Sharner Kobold Sharner Kobold

 

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Berge des Wahnsinns 2 - Die geheimnisvolle Stadt
Bewertung:
(4.5)
Von: AlexH
Alias: AlexH
Am: 15.09.2011
Autor:Charles und Janyce Engan (mit Blum, Goodrich, Anderson, Anderson, lay, Montanaro, Moll, Hodge, Hill, Carmagno, Rohrer und Winston)
Übersetzer:Robert Maier
Typ:Kampagnenband mit Abenteuer, Hintergründen und Regelerweiterungen und umfangreic
System:Cthulhu
Setting:1930er Nordamerika und Antarktis
VerlagPegasus Press
ISBN/ASIN:978-3-939794-85-1
Inhalt:303 Seiten Hardcover
Preis:39,95 EUR
Sprache:Deutsch

Aufmachung und Layout

Das Buch kommt als massives Hardcover daher, bietet den gewohnten Cthulhu-Schriftzug und das BdW-Logo sowie ein stimmungsvolles Bild der Erkundung einer vereisten Ruinenstadt auf dem Cover. In der Umschlaginnenseite vorne findet sich das doppelseitige, komplette Cover von Band 1 als Farbdruck, die Umschlaginnenseite hinten hat farbige Kopiervorlagen für Investigatoren-Papp-Aufsteller, „Schatten“ und Gelände, die für ein Mini-Spiel in einem der Zusatz-Szenarien benötigt werden. (Anm.: Als fertige Papptafel ist dies auch in dem Kampagnen-Pack von Pegasus enthalten)

 

Innen ist der Band schwarz-weiß und in Graustufen gehalten, besticht durch eine gute Papierqualität und sauberen Druck. Zahlreiche Fotos und Bildtafeln, Karten und Illustrationen durchziehen den Band, kurz: das gewohnt gute Pegasus-Layout! Einziger Haken, wie bei Band 1 auch, ist die Tatsache, dass man sich für einen grauen, an altes Papier erinnernden Hintergrund, für sämtliche Seiten entschieden hat. Dies hat zur Folge, dass dort, wo das Hintergrundbild dunkel wird, der Kontrast zur –eher kleinen- Schrift es schwierig macht, zu lesen. Eine gute Lichtquelle sei daher empfohlen.

 

Inhalt

Nahtlos an Band 1 anschließend erfahren wir mehr über die drei Expeditionen in die Antarktis. Die Spieler sind Teilnehmer der Starkweather-Moore-Expedition (SME), Konkurrenz gibt es von der Acacia-Lexington-Expedition (ALE) und im Verlauf des Bandes auch von der deutschen Barsmeier-Falken-Expedition (BFE), die auf den Spuren E. A. Poes wandelt. Inhaltlich gliedert sich das Buch in den Abenteuerteil und den Anhang, wobei zwischen Abenteuer- und Handlungschronologie und Quellen/Hintergrundkapiteln mitunter recht häufig gewechselt wird. Dies hat unweigerlich zur Folge, dass man häufig zwischen den Kapiteln hin- und herblättern muss, beispielsweise, um einen Blick in die Karte oder die Ortsbeschreibung an ganz anderer Stelle zu werfen. Möglicherweise hätte man hier den Aufbau deutlicher kennzeichnen können, insgesamt liest es sich nicht flüssig.

 

Abenteuer/Plot

(Vorsicht Spoiler!!!)

Es geschah in helllichter Nacht ist das erste Kapitel und beschreibt einen Zwischenfall bei der konkurrierenden Lexington-Expedition, woraufhin Starkweather und die Charaktere zu Hilfe eilen. Das Zusammentreffen der beiden Expeditionen sorgt für viele neue Bekanntschaften und fordert dem SL einiges an NPC-Management-Künsten ab, wobei die Darstellung der lebensfeindlichen Antarktis nicht vergessen werden darf. Beide Expeditionen suchen im Anschluss daran gemeinsam Das Lake Lager wo man nach langem Flug und harter Landung vor den Resten der ersten Expedition der Miskatonic University steht. In Das Lake Lager: Landung muss sodann ein neues Lager aufgeschlagen werden, die Claims zwischen ALE und SME abgesteckt werden und erste Untersuchungen vorgenommen werden. Nun heißt es Einleben und ausgraben und in der unwirtlichen Welt versuchen, herauszufinden, was der Vorgängerexpedition widerfahren ist. Während in diesem Kapitel die Chronologie der nächsten Tage beschrieben wird und nach und nach erstaunliche Funde ans Tageslicht kommen, können sich die Spieler relativ frei bewegen und sich Das Lake-Lager: Aus nächster Nähe betrachten. In diesem Kapitel werden die einzelnen Örtlichkeiten beschrieben, die die Charaktere ausgraben können. Neben dem Lager selbst und einigen Grabhügeln (die auch in Lovecraft’s Buch beschrieben werden) wird auch das Höhlensystem, welches sich in kurzer Distanz befindet ausführlich beschrieben, obwohl zum Ende des Bandes ein ganzes Kapitel sich erneut mit der antarktischen Unterwelt befasst. Ein kurzer Verweis hätte hier m. E. genügt, da abzusehen ist, dass die Charaktere sich wohl nur um die Höhlen kümmern werden, in denen auch die Vorgängerexpedition tätig war. Zumal erst am Ende des Kapitels Einleben und Ausgraben die Bohrmannschaft den Zugang zur Höhle freilegt und zuvor nur Zeit bleibt, um einen kleinen Bruchteil des eigentlichen Lake-Lagers auszugraben, wo genügend Geheimnisse warten, entdeckt zu werden. Insgesamt wirkt dieser Quellen-„Einschub“ mitten zwischen zwei Handlungskapiteln eher leseflusshemmend und holt den SL, der das Buch zum ersten Male durchliest völlig aus der Handlung heraus, zumal auf Orte eingegangen wird, die nach Möglichkeit erst später in der Handlung entdeckt werden sollten.

 

Doch bevor man das Lager völlig erkundet hat, kommt es nach einigen Tagen bereits zu einem Gleichgewicht der Kräfte als ein Expeditionstrupp der BFE mit drei Flugzeugen am Lake-Lager eintrifft. Schnell arrangieren sich die drei Expeditionen und unterstützen sich –Forscherehrenwort!- gegenseitig. Die Ausgrabungen gehen nun im „Mehrschichtbetrieb“ wesentlich zügiger von statten und die Forscher statten sich gegenseitig mit den Erkenntnissen aus, die man während der Ruhephasen der anderen Expeditionen gewonnen hat. Die Expeditionsleiter tauschen vertrauliche Informationen aus, die einen neuen Blickwinkel auf viele der Entdeckungen ermöglichen. Man entscheidet sich daraufhin –ALE und BFE im Team gemeinsam- und die SME alleine, einen Blick

Jenseits der Berge die unweit des Lagers in ungeahnte Höhen emporragen zu wagen. Der Flug über die Berge stellt sicherlich einen Höhepunkt der Kampagne dar und es wird in diesem Kapitel detailliert geschildert, was die SC auf dem Flug sehen, hören, riechen, fühlen und wie sich das Ganze auf sie auswirkt, was es mit dem Flugsauerstoff (für die Höhen) auf sich hat und wie erschreckend möglicherweise der erste Anblick auf die uralte Stadt jenseits der Berge für Unbedarfte sein mag. Doch damit nicht genug, das Wetter schlägt um, an einen Rückflug ist vorerst nicht zu Denken und von dem gemeinsamen Flugzeug der ALE/BFE ist auch nirgends eine Spur… Also neues Lager suchen, aufschlagen und in dieser fremden Welt zurecht finden, in der die Winkel und Geometrie nicht zu stimmen scheinen und unvorstellbare Zeiten lang diese Stadt Zeuge unserer Welt gewesen sein muss. Doch des Nachts kommt der Nebel und mit Ihnen die Träume der Stadt. Doch die Erkundungen stellen sich äußerst schwer dar, ein Saboteur aus den eigenen Reihen schlägt zu, Wahnsinn greift um sich und zu alledem verfestigt sich das mulmige Gefühl, in dieser Stadt nicht allein zu sein… und schon scheinen erste Expeditionsteilnehmer entführt worden zu sein!

 

Ein Führer durch die Stadt lautet das nächste Kapitel und stellt insoweit ein Zäsur dar, als wiederum nicht die Handlung weiter geschildert wird, sondern nun die allgemeinen und besonderen Merkmale der Stadt erläutert werden. Zunächst erlebt man Mit fremden Blick, wie die Stadt auf Ihre Besucher wirkt, welch allgemeine Anmutung sie hat, und wie des Nachts die Träume auf die Forscher wirken könnten. Nach diesen allgemeinen, die Grundstimmung setzenden Ausführungen folgen dann im Einzelnen die möglichen Entdeckungen in der Stadt, das typische Funde katalogisieren und in dem u. a. auch das aus dem Roman bekannte Reliefwerk erläutert wird. Anschließend folgen sehr detailliert die Orte in der Stadt, die jeden auf der Karte (die sich jedoch 34 Seiten vorher findet) markierten Punkt beschreiben. Dabei werden sowohl Orte beschrieben, die die Charaktere aufgrund der Nähe zu ihrem Landeplatz bereits kennen, als auch Orte, die erst wesentlich später in der Handlung wichtig (oder überhaupt erreichbar) werden. Dieser Stadtführer insgesamt, also auch die vorgenannten 4 Kapitel, wären nach Auffassung des Rezensenten in einem Anhang besser aufgehoben gewesen. Dennoch, die zahlreichen, sehr detaillierten Ortsbeschreobungen lassen die fremdartige Atmosphäre der Stadt gut erahnen und ermöglichen dem SL, viele Textpassagen ins leitende Spiel zu übernehmen, so gut sind die Orte teilweise ausformuliert und beschrieben. Auch die Illustrationen und Karten sind passend, und so taucht man Stück für Stück in diese Stadt ein. Alle diese Orte können die Charaktere dann im nächsten Kapitel namens:

 

In einer fremden Stadt dann auch selbst erforschen. Hierin werden zudem mehrer kurze Abenteuersequenzen dargestellt, die sich je nach Fortschritt der Spieler gezielt einbinden lassen, so dass man den SC auch mal freie Bahn beim Forschen lassen kann. Es beginnt mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen in der die SC sich auf die Suche nach einem Saboteur machen, der die dringend benötigten Flugzeugteile entwendet hat, ohne die eine Rückkehr jenseits der Berge unmöglich scheint. Außerdem gilt es, verschwundene Expeditionsteilnehmer aufzuspüren und die Stadt zu durchsuchen. Ein besonderes Kapitel ist dann Eingeschlossen in der Zeit, in der die Charaktere mit Forschern der Barsmeier-Falken-Expedition zusammentreffen und in einem „Schulhaus“ eine unglaubliche Entdeckung machen, die ihnen einen ganz persönlichen und verstörenden Einblick in die Geschichte der alten Stadt und ihrer Einwohner vermittelt. Die hier gewonnenen Informationen könnten sich später als wichtig darstellen, denn auf der weiteren Suche nach dem Versteck des Saboteurs zeigt sich, dass dieser nicht nur offensichtlich geistesgestört ist, sondern ein Gefährliches Spiel spielt. In den nächtlichen Nebeln und der unfassbaren, weißen Kälte gilt es nun, Schlupfwinkel zu finden und die Flugzeugteile zu sichern. Denn bei der Wiederkehr ins Lager entdeckt man auch durch Zufall mit den Leuten der BFE Unterkünfte der ehemaligen Stadtbewohner, die seltsam genutzt anmuten und ein Eindringen darin führt dann zu Starkweathers letztem Gefecht und dem Beginn einer Verfolgungsjagd, die im dritten Teil ihren Höhepunkt finden soll.

 

All diese Sequenzen sind ein grober chronologischer Ablauf, das sich anschließende Kapitel Der Abgrund sollte jedoch parallel dazu stattfinden, und ist nur aufgrund der Thematik und des Schauplatzes hinter die vorigen Kapitel gepackt worden. Vom Abgrund erfährt man nur wenig, wenn sich Charaktere unter die Stadt begeben, doch die schon an der Oberfläche seltsamen Erscheinungen potenzieren sich hier noch mehr. Die Höhlen unter der Stadt werden für den SL übersichtlich dargestellt und die SC können sich auch einer Gruppe der BFE anschließen, um die Tiefen zu erforschen. Geht es dann tatsächlich in Die Tiefe, können sich die Charaktere auf etwas gefasst machen, denn nach einem kurzen Intermezzo landen sie geradewegs in der Menagerie der Alpträume, eingeschlossen in den kalten Tiefen. Es gilt, nicht die Orientierung in den Kavernen zu verlieren und die Schrecken dieses Labyrinths und eines sonnenlosen Ozeans zu überstehen. Hoffentlich bleiben die Charaktere geistig gesund, denn einer ihrer Begleiter ist es nicht mehr und sucht in den Tiefen die Quelle allen Lebens… und manche Charaktere werden sich plötzlich <k>erinnern</k> und im nächsten Kapitel urzeitliche Schrecken erleben und eine Flucht zurück –hoffentlich- an die Oberfläche, wo abermals die Suche weitergeht.

 

In Ergänzung der Originalkampagne bietet der Band auch Zusatzabenteuer in der Stadt. Das erste davon, Weiße Schatten, beschäftigt sich mit den Traumnebeln in der Stadt und ihren Traumfetzen, und führt dabei ein Minispiel ein, dass mit den mitgelieferten (und im Expeditionspack auf farbigen Bögen beigelegten) Spielkacheln und Minitaturen gespielt werden kann. Dies kann abwechselnd und spannend werden, wenn sich die SC darauf einlassen, es ist jedoch zu bedenken, dass die Kampagne an sich bereits schon sehr vielschichtig und komplex ist und hier noch weitere Aspekte in die Kampagne eingeführt werden. In Eine Stadt wehrt sich werden uralte Verteidigungsmechanismen der Stadt aktiviert und die SC müssen eine Möglichkeit finden, diese zu deaktivieren, damit sie sich wieder auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren können.

 

Im

Anhang

findet man die Mannschaftszusammenstellung und alle Daten und Fakten im ersten Anhang namens Die Barsmeier-Falken-Antarktisexpedition Der SL darf sich –nach den dutzenden Carakteren in Band 1- nun noch weitere 13 NSC einprägen. Es folgen Weitere Daten und Werte zu diesem Band der Kampagne, hier vor allem Kreaturenwerte im Kurzformat zum schnellen Nachschlagen, ein Neuer Zauber wird beschrieben und die Handouts beschränken sich diesmal auf Ausrüstungslisten und Beschreibungen. Im Kapitel Die Älteren Wesen und der Pharus der Älteren erfährt der SL weitere Hintergründe der Kampagne, der Sprache, der Geschichte und der speziellen, technischen Vorrichtung, die im dritten Band eine wichtige Rolle spielen wird. Kreaturen und Geschöpfe ist selbsterklrärend und vertieft die Informationen über die verschiedenen Bewohner der Stadt. Es folgt noch eine Kopiervorlage der Charakterportraits der BFE-Mitglieder.

 

 

Fazit:

Der Band ist gewaltig, die merkt man auch daran, dass ich mit der Rezension gewartet habe, bis ich auch zumindest einen ersten Blick in Band Drei werfen konnte (Rezension folgt in Kürze). Denn die Handlung verknotet sich derart komplex, der zu bespielende Handlungsort ist derart groß dimensioniert und die NSC derart vielschichtig und mit eigenen Zielen versehen, dass man bei der isolierten Lektüre von Band 2 oftmals nur erahnen kann, wo die Reise hingehen soll.

 

Der SL hat jedenfalls ein gewaltiges Stück Arbeit vor sich, und es war für die Leute bei Pegasus wohl ein Ding der Unmöglichkeit, das Buch mit seinen vielen Szenen, Sequenzen, Werten, Ortsschilderungen, Kreaturenschilderungen, geschichtlichen Hintergründen und auch noch Zusatzszenarien halbwegs nachvollziehbar zu ordnen. Deshalb gibt es hier auch nur einen Gnadenpunktabzug, denn bei allem guten Willen hätte ich eine konsequente chronologische Anordnung besser gefunden. (wobei die Charaktere jedoch relativ frei über den Fortgang der Handlung zu entscheiden haben) Selbst ohne ein Spiel zu leiten, bei der ersten Lektüre, kommt man nicht umhin, ständig zwischen den Kapiteln hin und her zu springen, zu blättern, die Karten zu suchen, etc. Gut, dass wir das Lesebändchen haben, hier braucht man es (gerne auch ein 2., 3. oder 4.) wirklich!

 

Die Kampagne nimmt im Vergleich zu Band 1 deutlich an Fahrt auf, eine actionreiche Sequenz jagt die nächste, Aktionismus und Hilflosigkeit, erschreckendes Staunen und schierer Unglaube, interessante Mitforscher (oder Gegner?), Misstrauen und ein phantastischer Handlungsort. Mehr braucht eine Kampagne eigentlich nicht wirklich. Die Zusatzszenarien sind gut und passend gewählt, und haben das Potenzial, noch mehr Abwechslung in die Kampagne zu bringen, nur: eigentlich ist diese bereits selbst für sehr(!) erfahren Spielleiter mehr als genug und er wird alle Hände voll zu tun haben, neben dem NSC und Ausrüstungsmikromanagement, der Zeitleiste, dem Agieren der anderen Expeditionen und der fortwährenden Schilderung der erschreckend fremdartigen Stadt und ihres unwirtlichen Klimas die Übersicht nicht zu verlieren. Auch wenn ich selbst kein Freund von derlei Experimenten bin, wäre dies die erste Kampagne, bei der ich über einen zweiten Spielleiter nachdenken würde.

 

Wie dem auch sei, grandiose Arbeit von Pegasus, mit leichten Abzügen bei der Lesbarkeit und der Anordnung des Stoffes innerhalb des Bandes. Wenn man sich dann durchgekämpft hat (und dank Band 3 dann auch weiß, warum) erkennt man an, dass dies die wohl ausgefeilteste und komplexeste Kampagne ist, die bislang für Chthulhu veröffentlich worden ist. Bravo.