufgestoßen hat mir am ehesten die (eigentlich beiläufige) Unterscheidung von „guten“ und „bösen“ Tieren (nicht Drachen) – pädagogisch finde ich dies nicht sonderlich wertvoll.
Illustrationen & Artwork:Auch wenn sich in A Practical Guide to Dragon Magic ein paar alte Bekannte aus D&D-Quellenbüchern eingeschlichen haben, bilden diese doch die Minderheit (mir sind nicht mehr als zwei-drei aufgefallen) und lassen viel Raum für neues Artwork. Bis auf ein paar Ausnahmen finde ich die Illustrationen sehr schön; manchmal wirken die abgebildeten Drachen etwas bedrohlich, doch alles in allem sind die Bilder durchaus kindgerecht in Szene gesetzt.
Fazit:A Practical Guide to Dragon Magic ist eine Freude für die jungen Drachenfans. Wer von Drachen nicht genug bekommen kann und die anderen Practical Guides schon verschlungen hat, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Das schöne Artwork und die gute, stabile Verarbeitung des Hardcovers sprechen zusätzlich für die Qualität des Bandes. Während junge Leser, also die eigentliche Zielgruppe, hier voll auf ihre Kosten kommen und eine spannende Reise in die Welt der Drachen unternehmen, können erwachsene Rollenspieler im Vergleich zu vielen anderen Practical Guides dem vorliegenden Buch leider nur wenig abgewinnen. Wer das Produkt jedoch für seinen Nachwuchs kauft, braucht sich daran nicht zu stören.
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