Links zur Rezension Inhalt:In New York soll feierlich der erste Archeroden-Tempel auf der Erde im Beisein der höchsten religiösen Autorität der Archeroden eingeweiht werden. Doch ein verheerender Bombenanschlag, dem nicht nur zahlreiche Archeroden sondern auch zahlreiche andere Menschen und Wesen zum Opfer fallen, wirft ein finsteres Licht auf die Bemühungen der Menschen endlich Frieden mit der Konföderation zu schließen, zumal es ohnehin weiterhin erheblichen Widerstand gegen die Aufnahme der Menschen in die Konföderation gibt.
Doch nicht nur der aktuelle Anschlag, sondern auch das tragische Ende der Versöhnungskonferenz zwischen Sandjaren und Menschen in Kuala-Lumpur gibt den Gegnern einer Aussöhnung genügend Aufwind. So beginnt unter dem Vorsitz der liberalen Evona Toot der Prozess des Rates der Konföderation gegen die Sandjarin Mezoke Izzu, während sich ihr Kollege Kaleb Swany nach wie vor im Koma befindet. Ratgeber Ekkhlid, der die Anklage führt, scheint alles daran zu legen, das nicht nur die Angeklagten, sondern auch Evona Toot diskreditiert werden. Im Umfeld des Prozesses kommt es derweil zu rätselhaften Morden, die Hinrichtungen gleichkommen. So geraten auch Colonel Hektor Ulrich und Lukas Vesely, beides Freunde von Kaleb, in die Hände der seltsamen maskierten Männer, deren Hintergründe noch nicht näher beleuchtet werden, ihre Gefangenen aber gnadenlos töten.
In ihrer schier aussichtslosen Situation vor dem Tribunal sieht Mezoke Izzua nur noch eine Chance – Flucht! Doch will sie nicht alleine fliehen und Kaleb aus dem Gefängnistrakt befreien. Aber da wäre auch noch Nina Liebert, der mit dem Nevronom Angus bereits mehr oder weniger die Flucht nach den Ereignissen in Kuala-Lumpur gelungen ist und ebenfalls auf der Spur ist, die Ursache der Gefahr aufzuspüren, die hinter den Spannungen lauert.
Schreibstil & Artwork:Sylvain Runberg wurde 1971 in Tournai geboren und wuchs in Südfrankreich auf. Seinen Hunger nach Comics stillte er in seiner Kindheit mit Asterix, Batman und Spirou und nährte seine Fantasiewelt zwischendurch mit historischen Erzählungen und zahllosen anderen Romanen. Nach seinem Abitur (das er unter anderem im Fach Bildende Kunst macht) trieb es ihn an die Universität nach Aix-en-Provence, die er mit einem Magister in Geschichte verließ. Während seiner Studienjahre unternahm er viele Reisen durch Europa und veranstaltete unter anderem Konzerte mit Rockgruppen aus dem Independent-Bereich. Nach seinem Abschluss an der Universität arbeitete Runberg mehrere Jahre als Buchhändler, bevor er in der Verlagslandschaft Fuß fassen konnte, nach Paris umzog und eine Stelle bei dem Verlag „Les Humanoides Associés“ antrat.
Nach einem schweren Unfall im Jahr 2001 machte er sich ans Schreiben und stellte dabei seine eigentliche Berufung fest. 2004 erscheint sein erstes Album „Astrid“ beim Verlag „Soleil“, das er gemeinsam mit Karim Friha realisiert. Danach folgen diverse Projekte unterschiedlicher Genres: „Les Colcataires“ entsteht in Zusammenarbeit mit Christopher beim Dupuis-Verlag, eine Serie, die an seine Studienjahre in Aix anknüpft, „Hammerfall“ mit Boris Talijanic, eine fantastisch-mittelalterliche Saga, die im 8. Jahrhundert in Skandinavien angesiedelt ist und nicht zuletzt die Science-Fiction-Serie „Orbital“, die er gemeinsam mit Serge Pellé als Zeichner realisiert.
Hatte man bislang das Gefühl, als wäre die Reihe Orbital eine bloße Aneinanderreihung von Abenteuern des ungleichen Duos Kaleb und Mezoke, so baut der Band 3.1 „Gerechtigkeit“ direkt auf den Geschehnissen von Band 2.2 „Verwüstung“ auf und übernimmt den Handlungsfaden für die Auswirkungen des Fiaskos im Rahmen der Feierlichkeiten von Menschen und Sandjaren. Das Szenario wird zu Beginn durch den Gerichtsprozess dominiert und Monologe einzelner Figuren stehen hier deutlich im Vordergrund, als es um die Vorwürfe gegen das Ermittlerduo der IDA geht. Trotz einiger Längen ist das Szenario dennoch düster und eindrucksvoll umgesetzt, insbesondere wenn es um die Frage geht, wer letztlich Interesse daran haben könnte, einer Aussöhnung im Wege zu stehen. Ein gerüttelt Maß an Aktion stellt sich erst gegen Ende des Bandes ein, als Mezoke die Flucht antritt und Kaleb befreien will.
Der als Comic-Zeichner einem großen Publikum sicherlich noch etwas unbekannte Serge Pellé wurde 1969 geboren und studierte an der Brassart-Schule, die er 1989 mit einem Abschluss als Werbegrafiker verließ. Danach zog es ihn nach Paris, wo er seine Karriere zunächst in der Werbebranche begann und er Rasenmäher, Waschmaschinen, Schutzhüllen für Autos und andere Dinge zeichnete. 1993 traf er Laurent Galmont vom Vent-d'Óuest-Verlag und realisierte mehrere Auftragsalben mit Thomas Mosdi als Texter. Im Jahr 1996 zeichnet er unter dem Namen Torgnoll den ersten Band der Serie „Le Grand Chambardement“, die beim Téméraire-Verlag erscheint. Da dieser Verlag bedauerlicherweise schon recht bald aus finanziellen Gründen seine Tore schließen musste, endet auch die Serie entsprechend frühzeitig. In der Folgezeit hat Pellé sein vielfältiges Talent unter anderem beim Entwerfen von Bühnenbildern, beim Design von Videospielen und beim Zeichnen von Trickfilmen unter Beweis gestellt. So arbeitete er unter anderem für die Fernsehserie „Malo Korrigan“ und hat an dem Storybord für die Serie „Kaputt & Zosky“ mitgearbeitet. Seit 2005 realisiert er gemeinsam mit Sylvain Runberg die Comicserie „Orbital“, die in Frankreich beim Dupuis-Verlag erscheint.
Serge Pellé bleibt auch in diesem Band seinem klassischen Seitenaufbau treu, der immer wieder mit größeren, schön angelegten Panels das Auge erfreut, doch hat sich sein Stil ein Stück weit gewandelt und so wirkt sein Strich härter und pointierter. Dies macht sich insbesondere bei den rasanten Passagen am Ende des Bandes bemerkbar und erinnert in seiner dynamischen Darstellung ironischerweise an „Yiu“. Ansonsten dominieren nicht nur überzeugende Figuren und eine schier unerschöpfliche Ansammlung von Aliens die Panels, sondern auch spektakuläre Hintergrundzeichnungen die in ihrer fast schon beiläufigen Konzeption so manch anderen SF-Zeichner das Wasser in die Augen treiben dürften. Die Koloration stammt auch in diesem Band ausschließlich von Pellé, der mit einer Mischung aus Grau- und Beigetönen ein sicheres Gespür für die Darstellung des gigantischen Moloches New York besitzt und somit seine Zeichnungen durch den überzeugenden Einsatz von Farbe zu einer visuell absolut ansprechenden Kompositionen zu macht.
Qualität, Ausstattung & Übersetzung:Die Qualität der Verarbeitung ist beim Splitter-Verlag über jeden Zweifel erhaben und so erhält man einen solide verarbeiteten Hardcoverband mit einer guten Heftung, der zudem durch seine Druckqualität und die gelungene Übersetzung von Tanja Krämling überzeugen kann. In Sachen Ausstattung zeigt sich dieser Band leider ziemlich karg und so erhält man für sein Geld ausschließlich den Comic. Das es auch anders geht, zeigte der erste Doppelband der Reihe, welcher mit einer Fülle von kleinen Extras aufwarten konnte. Das ist Schade, da man als Leser gerne noch mehr über die Konföderation erfahren, oder aber einige Skizzen bzw. alternative Cover gesehen hätte.
Fazit:Wie bereits bei „Nomaden“ (2.1), so habe ich auch bei diesem Band erhebliche Probleme, da das Szenario zwar ordentlich in seiner Konstruktion und Aufbau ist, doch erst mit dem zweiten Band ein Gesamtbild ergeben hat, welches mich dann vollends zufrieden machte. Hier gibt es mit dem Band 3.1 erneut diese Situation, bei der ich nicht weiß, ob dieses Szenario in sich wirklich schlüssig ist. Es gibt zumindest wieder einen recht schön in Szene gesetzten Cliffhanger am Ende des Bandes, der auf jeden Fall neugierig auf die Fortsetzung macht.
Was diesen Band allerdings interessant macht, ist die Fortsetzung der Geschehnisse in Kuala-Lumpur. Ich hatte eigentlich gedacht, es könne sich hier um eine Endlos-Reihe handeln, bei der das Ermittler-Duo immer wieder mit neuen Fällen konfrontiert werden könnte. Aber scheinbar gibt es einen Metaplot, der sich in den nächsten Bänden entwirren wird und so wird die Reihe nicht zu einem konventionellen SF-Mix aus Agenten- und Abenteuerstory verkommen, sondern mit seinen überaus aktuellen Themen wie Rassismus und die Bemühungen um Frieden auf weiterhin recht hohem Niveau unterhalten.
Das Duo Runberg und Pellé dürfte mit der Reihe „Orbital“ unbestritten bewiesen haben, dass sie einen phantastischen und absolut lesenswert Entwurf für einen sehr komplexen SF-Hintergrund vorgelegt haben, der wahrscheinlich in dieser Form und solchen Protagonisten zurzeit seinesgleichen sucht. Für mich auch weiterhin eine absolute Empfehlung, selbst wenn dieser erste Teil etwas schwach daherkommen mag.
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