Links zur Rezension Inhalt:Der fiese Mr. Wicker macht dem Goon sein Revier streitig und verdrängt den Haudrauf mehr und mehr aus dem Geschäft. Doch wer ist dieser Mr. Wicker, der scheinbar übermächtig und unbesiegbar ist? Außerdem macht sich die schöne Sängerin Mirna an den Goon ran, doch dieser glaubt zu wissen, das Mirna dies nur aus Mitleid für ihn tut und eigene Ziele verfolgt. Deswegen weist der Goon Mirna ab und da kommen alte Erinnerungen in ihm hoch. Erinnerungen an die Frau seins Lebens, seine große und einzige Liebe. Mit diesen Erinnerungen kommen aber auch ganz andere Ereignisse aus Goons Vergangenheit wieder ans Licht und diese sind eng mit der traurigen Liebesgeschichte verbunden. Der Goon hatte es damals mit einem ganz anderen machtvollen Gegner zu tun, den er scheinbar nicht bezwingen konnte…
Schreibstil & Artwork:Schon im Vorwort lässt Goon-Erfinder Eric Powell durchklingen, dass „Chinatown“ sich deutlich von den bisherigen Goon-Geschichten abhebt. Nach einigen wenigen Seiten weiß der Kenner auch schon, warum das so ist. Die „Goon“-Reihe ist eigentlich für ihren extremen Trash-Faktor berühmt, berüchtigt und geliebt. Dabei ist gerade der schon fast lächerlich überzogene Action-Horror-Humor-Mix in Kombination mit dem pulpigen Noir-Ambiente, das was „The Goon“ schon immer ausgemacht hat – mal abgesehen von der Brutalität und der heftigen Fäkalsprache. Doch „Chinatown“ ist anders. Powell hat die beliebten Faktoren deutlich zurückgeschraubt, vor allem den Fäkalhumor, und hat stattdessen viel Gefühl und Tragik in die eigenständige Story einfließen lassen. Das mag den Hardcore-Fans, die einen weitere Trash-Band erwartet haben, nicht ganz gefallen, aber meiner Meinung können diese durchatmen und sich beruhigen, denn „Chinatown“ hat noch immer mehr als genug von dem, was die Serie ansonsten ausmacht. Auch wenn die harte Sprache abgeschwächt wirkt, gibt es immer noch mehr als genug Action und schräge Kreaturen wie auch Begegnungen. Wie gesagt, ist „Chinatown“ deutlich emotionaler als die bisherigen Bände. Außerdem ist der Band alleinstehend und wird außerhalb der eigentlichen fortschreitenden Handlung erzählt – quasi ein Sonderband. Trotzdem werden auch einige Geheimnisse aus Goons Vergangenheit gelüftet, zum Beispiel wie er an die fiesen Narben gekommen ist. Davon einmal abgesehen wurden die Ereignisse um Chinatown zumindest schon einmal im allerersten Goon-Band erwähnt und nun erfährt der Leser endlich, was es damit auf sich hat.
Aber nicht nur die Erzählweise an sich hat sich geändert, auch die Optik von Goon wurde der emotionalen Gangart angepasst. Die Geschichte ist weitestgehend in Sepiatönen gehalten, die je nach Szene ein wenig variieren. Es dominieren dabei zwar durchaus die Brauntöne, aber zum Beispiel werden die Chinatown-Szenen in rötlichen und etwas kräftigeren Farben gezeigt, während die romantischen Teile eher sanftes Hellbraun zeigen. Dadurch bekommt das Ganze eine sehr melancholisch düstere Note, welche die Story perfekt unterstreicht. Die Illustrationen an sich haben die bekannte Qualität von Powell, sind sogar noch besser als bisher, weil sie etwas sauberer und noch detaillierter wirken. Die Panels gibt es dabei quasi in jeder Form oder eben auch nicht, denn Autor und Zeichner Powell verzichtet gerne auf die üblichen Panelbegrenzungen. Außerdem gibt es ein paar absolut atemberaubende Splashpages.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungSerien- und Verlagsüblich kommt der Band im DinA5 Hardcover und hat eine perfekte Produktionsqualität. Der Band umfasst die komplette Mini-Serie „Chinatown“, ist also ein eigener Graphic Novel. Ein paar schicke Extras, wie beispielsweise Konzeptzeichnungen und Skizzen, aber auch einige interessante Kommentare runden die Sache ab.
Fazit:Ich bin ein großer Fan der Goon-Serie und gerade die extreme trashige und überdrehte Art und Weise, wie Eric Powell die Serie präsentiert, konnte mich von Anfang an fesseln. Dennoch muss ich sagen, das dieser siebte Band für mich der bisher Beste der Reihe geworden ist und das liegt daran, das Powell hier den Mut hatte, Goon einfach mal etwas anders zu gestalten. Weniger Fäkalsprache und Humor, der deutlich unter die Gürtellinie geht, dafür gibt es viel mehr Romantik, Tragik und Melancholie. Der Autor führt der Leser zurück in zu einigen traumatischen Erlebnissen in Goons Vergangenheit, die einiges Licht ins Dunkel bringen und ein paar Lücken schließen. Dabei zeigt Powell ein sehr gefühlvolles Händchen, welches man ihm bisher so nicht zu getraut hätte. Und auch die Optik geht in eine passende Richtung, hält sich in Sepiatönen mit leichten Variationen und die Artworks sehen einfach umwerfend gut aus. Powell hat wohl noch nie bessere und vor allem stimmungsvollere Illustrationen abgeliefert. Auch wenn einige Hardcore-Fans vielleicht vor Entsetzen kreischen werden, wenn sie diesen Band in den Händen halten, „Chinatown“ ist definitiv eine Weiterentwicklung des Goons – wird aber wohl auch nur ein Ausflug bleiben. Wie dem auch sei, „Chinatown“ ist auch ein perfekter Seiteneinstieg für Neulinge. Der beste Goon bisher!!!
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