Links zur Rezension Inhalt:Im Jahre 1862 tobt in Nordamerika der Sezessionskrieg mit seinen erbarmungslosen Kämpfen und etlichen Kriegsschauplätzen. Auch wenn die Streitkräfte der Union den Großteil der südwestlichen Gebiete kontrollieren, so bleibt doch Texas dem Süden zugeneigt. Mit dem charismatischen Brigade-General H. H. Silby an der Spitze seiner Truppen, war man davon überzeugt den gesamten Südwesten für die Konföderation zu erobern.
Der Kopfgeldjäger Wanted und das Halbblut Yaqui Jed sind weiterhin gemeinsam unterwegs, doch Wanted zieht es nicht unbedingt nach Taos und so macht er alleine einen Abstecher nach Hispaniola. Dem Sheriff von Hispaniola muss er unversehens helfen, als die Stadt von einer Bande marodierender Soldaten angegriffen wird, wobei Yaqui Jed, der ihm heimlich nach Hispaniola gefolgt ist, Wanted in einer brenzligen Situation sogar das Leben rettet. Von einem der gefangenen Soldaten erfährt der Sheriff von den weiteren Angriffsplänen der Rebellen und bittet seinen Freund Wanted nach Taos zu reiten, um dort Colonel Carson eine Botschaft zu überbringen, die diesen über die Pläne der Rebellen informiert. Nur widerwillig nimmt Wanted diesen Freundschaftsdienst für den Sheriff von Hispaniola an und macht sich mit Jed auf den Weg nach Taos, wo sie auch einen der Bull-Brüder vermuten.
Carson ist bestürzt über die neuen Erkenntnisse, welche Wanted ihm über die Rebellen mitteilt. Große Teile seiner Truppen sind zurzeit im Navajo-Canyon unterwegs und so macht er sich mit einem Teil seiner Männer auf den Weg nach Santa-Fé. Während dessen erhält Jed den Auftrag Hauptmann Stilwell und seine Männer im Canyon aufzuspüren und ihnen den Befehl mitzuteilen, sich unverzüglich auf den Weg nach Santa-Fé zu machen.
Während Wanted unverhofft an der Seite von Colonel Carson in den Bürgerkrieg hineingezogen wird, erlebt Yaqui Jed den Kampf der konföderierten Truppen, der sich auch gegen die Navajos richtet. Aber auch die Suche nach den Bull-Brüdern scheint nach anfänglichen Schwierigkeiten überraschend Erfolg zu haben.
Schreibstil & Artwork:Georges Ramaïoli, der später sowohl als Zeichner, wie auch als Szenarist unter seinem Pseudonym „Simon Rocca“ Bekanntheit erlangt hat, wurde am 26.06.1945 in Frankreich geboren. Seine Leidenschaft für Comics begann er aber erst spät richtig auszuleben und so arbeitete er ab 1974 für verschiedene Magazine und zeichnete unter anderem auch eine Kurzgeschichte für Jean Giraud. 1980 entstand die SF-Reihe „Mado et Maildur“, mehrere Kurzgeschichten folgten und 1987 begann er mit René Durand die Reihe „Zoulouland“, deren erster Band in Deutschland unter dem Titel „Zululand – Volk des Himmels“ erschien. 1989 arbeitete er als Zeichner zusammen mit dem überaus umtriebigen Szenaristen François Corteggiani und illustrierte dessen historische Saga „L'Horus de Néken“. Es entstanden später unter anderem mit Jean-Yves Mitton die Reihe „Vae Victis“ oder aber auch mit Christophe Bec „Princesse Rouge“. Gemeinsam mit Thierry Girod entstand ab 1995 die Reihe „Wanted“.
Vor dem Hintergrund der Geschehnisse des amerikanischen Bürgerkrieges, führt Rocca seine Geschichte um die ungleichen Akteure Wanted und dem Halbblut Yaqui Jed weiter. Nach wie vor ist sich Wanted unschlüssig, ob er Jed bei der Suche nach den verbliebenen beiden Bull-Brüdern weiterhin helfen soll, doch unversehens entpuppt sich Jed als Lebensretter von Wanted und so bleibt dem wortkargen Kopfgeldjäger kaum etwas anderes übrig, als das etwas unbeholfene und weiterhin auf Rache sinnenden Halbblut zu unterstützen. Der Handlungsfaden teilt sich allerdings, da sich Jed als vermeintlicher Späher auf den Weg in das Land der Navajos macht, um dort Hauptmann Stilmann zu finden, während Wanted mit Colonel Carson auf dem Weg nach Santa-Fé ist. Beide erleben auf ganz eigene Art und Weise die Wirren und die Gewalttätigkeit des Krieges, wobei es aber sicherlich an dem Charakter von Jed ist, einen Teil seiner Rache zu bekommen.
Thierry Girod wurde 1961 in Haute-Savoie in Frankreich geboren. Nach seinem Kunststudium in Lyon und Annecy arbeitete er als Illustrator und Werbezeichner, bevor er seine Karriere im Comicbereich begann. Gemeinsam mit Laurent Tamanini entstand die Reihe „Franck Blakmail“, die für den Verlag Agorma entstand. Mitte der Neunziger Jahre begann Girod die Reihe „Wanted“ für Soleil zu zeichnen, die nach den Szenarios von Simon Rocca entstand. Im Jahr 2006 übernahm er dann bei Soleil die Arbeit als Zeichner für die Western-Reihe „Durango“, während sich Yves Swolfs als Zeichner zurückzog und sich nur noch für die Szenarien verantwortlich zeigte.
Weiterhin überzeugt Girod bei „Wanted“ durch seinen überaus realistisch gehaltenen Zeichnungen, die mit einem gelungenen Detailreichtum aufwarten können und mit ihrem Stil den Leser unwillkürlich an Reihen wie „Comanche“ oder „Blueberry“ erinnern. War der Aufbau der Panels im ersten Band noch recht klassisch, so zeigt sich Girod im zweiten Band etwas experimentierfreudiger und präsentiert einen fortgeschrittenen Bildaufbau. Durch zum Teil hochgestellte, großformatige, ineinander verschachtelte Bilder, oder Figuren die aus Bildern herausragen und/oder in andere hineinreichen gelingt ihm eine Bildaufteilung, die dem Leser das Gefühl einer direkteren Beteiligung vermittelt.
Positiv hervorzuheben sind auch die zeichnerische Darstellung der unterschiedlichen Charaktere, von denen es in diesem Band wiederum eine ganze Menge gibt: Hier stimmen (mit einigen kleinen Ausnahmen) Gesichtsausdruck, Schattierungen und Bewegungen, die den zahlreich auftretenden Akteuren ein hohes Maß an Authentizität verleihen.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Die Qualität bietet beim Splitter Verlag keinen Grund zur Kritik: Die Heftung des großformatigen Albums ist einwandfrei, ebenso wie das Druckbild und die sonstige Verarbeitung keinerlei Mängel aufweisen. Dass es sich selbstverständlich um ein Hardcover handelt, sei hier nur am Rande erwähnt. Die gelungene Übersetzung aus dem französischen stammt von Tanja Krämling und als kleines Extra gibt es für den Leser noch das Cover für die Neuillustration der Zweitauflage des französischen Verlages Soleil aus dem Jahr 1999.
Fazit:Ich hatte Rocca eigentlich dafür gelobt mit der Figur des wortkargen Wanted einen Charakter zu präsentieren, der eine ganze Menge Potential besitzt um vom vermeintlicher „Fiesling“ zum Sympathieträger zu werden, doch leider verliert sich das Szenario mit seinem geteilten Handlungsfaden und dem Blick auf den Bürgerkrieg zu sehr, als das man Dynamik oder Tiefgang spüren könnte. Sehr bedauerlich, hätte ich doch bei dem weiterhin bestehenden Spannungsverhältnis der beiden Protagonisten etwas mehr erwartet.
Dennoch ist die klassische Western-Mischung mit ihren Elementen aus Rache, Vergeltung, Recht und Gerechtigkeit, Leben und Tod insgesamt recht gut arrangiert, so dass man Rocca einige Schnitzer in seinem Szenario nachsieht. In einigen Bereichen verzichtet das Szenario auch auf unnötige Beschönigungen des „Wilden Westens“ und zeigt in teilseindringlichen Bildern und Dialogen die brutale Alltäglichkeit von Gewalt und den harten Kampf ums Überleben in einer Gesellschaft, die oftmals weit entfernt von einer geordneten Zivilisation scheint.
So dürfte auch dieser zweite Band der Reihe unterm Strick kein epochales Werk des Genres sein, wer das Klischee des harten, gerechten aber auch einsamen Western-Helden mag, wird hier sicherlich voll auf seine Kosten kommen, da er ein stellenweise spannendes Szenario mit einigen guten Zeichnungen bekommt.
Es bleibt allerdings abzuwarten, wie die beiden Akteure wieder zueinander finden und ob sie in den nächsten Bänden der Reihe noch etwas mehr Charaktertiefe erhalten, da die Nutzung von zahlreichen Klischees mit geschichtlich genauen Versatzstücken alleine für den ambitionierten Leser auf Dauer etwas zu wenig sein dürfte. Insgesamt ein gelungener zweiter Band der Reihe, auf dessen weitere Entwicklung ich auf jeden Fall gespannt bin.
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