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Die neue Ausgabe der „Cthuloide Welten“, dem offiziellen deutsche Cthulhu-Magazin aus dem Hause Pegasus, erscheint wie immer in exzellenter Druckqualität und präsentiert auf 132 Seiten wieder eine Fülle von Artikeln, Abenteuern, Hintergrundinformationen und Spielhilfen zu H. P. Lovecrafts Cthulhu - Das Rollenspiel.
Über das Layout der Ausgabe 17 der „Cthuloiden Welten“ brauche ich an dieser Stelle sicherlich nicht viele Worte zu verlieren, da der Pegasus Verlag mit seiner halbjährlichen Ausgabe in Sachen Fanmagazin mittlerweile selbst den optischen Standard setzt. Somit gibt es zum Thema Grafik und Illustrationen von meiner Seite absolut nichts zu kritisieren. Der Heftinhalt präsentiert sich wie gewohnt durchgehend in Schwarz-Weiß und erneut gibt es ein thematisch absolut gelungenes und stimmiges Cover, das für diese Ausgabe wieder von Manfred Escher gestaltet wurde und einen alten, mexikanischen Tempel vor der Glut einer totenkopfartigen Sonne zeigt.
InhaltNach dem obligatorischen, kurzen aber informativen Vorwortvon Frank Heller, in dem dieser auf die Schwerpunkte der aktuellen Ausgabe eingeht, schließen sich dieCthulhuiden Nachrichtenan. Hier dreht sich alles um die bereits veröffentlichten oder anstehenden Publikationen des Pegasus-Verlages im Bereich Cthulhu und der anderen einschlägig für Cthulhu-Publikationen bekannten Verlage, sei es Chaosium, Pagan Publishing, Miskatonic River Press oder Goodman Games.
Absoluter Themenschwerpunkt der vorliegenden Ausgabe ist Mexiko in den 1920ernund so gibt es in der ReiheCthulhu-Regionaliahierzu eine überaus beeindruckende Regionalbeschreibung von Daniel Hockmann und Frank Heller, die ursprünglich für einen kompletten Quellenband vorgesehen war.
Neben einem geschichtlichen Überblick über das Land, der auch die Revolutionszeit ab 1910 berücksichtigt, findet man auf den insgesamt 32 Seiten einiges Wissenswertes für Mexikoreisende, egal ob es sich um das Klima, die Tierwelt, die Bevölkerung, die Sprache oder anderes notwendige handelt, welches Charaktere bei einer Reise nach und in Mexiko wissen sollten. Doch auch Städte wie Mexiko-Stadt, Monterrey oder Veracruz (um nur einige zu nennen) kommen nicht zu kurz. Mit dieser Fülle an Hintergrundmaterial sollte es kein Problem sein, ein Abenteuer in Mexiko selbst zu konzipieren bzw. sich einige Anregungen zu holen, insbesondere wenn es sich um die Stätten alter Macht handelt, die auf präkolumbianische Hochkulturen zurückzuführen sind.
Passend zu diesem Hintergrundmaterial gibt es von Christoph Maser das Abenteuer „Bittere Wasser“, welches die Charaktere in ein Abenteuer in den Dschungel von Yucatan zu einer versunkenen Anlage der Maya führt. Neben einer ziemlich umfangreichen Darstellung des Hintergrundes, erwartet den Leser ein Abenteuer, welches zunächst ein wenig mehr an Indiana Jones denn an Cthulhu erinnert. Insgesamt aber eine ziemlich gelungene Sache, die sich ohne größere Vorbereitung an zwei bis drei Spielabenden sicherlich gut leiten lässt.
„So weit die Träume tragen“lautet der Titel eines alternativenTraumlandeabenteuersfür H.P. Lovecrafts Cthulhu. Etwas ab von den ausgetretenen Pfaden gibt es hier eine Mischung aus Motiven von unterschiedlichen Erzählungen oder Eigenschöpfungen, über die der Purist vielleicht die Nase rümpfen mag, die von Autor Sixt Wetzler aber sehr schön ausgearbeitet wurden und die Charaktere auf eine ganz besondere Reise mitnimmt, bei der es auch um Freundschaft geht. Vielleicht nicht unbedingt einfach zu spielen, aber die Lektüre macht einfach Lust, dieses Szenario auszuprobieren.
Dem Thema Inzest, Mord und Mythos im bayerischen Hinterland widmet sich Peter Schott in seinem Artikel „Das Blutbad von Hinterkaifeck“, in dem er den wirren Mutmaßungen über den wahren Tathergang des bislang ungelösten, bestialischen Sechsfachmords von Hinterkaifeck im Jahre 1922 nachgeht und dabei eine Beschreibung der bislang bekannten Fakten liefert. Natürlich ist es dabei naheliegend, diese Beschreibungen als Anregung zu nehmen, um dem ganzen etwas cthuloides Flair zu verleihen, wofür es auch einige recht brauchbare (und spielbare) Ideen gibt.
Hinter dem launigen Titel „Mehr Spaß mit Okkultisten“schildert Steffen Schütte die abstruse Welt der zahllosen Adepten und Anhänger von Okkultismus, Esoterik, New Age und Heidentum, die nicht nur in den 20er Jahren sehr angesagt waren. Mit einem Augenzwinkern nimmt er sich die Größen des Genres vor und zeigt ihre mannigfaltigen Scharlatanerien, die sich im Lichte dieses Artikels als geradezu herzerfrischend herausstellen und eine Fundgrube für humorvolle Spielleiter sein dürfte.
Aus der Reihe „Personen der zwanziger Jahre“präsentiert Mirko Bader„Anita Gerber – Tanz zwischen Glanz und Finsternis“. Diese Femme Fatale der Deutschen, die nicht nur als Tänzerin, sondern auch als Schauspielerin einige Erfolge feiern konnte, dürfte sicherlich nicht nur für manchen Spielleiter eine Anregung sein, wie man emanzipierte Frauen in den zwanziger Jahren spielen kann, sondern auch für manche Spielerin Inspiration für eine neue Karriere ihres Charakters sein. Natürlich gibt es auch Hinweise, wie man Anita Berber als Nichtspielercharakter in eine Kampagne einbauen kann. Ein lesenswertes Stück Zeitgeschichte.
Für „Cthulhu Now“bietet Ben Counter einen neuen Kult:„Der 13. Gott des Olymp“, der in der Zeit des antiken Athen seinen Höhepunkt erlebte, allerdings 404 v.Chr. zerstört wurde. Doch Hinterließ dieser Kult seine Spuren und so wundert es nicht, wenn nunmehr eine neue Priesterschaft sich anschickt die alten blutigen Rituale zu erneuern. Etwas an Nachschub für die Welt von „Cthulhu Now“ – eine interessante Idee, die durchaus ausbaufähig ist.
Mit dem Betreiber und geistigen Oberhaupt der Internetplattform www.yog-sothoth.com, Paul Maclean, führte die Cthuloide Welten ein interessantes Interview, in dem Maclean einige sehr persönliche Ansichten über die Welt des Cthulhu-Rollenspiels, seine Sammlung und über manche finanzielle Probleme, die beim Betreiben einer Fanpage entstehen, zum Besten gibt.
Nicht zu vergessen ist natürlich die Rubrik „Spielend leiten – Spieler leiten“, bei der Thomas Michalski im vierten Teil des neuen Regelkonzepts für Cthulhu„Das Kampfsystem im Fadenkreuz“hat und mit einigen Neuerungen aufwarten kann, welche die Kämpfe etwas taktischer machen, auch wenn sich das alles auf dem Papier erst einmal als graue Theorie liest.
Den Abschluss des Heftes macht wie immer der obligatorische „Unspeakable Vault of Doom“, ein lovecraft´scher Comic von Francois Launet, der wiederum von Frank Heller übersetzt wurde.
FazitWieder einmal gibt es für den Käufer auf 130 Seiten nicht nur zwei hervorragend ausgearbeitete Abenteuer, sondern auch ein sehr ansehnliches und umfangreiches Kapitel über Mexiko, dem man deutlich die umfangreiche Recherche der Autoren anmerkt. Doch auch die Fülle von sonstigem Sekundärmaterial rund um „H. P. Lovecrafts Cthulhu - Das Rollenspiel“ kann sich sehen lassen und ist überaus lesenswert – selbst wenn man mit manchen Anregungen vielleicht im Moment (noch) nichts anzufangen weiß. Auf jeden Fall gibt es sowohl für Spielleiter als auch Spieler etliche gute und interessante Artikel zu lesen, die nicht nur sprachlich überzeugen, sondern auch exzellente Anregung für das eigene Rollenspiel geben.
Über die Qualität der beiden großen Abenteuer mag man sich sicherlich wie so oft streiten, doch sind sowohl das in Mexiko angesiedelte „Bittere Wasser“ als auch der Ausflug in die Traumlande in „So weit die Träume tragen“ für mich persönlich recht gut gelungen und stimmungsvoll, auch wenn letzteres sicherlich höhere Anforderungen an den Spielleiter stellen mag und es bestimmt Geschmackssache sein dürfte, ob man überhaupt Abenteuer in den Traumlanden spielt.
Für mich eigentlich Pflichtlektüre, da man für recht wenig Geld immer noch eine gehörige Menge an brauchbaren Material und Hintergrundinformationen geboten bekommt. Am besten im Abo bestellen – dann muss man sich auch nicht über vergriffene Ausgaben ärgern!
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