Links zur Rezension Inhalt:Nach 21 Tagen Dauerregen stehen die ausgedehnten Weidelandschaften der Tripple-Six-Ranch von Comanche immer noch unter Wasser und fast ein Viertel des Viehbestandes hat das Unwetter nicht überlebt. Bei einem Ausritt mit Comanche und Ten Gallons um die Viehbestände zu kontrollieren, stößt Red Dust an der Grenze zum Indianerreservat auf einen Toten, der sich ausweislich seiner Papiere als Algernon Brown herausstellt. Doch nicht das Unwetter hat dem Mann zugesetzt, sondern er ist scheinbar erschossen worden. Allerdings ist Red Dust misstrauisch, da der Mann zwar von zwei Kugeln getroffen wurde, seine Brieftasche über den Schusswunden allerdings keine Löcher aufweist.
Man nimmt den Leichnam mit zurück auf die Ranch, wo die Gefährten bereits von Averrel Colby erwartet werden, dem neuen Doktor von Greenstone Falls, der auf den Gehöften seine Aufwartung machen möchte. Viel Gelegenheit um Freundlichkeiten auszutauschen bleibt allerdings nicht, da Doktor Colby den Toten zu kennen scheint. Falls es sich wirklich um Algernon Brown handeln sollte, so wäre mit seinem Tod eine der boshaftesten Personen von Laramie endgültig keine Bedrohung mehr. Doch die Sache wird kompliziert, als Sheriff Willard eintrifft und die Anwesenden davon unterrichtet, der Tote habe sich bei ihm als Mitarbeiter der Agentur Pinkerton aus Laramie vorgestellt, der hier auf einer vertraulichen Mission unterwegs gewesen sei. Die endgültige Überprüfung der echten Identität des Toten ist aber schwierig, da durch das Unwetter die Eisenbahn und die Telegraphenleitung unterbrochen sind. Somit muss sich Willard selbst nach Laramie aufmachen, um die Identität des Toten zu klären.
Doch Red Dust als auch Comanche sind misstrauisch, was die Rolle von Doktor Colby in der ganzen Sache angeht. Red Dust begleitet Doktor Colby zurück nach Greenstone Falls und erkundigt sich im Velvet Spur nach dem Doktor. Die Comtesse berichtet ihm von der Anwesenheit von Lash Foggarty, einem Revolverhelden, der seit kurzem in der Stadt ist und sich im Absaroka Hotel eingemietet hat. Red Dust hat einen schrecklichen Verdacht, auch wenn er noch nicht alle Teile des Puzzle für sich zusammen bekommt. Er macht sich noch in der Nacht ebenfalls auf den Weg nach Laramie um Sheriff Willard zu unterstützen.
Während sich Comanche einige ältere Modemagazine anschaut, da ihr die von Doktor Colby gezeigten Fotografien seiner Frau seltsam vertraut vorkamen, ist Red Dust auf der Spur von Sheriff Willard. Sein Instinkt hat ihn nicht getäuscht, doch erscheint Red Dust zu spät – Sheriff Willard wurde ein Opfer von Foggarty. Der sterbende Willard ringt Dust ein Versprechen ab – sich um den Fall zu kümmern. Und so macht sich Red Dust auf den Weg nach Laramie, an das er keine sonderlich gute Erinnerung hat, und macht einige erstaunliche Entdeckung bei der Suche nach dem mysteriösen Algernon Brown.
Schreibstil & Artwork:Michel Régnier, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Greg“, wurde am 5. Mai 1931 in Ixelles, einem Vorort von Brüssel geboren und zählt mit über 250 veröffentlichten Alben in gänzlich unterschiedlichen Genres unbestritten zu den ganz großen und enorm produktiven Autoren der franko-belgischen Comic-Szene.
Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er 1947 im belgischen Magazin „Vers l'Avenir“ seinen ersten selbst gezeichneten Comic: „Nestor et Boniface“. Der Erfolg als Szenarist sollte Régnier allerdings in seiner Arbeit bestätigen und so begann er bereits recht früh als Texter für andere Zeichner zu arbeiten. So arbeitete er zwischen 1960 bis 1966 für die von André Franquin gezeichnete Serie „Spirou und Fantasio“ und verfasste auf Bitten Hergés ein Szenario für „Tim und Struppi“, das bedauerlicherweise jedoch nie als Album realisiert wurde.
Seine voll kreativste Schaffensphase hatte Régnier in der Zeit zwischen 1965 bis 1974, in der er als Chefredakteur des Magazins „Tintin“ arbeitete. Mit damals zum Teil noch jungen und recht unbekannten Zeichnern schuf er eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich später zu Klassikern des franko-belgischen Comics entwickeln sollten: Ab 1966 schrieb er für Hermann „Andy Morgan“, ab 1967 für Paape „Luc Orient“, ab 1968 für Vance „Bruno Brazil“ und ab 1970 - ebenfalls für Hermann – „Comanche“. Großen Bekanntheitsgrad erreichten diese Serien dann aber auch in Deutschland durch ihre Veröffentlichung in dem seit Anfang der 70er Jahre erschienen Comic-Magazin ZACK.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 schrieb Régnier insgesamt vierzehn große Abenteuer sowie einige Kurzgeschichten für die Reihe „Comanche“. Als sein langjähriger Zeichner Hermann nach dem vorliegenden zehnten Abenteuer ausstieg, übernahm Michel Rouge 1990 dessen Nachfolge. Bei seinem Tod im Oktober 1999, hinterließ Régnier ein 19 Seiten umfassendes unvollendetes Szenario für ein fünfzehntes Abenteuer namens „Red Dust Express“, welches im Auftrag des Verlagshauses Dargaud von Rodolphe und Michel Rouge beendet wurde.
Régnier gehört zu den wenigen Autoren, die sowohl im Genre „Humor“ als auch „Abenteuer“ durch herausragende Szenarien überzeugen konnte. Doch Régnier zeigte daneben auch noch andere Talente: So agierte er als Roman- und Drehbuchautor, und wirkte für das Comic-Magazin „Tintin“ und das Verlagshaus Dargaud in führender Position, für das er auch viele Jahre in den USA verbrachte. Michel Regnier starb am 29.10.1999
Hermann wurde 1938 in Bévercé in der Nähe von Lüttich in Belgien geboren. Nach einem Studium in Möbeldesign arbeitete er zunächst als Innenarchitekt, entdeckte jedoch bald seine Liebe zu Comics und arbeitete ab 1964 unter anderem für die Magazine „Spirou“ und „Tintin“. Greg erkannte sein Talent und so entstand 1966 gemeinsam die Serie „Andy Morgan“, die in der Zeitschrift „Tintin“ erschien und der 1969 „Comanche“ folgte.
1977 begann er eigene Geschichten zu schreiben und realisierte die sehr erfolgreiche Serie „Jeremiah“, die er für den deutschen Herausgeber Koralle erfand und die bis heute erscheint. 1983 kam die im Mittelalter spielende Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu. Neben den Serien entstanden viele Einzelbände, so auch der mittlerweile verfilmte Band „Lune de Guerre“ (Die Bluthochzeit).
Als einer der bekanntesten und renommiertesten Zeichner besitzt Hermann die wunderbare (und zugleich wohl auch wundersame) Gabe sich selbst immer wieder zu übertreffen und neu zu erfinden: Egal ob es sich um Menschen, Tiere oder um technische Darstellungen handelt – er schafft es sowohl die Dynamik als auch zahllose Details in sauberer Perfektion zu einem absolut harmonischen Bild zu vereinen. Meinem Erachten nach dringt hier immer wieder ein Stück weit der Innenarchitekt durch, der deutlich Proportionen, Bildfolgen und Farben zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk zusammensetzt. Dabei ist Hermann noch nicht einmal unbedingt ein Schmeichler, betrachtet man sich seine manchmal fast schon „kratzig“ erscheinenden Figuren im Comic „Comanche“, die laufe der Reihe in ihrer Gestaltung immer prägnanter werden.
Eine Besonderheit gibt es in diesem Band aber auch zu entdecken: Versteckt in einigen Panels gibt es einen Japaner mit einer Polaroidkamera, ein Tastentelefon und sogar ein Werbeschild für Toyota! Eigentlich als kleiner Scherz von Hermann gedacht (und dann auch gezeichnet), war Greg wenig begeistert über diese Details. Ein Stück Zeitgeschichte, die man in diesem Band neu entdecken kann.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Die Bände der „Comanche“-Reihe erscheinen unter dem Label „Splitter – Collectors Edition“. So auch der 10. Band der Reihe, der sich als tadellos gebundene Hardcover-Ausgabe mit einem Umfang von 64 Seiten präsentiert, dessen Einband ein stilvolles Spotlack-Cover ziert.
In Sachen Ausstattung kann auch dieser Band wieder mit einigen Besonderheiten aufwarten: Als Extra gibt zunächst das Titelcover als herausnehmbaren Kunstdruck als auch wiederum einen umfangreichen und lesenswerten Anhang von Volker Hamann. Dieser widmet sich in Band 10 dem „Ausstieg“ Hermanns aus der Serie „Comanche“ und dokumentiert die Entwicklungen der Reihe in den Bände 6 bis 10. Weiterhin gibt es die Kurzgeschichte „Die mysteriösen und phantastischen Abenteuer des Spezial-Agenten“ und ein Special mit vielen bekannten als auch einigen unbekannten Illustrationen von Hermann zur Serie „Comanche“. Natürlich sei an dieser Stelle auch die gelungene Übersetzung von Dr. Marcus Schweizer erwähnt. Der Abschlussband der letzten gemeinsamen Arbeit von Greg und Hermann an „Comanche“, dürfte mit Sicherheit durch sein Layout und seinen Inhalt nicht nur das Herz jeden Sammlers erfreuen, sondern mit seiner moderaten Preisgestaltung auch einige neue Leser für sich gewinnen.
Fazit:Bedingt durch das berufliches Engagement von Greg Anfang 1982 in den USA litt die Zusammenarbeit mit Zeichner Hermann durch die Entfernung. Doch waren es nicht nur Schwierigkeiten in der Absprache von Greg und Hermann, sondern auch die Richtung, welche die Serie „Comanche“ eingeschlagen hatte. Hermann hatte eine andere Vorstellung von Western und sah insbesondere den Charakter von Comanche zu einer völlig blassen Figur verkommen, die nur noch dekorativen Zweck in der Reihe hatte. Mit solchen Differenzen endete die überaus erfolgreiche Zusammenarbeit von Greg und Hermann an der populären Reihe „Comanche“, die erst 1990 durch Michel Rouge als Zeichner fortgeführt werden sollte.
Man muss den Aussagen von Hermann sicherlich ein gutes Stück weit zustimmen. Diese letzte lange Geschichte um Algernon Brown beschwört sicherlich noch einmal Motive alter Western und präsentiert vor dem Hintergrund eines Kriminalfalles die gute alte Rachestory – doch damit erschöpft sich auch schon die Darstellung der Welt der großen Revolverhelden, denn auch in Greenstone Falls lebt man jetzt als angesehener Bürger in feudalen und zum Teil auch luxuriösen Häusern und die wilden und rauen Jahre scheinen für den einstmals „Wilden Westen“ vorbei zu sein.
Dieser letzte Band des Duos Greg und Hermann zeigt deutlich die Schwächen der schwierigen Zusammenarbeit zwischen den beiden auf und dürfte sicherlich nicht unbedingt durch sein zum Teil recht konstruiertes Szenario überzeugen, während Hermann als Zeichner gelungene Qualität vorlegt. Bei aller Schwäche ist dieser Band aber dennoch lesenswert und reiht sich ohne weiteres in die bisherigen Geschichten von „Comanche“ nebst deren Entwicklungsbogen vom „Wilden Westen“ zur Zivilisation ein. Für mich auf jeden Fall trotz aller Kritik eine Empfehlung, da es Greg und Hermann auf authentische Art und Weise gelingt ein Stück amerikanischen Geist der Gründerjahre einzufangen, ohne dabei ins pathetische abzugleiten.
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