Links zur Rezension Inhalt:Der fünfte Band der Gesamtausgabe enthält drei neue Abenteuer aus dem Leben des wehrhaften Ritters Roland: „Der Geheimgang”, „Der Günstling des Königs” und „Die Falle”.
Der Geheimgang Nach der Rettung von Gwendoline durch Roland im letzten Band, hat König Artus beschlossen, dessen Burg als Zeichen seiner Güte wieder aufbauen zu lassen. Die neue Burg wird dank der Unterstützung des kenntnisreichen Baumeisters Folker und seiner Gehilfen in ihrer Ausführung noch besser und schöner als zuvor. Zudem genießt Roland die Zeit mit Gwendoline, die sich heimlich an seinem Hof befindet. Alles scheint geradezu perfekt zu sein, doch Gwendoline muss – sehr zum Verdruss von Roland - wieder zurück an den Hof von König Artus und irgendetwas scheint sich zudem hinter der dienstbeflissenen Fassade des Baumeisters Folker zu verbergen. Der Instinkt trügt den ungestümen Ritter nicht, der Folker heimlich nachforscht und eine überraschende Entdeckung machen muss – steht doch sein Baumeister im Dienst von König Artus und verfolgt noch ganz andere Pläne, als nur den Wiederaufbau seiner Burg.
Der Günstling des Königs König Artus, der sich durch das ungestüme Verhalten von Roland immer wieder in seiner Ehre angegriffen fühlt, schmiedet ein Plan, um Roland eine Lektion zu erteilen. Als Anlass dient ihm die Fertigstellung der neuen Burg und er beschließt, dass Roland ein großes Turnier zu Ehren des Königs auszurichten hat. Er schickt seinen Rüstmeister Sigismund von Gannes nach Rotteck, damit dieser die Feierlichkeiten vorbereitet und die Roland sehr rasch Kopfzerbrechen bereiten. Ist doch so ein Turnier eine überaus kostspielige Angelegenheit und die nach und nach einkehrenden Ritter und deren Gefolge wollen allesamt versorgt sein. Doch nicht nur finanzielle Nöte sind es, die Roland Sorgen bereiten, sondern auch das große Turnier selbst, bei dem es gilt, gegen die kühnsten Ritter unter dem Banner von König Artus anzutreten.
Die Falle Roland erhält den Auftrag von König Artus, mit den beiden Gesandten der Rus zurück in deren Heimat zu reisen, wo er König Isjaslaw offiziell seine Aufwartung machen soll. Doch Roland wird nicht nur auf eine diplomatische Reise geschickt, um als Vertreter von König Artus Land Leute und Gebräuche kennen zu lernen, vielmehr soll er einen geheimen Auftrag ausführen und wichtige Unterlagen nach Kiew bringen. Es zeigt sich aber schon sehr bald, dass diese Reise nicht unter guten Vorzeichen steht, insbesondere als es ein erstes Todesopfer noch in den Mauern der königlichen Burg zu beklagen gibt. Und so findet sich Roland im Reich der Rus rasch in einem Gewirr von Intrigen wieder und muss sich um die Rettung von Fürst Juri Turov kümmern. Doch kaum scheint seine Mission erfüllt, gibt es eine Entscheidung, die Roland in tiefe Verzweiflung treibt.
Schreibstil & Artwork:Der belgische Comiczeichner François Craenhals wurde am 15.11.1926 in Ixelles, einem kleinen Vorort südlich von Brüssel, geboren. Der leidenschaftliche Zeichner gab nach dem Besuch verschiedener Kurse an der Akademie der schönen Künste (L'Académie des Beaux-arts) in Brüssel seinen Beruf als technischer Zeichner auf und konnte schon recht bald einige Karikaturen an das Magazin „Vrai“ und eine Agentur verkaufen. Sein erster Comic erschien 1948 im Wochenmagazin „Le Soir Illustré“. Wenig später lernte er Fernand Cheneval kennen, der als Herausgeber für das recht erfolgreiche belgische Comic-Magazin „Héroïc-Albums“ verantwortlich war. Cheneval war es, der Craenhals, als großer Fan der amerikanischen Comics von Alex Raymond und Hal Foster, ermunterte, seinen ersten größeren Comic „Karan“ im Stile von Tarzan zu entwickeln.
Bereits zu dieser Zeit schuf er für die „Le Soir Illustré“ einen Comic mit einem Ritter als Protagonisten, den er allerdings dem Magazin „Tintin“ vorstellte, worauf man ihn umgehend einstellte. Craenhals entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Produzenten von Comics für Magazine und Zeitungen und so konnte er ein eigenes Studio eröffnen. Craenhals war auch einer der ersten Comiczeichner, dem sich Hergé später beim Verlag Casterman angeschlossen hat, wo, inspiriert von der Figur des „Prince Valiant“ („Prinz Eisenherz“) aus der Feder des Amerikaners Hal Forster, 1966 sein „Chevalier Ardent“ entstand, der später in Deutschland unter dem Namen „Roland - Ritter Ungestüm“ bekannt werden sollte.
In den 1990er Jahren zog es Craenhals nach Rivières-de-Theyrargues in Südfrankreich, wo er bis zu seinem Tod am 02.08.2004 in Montpellier arbeitete, es bedauerlicherweise aber nicht mehr schaffte seine Saga um den ungestümen Ritter Roland zu einem Ende zu bringen.
Wer meint, Craenhals habe langsam keine Ideen mehr für seinen ungestümen Ritter, der täuscht sich. Auch wenn er mit den beiden ersten Erzählungen des Bandes im Vergleich zu den bisherigen Veröffentlichungen ein wenig Ruhe aufkommen lässt, so steht doch diesmal das immer wieder auftauchende Spannungsverhältnis von König Artus und Roland im Vordergrund. Weiterhin dreht sich einiges um die unerfüllbare Liebe von Roland und Gwendoline, die sich zuletzt in dem unsäglichen Turnier äußert, welches Roland auf Wunsch von König Artus ausrichten muss und welches ihn nicht nur ein Vermögen kostet, sondern auch fast sein Leben.
In immer neuen Wendungen und Geschehnissen gelingt es Craenhals den Spannungsbogen in seinen Geschichten geschickt aufzubauen und beispielsweise die vermeintlich ländliche Idylle von Rotteck (wie man sie in der ersten Geschichte des Bandes vorfindet) als Kulisse für spannendes Abenteuer zu nutzen. Eine Steigerung ist natürlich die Geschichte „Der Günstling des Königs“, bei dem Craenhals nicht nur für ein recht gutes Szenario sorgt, sondern sich als Zeichner geradezu in der Darstellung eines mittelalterlichen Turniers geradezu austobt. Hier scheint alles zu stimmen: Die Tiere, die Ausstattung, die Dynamik und nicht zuletzt auch die Farben. Aber auch exotische Orte, wie das russische Reich der Zaren in der Geschichte „Die Falle“ wird stilvoll genutzt, um mehr als nur Staffage für eine überaus gelungenes und spannendes Szenario in Russland zu sein.
Qualität, Ausstattung & ÜbersetzungAuch der fünfte Band der Gesamtausgabe besticht als solide Hardcoverausgabe, deren Titel das überarbeitete Cover von „Der Geheimgang“ ziert, wie man es auch von der alten Ausgabe des Feest Verlages vielleicht kennt. Bemerkenswert ist die gewählte Papierqualität von Cross Cult, die das Gefühl von Comics der 60er Jahre vermittelt, auch wenn dieses Papier mit seiner sehr guten Druckqualität überzeugt. Komplett neu sind sowohl die Übersetzung durch Uli Pröfrock, als auch das gelungene Lettering von Filip Kolek. In Sachen Ausstattung gibt es wiederum einen sehr guten, wenn auch meines Erachtens fast schon wieder zu kurzen redaktionellen Teil von Volker Hamann, der unter dem Titel „Eine mittelalterliche Ritterfahrt“ eine komprimierte Übersicht über die bislang bei Cross Cult erschienenen Szenarien von „Roland, Ritter Ungestüm“ gibt, die mit einigen Illustrationen und einer Covergalerie aufgelockert ist.
Fazit:Mit dem fünften Band von „Roland, Ritter Ungestüm“ setzt der Cross Cult Verlag seine Reihe der wunderschön aufgemachten und hervorragend ausgestatteten Büchern fort, an deren Ende erstmals die vollständige deutsche Gesamtausgabe des zeitlosen Klassikers von François Craenhals stehen soll. Mit den bereits erschienen Bänden der Reihe dürften sich die Erwartungen von Fans und Sammlern bereits mehr als erfüllt haben, was nicht an dem recht guten Preis-Leistungs-Verhältnis lag.
Was Cross Cult bislang in dieser Reihe vorgelegt hat, ist auf jeden Fall sein Geld wert, da nicht nur alle einzelnen Geschichten um Roland in einer behutsam restaurierten Form und ihrer korrekten chronologischen Erscheinung präsentiert werden, sondern die Reihe auch mit sehr lesenswertem zusätzlichen Material im redaktionellen Teil aufwarten kann. Und wer bislang alle auf Deutsch erschienenen Bände sein eigen nennt, wird ohnehin nicht an diesem Band vorbeikommen, da die Geschichte „Die Falle“ als deutsche Erstveröffentlichung erscheint! Für mich auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung mit wohligem Nostalgie-Flair, die sich durchaus wohltuend von dem oftmals vorherrschenden modernen „Heldentum“ abhebt und mehr als deutlich beweist, warum es ausgerechnet diese Reihe zu einem echten Klassiker des Genre geschafft hat.
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