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Kadaverkrone 3 - Zerbrochener Mond
Bewertung:
(3.9)
Von: Patrick Kropp
Alias: Pestbeule
Am: 31.01.2012
Autor:Tim Hitchcock
Übersetzer:Jan Enseling, Ulrich-Alexander Schmidt
Typ:Abenteuer
System:Pathfinder
Setting:Golarion
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-173-7
Inhalt:96 Seiten, Softcover
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Der dritte Teil der Geschichte um die Kadaverkrone führt unsere Helden nach Lozeri, genauer gesagt, dem Schauderholz. Dort nehmen sie erneut die Spuren des Wispernden Pfades auf, der hier seine Machenschaften treibt (oder besser: getrieben hat).Wie immer ist der Band in Vorwort, das Abenteuer „Zerbrochener Mond“ und ergänzende Artikel aufgeteilt. Bei diesen handelt es sich dieses mal um einen aufschlussreichen Artikel über den Wispernden Pfad, die Lebensweise der Lykantrophen, die Fortsetzung der Kurzgeschichte und dem Bestiarium. Außerdem gibt es natürlich wie immer die Vorschau auf den nächsten Band sowie die OGL (muss ja). Auch in diesem Band hat uns der Layouter von Ulisses Spiele wieder ein paar zusätzliche Karten beschert – für Spieler geeignet, also ohne Beschriftungen. Das Cover wurde von Dave Rapoza gestaltet und ist im Innenteil ohne den NSC im Vordergrund – also in ganzer Pracht - zu bewundern. Für mich einer der besten Zeichner, die Paizo in ihren Werken aufzubieten haben. Einfach grandios. Schade, dass er ansonsten keine Illustrationen beigesteuert hat, sein düsterer Zeichenstil hätte einigen der Werwolf-NSC sicherlich gut zu Gesicht gestanden! Das Artwork in diesem Band ist bis auf die eben erwähnten Werwölfe einfach nur sehr stimmungsvoll und gelungen (meine Favoriten sind die Bilder von Estovion Lozarov, Madame Ivanja, Akrietia, die Werratte im Kapitel über Lykantrophie und die untote Braut im Bestiarium). Einzig viele der Werwolf-NSC wollen mir nicht so recht gefallen. Die meisten davon hat Mauricio Herrera gezeichnet, dessen Stil mir einfach nicht gefällt und mir zu manga- oder comichaft ist. Jedoch ist dies denke ich Geschmackssache. Bei Interesse einfach mal nach dem Künstler googeln und seine Werwolfbilder ansehen. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild machen. Was mich ebenfalls gestört hat – auf dem Cover im Vordergrund ist wie immer ein NSC zu sehen. Leider hat dieser gar keine Bedeutung für das Abenteuer – ist diese Figur doch schon tot. Jedoch kann man das Bild sicher anderweitig „verwursten“. Ich finde es zu schön, um es nicht zu benutzen!

 

Das Abenteuer Spoileralarm!

Am Ende des letzten Abenteuers wurde der Weg schon für das dieses Abenteuer geebnet. Sollten die Spieler nicht von selbst auf die Idee kommen, dem Kult des Wispernden Pfades in den Schauderholz zu folgen, so werden sie von Richterin Daramid dazu angeheuert. Diese und andere Mitglieder des Esoterischen Orden des Pfalzgräflichen Auges sehen nämlich in dem Erstarken des Kultes eine akute Bedrohung für das Land Ustalav. Die Spur des Kultes führt zu Ascanorhütte, einem Jagdschloss für Adelige. Leider dürfen nur geladene Gäste den Komfort des Schlosses genießen. An eine Einladung oder Reservierung kann man auf 3 Arten kommen: Graf Karomark stellt als ehemaliger Grad eine Einladung aus, Richterin Daramid beschafft eine Blanko-Einladung für den Orden. Die letzte im Abenteuer vorgesehene Möglichkeit ist ein toter Adeliger, welcher eine Einladung bei sich trägt. Wobei diese Option andere Probleme mit sich bringt – da die Einladung blutgetränkt ist und mehrere NSC auf dem Schloss den Adeligen kannten.

 

An der Ascanorhütte angekommen, werden die SC erstmals mit einem meiner persönlichen Höhepunkte in diesem Abenteuer konfrontiert. Den Nichtspielercharakteren. Hierbei handelt es sich nicht nur um lieblose Ansammlungen von Werten, Geschlecht und Gesinnung, sondern man bekommt als Spielleiter zahlreiche, lebendig wirkende Charaktere an die Hand. So müssen NSC ausgearbeitet sein. Danke, Herr Hitchcock! Ein jeder dieser NSC ist eine eigenständige Persönlichkeit und als SL habe ich sofort ein klares Bild im Kopf, wie ich diesen darstellen kann. Im Jagdschloss selbst besteht der Großteil der Handlung mit der Interaktion mit diesen NSC und dem Forschen in den alten Bibliothek. Schließlich will man herausfinden, ob die Anhänger des Wispernden Pfades hier waren und was sie hier wollten. Diese Nachforschungen erwecken auch das Misstrauen des Burgverwalters Estovion – der gezwungenermaßen gemeinsame Sache mit dem Wispernden Pfad machte (und selbst auch einigen Dreck am Stecken hat). Je mehr die SC herausfinden umso paranoider wird er und ergreift entsprechende Maßnahmen um die SC von ihrer Fährte abzubringen, abzulenken oder gar umzubringen. Das Ganze erinnert an einen klassischen Krimi: ein Schloss, Adelige, Bibliotheken, eine Wahrsagerin (inklusive Turmkartendeutung), geheimnisvolle Vorfälle und schließlich sogar Mord. Eine Szene erinnert sogar an das „Ding aus einer anderen Welt“: Wenn alle Anwesenden mit einer Silbergabel gestochen werden sollen – um herauszufinden ob ein Werwolf unter den Gästen ist. Als SL kann man hier sicher wunderbar Spannung aufbauen! Kämpfe gibt es in diesem Teil des Abenteuers natürlich auch – also sollte für jeden etwas dabei sein.

 

Wenn die SC herausgefunden haben, wer hinter den Angriffen steckt und wieso, wird das nächste Ziel ein Treffen mit den Werwölfen des Schauderholzes / das Aufsuchen des Mondtempels (ein Versammlungspunkt der Werwölfe) sein. Der Kult des Wispernden Pfades hat die oberste Rudelfürstin ermorden lassen, um an deren Herz zu gelangen. Dieses ist nämlich ein wichtiges Komponent bei der Herstellung der Kadaverkrone. Da keiner der anderen Rudelführer das Herz für sich beanspruchen konnte (eine Tradition welche den nächsten Rudelführer bestimmt), herrscht nun ein Blutkrieg zwischen den Rudeln. Dieser Schritt erscheint mir zumindest nicht gänzlich 100% nachvollziehbar. Nicht wenige Gruppen könnten auch auf die Idee kommen, dem Hauptgegner der ganzen Kampagne (Adivion Adrissant in Caliphas) nachzujagen – da dieser explizit in einem Handout erwähnt wird! Hier ist etwas subtile Leitung vom SL gefragt. Auf der Jagd nach dem Wispernden Pfad und dem Herz des Rudelfürsten werden die SC in diesen Bürgerkrieg zwischen den Werwölfen hineingezogen. Es gibt sogar die Möglichkeit, sich mit einem der Rudel zu verbünden. Auf jeden Fall gilt es zu verhindern, dass die Dämomenwölfe – das bösartigste aller Rudel des Schauderholzes – die Reste des Herzens in die Klauen bekommen.

 

Man findet schließlich heraus das der Kult nach Feldgrau weitergezogen ist, einer tragischen Geisterstadt in den „Furchen“, um dort eine weitere Komponente zu beschaffen (einem Schädel geformt aus dem Knochenmehl von 100 ermordeten Unschuldigen). Dort erwarten die SC nicht nur Untote und Mitglieder des Kultes, sondern auch Werwölfe, welche dem Herz hinterherjagen. Zu guter Letzt sollte es den Spielern gelingen, sich bis zu Auren Vruud – einem der Hauptdrahtzieher des Kultes seit Band 1 – vorzukämpfen und diesen zu besiegen. Leider kommen die SC zu spät (wieder mal) und die Komponenten wurden bereits fort gesandt. Immerhin erfährt man wohin: den Ort des nächsten Abenteuers nämlich (welch Überraschung): Drosselmoor. Nun erfahren sie endlich da,s was der Wispernde Pfad vorhat – durch eine Vision sowie ein vorgefundenes Schriftstück: dem Kadaverkrone-Gedicht. Gerade die Vision hat bei mir irgendwie den faden Beigeschmack, dass man nicht wusste wie man den SC sonst die erforderlichen Infos zugänglich machen sollte. Und das Gedicht wirkt leider eindeutig falsch. Ich zumindest kann mir keinen Lich vorstellen, der seine Zauberformel zur Transformation in einen Lich in einer Art Kinderreim niederschreibt. Ich kenne leider nicht das Original, aber die Übersetzung gerade dieses Gedichtes wirkt äußerst unbeholfen. Das Abenteuer ist an dieser Stelle jedoch beendet und die SC sollten nun ein klares Ziel vor Augen haben: Drosselmoor (oder eben Caliphas wie weiter oben von mir kritisiert....was aber vermieden werden sollte, da die folgenden Abenteuer dies nicht vorsehen – Railroading lässt Grüßen). Für das Abenteuer selbst vergebe ich 4,4 von 5 Punkten (wird doppelt gewichtet da – schließlich macht es den Hauptteil des Buches aus)

 

Der Wispernde Pfad

 

In diesem Kapitel nimmt Adam Daigle den Flüsternden Pfad genauer unter die Lupe. Ein sehr nützlicher Ergänzungsartikel, da der Kult schließlich den Hauptgegner der Kampagne darstellt. Hier erfahren wir mehr über die Ziele und Motive des Kultes, seine Vorgehensweisen und die Strukturierung. Leider schafft es der Autor meiner Meinung nach nicht, eine wirklich überzeugende Philosophie für den Kult zugrunde zu legen. Dass Magier oder andere Sterbliche ihre Lebensspanne durch den Untod versuchen auszuweiten, finde ich nachvollziehbar. Doch dieser Teil macht mich dann wieder stutzig (ich zitiere):“ Das Leben besitzt keinen Wert und seine Auslöschung ist der Weg in ein goldenes Zeitalter der Ordnung und Unsterblichkeit.“ und „Unter der Herrschaft würdiger untoter Prinzen könnte die Welt gereinigt werden, sodass ein geordnetes Reich des Todes entstünde, nicht aber der stillen Verwesung. Vielmehr streben sie eine ewige Welt an, die durch einen gemeinsamen Zustand, Zweck, Zusammenhalt und Frieden geeint wird.“ Mein Hauptproblem mit solchen fatalistischen Einstellungen: Worüber herrscht man dann, wenn nichts mehr existiert außer geistlosen Untoten? Wenigstens relativiert der Autor das Ganze, indem er schreibt, dass der Kult keine einheitlichen Ziele hat und jedes Mitglied seine ganz eigene Vorstellung, wie diese von Untoten beherrschte Welt aussehen könne. Abgerundet wird das Kapitel von einer gelungenen Prestigeklasse namens „Gesandter des Grabes“. Diese gefällt mir sowohl vom Balancing, als auch von der Thematik sehr gut – sie passt perfekt zum Hintergrund des Kultes. Dank der Fähigkeit Inspirierte Nekromatie können Nekromanten endlich mal eine etwas größere Anzahl von Untoten kontrollieren. 4,5 von 5 Punkten.

 

Lebensweise der Lykantrophen

Passend zu der Thematik des Abenteuers „Zerbochener Mond“ hat auch ein kurzer Artikel über Lykantrophen seinen Platz in diesem Teil des Abenteuerpfades gefunden. Es wird nicht nur auf die Sichtweise der normalen Bevölkerung auf Lykantrophen eingegangen, es folgen auch Informationen unter welchen Umständen sich natürliche und infizierte Werwesen verwandeln und über Heilmethoden (worunter einige sehr zweifelhafte Methoden sind, die wohl eher dem Volksglauben entsprechen). In einem Seitenkasten wird auf die gespaltene Persönlichkeit der Opfer dieser Krankheit eingegangen. So könnte ein SC immer noch guter Gesinnung sein, nur während seiner Verwandlung eben das böse Monster (welches vermutlich dann vom SL gespielt wird). Auch auf das aus Filmen bekannte Phänomen, dass sich die Opfer nicht an die Zeit während der Verwandlung erinnern können wird eingegangen. Im Abenteuer selbst finden sich ein paar Hinweise, wie mit SC umzugehen, ist die sich mit dieser Krankheit infizieren (was bei so vielen Werwölfen als Gegnern gar nicht mal so abwegig ist). Schließlich wird noch auf die häufigsten Arten der Lykantrophen eingegangen: Werfledermäuse, Werbären, Wereber, Werratten, Wertiger und zuletzt die Werwölfe. Dieses Kapitel ist wirklich informativ und eine gute Ergänzung zum Abenteuer und dem normalen Monsterbucheintrag. 4,5 von 5 Punkten.

 

Kurzgeschichte „Schuldiges Blut, Teil 3

Wer meine beiden hervorgegangenen Rezensionen gelesen hat, weiß dass ich kein Freund der Kurzgeschichte bin – weder im Original und noch weniger in der Übersetzung. Die Sätze sind mir zu lang, verschachtelt und teilweise scheint die englische Satzkonstruktion 1 zu 1 übernommen worden zu sein. Immer wieder kommen Beschreibungen vor, die besonders bildhaft wirken sollen. Eine Perle: „Die Bücherregale entlang der Wände GÄHNTEN. Die wenigen Regalbretter, die nicht durchgebrochen waren oder nachgegeben hatten, beinhalteten nur wenige Bücher.... usw“. Ich kann nur vermuten, dass eigentlich „ächzen“ oder „klafften weit offen“ damit gemeint ist. Gähnende Bücherregale waren mir bisher nicht geläufig. Vielleicht noch „gähnende Leere“. Wie auch immer. Wenigstens kommt langsam etwas Schwung in die Geschichte und es passiert etwas. Trotzdem musste ich mich durch das Kapitel quälen. 2 von 5 Punkten.

 

Bestiarium

Eröffnet wird das Monsterkapitel mit 3 Statistiken und Kurzbeschreibungen zu Orten, welche in der Region liegen, in welcher das Abenteuer spielt. Außerdem gibt es zwei Zufallsbegegnungstabellen. Dann geht es endlich mit den Monstern los! Den Anfang macht der Vilkacis, welcher im vorliegenden Abenteuer auch gleich eine wichtige Rolle einnimmt. Kurzfassung: Es handelt sich um Geisterwerwölfe, welche von anderen Wesen Besitz ergreifen können. Diese Opfer erhalten dann einige Fähigkeiten, die sonst Werwölfen und Barbaren zu eigen sind. Gute Idee und gut umgesetzt im Abenteuer. Es folgt die Webermade (welche ebenfalls in der Eröffnungssequenz des Abenteuers vorkommt – dort jedoch fälschlicherweise als Weberwurm bezeichnet wird). Diese ähneln einer Mischung aus Etterkap und riesiger Made und sind die grausame Schöpfung von Urgathoa.

Nach dem Kapitel über Lykantrophen – in dem unter anderem über Werfledermäuse berichtet wurde – dürfen diese nun im Bestiarium nicht fehlen. Abschluss machen ein paar neue Zombies und die Schablone Zombiefürst (ein Zombie der seine Klassenstufen behält). Hier hat sich Paizo genau wie beim Skelettstreiter sehr krass bei der Bewertung des Herausforderungsgrades vertan (HG: Der HG eines Zombiefürsten ist um +1 höher als der eines normalen Zombies mit derselben Anzahl an TW). Beispiel: Ein Kämpfer der Stufe 12 der diese Schablone erhält hätte demnach nur HG 6. Obwohl er mächtiger ist als zuvor. Als normaler Mensch hätte er HG 11. Passt nicht so wirklich. 4 von 5 Punkten für dieses Kapitel.

 

Fazit:

Bis auf ein paar Logikfehler, die man als SL umschiffen muss, ist Zerbrochener Mond das bisher beste Abenteuer des Kadaverkrone-Abenteuerpfades. Es wird außerordentlich viel Wert auf die Interaktion zwischen SC und NSC gelegt – ja sogar den Werwölfen, mit welchen man sich verbünden kann! Die Übersetzung ist soweit sehr gut gelungen. Ein paar Fehler sind dem Lektorat durchgerutscht – das hält sich aber in Grenzen. Ausnahme bei der Übersetzungsqualität bildet die Kurzgeschichte und das Kadaverkronen-Gedicht. Ein anderer Kritikpunkt sind die „Errata“. Obwohl man sich bei Ulisses immer rühmt, bekannte Fehler der englischen Version auszubessern („Ein Vorteil der verspäteten Erscheinung der deutschen Version!“) finden sich in den Abenteuern (auch diesem) immer wieder Fehler, die längst bekannt waren (im Paizo Forum gibt es extra Sammelstellen, wo solche Fehlerfunde gemeldet werden). So dürfte z.B. der Endgegner dieses Moduls eigentlich nicht über Zauber des 6. Grades verfügen, wie auch von einem der Designer bestätigt wurde. Die Artikel sind allesamt gut geschrieben und ergänzen hervorragend das Abenteuer. Ich vergebe diesem Band eine Gesamtwertung von 3,9 Punkten!