Links zur Rezension InhaltIn einer Zeit, in der die Nordhalbkugel unserer Erde eine Eiszeit durchmacht und der Rest unter starken Ozonlöchern leidet, macht die Welt einen Wandel durch, eine harte Zeit. Es gibt eine interkontinentale Straße über 3 Kontinente, die C3C. Sie fährt rund um den Globus und verbindet Amerika, Europa und Asien miteinander. Flugzeuge sind kurz vor dem Aussterben Das was an Ozonschicht über ist, verbietet weitere Flüge in dieser Welt. Transporte laufen wieder über Meere, Schienen und eben Lastwagen.
In dieser Welt lebt Oblivia, ein kleines Mädchen, die wie ihr Bruder Tsagoi aus einer Zigeuner Familie stammt. Zigeuner sind nicht gern gesehen und gleich zu Beginn, muss der große Bruder die kleine Schwester gegen eine Bande Straßenjungs retten. Er schafft das ohne Probleme, aber mit einer übergroßen Portion Brutalität. Genau das ist auch sein Problem. Moral und Regeln akzeptiert er nicht. Er glaubt an die Freiheit der Zigeuner und daran, dass er alles erreichen kann, wenn er dafür kämpft – und das tut er im wörtlichen Sinn.
Zwölf Jahre später kommt Oblivia gebildet aus einem schweitzer Internat, um nach ihrem Bruder in den Eiswüsten des Nordens zu sehen. Sie kennt ihn nicht. All ihre Kindheitserinnerungen sind verblasst. Sie kennt nur ihre feine Schule und die Tatsache, dass ihr Bruder nicht mehr dafür zahlt. Dieser ist Trucker und muss sich mit skrupellosen Firmen und Konkurrenten herum schlagen. Auch wieder wörtlich gemeint, denn Zuschlagen kann er am besten und wie schon in der Kindheit, ohne Kompromisse. Er ist brutal, ohne jede Moral und lebt auch ohne Regeln. Die Kleine ist geschockt und siezt ihren Bruder für eine recht lange Zeit, in der sie versucht ihre Gefühle für einen überaus talentierten Schläger zu ordnen, der zwölf Jahre lang viel Geld für sie an ein Internat schickte und den sie nun als Schneestraßen-Rambo im Alltag erlebt. Natürlich hat so ein Mann Feinde und so geraten die Geschwister zusammen schnell in brandheiße Situationen im ewigen Eis – auch wieder wörtlich gemeint.
Schreibstil & ArtworkBeginnen wir mit dem Zeichner Enrico Marini. Er hat schon für den Carlsen Verlag und an einem Comic für Ehapa gearbeitet, er ist also kein Neuling. Das beweist er auch eindrucksvoll mit seinen Bildern für diesen Band. Er hat keine Skrupel vor Blut oder nackter Haut, ohne aber in einer Richtung zu stark abzudriften. Seine Farben sind stimmig, seine Figuren sehr gut und die Landschaften runden die Geschichte schon ohne Text ab. Sehr gut. Die Geschichte von Thierry Smolderen ist dagegen etwas zweifelhaft. Sie ist spannend, gibt dem Leser keine Ruhe und zeigt stimmige Charaktere. Aber ich bezweifle, – ohne jede Fachkenntnis an dieser Stelle – dass echte Roma sich mit diesem plündernden und mordenden Freizeitrambo Tsagoi, der immerhin die Hauptrolle spielt, identifizieren können. Er flucht immer wieder in fiktivem Zigeunerlatein und zeigt überhaupt keine Moral in all seinen Aktionen und seine Kontrahenten fluchen ständig über den oder die Zigeuner. Es gibt jedoch nichts, was die ganze Handlung mit Zigeunern groß verbindet. Wäre er der letzte Indianer oder einfach nur ein Mann mit einer Narbe, den sie den Narbigen nennen würden – die Geschichte würde genauso funktionieren. Es gibt noch viele Folgebände, vielleicht kommt da noch mehr. Bis jetzt ist die Geschichte reich an Kämpfen allerdings sonst eher blass. Tanja Krämling hingegen hinterlässt erneut einen sehr guten Eindruck. Ihre Übersetzungen lesen sich einfach rund und flüssig. Danke.
Qualität und AusstattungDer Band kommt im verlagsüblichen übergroßen Hardcover. Einband, Druck und Material sind toll, wie immer. Dieser Band bietet allerdings noch mehr. Auf den Innenseiten des Einbands wird mit einer Weltkarte und einem erklärenden Text der Hintergrund der Welt-Geschichte beschrieben. Im Anhang an die Geschichte gibt es viele Seiten mit Skizzen, Grafiken und einem Bericht über ein Buch, dass die Schwester des Protagonisten Jahre nach der Handlung geschrieben haben muss. Auch das ist interessant und rundet den Eindruck des Bandes positiv ab.
Fazit:Ich bin etwas gespalten, wie man diesen Comic bewerten, oder gar empfehlen soll. Technisch ist er Oberklasse, alles andere wäre unfair. Aber die Geschichte ist doch arg Geschmackssache. Der Protagonist hat seiner Schwester über Jahre hinweg ein teures Internat bezahlt. Alle anderen Eigenschaften, die er während des Bandes zeigt muss man als negativ, brutal oder hemmungslos bezeichnen. Dabei ist er ähnlich erfolgreich wie Rambo oder der Terminator, was dem Ganzen einen gewissen Rahmen verpasst, aber ich war genauso entsetzt von ihm, wie seine kleine Schwester Oblivia. Wer auf draufgängerische Action mit ordentlich Bumms und wenig Moral steht, der kann hier bedenkenlos zuschlagen. Es wird noch viele Bände dieser Reihe geben und das wäre ein gelungener Start. Wer wie ich lieber etwas rationalen Inhalt in einer Geschichte mag und möchte, dass Gangster für ihre Taten auch belangt werden, der sollte dann doch die Finger von der Reihe Gipsy lassen.
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