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Game of Thrones: Das Kartenspiel
Bewertung:
(3.8)
Von: Matrix
Alias: Matrix
Am: 10.02.2013
Autor:Eric M. Lang, Christian T. Petersen, Nate French
Übersetzer:System:
Typ:Kartenspiel
Setting:Game of Thrones
VerlagHeidelberger Spieleverlag
ISBN/ASIN:4-015566011830
Inhalt:220 Karten, Spielbrett, Figuren und Marker
Sprache:Deutsch

Als Nachfolger des Collective Card Games bringt sich das Game of Thrones-LCG Spiel in Stellung. Das Spiel selbst ist schon etwas älter. Beim Ursprungsverlag FFG erschien es bereits 2008. Doch nun inmitten des anhaltenden Game of Thrones-Hype lohnt es sich auch für die Heidelberger das Spiel auf den deutschen Markt zu bringen.

 

LCG – Living Card Game nennt sich das „neue“ Format. Ein dynamisches Spielerlebnis ohne das nervige Kaufen von teuren Blindboostern soll es ermöglichen.

 

Erster Eindruck & Verpackung

 

Das Spiel kommt in der üblichen Brettspielschachtel daher, die, soviel darf gesagt sein, doch etwas überdimensioniert ist. Beim Öffnen wird offensichtlich, dass mit diesem Platz nicht gut gehaushaltet wurde. Mehr als einen Kartoneinleger mit vier Vertiefungen für die vier Decks war wohl nicht drin. So ist es umso ärgerlicher, dass die vier Decks im eingeschweißten Zustand wunderbar Platz finden, doch einmal ausgepackt, passen sie nicht mehr hinein und fahren in der ganzen Schachtel herum. Die Spielfiguren findet man unterhalb des Einlegers, ebenfalls ohne jegliche Vertiefung.

 

Es ist mir ehrlich gesagt unverständlich, wie solche Fehler konstant passieren können. Bei fast allen meinen Spielen der Heidelberger ist die Aufbewahrung des Materials eine Katastrophe. Kein Vergleich zu den Schachteln von bspw. Hasbro.

 

Spielmaterial

Im Spiel sind insgesamt 220 Karten, ein Spielbrett, eine Anleitung, 6 Figuren und viele Marker enthalten. Die Karten sind durchgängig vollfarbig und tragen alle eine Illustration. FFG hat sich für diese an einer sehr großen Anzahl von Illustratoren bedient, was sich im Stil deutlich niederschlägt. Bei einer Stichprobe mit 50 der 220 Karten kamen mir 33 verschiedene Zeichner unter. Ein homogener Stil entsteht so leider nicht, besonders bei Charakterdarstellungen fällt das ins Gewicht.

Ein anderes störendes Detail ist die Farbgebung. Wird in den Büchern bereits äußersten Wert auf die Farben des jeweiligen Hauses gelegt, wünscht man sich dies auch für die Karten. Allerdings kommen die Baratheon-Karten in einem schönen Grünton daher, die Lannisters sind auf Gelb gebettet.

Das restliche Material ist nett aufgemacht und auch von der üblich guten Qualität. Die 6 Figuren, die die verschiedenen Titel darstellen, sind gelungen und detailreich.

 

Regeln:

Game of Thrones: Das Kartenspiel ermöglicht es mit bis zu 4 Spielern gleichzeitig zu spielen. Mit dem Basisset ist es möglich alle Spieler mit einem Deck auszustatten (Lannisters, Baratheons, Targaryens und Starks). Out-of-the-Box-Spielen ist somit kein Problem. Die Regeln sind recht umfangreich. Im Spiel selbst gibt es zwei „feste“ Währungen. Die Machtmarker stellen den Fortschritt zum Eisenthron da. Wer es schafft 15 anzusammeln, gewinnt das Spiel automatisch.

Mit Gold werden Karten von der Hand in das Spiel gebracht. Wer sein Gold nicht beim Ausspielen ausgibt, kann damit weiter Einfluss nehmen. So erhöht bspw. jede Goldmünze die Stärke von einer bestimmten Karte.

 

Das eigentliche Spielgeschehen läuft in verschiedenen Phasen ab. Zu Beginn einer Runde sucht sich jeder Spieler aus seinen Strategiekarten eine aus. Diese legen fest, welchen Goldgrundbetrag der Spieler erhält, einen Initiative-Wert (höchste Wert darf Startspieler der Runde bestimmen), sowie einem Schadenswert, der nach einem Kampf Anwendung findet. Eine zusätzliche Fähigkeit rundet die Karte ab.

Hat jeder eine gewählt und wurden die Effekte abgehandelt, darf sich jeder Spieler einen Titel wählen. Dieser gewährt ihm für die laufende Runde einen Vorteil. Zusätzlich haben manche Titel Verbündete und Konkurrenten. Diese dürfen im Kampf unterstützt werden bzw. ein Angriff wird besonders belohnt.

Sind auch diese gewählt, bekommen die Spieler ihr Gold und dürfen nun Karten ins Spiel bringen. Jede Karte besitzt einen Goldwert, der beim Ausspielen von der Hand zu zahlen ist. Kämpfe werden mit Charakteren gefochten, die durch Zusätze unterstützt werden können. Orte bringen passive Boni. Ereignisse und Reaktionskarten sorgen für überraschende Momente.

 

Das Kernstück des Spieles ist der Kampf. Drei verschiedene Arten des Kampfes gibt es zu unterscheiden: Militärkampf, Intrige und Machtkampf. Funktionell laufen alle gleich ab, das Ergebnis ist dann wiederum aber unterschiedlich. Wenn der Angreifer im Militärkampf gewinnt, muss der Spieler dem Schadenswert entsprechend Karten zerstören. Bei einer siegreichen Intrige müssen Hauskarten in der Schadenswerthöhe abgelegt werden und ein Machtkampf endet mit den spielentscheidenden Machtmarkern, die man ebenfalls in Höhe des Schadenswertes bekommt.

 

Beim Kampf selbst kündigt der Startspieler einen Angriff einer Kampfart auf einen der Spieler an. Er schickt dann jene Charaktere, die diese Kampfart beherrschen (nicht alle beherrschen alle drei) in den Ring. Er kann dabei selbst entscheiden, wie viele er einsetzt. Der Verteidiger schickt daraufhin ebenfalls Einheiten in den Kampf, muss aber nicht. Die Stärken der Charaktere werden verglichen, bei Gleichstand oder höher gewinnt der Angreifer.

Der Clou: Die eingesetzten Karten auf beiden Seiten werden sodann „gebeugt“, für den Rest der Runde also passiv geschaltet. Somit müssen die Spieler mit ihren Charakteren sehr gut haushalten. Wer alle Angriffe abwehrt, hat im eigenen Zug sodann womöglich keine Chance mehr selbst aktiv zu werden.

 

Spielerlebnis:

Was das Spiel verspricht, hält es auch: Das Spielerlebnis ist äußerst dynamisch und interaktiv. Durch die Vielzahl an Optionen und mehrerer Spieler geht es äußerst kommunikativ zur Sache. Die Strategiekarten und die Titel offenbaren jede Runde neue Gegebenheiten, die mit bedacht werden müssen. Die geringe Verfügbarkeit der Charaktere sorgt für zusätzlichen taktischen Tiefgang. Ein Glückselement abseits des üblichen Nachziehstapels ist nicht vorhanden.

Es ist sicherlich ein großer Vorteil die enthaltenen Karten im Spiel zu kennen. Wer weiß, dass es im Strategiestapel der Starks eine Karte mit „Vernichte alle Charaktere im Spiel“ gibt, plant ganz anders vor.

Durch den offenen Aufbau der Decks kann auch selbst Abwechslung hinein gebracht werden, insbesondere durch die zahlreichen Erweiterungsdecks.

Einige Regeln im Spiel selbst verkomplizieren das Spielerlebnis allerdings nur unnötig. Ob diese Regeln sich erst mit den Erweiterungssets vollkommen entfalten, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Wer Game of Thrones: Das Kartenspiel spielen möchte, braucht aber ordentlich Sitzfleisch. Durch die sehr kleinunterteilten Phasen dauern die Runden lang. Ein durchschnittliches Spiel währt in der Regel zwischen 2 und 3 Stunden.

 

Fazit:

Inhaltlich kann Game of Thrones: Das Kartenspiel überzeugen. Das Spielerlebnis ist äußerst taktisch und kein Fehler wird verziehen. Wer bei FFG-Spielen etwas anderes erwartet, ist jedoch auch selbst schuld. Dynamisch und mit ständig neuen Entwicklungen, die in die Taktik mit einbezogen müssen, lassen das Spiel nicht monoton werden. Die Möglichkeit eigene Decks zu bauen und Regeln, wie Karten, mit den Erweiterungssets zu erweitern, sorgen auch für langen Spielspaß. Günstig wird das jedoch nicht. Pro Erweiterung zahlt man der UVP zufolge 26,95 € für 160-180 neue Karten.

Einige Regeln plustern das Spiel aus dem momentanen Stand unnötig auf und verkomplizieren auch den Einstieg für Anfänger. Diese in der ersten Partie wegzulassen, ist sicherlich nicht die schlechteste Idee.

Soweit das Spiel inhaltlich einen runden Eindruck macht, desto mehr Wermutstropfen gibt es bei der Gestaltung. Die Verstaumöglichkeiten in der Schachtel sind, einmal mehr, eine absolute Katastrophe. Ein weiterer Schritt nach unten würde hier bedeuten, alles einfach so in die Schachtel zu werfen.

Wer bei Illustrationen einen hohen Wert auf einen durchgängigen Stil hat, wird mit dem Spiel nicht glücklich. Bei einer Stichprobe von 50 der 220 Karten kamen allein 33 verschiedene Illustratoren zu tragen. Auch Details wie die Farbgebung der Karten macht mit Hintergrundwissen zu Game of Thrones keinen Sinn.

 

Game of Thrones: Das Kartenspiel ist für Taktik- und Kartenspielliebhaber, die nicht unzählige Booster aufreißen wollen, genau das richtige. Das entsprechende Kleingeld sollte dafür jedoch auch bereit liegen.