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Die Tochter der Tryll 1 - Verborgen
Bewertung:
(3.3)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 09.10.2012
Autor:Amanda Hocking
Übersetzer:Violeta Topalova
Typ:Roman
Verlagcbj / Randomhouse
ISBN/ASIN:978-3-570-16144-9
Inhalt:303 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,99 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Autsch! Der Titel ließ ja schon etwas Teeny-Schmalz durchscheinen, aber das Cover ist echt hart (und hat meiner Meinung nach nicht das Geringste mit dem gelungenen Roman zu tun) und versucht auf der Romantic-Fantasy-Schiene mitzufahren. Es gibt ein Mädchen im weißen Kleid, viele rote Blumen, eine zerfallene Festung oder etwas Ähnliches im Hintergrund und einen rötlichen extrem unheilschwangeren Himmel. Willkommen in der Welt der Glitzer-Vampire – bloß, dass wir es hier mit „Tryll“ zu tun zu haben scheinen.

 

Nach einigen Seiten verflüchtigt sich aber die Furcht, die mir das Herz zusammenzuschnüren scheint, denn es erweist sich, dass ich hier eigentlich keinen „echten“ Fantasy-Roman vor mir habe, sondern eine klassische Geschichte von den Sorgen und Nöten Heranwachsender, von der Notwendigkeit Entscheidungen zu treffen und der Problematik sich ungeliebt und als Außenseiter zu fühlen.

 

Wendy ist ein (fast) ganz normales Mädchen. Sie hat ihren eigenen Kopf, lebt zusammen mit ihrem Bruder bei einer Tante und geht auf die High School. Okay, dass ihre Mutter sie an ihrem sechsten Geburtstag erdolchen wollte und behauptet hat, sie sei nicht ihr Kind, ist schon ein extremes Schicksal, aber auch hier ist eigentlich noch nicht sonderlich viel Fantastisches zu entdecken.

 

Nach und nach stellt sich aber heraus, dass die Mutter mit ihrer Aussage Recht hatte und Wendy Tochter der Herrscherin der Tryll ist – einer abgeschieden lebenden Fantasy-Rasse, die wohl von der Autorin mit den sattsam bekannten „Trollen“ verquickt wurde, allerdings für Fantasy-Buffs eher in Richtung Elf geht. Dieses Spielen mit Klischees gefällt mir ganz gut und der Gedanke an Werwölfe und Glitzervampire hält sich zwar hartnäckig im Hinterkopf, kann aber erfolgreich zurückgedrängt werden.

 

Wendy nimmt nun alles mit – Probleme in der Schule und den Mitschülern – die eher merkwürdige Liebe zu Finn – die Flucht zu den Tryll – Streitigkeiten zwischen zwei Tryll-Familien inklusive echter Schlacht – eine kalte „echte“ Mutter…

 

Im Endeffekt dreht sich alles darum, ob sich Wendy für ihre „echte Familie“ entscheidet – die Tryll, die ihre Kinder in bester Wechselbalgmanier als Säuglinge mit Menschenkindern reicher Familien austauschen, um so in der Folge an deren Reichtum zu gelangen – oder ihren „falschen“ Bruder und ihre „falsche“ Tante, mit denen sie eigentlich nicht verwandt ist, die aber immer für sie da waren und die sie aufgezogen haben.

Hier ist der große Pluspunkt des Romans, denn die endgültige Entscheidung ist wirklich überraschend und nicht so eindeutig, wie ich es hier verkürzt geschildert habe.

 

 

Zum Abschluss eine paar Takte zur Übersetzung: diese ist wirklich gut gelungen und das Buch liest sich bis auf ein paar Kleinigkeiten flüssig und ich bin nur über sehr wenige Rechtschreibhacker gestolpert. In dieser Hinsicht kann ich nur eine absolute Kaufempfehlung aussprechen.

 

 

Fazit:

Tja. Irgendwie habe ich nicht gewonnen und nicht verloren. Der Roman las sich flüssig und reitet etwas auf der latenten Fantasy-Welle der ganzen Vampir-Chosen mit. Sprich: Irgendwie ist das „Sujet“ Fantasy, aber wenn man mal ehrlich ist, hätte es die eingestreuten Fantasy-Elemente nicht gebraucht, um die Geschichte genau so erzählen zu können.

Wer auf gut geschriebene und übersetzte „coming of age“-Geschichten mit leichtem Fantasy-Einschlag und clever eingesetzten Klischees kann, der wird hier gut unterhalten sein, wen die Sorgen und Nöte Heranwachsender mit dran geklatschter Wechselbalgthematik nicht jucken, der sollte lieber zu anderer Lektüre greifen.