Links zur Rezension Inhalt:(Vorsicht Spoiler!!!)Ohne Umwege springt Gloris direkt in die Handlung, die am Ende des ersten Bandes unterbrochen wurde und setzt sie fort, als ob keine sechs Monate zwischen den Veröffentlichungen gelegen hätten. So wird zunächst die mysteriöse Hintergrundgeschichte des Hugo Beyle aufgedeckt. Und schon kurz darauf stellen Flora, Hugo und Auguste Dupin fest, dass sie unter Zeitdruck stehen, denn Hugos Leben ist bedroht. Also machen sich am nächsten Morgen Flora und Hugo auf, hinter das Geheimnis von Hugos gestohlener Uhr zu kommen, die ihm bisher ein unsterbliches Leben gewährte. Schon bald entdecken sie, dass Hugo wohl die ganze Zeit den Stein der Weisen in seiner Uhr herumtrug. Währenddessen sucht Auguste Dupin, zusammen mit Inspektor Nimber, den verschwundenen Hauptverdächtigen im Fall des entführten Mediums. In der ramponierten Wohnung des Verdächtigen finden die beiden auch jede Menge Hinweise, aber nicht den Bewohner selbst. Leider laufen die Ermittler dabei auch den Männern von Maldoror in die Arme, dem Führer des organisierten Verbrechens in Paris. Dieser versucht sich mit Dupin zu verbünden, um so den Verräter in seinen eigenen Reihen aufzuspüren, von dem er weiß, dass er auch der Entführer des verschwundenen Mediums ist. Aber Dupin ist ein Mann mit Prinzipien und weigert sich vehement. Da Dupin gezwungenermaßen lange nicht zurückkehrt, kommt Flora an die Gelegenheit, den Hauptverdächtigen zu vernehmen. Doch bevor sie etwas Sinnvolles aus ihm herausbekommen kann, wird er vom Geist Javert ermordet. Er versucht es auch bei Flora, doch sie erhält unerwartet Hilfe von einer Voodoo-Hexe namens Madame Neige, die von ihr im Gegenzug verlangt, für sie den Geist Javert zu vernichten, denn wie sie Flora eröffnet, ist auch sie ein Medium. Während sich Flora und Hugo also auf den Weg machen, den Geist zu finden und zu vernichten, suchen Dupin und Nimber, nun wieder freigelassen, nach dem Auftraggeber ihres toten Verdächtigen und dem Entführungsopfer. Nach ermüdender Suche schaffen sie es sogar, das entführte Medium zu finden, laufen jedoch abermals in eine Falle. Diesmal jedoch von Johnny dem Roastbeef, der hinter allem steckt. Dieser wollte den Stein der Weisen für sich haben, um sich so von Maldoror lossagen zu können. Im letzten Moment taucht jedoch Flora mit Verstärkung auf und kann Dupin vor seiner Ermordung bewahren. Als dieser aber erfahren muss, dass er von Maldorors Leuten befreit wurde, entsteht ein heftiger Streit zwischen ihm und seiner Schülerin, der zum Bruch der Beziehung führt und so gründet sie mit Hugo als Teilhaber eine eigene Agentur mit dem Namen „Pik As“.
Schreibstil & Artwork:Während man in Pik As 1 noch von einer Spur Fantasy reden konnte, kann man diesen Standpunkt im zweiten Band nicht mehr halten. Der Grad an fantastischen Elementen wird erheblich gesteigert, so dass die Reihe den Untertitel „Die fantastische Detektei“ auch wirklich verdient hat. Voodoo, Geister und Freimaurer, all diese Elemente und mehr bindet der Autor Thierry Gloris ein. Aber auch an den Charakteren hat Gloris gearbeitet. Man erfährt einiges aus der Vergangenheit von Hugo und Flora. Dupin bekommt ebenfalls einen tieferen Charakter. Gloris schafft es, den Riss, der sich langsam durch die Beziehung von Dupin und Flora zieht, gekonnt anzudeuten und schließlich zum Bruch am Ende zu führen, ohne es konstruiert wirken zu lassen. Außerdem ist es eine interessante Wendung, dass einige, die man im ersten Band noch als unbedeutende Nebendarsteller abstempeln konnte, plötzlich zu Hauptrollen mutieren und einen deutlichen Einfluss auf die Handlung ausüben. So zum Beispiel Johnny das Roastbeef oder auch Vautrin. Der Zeichner Jacques Lamontagne führt ebenfalls seine grandiose Arbeit fort und greift zu interessanten Stilmitteln. So verwendet er als Eingangspanel seine eigene Variante des Gemäldes „La Liberté guidant le peuple“, in das er geschickt Hugo Beyle einbaut. Auch schafft er es immer noch ausdrucksstarke, detailreiche und realistische Bilder zu zeichnen, bei denen selbst die unwichtigen Dinge und Nebensächlichkeiten nicht verloren gehen, ohne die Hauptakteure im Panel aus dem Blick zu verlieren. So schafft er es immer wieder den Leser nicht vergessen zu lassen: Die Welt dreht sich nicht nur um die Hauptpersonen.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungPik As kommt im übergroßen Albumformat, wie die meisten Comics bei Splitter. Extras gibt es leider wieder keine. Die Übersetzung von Tanja Krämling ist sehr gelungen und lässt sich einwandfrei lesen. Besonders hoch ist ihr anzurechnen, den Text aus „Les Misérables“ nicht übersetzt zu haben, wie einige Übersetzer es blindwütig getan hätten, sondern im Original hat stehen lassen.
Fazit:Süßes Laster ist mindestens so gut gelungen, wie der Vorgänger Die Parapsychologin. Die Charaktere werden weiterentwickelt, erfahren größere Tiefe und einige interessante Wendungen wurden eingebaut. Sehr gelungen sind die Anspielungen an historische Geschehnisse oder künstlerische Werke. So lautet Hugos richtiger Name „Gavroche“, wobei der Text der Rolle Gavroches aus dem Musical „Les Misérables“ passend zur Enthüllung dieser Tatsache zitiert wird. Und am Ende des Bandes erfährt man von der Verwandtschaft Floras mit einem gewissen englischen Ermittler aus der Baker Street. Der Band schließt die Geschichte, die im ersten Band begonnen wurde, auf elegante Weise ab und wem der erste Band gefiel, muss bei diesem zugreifen. Allen, die noch nicht in diese Reihe hineingeschaut haben, sollten das tunlichst nachholen. Sonst verpasst man so einiges. Ich jedenfalls hoffe auf eine baldige Fortsetzung mit einem zweiten Fall.
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