Links zur Rezension Inhalt:Der Drache Fafnir wurde von Siegfried getötet und der Ring der Nibelungen fand hierdurch einen neuen Besitzer. Die Tarnkappe Alberichs hat Siegfried aber übersehen und nicht an sich genommen, so dass sich Wotan ihrer annimmt, der Siegfried heimlich folgt. Er ist es auch, der Siegfried an seinem nächtlichen Lager dank der Tarnkappe in der Gestalt eines Drachen erscheint, um erst später seine wahre Natur zu offenbaren. Wotan will den Ring, doch Siegfried will von Wotans Worten nichts hören, sind doch die Götter für den Tod seiner Eltern verantwortlich. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden und durch die Macht des Ringes gelingt es Siegfried den Speer von Wotan zu zerstören und damit auch alle Eide, die jemals darauf geschworen wurden. Der Traum von Wotan, mit der Kraft des Ringes die Götter vor ihrem Untergang zu retten, schlägt erst einmal fehl.
Im Kampfgeschehen hat Wotan die Tarnkappe verloren und Siegfried hat erkannt, welche Macht in dieser inne wohnt. Er zieht sie sich auf, um sich in einen Adler zu verwandeln, der sich anschickt seine geliebte Brunhilde zu suchen, die ihm bislang nur in seinen Träumen erschienen ist. Eine schier endlose Odyssee liegt vor Siegfried, bis ihm schließlich andere Vögel von einer Insel erzählen, auf der er nach weiteren harten Prüfungen die von Wotan verfluchte Walküre findet und die dunklen Pläne von Loge aufzugehen scheinen.
Während Wotan weiterhin schier ziellos durch die Welt der Menschen streift, hat unterdessen Fricka den Thron in Asgard eingenommen. Der Kampf gegen die finsteren Horden scheint allerdings schier aussichtslos und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Tore von Asgard fallen. In ihrer Not besinnt sich Fricka auf das alte Göttergeschlecht der Wanen, die einstmals von den Göttern Asgards im Kampf besiegt worden sind – vielleicht können sie in dieser schweren Stunde Beistand leisten. Und so schickt sie Balder, einen Sohn Wotans, und die beiden Wanen Freyr und Idun, die seit vielen Jahren wie Kinder der Asen an deren Hof leben, auf die Reise, um Njörd, das Oberhaupt der Wanen, um Hilfe zu bitten.
Die Reise ist allerdings gefährlich und schon rasch müssen die Drei feststellen, dass sie verfolgt werden, um ihre Pläne zu durchkreuzen. Und so sehen sie sich Fenrir gegenüber, dem gewaltigen Wolf, von dem es hieß er würde sich erst dann befreien, wenn Ragnarök bevorsteht.
Schreibstil & Artwork:Der Autor Nicolas Jarry wurde am 19.06.1976 in Rosny-sous-Bois, einem Vorort von Paris, in Frankreich geboren und wandert als Szenarist für Comics, sowie als klassischer Romanautor zwischen den beiden Genres. Seine erste große Romanproduktion hieß „Les Chroniques d'un guerrier Sînamm“, ein drei Bände umfassender Fantasy-Zyklus, der zwischen 2000 bis 2001 bei Editions Mnémos erschien. Beim renommierten „Festival du Film Fantastique“ in Brüssel lernte er Jean-Luc Istin kennen, mit dem er für den Verlag Soleil ab 2003 die Reihe „Les Brumes d'Asceltis“ und später „Les exilés d'Asceltis“ schuf.
Gemeinsam mit Autor France Richemond schrieb er an den beiden Bänden „Sphinx“ und „Le peuple de la mer“ mit, einer historisch-mythologischen Saga, die im Verlag Rocher veröffentlicht wurde. Als Autor ist er unter anderem aber auch an dem Band „L'essayeur des anneaux“ (dt. „Die Mär der Ringe“; Epsilon Verlag) beteiligt, die 2003 bei dem Verlag Delcourt erschien und die Geschichte von Tolkiens „Herr der Ringe“ satirisch aufs Korn nimmt, als auch an der Fantasy-Reihe „Les Contes de Brocéliande“, die als Comic seit 2004 im Verlag Soleil erscheint. Überaus umtriebig folgte 2003 die Reihe „Les Chroniques de Magon“ und 2005 der One-Shot „Maxime Murène“ für den Verlag Delcourt. Seine erste Zusammenarbeit mit Djief war bereits 2006 für den ersten Band von „Tokyo Ghost“.
Mit seiner Interpretation des klassischen Stoffes der Nibelungensaga präsentiert Autor Nicolas Jarry ein recht modernes und eher an Fantasy gemahnendes Szenario, welches nicht unbedingt auf die klassischen Klischees, die man vielleicht mit Richard Wagner und dessen Bühnenfassung assoziiert, bedient.
Im vierten Band stehen eindeutig die Götter mit ihren Intrigen, Kämpfen und Sehnsüchten im Vordergrund. Dabei schafft es Jarry, mit einer fast schon wunderbaren Leichtigkeit, dem vermeintlichen Käfig der eigentlich ziemlichen starren historischen Vorlage um Siegfried zu entkommen und bedient sich ungeniert in der großen und prächtigen nordischen Sagen- und Mythenwelt, um seiner Geschichte Leben einzuhauchen. Er erreicht dabei nicht unbedingt ein episches Format, aber seine Interpretation gewinnt eine gewisse Leichtigkeit, wie man sie bereits ab und an auch in den anderen Bänden spüren konnte. Die Geschichte von Siegfried und Brunhilde – so viel sei an dieser Stelle verraten – besitzt auf jeden Fall jetzt schon eine wunderbar tragische Komponente, wie ich sie Jarry trotz aller Modernität bei seiner Umsetzung nicht zugetraut hätte.
Es wird natürlich für den unbedarften Leser zunehmend schwieriger sich in diesem komplizierten Reigen von Göttern, Menschen und allerlei Monstrositäten zurecht zu finden und Jarry ist recht geizig mit dem Wissen seiner Akteure, die zwar handeln, ihre Beweggründe aber oftmals für sich behalten. Das ist vielleicht für den einen oder anderen etwas anstrengend, aber hier dürfte sich wahrscheinlich im Verlauf der weiteren Bände einiges an Fragen klären – schließlich ist mit diesem Band erst einmal die Hälfte der Geschichte erreicht.
Der Kanadier Jean-François Bergeron, dürfte dem Leser wahrscheinlich besser unter seinem Künstlernamen „Djief “ bekannt sein. Er wurde am 07.07.1971 in LaSalle (Québec) geboren. Von Beruf eigentlich Experte für Computer-Graphiken im 2D- und 3D-Bereich und Designer für Videogames, der lediglich in seiner Freizeit im Comic-Bereich arbeitete, hatte er 1989 sein Debüt in der neunten Kunst anlässlich eines Austauschs von kanadischen und belgischen Künstlern, die an dem Album „Villa Versa“ (Éditions Papyrus) arbeiteten. Zu seiner großen Überraschung gewann er hierfür 1990 in Charleroi (Belgien) einen Preis anlässlich des „6ième Concours International de Bande Dessinée“ und weitere Arbeiten im Comicbereich sollten folgten: Er arbeitete an den Alben „Ecran d'Arrêt“ und „Rêves“ mit, illustrierte einige kürzere Szenarios von André-Philippe Côté, zeichnete 1993 „La Voyante“ für den Verlag Falardeau und gründete mit seinen Freunden Éric Asselin und Philippe Girard das Comic-Fanzine „Tabasko!“.
Begeistert von moderner Technologie arbeitete er 2002 wieder mit André-Philippe Côté an dem Multimedia-Comic „L'Oreille Coupée“. Seit 2002 arbeitet er auch gemeinsam mit Szenarist Alcante (Didier Swysen) gelegentlich für das Comic-Magazin „Spirou“. 2005 wurde er Vollzeitmitarbeiter als Illustrator bei „Studio Grafiksismik“, einem Künstlerkollektiv in Quebec, welches sowohl im Bereich Comics, als auch Animation, Videospiele und Filmbereich tätig ist. Allerdings arbeitet Djief seit 2006 als Freelancer weiter und produziert vorwiegend Zeichnungen für französischsprachige Comics in Europa, unter anderem für Soleil aber auch Glénat.
Wahrscheinlich dürfte es Djief mit der Reihe „Götterdämmerung“ nicht viel anders ergehen als seinem Autor Jarry. Schien er sich zu Beginn noch nicht so ganz wohl in dieser aus allerlei mythischen Versatzstücken erschaffenen Welt zu fühlen, so verliert er zunehmend seine Unsicherheit und wird wesentlich ausdrucksstärker in seinem Stil und seiner Darstellung. Natürlich bleiben die Vorlieben von Djief für die Darstellung imposanter Schlachten, schön angelegter Landschaftsbilder oder die Darstellung von Asgard – aber auch seine Figuren, die bislang eher irgendwie „typisch franko-belgisch“ aussahen, werden dynamischer und kantiger. Durch die Unterstützung des Koloristen Olivier Héban wurde bereits im letzten Band die Farbgestaltung etwas gefälliger und diese neue Atmosphäre setzt sich auch in diesem Band hinlänglich positiv fort. Es herrschen naturverbundene Farbtöne im Spektrum von Grün, Braun und Blau vor, aber auch die dunklen und finsteren Seiten, wie beispielsweise die Begegnung von Siegfried in der Unterwelt mit der Todesgöttin Hel, sind stimmig in Szene gesetzt.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:In Sachen Qualität kann der Splitter Verlag wieder einmal mit einem einwandfrei verarbeiteten Hardcoverband aufwarten, der zudem durch seine tadellose Druckqualität besticht. In Sachen Ausstattung hätte es gerne etwas mehr sein können, zumal es zwischenzeitlich einige neue Akteure gibt, bei denen man gerne den Überblick behalten und auch gerne etwas mehr erfahren hätte, so wie dies im ersten Band der Reihe der Fall war. Die makellose Übersetzung stammt wiederum von Tanja Krämling.
Fazit:War ich zu Beginn der Reihe noch ein wenig enttäuscht über Jarry, der mit seinem groß angelegten Szenario so wenig Neues zu bieten hatte, so scheint es nunmehr, als hätte er endlich den Ausgangspunkt für seine Geschichte gefunden und könne die bekannten Pfade verlassen. Die vielversprechende Mischung aus etlichen mythologischen Versatzstücken wird endlich düsterer, nordischer und durch ihre (hoffentlich gelungene) Weiterführung hält sie auch nunmehr das erreichte Niveau. Insoweit macht es nun mehr Spaß dem Fortgang der Geschichte zu folgen und dem zwar absehbaren Ende entgegen zu sehen, sich aber auch auf einige neue und interessante Facetten der Akteure zu freuen.
Wie bereits des öfteren erwähnt, dürfte dieser Comic eingefleischte Freunde des Nibelungenepos zu Tode entrüsten und auch manchen Kenner der nordischen Mythologie die Haare zu Berge stehen lassen. Aber das Duo Jarry und Djief erhebt nicht den Anspruch alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen, sondern dieser vielschichtigen Geschichte um Götter, Menschen und Intrigen ein vielleicht neues Antlitz in diesem Comic zu verleihen. Dabei ist es manchmal schwierig dem roten Faden zu folgen und die einzelnen Akteure nebst ihren Beweggründen zuzuordnen, doch insgesamt macht es recht großen Spaß dieser positiven Entwicklung der Reihe zu folgen.
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