Links zur Rezension Der Almanach zu Ustalav von der Ulisses Spiele GmbH ist die Übersetzung des amerikanischen Originals Pathfinder Campaign Setting: Rule of Fear von Paizo Publishing. Auf 63 Seiten (Cover, Inhaltsverzeichnis, Impressum, Werbeanzeige und freigestellte Cover-Illustration nicht mitgezählt) beschreibt der Autor F. Wesley Schneider (Übersetzer Jan Enseling) die Region Ustalav der Kampagnenwelt Golarion. Zu knapp gesagt handelt es sich dabei um das schaurige Zuhause von Vampiren, Werwölfen und anderen klassischen Schrecken des Horror-Genres in der Welt des Pathfinder Rollenspiels.
Der Almanach ist in fünf Kapitel gegliedert:
Kapitel 1: Einleitung, 2 Seiten: 5/5 (fließt nicht in vollem Umfang in die Gesamtbewertung mit ein!) Das erste Kapitel des Almanachs ist nicht sonderlich umfangreich, aber sehr stimmungsvoll und durchaus erwähnenswert. Hier beschreibt der geheimnisvolle Serienmörder Dr. D. seine Taten in acht Bekennerschreiben die bei seinen Opfern über Jahrzehnte hinweg gefunden und zusammengetragen wurden. Auch der erste von vier Kästen mit der Überschrift „Regeln der Angst“. Die Kästen enthalten Vorschläge für den SL, wie er das Grauen in seinem Spiel vermitteln kann. Dieser Kasten verweist auf weitere Informationsquellen für Ustalav; allen voran der Abenteuerpfad Die Kadaverkrone.
Kapitel 2: Geschichte, 4 Seiten: 4.7/5 Wem ein Zeitstrahl zu nüchtern oder gar trist ist, wird mit diesem Kapitel wenig Freude haben und kann meine Bewertung getrost auf 3/5 herabstufen. Ich hatte jedoch Spaß an diesem kurzen Studium der Geschichte Ustalavs. Zusammenhänge lassen sich in dieser Präsentationsform sehr leicht erkennen und zurückverfolgen. Einziger Wermutstropfen war für mich der fehlende Verweis auf die Zeitalter Golarions. Allerdings muss man auch hier dem Autor zu Gute halten, dass die Gliederung des Zeitstrahls (Das Königreich Ustalav und die Zeit davor, Die Herrschaft des Wispernden Tyrannen, Das Unvergängliche Fürstentum von Ustalav) für die Beschreibung der Region durchaus Sinn macht.
Kapitel 3: Grafschaften, 28 Seiten: 4/5 Zunächst verschafft der Autor einen Überblick in „Die Länder Ustalavs“. Ustalav besteht aus 13 Grafschaften: Amaans, Ardeal, Barstoi, Caliphas, Kanterwall, Lozeri, Odranto, Sinaria, Ulcazar, Varno, Versex, Vieland, Virlych. In Kapitel 3 des Almanachs wird jedem dieser Herrschaftsgebiete eine Doppelseite gewidmet. Die erste der beiden Seiten beginnt jeweils mit einer ausführlicheren Beschreibung der Grafschaft und beleuchtet anschließend drei bis sechs „Wichtige Orte“ noch etwas genauer, während auf der zweiten Seite “Wichtige Persönlichkeiten“ vorgestellt werden. Hier werden einflussreiche oder bedeutende NSC beschrieben, sowie der Herrscher der Grafschaft beschrieben und das in diesem Format: Prinz Aduard Ordranti III (RN Mensch Adeliger 3/ Kämpfer 8). Spätestens dieses Format ist es dann auch das Zweifel daran aufkommen lässt, ob der Almanach wirklich vollkommen spielertauglich ist.
Der Autor hat es trotz des übergreifenden Grundthemas Horror geschafft jeder Grafschaft einen völlig eigenen Charakter zu verleihen. Mir persönlich haben dabei die Doppelseiten zu Barstoi (einem geknechteten Land das mit der Hilfe legitimierter Raubritter von einem interessanten Tyrannen regiert wird), Sinaria (einer Grafschaft die von der bizarren Konfrontation zweier grundverschiedener Kulturen geprägt ist) und Ulcazar (dem abgeschiedensten Herrschaftsgebiet Ustalavs mit einem streng gehüteten, uralten und tödlichen Geheimnis) am Besten gefallen.
Obwohl Ustalav ein fester Bestandteil von Golarion ist, lassen das Präsentationsformat und der Detailierungsgrad es ohne weiteres zu die einzelnen Grafschaften auch in anderen Kampagnenwelten anzusiedeln.
Die ausführlichen Beschreibungen der einzelnen Grafen und Herrscher sind gut gelungen, verschlingen aber Platz den vielleicht der eine oder andere „besser“ genutzt hätte. Denn besuchen Abenteurer eine Grafschaft so verschaen dem Spielleiter mehr Information über das Land, deutlich mehr Optionen, während er vielleicht nicht immer plant seine Spieler gleich mit dem Herrscher zu konfrontieren. Natürlich erfährt man durch die Beschreibung der NSC auch mehr über die Grafschaft, doch ist es auch generell eine Frage von Breite und Tiefe der Informationen.
Die „Regeln der Angst“ in diesem Kapitel beschäftigen sich mit „Verschwörungstheorien“.
Kapitel 4: Städte und Siedlungen, 16 Seiten: 3.7/5 Zunächst erläutert der Autor das Leben der Bewohner Ustalavs etwas genauer, bevor er sieben Städte und Siedlungen in den Grafschaften beschreibt: Ardis, Caliphas, Cesca, Drosselmoor, Karcau, Lepidstadt, Tamrivena. Die jeweiligen Informationen werden wie in Kapitel 3 auf einer Doppelseite präsentiert. Auf Seite eins folgt der allgemeinen Beschreibung der vorgestellten Siedlung ein Statistikblock im Format des Spielleiterhandbuchs, während die zweite Spalte fünf bis sieben einzelne “Orte in <der jeweiligen Siedlung>“ genauer ausleuchtet. Die zweite Seite wird vom dazugehörigen Stadtplan beherrscht, unter dem man dann “Gerüchte in <der jeweiligen Siedlung>“ nachlesen kann.
Mir persönlich haben die Doppelseiten zu Karcau (einer dekadenten Stadt in der die Kunst über alles gehoben wird, während die Ureinwohner der Region in die Kanalisation getrieben wurden) und Tamrivena (einer Festungsstadt an der Westgrenze zu den Ländern der Orks, mit rassistischer paranoider Militärregierung) am besten gefallen. Sehr schade, dass es das Format mit 63 Seiten nicht zuließ, eine Siedlung von jeder der 13 Grafschaften detaillierter zu beschreiben. So wird es wahrscheinlich für jeden ein interessantes Dorf oder eine Stadt in Ustalav geben die nicht beschrieben wird.
Die „Regeln der Angst“ in diesem Kapitel beschäftigen sich mit dem Spielen „Jenseits des Spielbretts“.
Kapitel 5: Legenden und Heimsuchungen, 12 Seiten: 3.3/5 Zunächst werden hier der Aberglaube, die Blutlinien, Herrschenden, Adeligen und Bürgerlichen Ustalavs beschrieben. Anschließend werden sieben verschiedene Geheimgesellschaften als „Verschwörungen“ vorgestellt: Die Alten Kulte, Die Anaphexia, Die Harlekin-Bruderschaft, Der Esoterische Orden des Pfalzgräfischen Auges, Die Pharasmische Buße, Die Sczarni, Der Wispernde Pfad.
Davon werden drei (Die Alten Kulte, Die Sczarni und Der Wispernde Pfad) bereits im Kampagnenband vorgestellt und obwohl es hier um ihre Rolle und Aktivitäten in Ustalav geht, enthält der Abschnitt über diese drei Organisationen wenig Neues. Zudem werden drei der Geheimgesellschaften (Die Alten Kulte, Der Esoterische Orden des Pfalzgräfischen Auges, Der Wispernde Pfad) deutlich detaillierter im Abenteuerpfad Die Kadaverkrone beschrieben. Allerdings sind alle sieben Organisationen interessant und man bekommt Lust sie in der eigenen Kampagne zu verwenden.
Danach werden neun schaurige Orte in Ustalav unter „Heimsuchungen“ beleuchtet: Bastardhall, Casnoriva, Die Furchen, Galgenkopf, Grulhall, Kalexhof, Renkirch, Das Safranhaus, Sicnaviers Nest. Die Beschreibungen dieser heimgesuchten Orte sind unterschiedlich lang, jedoch gleich aufgebaut: Name, Kurzbeschreibung, Gebieter, Bewohner Spukerscheinung und eine längere Textpassage. Zu drei Heimsuchungen (Bastardhall, Die Furchen und Das Safranhaus) wird Kartenmaterial angeboten.
Manche dieser düsteren Orte würde ich in unserer Kampagne verwenden da sie in Die Kadaverkrone erwähnt werden oder am Wegesrand zwischen den Schauplätzen der Abenteuer liegen (Sicnaviers Nest). Andere sind tatsächliche Schauplätze des Abenteuerpfades und werden dort viel ausführlicher beschrieben (bsp. Renkirch). Viele waren mir hinsichtlich ihrer Bewohner zu bunt (bsp. Das Safranhaus).
Insgesamt würde ich den Abschnitt „Heimsuchungen“ daher als durchwachsen bezeichnen, während die ersten Seiten des Kapitels vorzüglich sind.
Die „Regeln der Angst“ beschäftigen sich hier unter dem Titel „Nachtmusik“ mit dem Einsatz von Musik am Spieltisch.
Illustration: 4/5 Die Cover-Illustration von Alex Aparin ist sehr gut gelungen und vermittelt dem Betrachter unmittelbar die Atmosphäre und das Wesen Ustalavs. Wie bereits erwähnt, wird die Szene in all ihrer Pracht auf der Innenseite des Umschlags noch einmal abgebildet. Das Porträt des berüchtigten Dr. D. in der Einleitung ist ebenso hervorragend und für mich die beste Illustration im Almanach. Jedes Kapitel öffnet mit einer stimmungsvollen Illustration die ich von gut bis befriedigend einstufe.
Die NSC-Porträts der 13 Herrscher Ustalavs sind ausnahmslos gut gelungen, während die Stadtpläne im Kapitel danach für mich auf den ersten Blick ganz ansehnlich sind, jedoch auf den zweiten sehr unrealistisch (wenn man das im phantastischen Kontext anbringen darf). Dichte und Wachstum der Siedlungen und Städte vermitteln mir nicht die passenden Analogien und besitzen nicht die Qualitäten die ich von den jeweiligen Schauplätzen erwarte. Vielleicht bin ich da aber auch zu stark vorbelastet (siehe weiter unten). Das Kartenmaterial in Kapitel 5 ist wie die übrige Information zu den heimgesuchten Orten durchwachsen.
Dagegen ist Lazzarettis Karte von Ustalav auf der Innenseite des Einbandes wieder hervorragend. Sie ist deutlich detaillierter im Vergleich zu der im Kampagnenband und macht Lust das nebelverhangene Land zu erkunden!
Layout: 4.3/5 Der Text ist übersichtlich gesetzt und besitzt eine angenehme Schriftgröße, während die Typographie und Farben nicht nur gut lesbar sind sondern bereits die Atmosphäre Ustalavs vermitteln. Die Fassung der einzelnen Seiten mit schweren, dunklen Rahmen und die elaborierten Felder für Kapitelnummerierung und Seitenzahl, halte ich für den Druck der digitalen Version des Quellenbandes für unvorteilhaft. Diese ornamentalen Elemente passen jedoch sehr gut zu dem Genre Fantasy. Das Hinterlegen der Umschlagrückseite mit der Cover-Illustration halte ich schlichtweg für ein Unding.
Materialisierung: 3.3/5 Der Druck ist gut. Text und Illustrationen sind nicht zu dunkel oder milchig. Insbesondere die Illustrationen besitzen einen guten Kontrastwert.
Das Papier besitzt eine glatte, reflektierende Oberfläche und ist relativ leicht. Bei mehrmaligem Blättern bilden sich so sehr schnell Spuren der Nutzung. Der Umschlag ist außen beschichtet, während die Innenseite matt und rauer ist.
Die Bindung ist nicht sehr stabil, da sich bei mir nach dreimaligen öffnen des Quellenbandes bereits die ersten Seiten lösten. So lange sie aber im Softcover bleiben, habe ich damit kein ernsthafteres Problem.
Ich mag es, wenn man einem Buch ansieht, dass es gelesen oder genutzt wird. Andere mögen das vielleicht nicht.
-Fazit-, Gesamtbewertung: 4/5Ich bin mit dem Aufbau des Quellenbandes gut zurechtgekommen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Verteilung der Informationen zu einer Grafschaft auf verschiedene Kapitel (Kapitel 3: Grafschaft, Kapitel 4: Städte und Siedlungen und Kapitel 5: Heimsuchungen) nicht jedem liegt. Die Kästen mit der Überschrift „Regeln der Angst“ sind mit Sicherheit eine Bereicherung, richten sich aber in erster Linie an SL-Anfänger, da Fortgeschrittene die vier Ratschläge wahrscheinlich bereits beherzigen oder zumindest beachtet haben.
Für die häufigen Flüchtigkeitsfehler in Satzbau und Grammatik ziehe ich einen ganzen Punkt von der Gesamtbewertung ab. Da ich jedoch weiß in welchem Kontext das amerikanische Original und insbesondere die deutsche Übersetzung entstanden ist, lege ich auf die Gesamtbewertung einen ganzen Punkt für den Enthusiasmus an der Sache und den Dienst an der deutschen Community. Die Verwendung langer, verschachtelter Sätze hätte in jedem Fall deutlich geringer ausfallen können.
Spielern und vor allem Spielleitern der Kampagne Die Kadaverkrone kann ich den Almanach zu Ustalav nur empfehlen! Der Quellenband bietet aber auch anderen Horrorkampagnen Beispiele, Schauplätze und einen Hintergrund der nicht nur Facettenreichtum, sondern auch Tiefe besitzt.
Rechnerisch wäre ich auf eine Gesamtbewertung von 3.9 gekommen. Aufgrund der stimmungsvollen Einleitung (die nicht als vollwertiges Kapitel gewertet wurde) bewerte ich den Almanach zu Ustalav mit Gesamtnote 4.0.
Für mich ist es immer von Interesse von wem ich etwas lese, ganz besonders wenn es mir um sein Urteil geht. Als Rezensent möchte ich mich daher kurz vorstellen:
Seit 14 Jahren spiele ich nun das beliebteste Rollenspiel aller Zeiten. Mit der Second Edition angefangen habe ich mich über 3.0, 3.5 bis zu Pathfinder der inoffiziellen 3.75 vorgearbeitet. Vor knappen acht Jahren habe ich begonnen mich auch für fernöstliche Kampfkünste zu interessieren und lerne seitdem bei verschiedenen Lehrern und Meistern. Das unsichtbare M.A. vor Mhyr steht für Master of Arts in Architecture.
Tintenteufel hieß das Flugblatt in einer unserer ersten Kampagnen auf Golarion und berichtet nun als Blog über die aktuellen Ereignisse auf unserem Spieltisch.
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