Links zur Rezension Inhalt:Ein kurzer Rückblick: Der Geist von Kurt Kilgore sucht seinen Bruder Daniel heim - aber nicht auf böse weise, sondern als Team, denn immer wenn sich die Beiden zusammentun, bildet sich eine Art Superanzug, der die Brüder zu "Haunt" werden lässt. Zusammen haben sie den Mörder von Kurt gesucht, der eigentlich CIA-Agent war und damit haben sie ganz andere Dinge in Gang gesetzt.
Der zweite Band: Die US-Regierung, genauer die CIA, hat "Haunt" alias Daniel und Kurt Kilgore in ihre Dienste gestellt. Nach dem Massaker in der CIA Zentrale ist nun Beth Tosh an die Stelle des getöteten Direktor Stantz getreten und Beth weiß um das Potenzial das in Haunt steckt. Doch zunächst muss Daniel ein Trainingsprogramm durchlaufen, bevor er im Feld offiziell eingesetzt werden kann. Dabei erkundet er mit seinem geisterhaften Bruder Kurt auch die Grenzen des Haunt-Anzugs. Nebenbei kommen sie den Verantwortlichen die hinter Kurts Ermordung stehen, mehr und mehr auf die Spur und das ist gerade für Daniel nicht allzu gesund, denn ein mächtiger Gegner betritt die Bühne und mit Cobra ist auch ein alter Bekannter wieder mit von der Partie. Außerdem spielen Kurts Frau Amanda und seine Geliebte Mirage eine wichtige Rolle und dann ist da auch noch das Notizbuch des wahnsinnigen Dr. Shillinger...
Schreibstil & Artwork:Nachdem "Haunt" mit dem vorigen Band sein Debut auch in Deutschland gefeiert und einen durchweg hervorragenden Eindruck hinterlassen hat, geht es nun in die zweite Runde der amerikanischen Reihe, die eigentlich eine "Ongoing"-Serie ist und nur hierzulande in Sammelbänden zu sechs Heften erscheint. Das ist meiner Meinung aber durchaus verschmerzbar, denn die dicken Sammelbände machen doch deutlich mehr her und sind viel robuster (und auch schicker im Schrank) als so dünne Einzelhefte. Großer Nachteil ist aber, das man dadurch länger auf den nächsten Band warten muss, denn es müssen erst einmal sechs Hefte vorhanden sein und in den USA ist die Reihe derzeit (April 2011) gerade mal bei Heft 15.
Wie dem auch sei, als fortlaufende Serie knüpft der zweite Band direkt an das Ende des vorigen Bandes an und führt die Story mit festen Händen weiter. Zwar taucht Todd McFarlanes Name wieder im Impressum als Co-Creator und Miterfinder auf, aber die Schreibfeder schwingt im Grunde Robert "The Walking Dead" Kirkman und der hat eben mit "TWD" mehr als bewiesen, dass er ein Meister darin ist, tiefgehend und vielschichtige Plots zu entwerfen. Das merkt man "Haunt" auch direkt an, denn die Story ist facettenreich und spannend und die Charaktere wirken penibel ausgefeilt beziehungsweise werden beständig vertieft. Gerade deswegen wirkt "Haunt" sogar erstaunlich glaubwürdig. Geschickt erzählt Kirkman die eigentliche Story um die Suche der Kilgores nach dem Mörder des Bruders, lockert das Ganze aber immer wieder durch ansprechende Rückblicke auf, die davon berichten, wie Kurt Kilgore und Mirage ihren Ausstieg aus dem Agenten-Dasein geplant haben und wie es letztendlich dazu gekommen ist, das Kurt ermordet wurde. Mirage selbst spielt in diesem Band dadurch eine besondere und wichtige Rolle und zeigt sich mitunter sogar sehr menschlich, was man zunächst nicht von der tödlichen Agentin gedacht hätte. Aber auch das spricht Bände und zeigt nur, wie viel Wert Kirkman auf Charakterzeichnung und Facettenreichtum legt. Die Story an sich birgt einige echte Überraschungen und auch ein paar sehr gute Ideen, die für actionreiche Szenen sorgt. Sicherlich erinnert "Haunt" ein wenig an "Spider-Man" und auch ein wenig an Spawn - allein schon optisch ist der Ursprung von "Haunt" mehr als offensichtlich. Aber das macht nichts, solange das Drumherum stimmt und außer dem optischen Aspekt, gibt es kaum Parallelen.
Habe ich bei Band 1 zunächst noch gemeckert das McFarlane selbst überhaupt nicht den Zeichenstift geschwungen hat, sondern ein Mann namens Ryan Ottley für die optische Umsetzung verantwortlich war (auch wenn dieser seine Sache wirklich gut gemacht hat), so gibt es dieses Mal für mich absolut nichts mehr zu meckern. Der Grund: kein geringerer als Greg Capullo - der beim ersten Band zumindest für das Layout zuständig war - hat für die zweite Runde am Zeichenbrett gesessen und wer sich ein wenig auskennt, der weiß was Capullo leisten kann. Dementsprechend sind die Artworks einfach atemberaubend schicke und vor allem enorm detailreich. Ottleys Illustrationen waren schon toll und trafen den Ton des Settings auch schon ziemlich gut, aber Capullo ist einfach perfekt für "Haunt" und man darf hoffen, dass der Meisterzeichner auch weiterhin dabei bleibt. Capullo zeigt einen sehr dynamischen Zeichenstil, seine Panels haben Tiefe und wirken plastisch und vermitteln gerne Geschwindigkeit und Action. Getuscht wurden die Zeichnungen dann tatsächlich von McFarlane, der ein gekonntes Auge dafür hat, bestimmte Elemente hervorzuheben. Eine saubere und moderne Kolorierung rundet die Optik mit kräftigen und brillanten Farben perfekt ab. Besser geht es kaum.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungVerlagsüblich kommt der Band im Softcover und im US-Format. Die Produktionsqualität hinsichtlich Papier, Druck und Bindung ist hervorragend und die Texte lesen sich durchweg flüssig. Ein direkter Vergleich mit einem der US-Hefte zeigt dabei, dass auch die Übersetzung gut gelungen ist. Der Band enthält die Originalhefte 6-12 und beinhaltet diesmal zumindest eine kleine aber feine Covergalerie. Mit 156 Seiten ist dieser Band dabei sogar etwas üppiger ausgefallen, als noch Band 1.
Fazit:Als alter Spawn-Fan hatte ich zwar zunächst mit einer Art Neuauflage des Höllendämons gerechnet, wurde aber im ersten Band von "Haunt" bereits eines viel Besseren belehrt. "Haunt" klaut zwar einige, vor allem optische, Elemente aus anderen McFarlane Werken (wie Spawn und sogar Spider-Man) , aber das war es dann auch. Das mag vor allem an Robert Kirkmans Einfluss und Geschreibsel liegen, denn der Autor hat ein ganz besonderes Händchen für ausgefeilte und tiefgründige Stories inklusive eines anspruchsvollen Charakterdesigns und das zeigt er hier wieder einmal sehr deutlich. "Haunt" ist actiongeladen, schnell, brutal und blutig (was nicht unbedingt ein Güte-Kriterium ist), vielseitig und auch emotional und steht dem Erstlingswerk der Serie in nichts nach. Kurzum: dieser Comic macht einfach richtig Spaß und sieht dabei auch noch verdammt gut aus!
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