Links zur Rezension Inhalt:Comanche ist gemeinsam mit Ten Gallons nach Greenstone Falls gefahren. Während Ten Gallons sich um die zu kaufenden Vorräte kümmert, besucht Comanche Isadora in ihrem Modegeschäft. Hier gibt es einiges zu entdecken – nicht nur die neue Hutmode sondern auch Zeitschriften, in denen Fotografien von der Zivilisation der Ostküste künden. Mit ihrem neuen Hut macht sich Comanche zu Ten Gallons, um diesem ein Bild von Santa-Fe Sam zu zeigen, dass sie in einem der Magazine entdeckt hat. Ihre Freude wird auf der Hauptstraße allerdings schnell getrübt, da eine Horde betrunkener Indianer sie attackiert. Nur dank des beherzten Eingreifens von Red Dust, der immer noch als Deputy der Stadt im Dienst ist, kann schlimmeres verhindert werden.
Red Dust nimmt die Indianer gefangen und steckt sie in eine Zelle zum ausnüchtern. Unter ihren Habseligkeiten stößt er aber auf eine Brosche, die Madam Doves von der Cypress-Ranch bei Copper Bridge gehörte. Diese Ranch wurde vor einem Monat geplündert und niedergebrannt. Red Dust beschleicht ein schlimmer Verdacht, doch die Indianer sind viel zu betrunken, als das man sie verhören könnte. Zudem hat er noch einen anderen wichtigen Termin mit dem Sheriff und Richter Dillon am Bahnhof. Hier soll sich Red Dust eines gewissen Dan Morgan annehmen, der aus Boston kommt und dort für die Zeitung „Boston Examiner“ arbeitet. Offensichtlich legt man hohen Wert darauf, diesen Reporter, der den „Wilden Westen“ für seine Leser besuchen will, einen möglichst angenehmen Aufenthalt in Greenstone Falls zu bereiten.
Comanche ist derweil wieder unterwegs um zurück zur Tripple Six fahren, allerdings macht sie einen Umweg, da sie noch die Ranch der Stuarts besuchen möchte, um Kate Stuart von ihren Erlebnissen bei Isadora zu berichten. Zu ihrem Entsetzen wird die Ranch aber von Indianern angegriffen und Teile des Hauptgebäudes stehen bereits in Flammen. Die Indianer entdecken die eintreffende Comanche und ein erbitterter Schusswechsel nimmt seinen Lauf. Aber Comanche und die Stuarts bekommen in ihrer Bedrängnis Hilfe in letzter Sekunde, da sich Red Dust, der Sheriff und Dan Morgan ebenfalls auf dem Weg zur Tripple Six befinden und die Rauchsäule über dem Anwesen der Stuarts bemerkt haben. Die Cheyenne-Indianer können in die Flucht geschlagen werden und Dan Morgan macht seine ersten Fotografien, so wie dieser Mann ohnehin allen modernen Gerätschaften überaus aufgeschlossen gegenüber steht.
Aber auch auf der Tripple Six stehen die Dinge nicht zum Besten. Der Cheyenne Mondflecken, der auf der Ranch arbeitet und mit Red Dust gut befreundet ist, wird von einigen Arbeitern bedroht und angegriffen. Für sie ist er ebenfalls nur ein Cheyenne, der nicht besser ist als seine aufständischen Brüder, welche plündernd und mordend die Gegend durchstreifen.
Der Hintergrund der aufständischen Indianer scheint sich langsam aufzuklären, auch wenn es scheint, als wolle Mondflecken sich seinen marodierenden Brüdern anschließen, bei denen es sich scheinbar um eine Gruppe von Cheyenne-Indianern handelt, die Einsames Feuer, sein Bruder, um sich geschart und die ihr Reservat verlassen haben, um nunmehr die Gegend von Greenstone Falls mit Furcht und Schrecken überziehen. Sowohl Einsames Feuer, Mondflecken als auch der amtierende Häuptling der Cheyenne, Aufrechtes Pferd, sind allesamt Söhne von Drei Stöcke, dem ehemaligen Häuptling des Stammes, was die Sache für Red Dust nicht viel einfacher macht. Zudem muss er sich auch noch um Dan Morgan kümmern, der zu allem Übel mit einem Heißluftballon aufsteigen möchte, um Fotos zu machen.
Aber es kommt noch schlimmer, da Einsames Feuer scheinbar beabsichtigt die Tripple Six zu überfallen und dadurch die Angriffe zum offenen Krieg umzukippen drohen. Ein Eingreifen der Armee scheint unausweichlich zu werden.
Schreibstil & Artwork:Michel Régnier, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Greg“, wurde am 5. Mai 1931 in Ixelles, einem Vorort von Brüssel geboren und zählt mit über 250 veröffentlichten Alben in gänzlich unterschiedlichen Genres unbestritten zu den ganz großen und enorm produktiven Autoren der franko-belgischen Comic-Szene.
Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er 1947 im belgischen Magazin „Vers l'Avenir“ seinen ersten selbst gezeichneten Comic: „Nestor et Boniface“. Der Erfolg als Szenarist sollte Régnier allerdings in seiner Arbeit bestätigen und so begann er bereits recht früh als Texter für andere Zeichner zu arbeiten. So arbeitete er zwischen 1960 bis 1966 für die von André Franquin gezeichnete Serie „Spirou und Fantasio“ und verfasste auf Bitten Hergés ein Szenario für „Tim und Struppi“, das bedauerlicherweise jedoch nie als Album realisiert wurde.
Seine voll kreativste Schaffensphase hatte Régnier in der Zeit zwischen 1965 bis 1974, in der er als Chefredakteur des Magazins „Tintin“ arbeitete. Mit damals zum Teil noch jungen und recht unbekannten Zeichnern schuf er eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich später zu Klassikern des franko-belgischen Comics entwickeln sollten: Ab 1966 schrieb er für Hermann „Andy Morgan“, ab 1967 für Paape „Luc Orient“, ab 1968 für Vance „Bruno Brazil“ und ab 1970 - ebenfalls für Hermann – „Comanche“. Großen Bekanntheitsgrad erreichten diese Serien dann aber auch in Deutschland durch ihre Veröffentlichung in dem seit Anfang der 70er Jahre erschienen Comic-Magazin ZACK.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 schrieb Régnier insgesamt vierzehn große Abenteuer für „Comanche“ sowie einige Kurzgeschichten für diese Serie. Als sein langjähriger Zeichner Hermann nach dem zehnten Abenteuer ausstieg, übernahm Michel Rouge 1990 dessen Nachfolge. Bei seinem Tod im Oktober 1999, hinterließ er ein 19 Seiten umfassendes unvollendetes Szenario für ein fünfzehntes Abenteuer von „Comanche“: „Red Dust Express“. Dieses wurde im Auftrag des Verlagshauses Dargaud von Rodolphe und Michel Rouge beendet.
Regnier war einer der wenigen herausragenden Autoren, der sowohl in dem Genre „Humor“ als auch „Abenteuer“ durch geniale Szenarien überzeugen konnte. Doch Regnier zeigte noch viele weitere Talente: So agierte er als Roman- und Drehbuchautor, und wirkte für das Comic-Magazin „Tintin“ und das Verlagshaus Dargaud in führender Position, für das er auch viele Jahre in den USA verbrachte. Michel Regnier starb am 29.10.1999
Hermann wurde 1938 in Bévercé in der Nähe von Lüttich in Belgien geboren. Nach einem Studium in Möbeldesign arbeitete er zunächst als Innenarchitekt, entdeckte jedoch bald seine Liebe zu Comics und arbeitete ab 1964 unter anderem für die Magazine „Spirou“ und „Tintin“, wobei er für das Magazin „Spirou“ seinen ersten eigenen Comic schrieb und zeichnete. Greg erkannte sein Talent und bat ihn, weiterhin als Comiczeichner zu arbeiten. 1966 begann er mit Greg als Texter mit der Serie „Andy Morgan“, die in der Zeitschrift „Tintin“ erschien. 1969 kam als weitere Serie „Comanche“ hinzu. 1977 begann er eigene Geschichten zu schreiben und realisierte die sehr erfolgreiche Serie „Jeremiah“, die er für den deutschen Herausgeber Koralle erfand und die bis heute erscheint. 1983 kam die im Mittelalter spielende Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu. Neben den Serien entstanden viele Einzelbände, so auch der mittlerweile verfilmte Band „Lune de Guerre“ (Die Bluthochzeit).
Als einer der wohl bekanntesten und renommiertesten Zeichner besitzt Hermann die wunderbare (und zugleich wohl auch wundersame) Gabe sich selbst immer wieder zu übertreffen und neu zu erfinden: Egal ob es sich um Menschen, Tiere oder die Darstellung von Technik handelt – er schafft es sowohl die Dynamik als auch zahllose Details in sauberer Perfektion zu einem absolut harmonischen Bild zu vereinen. Meinem Erachten nach dringt hier immer wieder ein Stück weit der Innenarchitekt durch, der deutlich Proportionen, Bildfolgen und Farben zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk zusammensetzt. Dabei ist Hermann noch nicht einmal unbedingt ein Schmeichler, betrachtet man sich seine manchmal fast schon „kratzig“ erscheinenden Figuren im Comic „Comanche“.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Auch der 6. Band der Reihe „Comanche“ besticht durch die hervorragende Qualität und Verarbeitung: Einband mit dezent abgesetztem Spotlack-Cover, Fadenheftung, hochwertiges Papier und ein klares und sauberes Druckbild. Wiederum gibt es eine insgesamt 64 Seiten umfassendes Album, welches sowohl die Geschichte „Rote Rebellen“ als auch ein umfangreiches und höchst informatives Nachwort von Volker Hamann beinhaltet, welches sich diesmal als Schwerpunkt den ersten Teil einer umfangreichen Greg-Biografie und ein Special zum Thema „Originale“ beinhaltet, die einige Ausschnitte aus der Western-Ausstellung anlässlich des Comic-Salons in Erlangen 2010 zeigt. Die Übersetzung erfolgte wiederum von Marcus Schweizer. Wem das noch nicht genügen sollte, sei das als Beilage beigefügte und herausnehmbare Titelcover des Bandes ans Herz gelegt – so sollte eine fast schon vorbildliche „Collectors Edition“ aussehen.
Fazit:Wie bereits in den anderen Bänden spielt auch hier der Fortschritt und der Einbruch der Moderne in den Wilden Westen eine nicht unwesentliche Rolle, wobei neben einigen technischen Errungenschaften diesmal der Fokus auf dem Schicksal der Indianer liegt, die nach und nach von den weißen Siedlern und der Regierung in Reservate verdrängt wurden. Für diese gab es eigentlich nur drei Möglichkeiten, welche auch exemplarisch in diesem Band vorgestellt werden: Rückzug in die Isolation des Reservates, Anpassung an die Lebensweise der weißen Siedler oder aber Rebellion und der stetige Kampf gegen die Unterdrücker.
Der Kampf einzelner Indianerstämme gipfelte in einer ganzen Reihe von bewaffneten Konflikten, die zwischen Siedlern, bürgerlichen Milizen und Einheiten der US-Armee ausgetragen wurden. Diese Konflikte konnte man nicht unbedingt als Krieg bezeichnen, waren sie doch vor allem durch Überfälle und Hinterhalte gekennzeichnet und weniger durch offene Kämpfe. Die wie hier an den Indianer-Kriegen beteiligten Cheyenne-Indianer, Milizen und Einheiten der amerikanischen Armee fochten diese Guerilla-Kämpfe mit großer Härte und Brutalität aus.
Ein gänzlich anderes Bild liefert hingegen Mondflecken, der sich ganz bewusst für ein Leben in der weißen Gesellschaft entscheidet, auch wenn er in dieser einen schweren Stand hat und mit zahlreichen Anfeindungen leben muss. Dennoch sieht er hierin für sich zumindest eine Chance, zumal er alleine die weißen Siedler nicht aufhalten kann und Vertrauen in die Bewohner der Tripple-Six Ranch gefunden hat.
Einzig Aufrechtes Pferd zieht sich mit seinem Stamm in das Reservat zurück um dort auch weiterhin das Leben seiner Vorfahren fortzuführen. Wohlmöglich ist er sich über das Ende der ruhmreichen Geschichte seines Stammes bewusst, aber er wählt diesen Weg für sich und die Angehörigen seines Stammes, die mit den Zeichen der Moderne nicht zurechtkommen.
Ohne mit dem erhobenen Zeigefinger dem Leser allzu moralisch die Zerrissenheit der indianischen Welt vorzuführen, gibt es hier wiederum eine spannende und sehr lesenswerte Geschichte von Greg, die von Hermann in hervorragenden Bildern umgesetzt wurde. Sicherlich nicht unbedingt der stärkste Band des Duos in dieser Reihe, aber absolut lesenswert.
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