Links zur Rezension Inhalt:Mit Blitzen und Feuer rasen fliegende Superhelden am Himmel dahin und erfüllen die Nacht mit ihrem strahlenden Glanz. Übermenschliche Schurken verüben am helllichten Tag tolldreiste Verbrechen auf offener Straße. In all dem Chaos versuchen Detective Christian Walker und seine neue, junge Partnerin Deena Pilgrim von der städtischen Polizei nichts weiter, als ihren Job zu tun. Als Retro Girl, eine der beliebtesten Superheldinnen, in einem anrüchigen Stadtviertel ermordet wird, nimmt das Duo die Ermittlungen auf; doch der Fall nimmt eine gänzlich unerwartete Wendung und führt von der Gosse in die Häuser der Schönen und Reichen ... und Übermenschlichen.
Schreibstil & Artwork:Brian Michael Bendis ist heute einer der gefragtesten amerikanischen Autoren des Comic-Business und arbeitet derzeit zumeist an einigen Marvel-Reihen, wie beispielsweise Ultimate Spiderman. Aber bereits im Jahre 2000 schuf Bendis zusammen mit Zeichner Oeming eine skurrile und düstere Superhelden-Krimi-Reihe, die bis heute läuft und mittlerweile einen ganzen Haufen Hefte umfasst. „Wer ermordete Retro-Girl?“ ist dabei der erste Zyklus, der seinerseits erschien und führt in das eigene Setting ein, das Bendis und Oeming für diese Reihe erschaffen haben und stellt auch die beiden Hauptcharaktere – die beiden Detectives Christian Walker und Deena Pilgrim – vor. Die Beiden haben mit dem Retrogirl-Mord ihren ersten gemeinsamen Einsatz, denn Deena ist Walkers neue Partnerin und diese Partnerschaft funktioniert dabei zunächst nur mäßig. Doch irgendwie reißen sich die beiden zusammen, nicht zuletzt weil Pilgrim sehr hartnäckig sein kann und sich von Walker, der einige Geheimnisse mit sich rumträgt, nicht abschütteln lässt. „Retro-Girl“ kommt zunächst etwas schleppend in Gang, aber wenn man die erste Handvoll Seiten überwunden hat, packt die Story einen wirklich. Der Grund liegt vor allem darin, da „Powers“ eine gelungene Mischung aus Film-Noir (bzw Noir-Comic), Polizeiermittlungen und Superhelden-Stoff darstellt, die mit klassischen Elementen dieser verschiedenen Genres ausgestattet ist. Dabei nimmt sich das Ganze zwar recht ernst, aber es gibt auch immer wieder unterschwellige Seitenhiebe auf das Mainstream-Superhelden-Genre und damit erinnert „Powers“ ein wenig an so kultige Comic-Klassiker wie „Watchmen“. In der Tat liegt der Vergleich mit dem Alan Moore Meisterwerk sogar recht nahe, auch wenn sich „Powers“ schnell in eine andere Richtung bewegt und vor allem nicht so schnell abgeschlossen ist. Aber kommen wir zurück zum vorliegenden Comic: das Setting – soweit es hier vorgestellt wird - erscheint interessant, die Charaktere sind vielschichtig und wirken keineswegs oberflächlich und die Story um den Mord an Retro-Girl hat eine faszinierende Erzählweise, die in jeden Fall fesseln kann. Bendis entfaltet eine Geschichte mit enormer Komplexität und Tiefgängigkeit, gerade weil er im Verlauf des Plots immer nur Häppchenweise neue Erkenntnisse und Informationen offenbart. Neben der beginnenden Beziehung zwischen Walker und Pilgrim, die schon alleine so viele Facetten wie ein Diamant zu haben scheint, überrascht der Autor auch immer wieder mit tollen Wendungen und letztendlich mit einer fast schon banal wirkenden und eher unspektakulären Auflösung des Falles – aber genau das passt hier absolut hervorragend ins Setting und man darf darüber hinaus gespannt sein, wie es denn dann weiter geht.
In Sachen Artworks muss man den Stil den Michael Oeming hier vorlegt definitiv mögen. Das soll aber keineswegs heißen, das der Zeichenstil schlecht wäre, nein er ist eher eigenwillig und geht mehr in die Richtung „weniger ist mehr“. Mich erinnerte er als erstes an diese Batman Zeichentrick-TV-Serie, die vor ein paar Jahren lief und da mir der Stil dort schon gefiel, gefallen mir die Artworks hier auch. Die Illustrationen sind gerne kantig und geradlinig und haben zumeist nur wenige Details, aber Oeming schafft es dennoch sehr viel Ausdrucksstärke in seine Artworks zu legen, gerade hinsichtlich der Mimik und Gestik der verschiedenen Akteure. Auch die Panels sind sehr dynamisch und bringen Pepp in die Sache.
Ausstattung:Der Band birgt nicht nur die komplette – ursprünglich sechs Einzelhefte umfassende – „Retro-Girl“-Story, sondern auch gute 40 Seiten an Bonusmaterial. Neben einer üppigen Cover-Galerie, gibt es hier Sketchbooks von Oeming mit schicken Konzeptzeichnungen, das komplette Skript von „Powers 1“, sowie einige der Comicstrips, mit der die Powers-Reihe ursprünglich gestartet wurde. Ziemlich umfangreich und cool und vor allem was für Sammler.
Fazit:Als ich „Powers 1“ aufschlug und die ersten Seiten las, war ich skeptisch, denn anfänglich wollte ich nicht so richtigen Zugang zur Story und dem Setting finden. Das änderte sich dann aber nach etwa 20-30 Seiten, dann nach den anfänglichen Einführungen, nahm die Geschichte ziemlich viel Fahrt auf und konnte mich so fesseln, das ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Auftakt zu „Powers“ hat es durchaus in sich und zeigt nicht nur ein facettenreiches und komplex durchdachtes Setting, sondern auch einen ebenso ausgestatteten Plot, sowie eine tiefgründige Charakterzeichnung. Darüber hinaus gibt es alles was ein solcher Comic benötigt, vor allem aber auch Action und eine gute Prise schwarzer Humor. „Powers“ läuft in den USA bereits seit 2000 und hat diverse Auszeichnungen errungen und wurde oftmals hochgelobt. Und zumindest dieser Auftaktband lässt ahnen warum das so ist. Mir hat der Band sehr gut gefallen und ich hoffe auf mehr. Leseempfehlung für alle die etwas andere Superhelden-Kost und düstere Kriminalgeschichten mögen!
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