Links zur Rezension Inhalt:Das Szenario macht seinen Anfang in der Steinzeit, als die Erde in die letzte Eiszeit eintrat und die Menschen sich mit den Wolfsrudeln um das wenige Wild stritten, das es in den verschneiten Weiten Sibiriens gab. Ora und ihr Mann Horn leben in einer kleinen Gemeinschaft von Menschen in Sibirien und versuchen, wie alle anderen ihres Stammes, ums Überleben zu kämpfen. Als Horn in den Wäldern bei der Jagd von einer Meute Wölfe getötet wird, ist die schwangere Ora auf sich alleine gestellt und bringt ihr Kind Touna auf die Welt. Nach dem Tod ihres Mannes ist sie den lüsternen und brutalen Nachstellungen des Anführers Tar-Khan ausgesetzt, der seinen Stamm zu einem anderen Ort führen will, wo es ausreichend Rentiere und Nahrung gibt. In ihrer Not unterwirft sich Ora dem gewalttätigen Tar-Khan und setzt ihr Kind in den Wäldern aus.
Viele Tausende Jahre später macht sich eine Gruppe von Wissenschaftlern auf den Weg nach Sibirien, um der Spur von Wolfmenschen zu folgen, die es in dieser Region geben soll. Ursache hierfür soll eine Mutation sein, die bei bestimmten Stämmen von Jakuten auftaucht. Zu dem Team von Wissenschaftlern gehört auch Mara, eine junge Frau, die scheinbar etwas Besonderes mit den ganzen Geschehnissen verbindet.
In wechselnden Episoden erfährt der Leser über den Auszug von Tar-Khan zu einem Ort, an dem ein Meteor sich in den Boden gebohrt hat und durch seine Wärme für eine Oase inmitten der kalten und verschneiten Landschaft sorgte. Die Jahre sind vergangen und Tar-Khan erbittet von dem Meteorit, dessen Überreste in einem Heiligtum verehrt werden, dessen Energie. Ein böses Geschehen nimmt seinen Lauf, als Tar-Khan die geheimen Kräfte aus dem All am eigenen Leib zu spüren bekommt.
Touna ist hingegen nicht in der Wildnis gestorben, sondern wurde von Wölfen großgezogen, die sie in ihr Rudel aufgenommen hatten. Und wie es das Schicksal will, treffen Touna und ihre Mutter inmitten der Wildnis nach vielen Jahren wieder aufeinander. Die Zeit der Rache kommt und Tar-Khan flüchtet in die Wälder Sibiriens, wo er schon bald eine Rotte von brutalen Kriegern anführt, die den Namen Garu angenommen hat und deren Körper von Fell bedeckt sind, die sich bei jedem Vollmond ein wenig mehr deformieren.
Unterdessen macht die Gruppe von Wissenschaftlern auf ihrer Expedition Bekanntschaft mit den Nachfahren dieser Horde und Mara stößt auf die Spur eines seltsamen Retrovirus, welches zu einer extrem schnell verlaufenden Mutation führt. Doch das ist noch längst nicht alles, da man in der Einöde von Sibirien auf die Beweise einer vermeintlichen Legende stößt.
Schreibstil & Artwork:Der italienische Szenarist Patrick Galliano wurde 1953 geboren. Nach einigen Jahren beim Fernsehen, arbeitet er ab 1984 als Journalist am „Journal de Mickey“ und an „Pif“ mit, wo er die ersten Szenarien für Comicserien schrieb. Im Jahr 1988 erschienen bei „Les Humanoides Associés“ der Band „Cia Jessica“, für das er das Szenario geschrieben hat und der von Laurent Theureau gezeichnet wurde (deutsch bei Carlsen) und der erste Band von „Roxalane“ (deutsch bei Arboris), einer heroischen Fantasy Tetralogie, die von Boro Pavlovic in Bilder umgesetzt wird. Eine weitere Serie „Le Voleur de Proxima“, mit Barthélémi als Zeichner, sollte folgen.
Mit dem Zeichner Rolland Barthélémy beginnt Galliano 2002 die erfolgreiche Serie „Lothario Grimm“. Im Jahr 2004 erschien der erste Band der Serie „Stellaire“, die er zusammen mit Sylvaine Corgiat schrieb und die von Alberto Ponticelli und Christelle Pécout gezeichnet wurde. 2006 schrieb er, wieder zusammen mit Sylvaine Corgiat für eine weitere Serie: „Nétéritès“, die bei Les Humanoides Associés erscheint, und bei der Chris Cross als Zeichner fungierte.
Auch wenn man den Eindruck hat, als hätten eigentlich nur Vampire in Comics Konjunktur, so wird man bei Galliano mit einer neuen Version des Werwolf-Mythos konfrontiert, die überaus spannend inszeniert ist. So gibt es zwei Handlungen, die sich parallel entwickeln: Zum einen der Rückblick in die Ereignisse vor 50.000 Jahren, die sich den mysteriösen Geschehnissen des Skythendorfes widmet, als auch den Blick in die Gegenwart, als sich eine wissenschaftliche Expedition nach Sibirien aufmacht, um das rätselhafte Auftauchen von Wolfskindern zu untersuchen. In einer Mischung aus subtil inszeniertem Horror (der auch mit einigen drastisch-brutalen Szenen aufwartet) und einer Gruppe von modernen Protagonisten tut sich hier eine recht angenehme Konstellation auf, die man zwar in ihren Grundzügen für etwas vorhersehbar hält, die aber bis zum Schluss mit ihren authentischen Charakteren nichts an ihrem Reiz verliert. Wie man unschwer dem Cover des Bandes entnehmen kann, dürfte Mara, eine ausgezeichnete Virologin, als Protagonisten eine gewichtige Rolle spielen – im ersten Band ist davon noch nicht viel zu merken, aber die Ausgangsbasis scheint zumindest geschaffen.
Der italienische Zeichner Mario Milano wurde am 08.09.1968 in Foggia geboren, wo er noch heute lebt und arbeitet. Nachdem er 1992 die Akademie der schönen Künste in seiner Geburtsstadt mit einem Diplom in „Scenographie“ verließ, begann er für verschiedene Comic-Fanzines zu arbeiten. Es sollte allerdings noch bis 1994 dauern, bis er seine Karriere als professioneller Comiczeichner bei dem Verlag „Sergio Bonelli Editore“ startete, wo er an der Serie „Zona X“ mitarbeitete. Von 1999 an gehörte Milano unter anderem zu den Zeichnern der Serie „Nick Raider“ und „Magico Vento“.
Sein erstes Album der Serie „Tex“ wurde 2006 veröffentlicht und im Juni 2008 erschien mit „Touna Mara“ das erste französische Album von Mario Milano bei Les Humanoides Associés, dessen Szenario von Patrick Galliano stammte und dessen zweiter Band 2009 erschien und die damit diese Mini-Serie beendete. Der erste Band der neuen Serie „La Compagnie des ténèbres“ erschien im Oktober 2010 bei Glénat und setzte die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Patrick Galliano und Mario Milano fort.
Auch wenn Mario Milano noch nicht unbedingt auf viele Erfahrungen mit großen Veröffentlichungen zurückschauen kann, so ist es doch erstaunlich, wie routiniert er seine Zeichnungen zu Papier bringt. Im Bildaufbau herrschen vornehmlich klassisch arrangierte Panels vor, doch zur Steigerung von Effekten werden hier auch moderne Arrangements eingesetzt. Seine Akteure bestechen dabei durch eine realistische Darstellung, die nicht aufgesetzt wirkt und es somit auch Vergnügen bereitet deren Handlungen zu folgen.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Wie aus dem Nichts erfolgte Mitte September 2011 die Ankündigung, dass der „All Verlag“, den einige Leser vielleicht noch aus den 80er Jahren kennen, sein kleines, aber ausgesuchtes neues Programm starten wird. So überrascht es nicht, wenn es in Sachen Qualität keinen Grund zur Besorgnis gibt, da der großformatige Hardcoverband sowohl solide verarbeitet ist, als auch ein einwandfreies Druckbild aufweist. In Sachen Ausstattung gibt es einige Informationen zum Autor Patrick Galliano als auch von Zeichner Mario Milano, ansonsten gibt es keine groß angelegten Extras. Die gelungene Übersetzung aus dem französischen stammt von Dr. Marcus Schweizer.
Für Sammler und Liebhaber exklusiver Ausgaben folgender Hinweis: Es gibt auch eine auf 222 Exemplare limitierte und nummerierte deutsche Hardcover-Luxus-Ausgabe mit Schutzumschlag und einem wunderschönen, vom Künstler signierten, sexy Druck.
Fazit:Schon seit alter Zeit ranken sich Gerüchte und Legenden um den Werwolf, der neben dem Teufel der wohl Dienstälteste „Bösewicht” ist, den unsere Welt heute kennt. So ziehen sich (weltweit) die Überlieferungen über Jahrhunderte hinweg bis in unsere heutige Zeit. Eine solche Ausgangsbasis zu nehmen, sie mit einigen exotisch-mysteriösen Geschehnissen in der jüngeren Vergangenheit unserer Erdgeschichte mit dem Aufprall eines Meteors zu garnieren und dem Forscherdrang einiger Experten zu mischen, macht unterm Strich ein recht ansprechendes und schön in Szene gesetztes Szenario aus, welches auch durch seine Bilder beeindruckt. Dieser Band ist sicherlich weit davon entfernt ein Meisterwerk zu sein, doch sein intelligenter Aufbau können letztlich doch beeindrucken, zumal am Ende dieses ersten Bandes noch alles offen ist und man als Leser wohl einige Überraschungen geboten bekommt, die man nicht unbedingt hinter dieser Geschichte vermutet hätte. Für mich eine lesenswerte Entdeckung eines überaus sympathischen Duos aus Szenarist und Zeichner, die auch mit ihrer Neuerscheinung von „La Compagnie des ténèbres“ mehr als nur einen Achtungserfolg erzielten.
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