Inhalt (Vorsicht Spoiler!!!)Gleich vorweg – Beißer und die Raumstation kommen nicht vor. Eigentlich kommt so ziemlich kein Element des Films in diesem Roman vor – was ihn aber genau deshalb zu einem Muss für James-Fans machen sollte. Man erhält eine völlig eigenständige Story, die konsequent geradeaus erzählt ist, sich von der Übersetzung her immer weiter eingroovt und ein paar der „typischen Bond-Elemente“ einführt.
Kurz zur Handlung: Bond soll M helfen, einen Typen zu entlarven, der im Club „Blades“ beim Kartenspielen betrügt. Dieser Typ, Drax, ist ein nationaler Held, Überlebender des zweiten Weltkriegs, Millionär und Gönner des englischen Volkes, dem er eine Atombombe entwickelt und stiftet, damit es in Zukunft nicht mehr von Feinden bedroht werden kann. Natürlich ist das nicht der endgültige Plan. Im Laufe des Romans bröckelt die Fassade des vermeintlichen Helden immer mehr – irgendetwas scheint dem aufmerksamen Leser mit seiner Hintergrundgeschichte nicht zu stimmen und warum sollte ein solcher Held beim Kartenspielen betrügen? Gut gemacht – der Leser kann hier Bond, wenn er aufmerksam liest, immer einen Schritt voraus sein. So macht Lesen Spaß! Bond wird kurz nach dem für Drax desaströsen Kartenspiel neuer Sicherheitsbeauftragter in der Atombomben-Fabrik an der englischen Kanalküste und natürlich gibt es wieder ein schickes Bond-Girl, die Scotland Yard-Angestellte Miss Brand. Dass dort nur Deutsche mit Glatzen und unterschiedlichen Schnurrbärten arbeiten, wundert den Super-Spion nur kurz – vermutlich hat er in seinem Leben zu wenig Bond-Filme gesehen – und er geht – mittlerweile hart an der Grenze zum Drax-Fan – ungehindert seiner Arbeit nach. Ungehindert zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihm ein kompletter Kreidefelsen auf den Kopf knallt und er und seine Kollegin nur mit knapper Not dem Tod entgehen. Okay, aber an dieser Stelle hätten die meisten festgestellt, dass etwas faul ist im Staate Dänemark.
Drei absolute Stützpfeiler des Bondianismus werden in diesem Roman begründet: 1. Wir haben einen echten Bösewicht – keinen einfachen Spion wie in Casino Royale oder einen simplen Schmuggler wie in Leben und sterben lassen, sondern einen echten Bösen! Okay, die Welt will er noch nicht zerstören, aber für den Anfang ist die Zerstörung von London doch gar nicht zu verachten. Dazu ist er noch ein fieser und körperlich deformierter Nazi – was will man mehr?
2. Der Bösewicht hat Bond plus Gespielin in seiner Gewalt – anstatt ihnen zwei Kugeln in die Köpfe zu jagen, erzählt er ihnen seine Lebensgeschichte, weil „ihnen das Wissen ja sowieso nichts mehr nützt“. Dann lässt er sie gefesselt in einem Raum zurück und verlässt sich darauf, dass sie schon irgendwie sterben werden.
3. Erstaunlicherweise entkommen die beiden und entkommen der abschließenden Katastrophe (direkt unter dem Raketenstrahl der Atombombe) mit knapper Not, während es ihnen gelingt, die Pläne des Erzschurken zu durchkreuzen.
(4. Endlich wird auch Ms Chefsekretärin Moneypenny eingeführt – ein weiterer Stützpfeiler des Bond-Universums.)
In meinen Augen ist dies der mit Abstand beste der drei ersten Bond-Romane, die bisher in Neu-Übersetzung erschienen sind – sowohl was Komposition und Story als auch Übersetzung angeht. Die Pluspunkte wie gute Personenzeichnung und beeindruckende Detailverliebtheit kann sich Fleming auch weiterhin ans Revers heften. Trotzdem ist noch einige Luft nach oben – nicht zuletzt wird es mal Zeit für eine der spektakulären „Abschluss-Schlachten“ und wie schon in Leben und sterben lassen angemerkt – auch hier tötet Bond den Bösewicht nicht im Kampf Mann gegen Mann, sondern „veranlasst“ dessen Tod eher. Fazit:Super! Eine stringent erzählte Agentengeschichte mit allem, was man sich von James Bond erhofft. Jetzt noch ein Hauch mehr Exotik und die technischen Gadgets und wir sind genau da, wo James Bond-Fans hin wollen. Absolute Kaufempfehlung für alle, die auf geradeaus erzählte Spionage-Thriller mit wenig Schnickschnack, viel Gewalt, detailreichen Beschreibungen und ganz dolle bösen Nazis stehen. |
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