Links zur Rezension Inhalt:Der vierte Band beginnt mit einem Rückblick und der Leser trifft die Shogunai Ryin Fujiwara, die kurz zuvor ihren Vater Totecu Fujiwara getötet hat. Sie befindet sich in einer geheimen Tempelanlage, die ihr Vater ursprünglich gebaut hat, um dort eine gewaltige Macht zu bewahren. Eigentlich will sie sich nach dem Frevel an ihrem Vater ihr Leben nehmen, doch Nobu Fudo hält sie zurück.
Zurück bei den aktuellen Geschehnissen sieht der Leser die Stadt verlassen und nur noch die Alten des Yama Ikki, der Rebellenvereinigung, sind noch geblieben, um den Palast zu erobern und die Garde des Kawakami zu besiegen. Ein schier aussichtsloser Kampf entbrennt vor den Mauern des Palastes und die alten Männer werden von der Übermacht der Soldaten schwer in Bedrängnis gebracht. Als die Lage schier aussichtslos ist und der Kampf für die Yama-Ikki fast verloren, erscheint glücklicherweise Meiki und mit ihr die Izuna-Wölfe, durch die Kenzo Kawakami die Rache des Eiswaldes erleiden soll. Die Wölfe gehen unbarmherzig gegen die Soldaten vor und das Blatt wendet sich. Inmitten des Kampfgeschehens gelingt Ogi den flüchtenden Kawakami zu stellen – er hätte nunmehr die Gelegenheit Rache zu nehmen für den Tod seines Vaters! Und Ogi trifft eine Entscheidung...
Unterdessen nutzt Raido das Kampfgeschehen, um sich unbemerkt zu dem verborgenen Tempel zu begeben, der sich in der Nähe des Palastes befindet. Dort trifft er auf die Shogunai Ryin Fujiwara, die ihm von ihren Taten und dem Gesetz des Fleisches erzählt, aber auch Nobu Fudo, den Raido eigentlich tot glaubte, ist anwesend. Nobu Fudo zögert nicht, seine Prinzessin zu verteidigen, der er ewige Gefolgschaft geschworen hat. Und so kommt es zu einem erbitterten Kampf zwischen Fudo und Raido in der düsteren Tempelanlage, bei dem es um mehr als um Leben und Tod geht.
Schreibstil & Artwork:Saverio Tenuta wurde am 14.05.1969 in Rom, Italien, geboren und ist dort auch aufgewachsen. Später graduierte er an der renommierten „Accademia di belle arti“ in Rom. Nach seinem Abschluss begann er zunächst als Kunstgraveur und Werbegrafiker zu arbeiten. Seine ersten Arbeiten im Bereich Comics waren Kurzgeschichten und einige Cover für verschiedene italienische Verlage, bei denen er unterschiedliche Techniken und verschiedene Stile einsetzte.
Unzufrieden mit seinem beruflichen Fortkommen beschloss er, sich zu spezialisieren und besuchte für ein Jahr die „Scuola Internazionale di Comics“, die unter der Leitung von Dino Caterini und dem künstlerischer Direktor Paolo Eleuteri Serpieri stand, wo er später selbst als Dozent Comic-Kurse geben sollte. Während dieser Zeit arbeitete Tenuta bereits mit einer ganzen Reihe von italienischen und amerikanischen Verlegern zusammen, darunter so namhafte wie Cierre (Arthur King), Universo (Intrepido), Tattilo (Playmen Comix), General Press (Il Corvo Presenta), RCS (2000 giorni al 2000) und Phoenix (Laida Odius und Italia XXIII Secolo). Für Phoenix veröffentlichte er gemeinsam mit dem Autor Otto Gabos auch seine erste Graphic-Novel „Cold Graze - Risvegli di Ghiaccio“.
Später entstanden durch die Zusammenarbeit mit amerikanischen Verlagen aber auch die Gestaltung von beispielsweise Trading Cards, Tarot-Karten oder Cover-Illustrationen. Dank seiner Kurzgeschichten wurde Tenuta ein regelmäßiger Gast im Magazin „Heavy Metal“, allerdings fand auch der One-Shot „Dolls“, den er gemeinsam mit Autor Lorenzo Bartoli für den Verlag Sirius schuf, durchaus Beachtung. Mit einer seiner besten Arbeiten legte er für den DC Comic „JLA – Riddle of the Beast“ vor, wo er für die grafische Gestaltung eines alternativen Batman verantwortlich war. Im Jahr 2004 begann seine Arbeit mit dem französischen Verlag Les Homanoïdes Associés, für den er 2006 den ersten Band seiner Reihe „Die Legende der scharlachroten Wolken“ („La Légende des Nuées Écarlates”) vorlegte.
Der vierte Band der Reihe präsentiert dem Leser nunmehr das Ende dieser mysteriösen fernöstlichen Geschichte um den Ronin Raido Caym, seine Begleiterin Meiki und den Antagonisten. Dabei stehen in diesem Band deutlich mehr die überaus dynamisch in Szene gesetzten Kämpfe im Vordergrund, als das Tenuta uns eine richtige Auflösung seiner Erzählung geben würde. Eingebettet in den furios in Szene gesetzten Kampf zwischen Raido und Fudo gibt es zwar in den Dialogen einige Hinweise und auch traumähnliche Visionen der Shogunai, aber eine richtige Auflösung seines Mysteriums mag uns der Autor am Schluss dann doch nicht so recht geben.
Mag das Szenario dann doch am Ende des Bandes einen ungewöhnlichen, wenn auch versöhnlichen Schluss haben, welcher dem Leser zwar nicht eine Reihe ungelöster Fragen abnimmt, ihn aber dennoch in die Lage versetzt, die gesamte Handlung in gewisser Weise zu verstehen. Aber hier möchte ich nicht zu viel verraten, da ansonsten sehr viel von der Spannung verloren gehen würde.
Mag Tenuta als Erzähler im letzten Band der Reihe auch ein wenig schwächer sein, so versteht er doch sein Handwerk als Zeichner hervorragend: Sein Artwork ist erstklassig gezeichnet und nicht zuletzt auch durch die geschickt arrangierten Panels vortrefflich in Szene gesetzt. So ähneln die Panels mit ihrer aufwendigen und sorgfältigen Kolorierung zum Teil manchmal fast schon Gemälden, die auch für sich alleine stehen könnten. Auch weiterhin sind Rot und Weiß die dominanten Farben des Bandes, die allerdings in der Tempelanlage durch schwarze und gelbe Farben ergänzt werden und somit dem Feuerschein und der halbdunklen Atmosphäre des Tempels etwas Geheimnisvolles verleihen. Bei aller zur Schau gestellten Brutalität in den Bildern, haftet dieser doch etwas absolut ästhetisches inne und so sollte man sich diesen Rausch an Farben und Eleganz nicht entgehen lassen.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:In Sachen Qualität gibt es beim Splitter Verlag nichts zu kritisieren. Der Hardcover-Einband ist solide verarbeit, die Druckqualität sauber und ordentlich und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch. In Sachen Ausstattung gibt es bedauerlicherweise keine Extras, außer dem, wie bereits in den anderen Bänden der Reihe, vorhandenen Namensregister der wichtigsten Akteure, sodass man bei den ungewohnten japanischen Namen nicht durcheinander kommt. Die angenehm zu lesende Übersetzung des letzten Bandes – so wie auch der vorherigen der Reihe – stammt wiederum von der von mir hochgeschätzten Tanja Krämling.
Fazit:Mit dem letzten Band „Die verborgene Blume des Scheusals" beendet Saverio Tenuta seine Reihe „Die Legende der Scharlachroten Wolken" und insgesamt kann ich es nur als außergewöhnliches und gelungenes Debüt eines vielversprechenden Autors und Zeichners bezeichnen.
Wie bereits schon des öfteren zum Ausdruck gebracht, geht es Saverio Tenuta nicht einfach nur darum, fernöstliche Mystik mit einem gehörigen Schuss Fantasy zu mischen, sondern seine Geschichte trägt gemeinsam mit den Bildern weitaus mehr in sich und zeigt sich dabei (wie auch der letzte Band beweist) überaus komplex. Immer wieder sind es philosophische und mythologische Elemente, die sich zu einem authentischen Hintergrund mischen und den Leser fast schon vergessen lassen, dass es sich um ein fiktives fernöstliches Land handelt.
Insgesamt gibt es hier für den Leser eine sehr effektvoll in Szene gesetzte Geschichte, die über einen wunderbaren Spannungsbogen verfügt, der sich vom ersten bis zum letzten Band hält und von fabelhaften Bildern begleitet wird. Hier kann ich abschließend das Geschick von Tenuta nicht hoch genug loben, auch wenn mich zwischenzeitlich in der Reihe Zweifel überkamen, ob Tenuta es auch schafft, seine Meisterschaft bis zum Schluss zu beweisen.
Auch wenn man als Leser nicht unbedingt ein Interesse für fernöstliche Settings hat, so sollte man diese Reihe auf jeden Fall mehr gesehen als gelesen haben, um einen Eindruck von der visuellen und auch erzählerischen Kraft zu bekommen. Für mich persönlich eine restlos gelungene Kombination von Szenario und Bildern, wobei das Szenario manchmal auf ziemlich hohem Niveau schwächelt, aber insgesamt eine absolute Kaufempfehlung!
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