Links zur Rezension <LINKhttp://www.splitter-verlag.eu/clockwerx-bd-1-genesis.html>Leseprobe InhaltLondon 1897. Nein, nicht Sherlock Holmes. In diesem London geht es um ein Schiff das unverhofft in den Hafen einläuft, weil ein Sturm zu vieles an Bord beschädigt hat und um mit Dampf und Zahnrädern funktionierende Maschinen aller Größen: den Clocks oder Clockwerx. Doch beginnen wir von vorn. Es ist spät in London, als ein paar Arbeiter durch die Hafengassen schlendern und sich über ihre Arbeitsbedingungen beklagen. Ein paar dumpfe metallische Geräusche ertönen im Hintergrund und die Männer werden nervös. Immerhin sind in der letzten Zeit aus ihren Reihen schon ein paar Arbeiter spurlos verschwunden. Dann schießt eine mannsgroße Kralle auf einen der Arbeiter zu und klatscht ihn wie eine Fliege an die nächste Hauswand. Der zweite Arbeiter entgeht diesem Schicksal nur durch das beherzte Eingreifen von Matt Thurow, der mit einem Wurfanker umgehen kann wie ein Profi. Der dritte Arbeiter hat weniger Glück und die haushohe wandelnde Maschine - zwei Beine, ein wuchtiger Torso und zwei gewaltige Schrottgreifer anstelle von Armen - schnappt ihn und nimmt ihn auf ihrer Flucht mit. Matt ist ein ehemaliger Polizist, der sich unschuldig entlassen fühlt, aber weiter auf eigene Faust ermittelt. Es scheint er macht das nicht für Geld oder Ruhm sondern weil er nicht anders kann. Er war nicht zufällig vor Ort, er rechnete mit dem Überfall. Seine Vergangenheit blitzt immer mal wieder auf und wird nach und nach fester mit der Geschichte in Clockwerx verwoben. Doch wir haben noch andere Protagonisten mit ihrer ganz eigenen Agenda. Molly Vane ist ein Ingenieursgenie und in Besitz von ein paar Clocks, also Maschinen, die von Dampf und Zahnrädern betrieben durch das späte 19. Jahrhundert stampfen und von einer Person in ihrem Inneren gesteuert werden. Ein Unwetter hat das Schiff untauglich gemacht, auf dem sie heimlich ihre Clocks transportiert. Beim Entladen der Clocks im Hafen geht etwas schief und nicht nur Matt Thurow bekommt etwas mit, auch ein skrupelloser Riese von einem Mann, der nebenbei den Hafenmeister erledigt hat, hat genug mit bekommen. Rasch eilt er zu einer geheimen Organisation, um dieser von Molly Vanes Ankunft zu erzählen. Was wird hier gespielt? Es gibt mindestens zwei Gruppen, die über die Clocks gebieten. Molly Vane hat ihre von einer geheimen Organisation gestohlen: der „Golden Shell“. Sie stiehlt sowieso gerne, wie zum Beispiel gleich einen ganzen Zug, ebenfalls aus dem Besitz der Golden Shell. Und dann gibt es noch Scotland Yard, das im Prinzip allen bekannten Fraktionen auf der Spur ist. Ein wenig verworren? Es geht, wenn man den Comic liest. Er hat jedoch sehr viel Stoff für die Anzahl Seiten, die er füllt. Immerhin, es zeigt sich schnell, dass es die Guten, die Bösen, die vom Guten motivierten und die Geheimnisvollen in dieser Geschichte gibt, mit teils unterschiedlichen Zielen.
Schreibstil & ArtworkJason Henderson und Tony Salvaggio haben schon bei einem rasanten Action Streifen (Tokyopop) zusammen gearbeitet. Beide werden dort als Autor, aber keiner als Zeichner genannt. Jason Henderson hat jedoch schon bei nicht wenig Comic Projekten als Schreiber gearbeitet und zeigt hier auch klar, dass er sein Handwerk versteht. Die Geschichte ist zwar recht komplex, aber dafür gut durchdacht und mit einiger Tiefe, auch bei der Gestaltung der Protagonisten. Alles was zunächst verworren scheint, löst sich zur Zufriedenheit des Lesers noch schlüssig auf oder wartet auf den zweiten Band. Gute Arbeit. Die Zeichnungen von Jean-Baptiste Hostache sind große Klasse. Er ist ein Neuling im Comic Handwerk und schafft seinen Einstieg bravourös. Obwohl die Bilder oft nur wenig Text haben, erzählen sie die Geschichte flüssig weiter, was auch ein Qualitätsmerkmal des Zeichners ist. Die Übersetzung von Tanja Krämling ist gewohnt souverän. Einziger Kritikpunkt ist hier das Konzept der Geschichte. Die Autoren packen sehr viel Inhalt in sehr wenige Seiten, was in der Geschichte zu unnötigen Sprüngen führt. Weniger ist leider nicht immer mehr. Hier hätten ein paar Seiten mehr die gute Geschichte und den guten Charakteren zu einer angemesseneren Umgebung verholfen.
Qualität und AusstattungDer Comicband erscheint im gewohnten übergroßen Hardcoverformat. Der Druck ist erstklassig und das Material beispielhaft. Nichts anderes sind wir von Splitter gewohnt. Es gibt keinerlei Extras und auch 48 Seiten sind gerade bei diesem Werk nicht so viel.
Fazit:Der Comic ist gut, ohne jeden Zweifel. Er hinterlässt ein ähnliches Gefühl wie damals der Film 'Das fünfte Element'. Ich war danach zwar zufrieden, aber es bleibt ein Gefühl der Leere oder Trauer. Wir haben in beiden Fälle sehr viel Inhalt in sehr kurzer Zeit. In beiden Fällen hätte man deutlich mehr aus den Geschichten, Plots und Charakteren herausholen können. Clockwerx baut auf den ersten Seiten so viel Hintergrundmaterial auf, dass man das Gefühl bekommt, den Beginn einer spannenden und sehr unterhaltsamen Serie vor sich zu haben. Doch nach nur 48 Seiten bleibt das schale Gefühl, dass nach dem zweiten Band alles wieder vorbei ist. Zu viel Inhalt auf zu wenigen Seiten erzeugt unweigerlich leichte Sprünge im Handlungsablauf. Das ist nicht ungewöhnlich für Comics, die Autoren haben nicht die Möglichkeit mal eben 100 Seiten mehr zu schreiben, wie bei Taschenbüchern, aber manchmal machen schon 10 Seiten mehr einen großen Unterschied. Und so verpasst Clockwerx für meinen Geschmack den Sprung von einem rundherum gelungenen Comic zum Meisterwerk. Das Potential dafür war da, nicht zuletzt, weil der Zeichner ein Könner ist, von dem ich gern mehr sehen würde. Dennoch kann ich allen, denen die Leseprobe zusagt, den Band empfehlen. Note 4.0
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