Links zur Rezension InhaltDer Almanach der klassischen Monster ist der erste Band der Pathfinder Chronicles-Reihe von Paizo, der von Ulisses Spiele ins Deutsche übersetzt wurde (erschienen 11/2009). Ursprünglich (englisch) noch auf 3.5 ausgelegt, nutzt die deutsche Ausgabe schon die Pathfinder-Regeln.
Auf den ersten Blick macht dieser Quellenband eine sehr gute Figur. Layout und Illustrationen haben die gewohnte Paizo-Qualität, mussten jedoch in Aufteilung und Skalierung, im Zuge der Übersetzung und der Konvertierung zu Pathfinder und damit einhergehender Unterschiede in der Textlänge, leicht angepasst werden. Doch tut dies der Les- und Nutzbarkeit absolut keinen Abbruch. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Auch nach intensivem mehrmaligen Lesen und Blättern sind kaum Abnutzungserscheinungen auszumachen. Keine losen Seiten, nichts wellt sich. Das Cover, eine Illustration von Andrew Hou, zeigt vier Goblins, die mit vereinten Kräften versuchen einen Oger zu überwältigen. Damit wären schon einmal zwei der zehn Protagonisten dieses Quellenbuchs eingeführt.
Nach einem Vorwort von James Jacobs gliedert sich der Inhalt dann auch in zehn 6-seitige Abschnitte, in denen jeweils eine klassische Monsterrasse des D&D- bzw. Pathfinder-Kosmos ausführlich vorgestellt wird. Im einzelnen sind das: Grottenschrate, Gnolle, Goblins, Hobgoblins, Kobolde, Echsenvolk, Minotauren, Oger, Orks und Trolle Die Kapitel gliedern sich wiederum in die Abschnitte: Überblick, Lebensweise, Lebensraum und Sozialverhalten, Rolle im Spiel, Schätze, Varianten, Vorkommen in Golarion und typische Namen. Zudem gibt es zu jedem Monster noch den klassischen Statblock. In jedem Abschnitt findet man Textboxen, in denen diverse Besonderheiten der jeweiligen Monsterrasse beschrieben und z.T. regeltechnisch festgehalten sind, wie etwa neue Talente, spezielle Waffen, Besonderheiten oder auch kleine Anekdoten und Geschichten. Somit wären wir auch schon beim, meiner Meinung nach, größten Pluspunkt dieses Almanachs: Den Monstern, die vielleicht oftmals nur noch als farblose EP-Lieferanten genutzt wurden, konnte neues Leben eingehaucht werden. Gerade die Darstellung ihrer typischen Lebensweisen, Varianten und Besonderheiten verschaffen dem geneigten Spielleiter eine Unmenge an guten und neuen Ideen, die z.B. einen Hobgoblin wieder deutlich von einem Ork unterscheiden. Man bekommt sofort Lust und es kribbelt einem sprichwörtlich in den Fingern, diese Anregungen umzusetzen und seinen Spielern unerwartete Situationen zu präsentieren oder ihnen gar gehörig Angst einzujagen, wenn der Grottenschrat zu einem nächtlichen Schreckgespenst mutiert. Ich möchte hier aber nicht zu sehr ins Detail gehen, damit allen (potentiellen) Spielern nicht der Spaß und die Überraschung genommen werden. Nur soviel sei dazu noch gesagt: Für einen kreativen Spielleiter bietet dieser Band eine Fülle an tollen Ideen und gerade die Varianten der klassischen Monster, die größtenteils nur umrissen werden, warten darauf mit Werten und Leben gefüllt zu werden. Dieses Werk ist nicht unbedingt ein Quell für Crunch-Fanatiker, aber jeder, der ein wenig Arbeit investiert, erhält eine Menge innovativen Inputs, der abseits der Statblöcke zu finden ist. Hier verbirgt sich ein weiterer Vorteil des Almanachs. Er kann problemlos mit den anderen Vertretern des D&D-Regelkosmos genutzt werden. Selbst für systemfremde Fantasysettings können mit Sicherheit diverse Anregungen entnommen werden.
Die Übersetzung ins Deutsche ist, aus meiner Sicht, im Großen und Ganzen ganz gut gelungen, von einigen wenigen holprigen und etwas seltsam anmutenden Formulierungen mal abgesehen. Die (seltenen) groben Schnitzer gehen eher auf Kosten des Lektorats. Ich kann mir das eine Beispiel hier nicht verkneifen: Der Oger – Die Arme der Kreatur sind dick wie die einer Würgeschlange... Da habe ich dann mal kurz laut gelacht. Im Original heißt es: Ogre – This creature's python-thick [...] arms... Es fehlt mir der direkte Vergleich zu den nachfolgenden deutschen Pathfinder-Produkten, doch ich hoffe, dass sich hier Besserung eingestellt hat. Im Gegensatz zur ersten Auflage der Grundregeln war es schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung!
Fazit:Der Almanach der klassischen Monster ist ein gelungener Quellenband für das Pathfinder-Rollenspiel. Wer nicht erwartet mit zig Statblöcken, dutzenden neuen Talenten und Prestigeklassen zugeschmissen zu werden, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Zehn monströse Klassiker der D&D- bzw. des Pathfinder-Kosmos erfahren ein gelungenes Tuning. Die Chronicles richten sich primär an Spielleiter, denn diese können hiermit den verstaubten Monstern wieder neues Leben einhauchen. Doch auch interessierten Spielern, die damit liebäugeln, eine Monsterrasse zu spielen, können ihrem Charakter durch die Lektüre des Almanachs sicher einiges mehr an Farbe und Tiefe verleihen.
Viele Punkte kann und möchte ich nicht abziehen. Größtes Manko ist die nicht ganz optimale Übersetzung nebst Lektorat. Inhaltlich gibt es kaum etwas auszusetzen. Ich hätte mir höchstens die eine oder andere Passage noch ausführlicher gewünscht, doch 64 Seiten bleiben 64 Seiten. Also vergebe ich für den Almanach sehr gute 4.4 Punkte.
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