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Pathfinder Handbuch: Die Elfen Golarions
Bewertung:
(3.6)
Von: Ronndrian
Alias: Ronndrian
Am: 30.07.2011
Autor:
Übersetzer:Sascha Hoppenrath
Typ:Regelerweiterung / Kampagnenweltbeschreibung
System:Pathfinder
Setting:Golarion
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-011-2
Inhalt:32 Seiten, Softcover
Preis:11,95 EUR
Sprache:Deutsch

Vorwort:

Die Elfen sind, solange sich jemand erinnern kann, ein Teil der Welt.

Die Elfen Golarions widmet sich auf insgesamt 33 Seiten der Kultur, den Städte, den Kampfstilen und dem Glauben der Elfen, die Golarion bevölkern. Der Ersteindruck des Buches ist, wie bei den meisten anderen von Paizo, durchweg positiv. Layout, Übersetzung und Gliederung sind gut durchdacht und ein richtiger Blickfang.

Das Cover des Buches ist hochglänzend und zeigt mehrere Elfen im Kampf mit einem Trupp Orks, wobei eine von ihnen die elfische Schurkin Merisiel darstellt. Wie auch bei "Die Zwerge Golarions" ist das Softcover-Buch dünn, aber nicht zu dünn. Der Umstand, dass es sich um Softcover handelt, bedeutet auch hier, dass das Buch sorgsam zu behandeln ist, um Schaden an den Ecken zu vermeiden. Die Innenseite des Covers stellt sozusagen die "Auf einen Blick"-Kategorie da. Neben elfischen Namen, ihrer Sprachen und meistens vertretenen Bonussprachen, findet der Leser auch die typischen Götter und die Volksmerkmale der Elfen. Leider zeigt die Innenseite des Buchrückens lediglich nochmal das Frontcover, welches aber auch in mattem Stil einiges her macht. Die Seiten des Buches sind mal wieder (für meinen Geschmack) sehr dünn geraten und vermitteln etwas den Eindruck, dass sie beim schnellen Blättern reißen können. Dafür sind sie allerdings sehr gut im Cover verarbeitet. Ebenso gelungen sind die verschiedenen, durchwegs farbigen Bilder, etwas Schade ist allerdings, dass lediglich die aquatischen Elfen und die Wildelfen mit einem Portrait versehen wurden.

 

Inhalt des Buches:

Die Elfen Golarions setzt sich aus den folgenden acht Kapiteln zusammen:

I: Einleitung

II: Die Elfen Golarions

III: Kyonin - Königreich der Elfen

IV: Kampf: Alchemistisches Bogenschießen

V: Glaube: Wiedergeboren

VI: Magie: Mystische Speisen

VII: Gesellschaft: Sucher des Glanzes

VIII: Persönlichkeit: Königin Telandia Edasseril

 

I: Einleitung:

Die Einleitung befasst sich mit dem Wesen und der Kultur sowie der Geschichte der Elfen. Unliebsam aneinandergereihte Sätze beschreiben unterm Strich eigentlich nur: Elfen sind Elfen: Ist man kein Elf, versteht man sie nicht. Das ganze setzt sich dann in der Geschichte der Elfen fort. Generell kann das ein Problem der Übersetzung sein. Ich hoffe, dass es im englischen Original nicht auch so ist. Die Geschichte der Elfen liest sich wie die 0815-Geschichte eines fantastischen Volkes: Elfen kuscheln alle glücklich und tanzen ums Feuer. Böse Macht kommt (in dem Fall die Menschen) und auf einmal liest man nur noch von: Die Elfen gegen den Rest der Welt. Einige verlassen Golarion, andere bleiben in Iadara bzw. den anderen Städten und verbergen diese mit Illusionen und weiteren Zaubern (Golarischer Mythal? Gut, ein Mythal ist etwas ganz anderes, aber es erinnert schon sehr daran). Eine zugegeben etwas aufgewärmte Geschichte, aber nicht so aufgewärmt, dass beim Lesen nicht doch Interesse geweckt wird.

 

II: Die Elfen Golarions:

In sehr ernüchterndem Stil werden die Lebensauffassung, die körperlichen und geistigen Eigenschaften sowie die Ernährung und die Kampfstile erläutert. Neben weiteren Dingen, die behandelt werden (Kleidung, Kultur, Erbe, Schlaf), findet der Leser eigentlich nichts Neues. Kein Aha- Effekt stellt sich beim Lesen der Seiten ein. Die einzige Ausnahme bildet der "Glanz". Hierbei handelt es sich um etwas nicht greifbares. Perfektion, Erleuchtung oder einfach nur das Verlangen der Elfen nach Disziplin. Was der Glanz nun wirklich ist, wird nicht erklärt, das ist aber ein eindeutiger Vorteil, da so die Kreativität des Lesers gefragt ist und die Passage eine der wenigen ist, in der man wirklich Spielraum für Interpretation findet. Meine wäre vielleicht so etwas wie Lebensinhalt, besonders dann wenn ich den Abschnitt lese, in dem beschrieben wird, dass Elfen, die den "Glanz" für sich entdeckt haben, irgendwie losgelöst und mit sich im Reinen sind; sogar dem Tod mit einer Akzeptanz und Ruhe entgegentreten, die man nicht für möglich halten sollte. Besonders gelungen ist auch der Abschnitt zur Architektur und Einrichtung der Elfen sowie die Beschreibung der Fehden der Elfen. Leider sind beide Abschnitte sehr kurz geraten, doch vermitteln sie ein genaues Bild der Elfen.

Die Wesenszüge der Elfen sind, ähnlich wie die Wesenszüge anderer Völker, passend auf das Elfenvolk zugeschnitten und stilvoll ausgearbeitet. Unterteilt in Volk, Religion und Region findet der Leser 16 neue Wesenszüge, die sich jedoch meist wie eine Abänderung anderer Wesenszüge lesen. Dennoch findet man aber auch neue Wesenszüge und beim Lesen bilden sich Charakterkonzepte und Nichtspieler-Konzepte im Kopf, die man am liebsten um einen dieser Wesenszüge herum aufbauen möchte. Beispiel: Krieger der alten Schule, Glanzsucher und Kurtisane Calistrias. Die Boni sind zumeist kumulativ, da sie explizit als Wesenszugsboni ausgeschrieben wurden und passen sich außerdem sehr gut in das Allgemeinbild von Elfen ein.

Alles in Allem genommen stellt das Kapitel jedoch eine wirklich lesenswerte Lektüre da, denn trotz kleiner Schnitzer und einiger vielleicht nicht ganz neuer Informationen, erzeugt es beim Leser doch ein umfangreiches Bild davon, was es heißt ein Elf zu sein und was die Rasse der Elfen Spielern und Spielleitern bieten kann. Vor allem die Beziehungen zu anderen Völkern gibt klare Richtlinien wie man sich als Elf verhalten sollte.

III: Kyonin - Königreich der Elfen:

Dieses Kapitel setzt sich mit Kyonin, dem Königreich der Elfen auseinander. In insgesamt zwölf Abschnitten werden unter anderem die Geographie, die Großstädte und das Hinterland des Königreichs detailiert beschrieben. Aber auch die natürlichen Ressourcen und die Beziehung zu anderen Königreichen werden genau unter die Lupe genommen. Sehr gelungen finde ich, dass zu jedem großen Königreich nicht nur die Beziehung, sondern auch der Grund für diese zu finden ist. Die meisten Fragen, die einem Leser zu dem Königreich einfallen können, werden hier behandelt und auch beantwortet. Seien es nun Fragen nach dem Gesetz, dem Militär oder der Wirtschaft. Auf den sechs Seiten dieses Kapitels, nebenbei bemerkt fast das längste von allen, werden auch Anregungen für kleinere wie größere Abenteuer geliefert. Die Abschnitte wirken auf den ersten Blick zwar etwas kurz, aber in diesem Fall gilt eben doch: In der Kürze liegt die Würze.

IV: Kampf: Alchemistisches Bogenschießen:

Auf zwei Seiten implementiert dieses Kapitel genau das, was die Herzen aller elfischen Bogenschützen höher schlagen lässt: Neue Pfeiltypen. Vom einfachen Pfeil, der durch Alchemie aufgewertet wurde (Klebriger Pfeil, Farbpfeil, Magnetpfeil, etc.), zu höheren Pfeilverzauberung in Kombination von Magie und Alchemie (Pfeilschwarm, Heilers Kummer etc.) findet der Leser hier insgesamt 13 neue Aufwertungen für Pfeile und die Regeln zur Herstellung dieser.

Durch diese Möglichkeiten hat man endlich die Gelegenheit, seinen Bogenschützen mit dem Einsatz von wenig Gold und anderer Herstellungskosten effizienter zu machen.

V: Glaube: Wiedergeboren:

In diesem Kapitel werden auf zwei Seiten der Glaube und die Beziehung der Elfen zu ihren Göttern unter die Lupe genommen. Nach dem Prinzip, dass Götter allgegenwärtig sind, werden vier sogenannte "Pakte" vorgestellt. Ein Pakt ist eine besondere Aufmerksamkeit, die einem elfischen Kleriker von Seiten seiner Gottheit zuteil wird. Dieser Pakt kann entweder angenommen oder abgelehnt werden. Im Falle einer Ablehnung hat dies jedoch keine Folgen. Wenn der Elf den Pakt annimmt, erhält er dadurch je nach Gottheit bestimmte Vorteile, für die er jedoch Voraussetzungen erfüllen muss (was etwas unsinnig erscheint). Im Großen und Ganzen werden Effekte, die Talenten recht ähnlich sind, in Regeln verpackt und dem Kleriker kredenzt. Beispiel: Kämpft der Kleriker defensiv, erhält er zusätzlich die Hälfte der Boni als heiligen Bonus. Voraussetzung: Ausweichen.

Das Kapitel stellt sicherlich eine gute Alternative da, um einen Kleriker individueller zu gestalten, aber im Ganzen gesehen, wäre eine deutlichere Abspaltung von den Talenten nicht schlecht gewesen.

VI: Magie: Mystische Speisen:

Das Elfenvolk ist voller Wunder und Magie, so lautet zumindest die Begründung, warum Elfen über magische Speisen verfügen, die gewisse Effekte hervorrufen, Tränken nicht ganz unähnlich. Eine alternative Möglichkeit an magische Verstärkungen heranzukommen und vom altbekannten Zaubertrank abzulenken. Inwiefern es nötig ist z.B. einen Knödel auszuarbeiten, der +2 auf ein Attribut bringt, sei dahingestellt. Die Beispiele haben alle die Wirkung bestimmter Tränke oder Schriftrollen.

Neue Ideen und Effekte fehlen leider völlig. Natürlich lassen sich die Speisen problemlos ins Spiel einbauen, aber es ist leider einfach nicht nötig.

VII: Gesellschaft: Sucher des Glanzes:

Die zwei Seiten dieses Kapitels sind einer neuen Prestigeklasse für Elfen gewidmet, dem Sucher des Glanzes, einer fünfstufigen Prestigeklasse. Was sich erst einmal ein wenig wie ein alternativer Name für Gollum anhört, entpuppt sich als interessante Abwechslung. Der Sucher des Glanzes stellt eine Kombination von Barde, Druide und einem Hauch von Mystik da, zusammen mit der Theorie der Wiedergeburt des Buddhismus. Dass die Prestigeklasse lediglich fünf Stufen hat, wirkt zwar auf den ersten Blick etwas unfertig, doch auf den zweiten Blick stellt sich heraus, dass der Sucher weder überflüssig noch DIE Prestigeklasse schlechthin ist. Er ist einfach eine interessante Ergänzung und Möglichkeit seinen Charakter etwas mehr Würze und Tiefgang zu verleihen. Außerdem vermittelt er dieselbe Nachricht wie eigentlich das ganze Buch. Elfen sind vielschichtig und vielseitig. Sie lassen sich nicht in Schubladen stecken und sind immer für eine Überraschung, die einfach typisch elfisch ist, gut. Der Sucher nennt die guten Rettungswürfe eines Klerikers und dessen GaB. sein eigen, erhält jedoch keine Zauberprogressionssteigerung. Anhand der Voraussetzungen der Prestigeklasse wird schnell klar, dass es sich nicht um eine Prestigeklasse für bestimmte Klassen handelt, sondern mehr eine Möglichkeit für alle Klassen. Es erinnert außerdem ein wenig an den Satz über Barden: Sie können alles, aber nichts davon richtig. Ähnlich ist es bei dem Sucher des Glanzes.

VIII: Persönlichkeit: Königin Telandia Edasseril:

Das letzte Kapitel ist in vielerlei Hinsicht ein Augenschmankerl. Zum einen wird sowohl das Wesen als auch die Bewegründe der Elfenkönigin behandelt. Die Beschreibung ihres Aussehens und ihrer Bewegründe ist detailiert und sehr passend für eine Elfenkönigin. Wie so oft finden sich auf fast anderthalb Seiten ihre komplett ausgearbeiteten Spielwerte/Zauber/Besonderen Fähigkeiten etc. In einem Seitenbalken wird nochmal gesondert auf ihre Krone und deren Fähigkeiten eingegangen. Alles in allem ein sehr gelungenes Kapitel.

Fazit:

Was mir sofort schwerwiegend aufgefallen ist: Die einzelnen Kapitel werden im Buch nicht nochmal mit ihrer Überschrift voneinander separiert. Lediglich ein Schriftzug am Anfang des Kapitels quer am Rand des Buches, in unmöglichem Grün, trennt die Kapitel voneinander. Dadurch weiß man eigentlich fast nie, was man gerade für ein Kapitel liest und man muss ständig nach vorne ins Inhaltsverzeichnis blättern, um die Seite zu suchen, bei der das Kapitel anfängt. Zugegeben, bei einem Band dieser Größe kann das vernachlässigbar sein, ich persönlich empfand es aber extrem störend, da ein einfaches Durchblättern eben nicht möglich war. Einem Spielleiter der viel Geduld hat, sei es zu empfehlen, allerdings sollte dieser sich das Buch besser auf Englisch zulegen und hoffen, dass der Satzbau und die Formulierungen da besser sind. Natürlich hätte ich mir an einigen Stellen mehr und vor allem detailliertere Informationen gewünscht, aber das hat man ja eigentlich immer bei Quellenbänden. Unter dem Strich stellt sich heraus, dass der Band sowohl erfahrene als auch unerfahrene Spielleiter anspricht und auch in seinem ganzen Umfang für Elfenspieler eine empfehlenswerte Lektüre darstellt, die Textführung mag zwar, wie bereits erwähnt, etwas gewöhnungsbedürftig sein, doch die 11,95€ sind für alle Parteien gut angelegt.